In dem  300 Seiten starken Sammelwerk aus der Reihe KinderRechte werden in vier großen Abschnitten mit jeweils vier bis fünf Beiträgen verschiedene Aspekte für die Umsetzung der Kinderrechte in einer demokratischen Gesellschaft und Schule beleuchtet. Diese sind als Reaktionen auf und Beschäftigung mit dem Manifest des Wissenschaftlers Lothar Krappmann zu verstehen. Krappmann war am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und als Honorarprofessor tätig, bevor er 2007 Vorsitzender des Fachbeirates des Programms „Demokratie leben und lernen“ der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) wurde und ebenfalls Mitglied des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes war. 

Die knapp 20 Autor*innen des Sammelwerks sind allesamt Aktivisten* für Kinderrechte in der Schule, vor allem aus dem BLK-Programm „Demokratie leben und lernen“, das Anfang der 2000er Jahre lief und u.a. auch stabile Netzwerke für demokratische Entwicklung in Schulen hervorgebracht hat. 

„Kinderrechte sind Menschenrechte.“ So lautet der erste Satz des Manifests von Lothar Krappmann. Das liegt daran das Kinder Menschen sind, möchte man ihm zurufen! Das sollte nun keine Neuigkeit mehr sein im 21. Jahrhundert, will man meinen. Gleichwohl scheint es immer noch wesentlich und innovativ zu sein, auf die UN-Kinderrechtskonvention von 1992 hinzuweisen, wenn es um die Weiterentwicklung von Schule als Institution geht. Und dafür steht er ein: „Schulentwicklung auf der Basis der Kinderrecht ist keine Kopfgeburt.“ In 84 Paragrafen fächert er ein Manifest auf, das konsequent die Umsetzung der Kinderrechte in der Schule nicht nur fordert, sondern auch erklärt, wie es gehen kann. Die großen Überschriften des Manifests heißen: 

I. Bildung zur Gestaltung eines Lebens auf der Grundlage der Menschenrechte

II. Schule ist Schule der Kinder

III. Demokratische Schulkultur und Schulverfassung

Die dem Manifest folgenden vier großen Abschnitte tragen die Überschriften

I. Was im Argen liegt

II. Welche pädagogischen Aufgaben zu bearbeiten sind

III. Wo man praktisch ansetzen kann

IV. Partnerschaften für die Entwicklung einer kindergerechten Schule 

Und auch wenn sie sich in Ansprache und Tonfall hauptsächlich an Lehrkräfte und Schulleitungen sogenannter staatlicher Regelschulen wenden, können Mitarbeitende, Eltern und vor allem auch Jugendliche aller Schularten hier Inspiration bekommen, wie es um die Kinderrechte in Schulen bestellt sein kann und wer was beitragen kann, um sie weiter zu verankern und zu festigen. 

Jeder einzelne Beitrag in dem Buch wird mit einer halbseitigen Zusammenfassung „Worum es geht“ eingeführt. Das macht es für die Leser*innen leicht sich zu orientieren und gezielt nur spezifische Artikel zu lesen. So ist im Präludium zum Beitrag von Timo Reinfrank (Geschäftsführer der Amadeus Antonio Stiftung) „Kinderrechte als Instrument zur Prävention von Gruppen bezogener Menschenfeindlichkeit“ zu lesen: „Der Kampf um die Verwirklichung einer demokratischen Kultur in der Schule ist kein Nebenher-Projekt, jedoch eine Aufgabe, die Schule leisten muss und kann, wenn sie den Kindern die Erfahrung vermittelt, das sie gehört und in ihrer Eigenart gefördert werden, wie die Kinderrechte dies verlangen. Die kindergerechte Schule ist die beste Prävention gegen Herabwürdigung und Spaltung der Gesellschaft.“

Trotz der verschiedenen Autor*innen hat der*die Leser*in den Eindruck die Beiträge beziehen sich aufeinander und geben so einen umfangreichen Überblick zur Thematik, zumal auch jeder Beitrag einzeln stehen kann und verständlich bleibt. 

Das Manifest zu „Kinderrechte, Demokratie und Schule“ bearbeitet die Herausforderungen des Themas umfassend und kann – vielleicht zusammen mit dem Manifesto15 (https://manifesto15.org/de/) des US-amerikanischen Wissenschaftlers und Aktivist John Moravec – auch für Freie und Demokratische Schulen eine wertvolle Inspiration zur Weiterentwicklung demokratischer Schulkultur für Kinder, Jugendliche, Mitarbeitende und Eltern sein. 

Gelesen hat „Worauf Kinder und Jugendliche ein Recht haben – Kinderrechte, Demokratie und Schule: ein Manifest“ von Lothar Krappmann, Christian Petry u.a. für Euch Nicola Kriesel.

Zuerst ist diese Rezension im unerzogen-magazin 2/18 erschienen.

  • Taschenbuch: 304 Seiten
  • Verlag: Debus Pädagogik (17. März 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3954140543
  • ISBN-13: 978-3954140541
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