Im Januar 2020 kündigte Brené Brown ihren Podcast „Unlocking Us“ an und am 20. März 2020 erschien die erste Folge. Pünktlich zum ersten Lockdown und passender könnte der Titel des Podcast wohl nicht gewählt sein, obwohl im Januar 2020 wohl niemandem klar war, dass die Welt nur zwei Monate später in einen Zustand namens „Lockdown“ versetzt würde, dessen Name wohl die meisten von uns bis dahin nicht mal in ihrem aktiven Wortschatz hatten. Mit „Unlocking Us“ lädt die bekannte Sozialforscherin, Professorin an den Universitäten in Houston und Austin, Texas, USA, wo sie zu Themen wie Verletzlichkeit, Scham, Wut und Empathie arbeitet, ein sich mit ihr und ihren Gesprächspartner*innen auf die Reise des „Entpackens“ und Entdeckens zu begeben. Wie können Ideen, Geschichten Erfahrungen, Bücher, Filme und Musik reflektieren welche universellen Erfahrungen wir als Menschen machen können, von den mutigsten Momenten bis hin zu denen die uns das Herz brechen. Es geht um Gespräche die den zutiefst menschlichen Teil offenbaren, so dass wir mit mehr Mut und Herz, leben, lieben und führen können.

Die erste Folge war wohl  nicht so wie die Macherin sich das ursprünglich vorgestellt hatte, sie spricht über „FFTs“, die wir in diesen Wochen im Frühjahr 2020 alle zu Hauf erlebten: „Freaking First Time“s. So übersetzt Brené Brown das Phänomen in „kindertaugliche“ Sprache für texanische Verhältnisse. Eigentlich – so räumt sie ein – steht es für „Fucking First Time“.

Dieser Moment, wenn wir etwas das erste Mal tun, wenn uns etwas das erste Mal geschieht, wir es das erste Mal beobachten. Diese Momente von denen viele von uns im vergangenen Jahr vielleicht auch zu viele hatten. Und gleich in der ersten Folge gibt sie Impulse mit, die alltagstauglich sind: „Name it! Normalize it! Put it in perspective! Reality check expectations!“

Für mich war das vor knapp einem Jahr wirklich hilfreich: Worte finden für das, was mich überrascht und vielleicht auch überfordert. Den Eindrücken, Gefühlen und Herausforderungen einen Namen geben, sie benennen, eine Sprache finden. Dann tief durchatmen und schauen, dass wir sie „normalisieren“ können, also raus aus dem (inneren) Ausnahmezustand. Auch dafür ist Sprache hilfreich. Und nicht zuletzt: der Perspektivwechsel! Wie kann das, was ich hier gerade das erste Mal erlebe, vielleicht noch betrachtet werden? Wie kann das, was mich herausfordert, zu einer Chance werden? Was gibt es hier zu lernen?

Mittlerweile gibt es über 40 Folgen von „Unlocking Us“ und für mich hatte Brené Browns Stimme und die Gespräche mit ihren Gästen – von Tarana Burke (#metoo) über Harriet Lerner („Wohin mit meiner Wut?“), Reese Witherspoon & Kerry Washington, Laverne Cox bis hin zu Barack Obama und Joe Biden – in all den vielen Wochen seit Ausbruch der Pandemie nicht nur etwas beruhigendes und beständiges, sondern war immer auch ein Quell von Inspiration, mutig zu sein, zuversichtlich zu bleiben, Kontakt und Beziehung anzubieten, wenn das „physical distancing“ uns das Leben in diesen Tagen manchmal so schwer macht.

Seit Oktober 2020 gibt es einen zweiten Podcast von Brené Brown: Dare to lead. Ihr gleichnamiges Buch ist bereits 2018 erschienen und wird ab Frühjahr 2021 auch in deutscher Übersetzung vorliegen. Dazu gibt es dann demnächst einen SOCIUS liest – Beitrag.

Der Podcast „Unlocking Us“ jedenfalls ist eine SOCIUS Hörempfehlung, für alle, die nicht sofort weglaufen, wenn weiße US-amerikanische Bildungs-Mittelstandsfrauen, sich kluge Gedanken machen.

Link: https://brenebrown.com/unlockingus/

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