Wie würde eine Welt aussehen, in der die sozial-ökologische Wende gelungen ist und sich viele Herausforderungen unserer Zeit zum Positiven entwickelt haben? In einer Zeit vor Corona, genau genommen im Sommer 2019, machte sich ein befreundeter Beraterkollege daran, ein Buch darüber zu schreiben. Lino Zeddies, studierter Ökonom, Organisationsentwickler, Coach, Speaker, Heilpraktiker, Aktivist für eine schönere Welt und zuletzt auch Autor, geht in seiner Erzählung auf eine Vielfalt gesellschaftlicher Bereiche und Fragen ein und orchestriert diese in einem anregenden Werk zu einer gesellschaftlichen Utopie.

Vor etwa einem Monat wurde das Buch punktgenau zur Corona-Krise fertig und dient nun als inspirierendes Narrativ über Möglichkeiten, wie sie in ihren Ansätzen alle schon existieren. Es ist ihm sogar gelungen, die letzten Entwicklungen um Corona noch in die Erzählung einzubetten.

Wir als SOCIUS unterstützen das Projekt, etwa mit der Erstellung eines Videos und hatten Lino zuletzt auch als Facilitator in einem Labor zur Zukunft von Arbeit und Organisationen, dessen Ergebnisse hier nachgelesen werden können.

Einige Inhalte und Eindrücke vom Buch werden in dem vierminütigen Promo-Video deutlich:

Informationen zum Buch

  • Das Buch umfasst 312 Seiten und ist im April 2020 bei Books on Demand erschienen.
  • Die Entstehungsgeschichte, Infos zum Autor, sowie weitere Links zu progressiven Ansätzen sind auf Lino Zeddies‘ Website nachlesbar.
  • Bestellbar ist das Buch bei Books on Demand für € 11,99 gedruckt oder derzeit noch € 4,99 (später € 7,49) als E-Book. Alternativ ist es auch bei den üblichen Buchhändlern online erhältlich.

Leseprobe

Lino hat uns eine exklusive Leseprobe für unsere Leser*innenschaft zur Verfügung gestellt:

Setting der Szene: Lena ist nach einem fast 30-jährigen Komaschlaf im Jahr 2048 aufgewacht und unterhält sich mit dem Ehepaar Helge und Sally über den großen Wandel.

»Lena hat mich eben gefragt, wie wir damals den großen Wandel geschafft haben. Was meinst du? Wodurch wurden all die Veränderungen möglich?«, fragte Helge.
Sally legte sich nachdenklich die Hand ans Kinn und dachte einen Moment nach. Dann schaute sie auf. »Erstmal denke ich, dass der Einsatz für die Veränderungen im Außen nicht von den Veränderungen im Inneren zu trennen ist. Das war früher in der Regel viel zu separiert.«
»Meinst du mit Veränderungen im Inneren Psychotherapie und sowas?«, fragte Lena.
»Zum Beispiel. Wer die Welt verändern will, muss bei sich anfangen. Die innere Heilung und die Auseinandersetzung mit eigenen Verletzungen und Schatten ist daher enorm wichtig. Dabei kann Psychotherapie hilfreich sein oder auch Seminare, Selbsthilfegruppen, Meditations-Retreats oder Wandercoachings.«
Lena lächelte. »Viele Wege führen nach Rom.«
»Genau. Andererseits gab es früher in dem Kontext auch viele Menschen, die immerzu nur um ihre Probleme und Prozesse gekreist sind.« Sally nahm einen großen Schluck Apfelsaft. »Ich hatte mal so eine Freundin, die jede Woche zu ihrem Coach gerannt ist und die Lösung aller Probleme der Welt in der Aussöhnung mit dem inneren Kind gesehen hat. Sie meinte dann, erst alles in sich heilen zu müssen, damit sich die Welt verändert.«
»Aber ist da nicht was dran?«
»Klar ist da was dran. Aber es ein Kampf gegen Windmühlen, in einer verrückten Welt, die kontinuierlich die Menschen krank macht, nur am Individuum anzusetzen und zu versuchen, die Menschen einzeln zu heilen. Innere Heilung ist wichtig, aber es braucht auch unbedingt die damit einhergehenden Veränderungen im Außen.«
Lena nickte. »Die Geflüchteten, mit denen ich früher gearbeitet habe, waren fast alle traumatisiert. Ich habe manchmal gedacht, wenn man das ganze Geld und die Energie, die in die Geflüchtetenhilfe geflossen ist, ein paar Jahre vorher in Friedensarbeit und internationale Reformen gesteckt hätte, hätte man vielleicht manche der Kriege und damit dieses ganze Leid verhindern können.«
Sally nickte. »Genau das meine ich. Gleichzeitig gab es natürlich auch einen Haufen unreflektierter Aktivisten, denen ein bisschen Coaching und Selbstreflexion über ihr inneres Kind sehr gut getan hätte. Dann hätten sie mit ihren inneren Konflikten nicht ihre Projektgruppen und Organisationen belasten müssen.«
»Oh ja«, Lena verzog das Gesicht. »Diese Kandidaten kenne ich auch. Du meinst also, es braucht die Arbeit im Außen und im Innen?«
»Ganz genau. Sowohl als auch. Aber früher wurde alles getrennt und aufgespalten. Da wurde fröhlich der Umweltschutz gegen Soziales ausgespielt, Arm gegen Reich, Männer gegen Frauen, Norden gegen Süden und Alt gegen Jung.«
Lena blickte zu Boden. »Verdammt! Ja, das war schon sehr frustrierend.« Dann schaute sie wieder auf. »Und was führte dann zu dieser Wende? Es scheint ja, dass sich die Bewegungen doch irgendwann vereint haben. Wie kam es dazu, dass immer mehr den Bewusstseinssprung geschafft haben?«
»Vielleicht kann man es als eine Evolution des menschlichen Bewusstseins bezeichnen, dass die Zeit eines Tages reif war für das Integrieren der vermeintlichen Gegensätze. Irgendwann ging in dieser Hinsicht auf jeden Fall ein Ruck durch die Aktivisten. Gleichzeitig verbreiteten sich einige wirkmächtige soziale Technologien wie die Soziokratie, Dragon Dreaming, Theory U, Circling, Art of Hosting, gewaltfreie Kommunikation und so weiter. Das hat vieles in der Zusammenarbeit leichter gemacht.«
Lena zog die Augenbrauen zusammen. »Das meiste davon sagt mir kaum etwas.«
Helge ergriff das Wort: »Genau das war das Problem. Den meisten Aktivisten früher fehlte das grundlegende Handwerkszeug. Das sind alles Methoden für effektive, harmonische und sinnstiftende Zusammenarbeit. Soweit ich mich erinnere, kam das meiste davon erst nach der Jahrtausendwende auf. Außerdem dauert es natürlich, bis sich solche Methoden verbreiten. Diese neuen Ansätze waren jedenfalls extrem hilfreich dabei, ein vertrauensvolleres Miteinander zu schaffen. In den sozialen Bewegungen und NGOs flutschte das Zusammenwirken damit einfach viel besser.«
»Klingt vielversprechend.« Lena dachte eine Weile darüber nach und schob sich noch eine Kirsche in den Mund. »Angenommen, ich könnte in der Zeit wieder zurückreisen. Welche Erkenntnisse hättet ihr mir als Aktivistin vor dreißig Jahren mitgegeben?«
Sally ergriff das Wort. »Nicht gegen das alte System zu kämpfen, sondern für eine schönere Welt. Die Welt braucht stattdessen inspirierende Visionen und überzeugende Beispiele des Wandels. Früher war der Aktivismus meist zu negativ.«
Helge nickte bestätigend. »Das stimmt. Kampf und Widerstand sind die Methoden des alten Paradigmas. Was es für positive Veränderung braucht, sind Mitgefühl, Verständnis und Verbundenheit. Das war eine sehr wichtige Lektion für mich. Wenn man nur das Alte bekämpft, bleibt man stehen und reibt seine Ideale auf. Wie die vielen Freiheitskämpfer, die irgendwelche Diktatoren gestürzt haben und dann selbst zu Despoten wurden.«
»Aber wenn man das Falsche nicht bekämpft, wird es doch noch stärker«, sagte Lena irritiert.
»Natürlich gibt es auch eine Zeit des Kampfes und des Widerstands«, sagte Helge. »Aber meistens erfordert positive Veränderung andere Methoden.«
Sally ergänzte: »Zudem hatten die Mächtigen des alten Systems die Waffen, das Geld, den Überwachungsstaat, die Polizei und die Medien. Einen Kampf in Form eines Kräftemessens konnten wir gar nicht gewinnen.«
»Und was sollte man dann tun statt zu kämpfen?«, fragte Lena.
Helge erhob einen Zeigefinger. »Als Erstes sollte man dafür sorgen, dass es einem selber gut geht. Wenn man sich selber ausbeutet und kaputt macht, ist keinem geholfen. Man muss sich auch Zeit nehmen für die schönen Dinge. Sonst vergisst man, warum man tut, was man tut.«
Sally machte eine bedeutungsvolle Geste. »In der Hoffnung, den Mond zu erreichen, vergisst der Mensch, auf die Blumen zu schauen, die zu seinen Füße blühen. Albert Schweitzer.«
Lena blickte etwas niedergeschlagen. »Puh. Das berührt mich sehr und gleichzeitig fühle ich mich schuldig. Wenn ich ehrlich bin, war ich total drin im alten Trott der Selbstausbeutungsmühle. Da war nix mit Blumen und Leichtigkeit.« Sie nahm sich vom Tisch einen Keks und schob ihn sich in den Mund. »Habt ihr noch mehr guten Rat auf Lager?«
Helge nickte kräftig. »Die Revolution muss Spaß machen!«

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