Zuhören, auch wenn es unbequem wird

Zuhören, auch wenn es unbequem wird

Rückblick auf den oe-tag 2025

Im Vorfeld des oe-tags war unsere Unsicherheit groß, wir fragten uns: 

  • wie kommt das Thema an, das uns so intensiv beschäftigt, gleichzeitig und gleichzeitig  so weit weg scheint vom Kontext „Organisationsentwicklung“? 
  • Wie reagieren unsere langjährigen Berliner Teilnehmenden darauf, dass wir nach Halle gehen? 
  • Und wie sind wir selbst „sprechfähig“ für dieses Thema, als Kolleg:innenkreis, in dem mehr West- als Ost-Sozialisation stattfand? 

Unser Wunsch war es, dass der oe-tag Raum bietet, den unterschiedlichen Erfahrungen nachzugehen – in Erzählrunden, Impulsen, Dialogformaten und Workshops. 

Persönliches erzählen

Gleich zu Beginn wurde deutlich, wie kraftvoll und gleichzeitig herausfordernd es ist, wenn Menschen unterschiedlicher Herkunft und Prägung  ihre Geschichten zu teilen. Joana Ebbinghaus und Lysan Escher erzählten die ersten biografischen Geschichten des Tages.Und so setzte es sich den ganzen Tag weiter fort: immer wieder wurden sehr persönliche Erlebnisse geteilt. 

Dabei ging es nicht um Zuschreibungen, sondern um Erkundung. Nicht um Schuld oder Rechtfertigung, sondern um Resonanz. Und um die Frage, wie wir in Organisationen Räume schaffen können, in denen Unterschiedlichkeit nicht überdeckt, sondern gehalten wird. Vielfach war dies am oe-tag auch möglich und machbar, weil drei tolle Menschen als „Ansprechpartner:innen für innere Bewegtheit“ verfügbar waren und die Teilnehmenden wussten, dass sie mit ihren Emotionen nicht allein gelassen würden. Auch wenn diese Möglichkeit nur wenig in Anspruch genommen wurde, gab es die Rückmeldung, dass allein die Verfügbarkeit hilfreich war, anders im Austausch zu bleiben. 

Auch wenn es stellenweise schwierig wurde, nicht aus der Beschreibung in Zuschreibungen zu rutschen, gab es immer Hilfestellungen, um das Herz und den Geist zu öffnen und die Neugierde beim zuhören nicht zu verlieren. Unsere konzeptionelle Ausgangslage, möglichst konsequent Ost UND West zu betrachten, war nicht durchgehend so weit umsetzbar, wie wir es uns gewünscht haben und so blieb die Beschäftigung mit dem Leben und der Wende im Osten im Vordergrund. 

Zuhören als aktive Praxis

Auch – und vielleicht gerade – aufgrund dieser Dynamiken war es ein oe-tag voller vielfältiger Perspektiven. Zuhören war die prägende Haltung des Tages: offen, absichtslos, aufmerksam. Die Magie des Zuhörens entfaltete ihre Kraft: Es wurden Verbindungen geschaffen, Verständnis war wichtiger als Urteile, Räume für Einsichten, Vertrauen und gemeinsames Lernen wurden eröffnet, Wahrnehmung geweitet und auch dem Schweigen wurde zugehört.  

Damit konnten Spannungen spürbar werden – und gerade dadurch auch produktiv. Deutlich wurde: Erst, wenn wir aufhören, Unterschiede vorschnell zu glätten, entsteht die Chance auf echtes Verstehen. Teilnehmende beschrieben, wie heilsam es war, sich in ihren Perspektiven zeigen zu können, ohne sofort erklären oder einordnen zu müssen. 

Orientierung durch Fokus

Hilfreiche Orientierung boten die „Listening Lenses“: Sieben Fokuspunkte, von denen sich jede:r einen aussuchte und auf die wir über den Tag unsere Aufmerksamkeit im Zuhören richten konnten. Hier bildeten sich dann so genannte “Linsengruppen”, die sich über den Tag hinweg dreimal trafen und zum Abschluss die inhaltliche Reichhaltigkeit des Tages sichtbar werden ließen.

Unsere Kernkompetenz “Organisationsentwicklung” war an diesem oe-tag weniger gefragt als sonst und wir genossen den Blick weit über den Tellerrand. Was vom oe-tag 2025 auf jeden Fall als Impuls bleibt, ist: weiter fragen und weiter hören – auch und gerade da, wo es persönlich wird und vor allem  dort, wo es unbequem wird. 

SOCIUS salon am 22. Juli 

Wir laden ein zum Zuhören – Weiterdenken – Dranbleiben. Wir möchten mit euch weiter im Austausch sein:

  • Was hat das Erlebte in euch bewegt?
  • Wie wirken diese Erfahrungen in eure Kontexte hinein – persönlich, professionell, politisch?
  • Was bedeutet das für eure Arbeit mit Menschen und Organisationen?

Melde dich hier an. 

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Warum es den oe-tag gibt

Warum es den oe-tag gibt

Liebe Leser:innen,

seit 2008 gestalten wir einmal im Jahr den oe-tag – das Forum für (gemeinnützige) Organisationsentwicklung. Jedes Jahr widmen wir uns einem Thema der Organisationsentwicklung und beleuchten es in Tiefe – etwa Leadership, Kultur, Selbstorganisation oder Improvisation. Der oe-tag war dabei nie ein Event zum bloßen Konsumieren, sondern immer Einladung und Angebot, miteinander ins Gespräch zu kommen: Erfahrungen, Perspektiven und Fragen zu teilen; neue Ideen im kognitiven Austausch oder im aktiven Experimentieren zu erkunden.

Warum ich diese „Vorrede“ schreibe?
In diesem Jahr widmen wir uns den Erfahrungen, Eindrücken und Nachwirkungen der sogenannten „Wendezeit“ – einer Zeit, die in uns allen auf je eigene Weise emotional und erinnerungskulturell nachwirkt. Dabei geht es um strukturelle Themen wie die ausgewogene Repräsentation ostdeutscher Führungskräfte ebenso wie um subtilere Fragen, wie z.B.

  • Welche Erzählungen finden heute Resonanz – und welche nicht?
  • Wieviel Ambivalenz, Widersprüchlichkeit und Komplexität ist erlaubt in der Verortung von Menschen jenseits plakativer Gegensätze von Wendegewinner oder -verlierer?
  • Wie können Erfahrungen von Privilegierung und Verletzung angesprochen und damit weiter be- und verarbeitet werden?

Zum ersten Mal erlebe ich, dass ich im Freund:innenkreis – neben Zustimmung und Anerkennung – auch kritisch hinterfragt werde: „Was ist eigentlich eure Fragestellung?“ – und gleich darauf: „Ist euch bewusst, dass ihr überwiegend westdeutsch sozialisiert seid?“. Diese Fragen und meine emotionale Reaktion darauf haben mir verdeutlicht, wie eng der Diskurs mit unseren persönlichen und kollektiven Identitäten verwoben ist. Ich war – vielleicht etwas naiv – überrascht, wie tief das Thema berührt und wie unsicher ich mich plötzlich fühlte. So paradox es klingen mag, hatte ich zeitweise das Gefühl, als „Wessi“ weniger legitimiert zu sein, überhaupt ein Gespräch zu beginnen, zuzuhören, Fragen zu stellen, zu reden.

Dass wir den diesjährigen oe-tag nicht in Berlin durchführen und vor dem Hintergrund unterschiedlicher thematischer Zugänge einen dialogischen Fokus gewählt haben, war eine bewusste Entscheidung. Vielleicht sind das nur kleine, symbolische Schritte – aber gerade solche Zeichen können bedeutsam sein. Denn wenn wir – unabhängig davon, ob „Ost“ oder „West“ – uns nicht gemeinsam, auch mit Unsicherheit, in den Dialog begeben: Wo und wie soll er dann sonst stattfinden?

Gleichzeitig habe ich in den vorbereitenden Gesprächen ganz andere Erfahrungen gemacht: Gespräche, die mich inspiriert haben – in denen über’s Telefon Neugier, Verbindung und das Bedürfnis nach tiefem Austausch spürbar wurden. Das hat mir Lust gemacht auf mehr – und auf diesen oe-tag. Es macht mich mutig.

Ich gehe diesmal mit mehr Fragen als sonst in den oe-tag. Das wiederum zeigt mir, dass wir dem ursprünglichen Anliegen des oe-tags nahekommen: Räume zu schaffen, in denen echte Begegnung möglich ist – Räume, in denen Freude ebenso Platz hat wie Schmerz, Irritation, Ratlosigkeit oder Erkenntnis. Der oe-tag ist kein Ort für glatte Präsentationen. Er ist ein Ort des Zuhörens, der geteilten Geschichten, der strukturellen Fragen, der Perspektivwechsel – und des gemeinsamen Suchens nach Sprache und Sinn.

Und natürlich stellen wir uns auch die Frage:

Was können wir vom oe-tag mitnehmen, das über diesen einen Tag hinaus trägt? Was lässt sich lernen, das hilft, Strukturen zu schaffen, die echten Austausch ermöglichen – nicht nur einmal, sondern immer wieder?

Wenn es gelingt, dass sich Erfahrung und Widerspruch, Neugier und Wertschätzung begegnen, dann entsteht ein Bild von Wirklichkeit, das nicht unbedingt einfacher, aber ganz sicher reicher ist. Und wenn wir an diesem Tag anfangen, eine Sprache für das Unausgesprochene zu finden  und erleben, dass ehrliche Gespräche Verbindung stiften, dann könnte der Tag Teil einer Kultur des Zuhörens werden, die wir in Organisationen und gesellschaftlich so dringend brauchen.

Dafür lohnt sich der Versuch.

Christian Baier

Autor Christian Baier

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So viele nicht erzählte Geschichten

So viele nicht erzählte Geschichten

Sabine Ayeni treibt die Suche an, mit Teams Wege zu finden, wie eine Veränderung Spaß macht und sie weiter voranbringt. In Westdeutschland aufgewachsen, hat sie lange Zeit ihres Lebens in Irland und Südafrika verbracht. Heute wohnt sie bei Halle. Im Workshop, den sie zusammen mit Agnes Sander durchführt, wollen sie der Frage nachgehen, wie unterschiedliche Perspektiven auf “Ost” und “West” in einen Austausch kommen können. 

„Noch längst nicht alles gesagt“ – Was ist aus Deiner Perspektive offen und Thema zum oe-tag zwischen Ost und West?

Gesamtdeutsch ist die Wende für mich immer noch ein Ort mit offener Verwundung, Trauer und nicht ausgesprochenen Verletzungen. Wichtig – finde ich – ist, dass wir das nicht als ein ausschließlich ostdeutsches Thema sehen. Menschen, die hier lebten, wurden in das westdeutsch geprägte System hineingezogen und hatten keine Möglichkeit selbst daran etwas mitzugestalten. Auch die meisten Menschen in Westdeutschland hatten kaum Gelegenheit, diese Prozesse eines „gemeinsamen“ Deutschlands mitzugestalten. Insofern ist es wirklich ein gesamtdeutsches Phänomen, das immer verliert, wenn wir es “nur” aus Ost- oder West-Perspektive betrachten.

Allerdings: Das heutige deutsche Gesellschafts-System ist näher am Westen als am Osten. Insofern kann ich verstehen, wenn Menschen sagen, dass sie in der Wende ihre Heimat verloren haben. Auch wenn keine geografische Migration stattgefunden hat, sind sie in sehr existenziellen Fragen doch in ein neues System gespült worden. “Das Land in dem ich geboren wurde, gibt es heute nicht mehr.” höre ich ausschließlich in Ostdeutschland, nicht im Westen. Insofern gibt es – auch aus einer umfassenden Perspektive – natürlich unterschiedliche Betroffenheit. 

Aus meiner Sicht ist es bis heute nicht gelungen, zu diesen Erfahrungen – als ein gesamtdeutsches Phänomen – miteinander in Verbindung treten. Von den eigenen Erfahrungen, Verletzungen und Eindrücken erzählen können und anderen zuhören, ohne in eine Beschuldigung oder in eine Selbstrechtfertigung zu rutschen, dafür gibt es noch viel zu wenige „Räume“. Ich glaube, wir müssen uns da nochmal wirklich völlig neu begegnen, auf einer ganz menschlichen Ebene, sonst wird dieser Konflikt und dieses “nicht ausgesprochene” weiter tief in uns bleiben. Hier gibt es einfach noch sehr viele nicht erzählte Geschichten. („There is no greater agony than bearing an untold story in you.” Maya Angelou)

Was ist Voraussetzung, um zu diesem Thema gut miteinander ins Gespräch zu kommen?

Zusammen mit Agnes Sander habe ich im Rahmen der Workshopvorbereitung da schon viel darüber nachgedacht. Unser Ansatz, den wir am 13.6. auch mitbringen werden, lautet: “Verbindung herstellen”. Tiefgehende Konflikte – und so nehmen wir diese, seit langem tiefsitzenden Erfahrungen in Bezug auf “Ost” und “West” durchaus wahr – passieren dort, wo wir Menschen ausgrenzen, nicht mehr auf Verbindung und Miteinander achten sondern auf Abwertung und Ausgrenzung. Unser Ziel ist es, zunächst miteinander Verbindung aufzunehmen und in Kontakt zu kommen, auf ganz menschlicher Ebene. 

Ich habe längere Zeit in Irland und Südafrika gelebt. Beides auch Länder mit tiefliegenden Konflikten und gegenseitigen Prozessen der Abwertung. Dort habe ich häufig erfahren, wie wichtig es ist, dass Menschen in Kontakt kommen, einander in erster Linie als Menschen erleben und so Wege für echte Gespräche finden. In Begegnungen, in denen sich Menschen trauen, sich zu zeigen kann es auch gelingen über die Dynamik und die Abwertung, die historisch stattgefunden hat, zu reden. Wenn die eigenen Erfahrungen im Zuören des anderen eine Resonanz erhalten, ist es möglich, sich von dem Trauma und den Schmerzen, die darin stecken zu lösen. Und nochmal: das ist eine gemeinsame und gesamtdeutsche Aufgabe, die wir da haben, wir können das nicht einer Region überlassen.

Das ist für mein Empfinden die große Aufgabe. Klassisch darin eingebunden ist natürlich die Frage nach safe spaces um sich in einem solchen Raum auch entsprechend öffnen zu können, sind Kommunikationsregeln, die von allen anerkannt werden und ist eine klare menschenzugewandte Haltung als Ausgangslage. Insofern ist es alles andere als trivial, aber ich glaube, das brauchen wir. 

Du bist in Bayern aufgewachsen, lebst heute bei Halle und hast internationale Berufserfahrung gesammelt. Wo nimmst Du wahr, dass unterschiedliche Prägungen von „Ost“ und „West“ heute noch in Organisationen eine Rolle spielen?

Diese tiefe Verletzung schimmert in vielem durch. Wenn wir davon für den Moment mal weggehen, sehe ich unterschiedliche Prägungen an verschiedenen Stellen, ich will ein paar Aspekte herausgreifen: 

Als ich 2012 hier angefangen habe zu arbeiten, ich wurde erstmal beäugt als Person, die nicht von hier kam und bin dabei auf viel Unverständnis gestoßen, warum ich vom Westen in den Osten gezogen bin. Viel Kredibilität habe ich durch meinen jetzigen Partner erhalten, der aus Erfurt kommt. An so manchen Stellen wurde mir deutlich gemacht, dass ich nicht mitreden kann, weil ich „hier“ nicht aufgewachsen bin. Das stimmt ja zum Teil auch, denn die Sozialisation war schon sehr verschieden. Diese Dynamik ist natürlich auch in Unternehmen spürbar.

Für mich zeigt sich hier vieles auch noch nicht so “fertig” wie an vielen Orten, die ich aus meiner Heimat oder sonst im Westen kenne. Hier gibt es mehr Gestaltungsspielraum. Und klar – gegenwärtig sind wir in Phasen einer Krise. Aber trotzdem finde ich das auch positiv, da kreativ heranzugehen und etwas mitgestalten zu können. 

Und ich erlebe immer wieder, dass es hier ein deutlich anderes Frauen- und Familienbild gab als im Westen. Es war schon immer selbstverständlich, dass Frauen erwerbstätig waren und dafür haben sie viel Unterstützung erfahren: die Kita-Zeiten waren ganz andere als “im Westen” – und sind es teilweise auch heute noch. In Unternehmen gab es einen Frauenruheraum … das ist für die westliche Perspektive fast revolutionär. 
Und hier findet sich dann auch gleich die Verletzung wieder: Manche Frauen hier können nicht nachvollziehen, warum wir wieder über diese Themen diskutieren müssen, die doch mal selbstverständlich waren. 

Wenn wir jetzt Organisationen betrachten, brauchen wir – egal ob Unternehmen oder Nachbarschaftsladen oder Schule – mehr Räume für Begegnung. Ich sage das so, weil ich denke, dass wir es auch angesichts der Krisen und Unsicherheiten, die gegenwärtig überall spürbar sind, brauchen. Aber wir brauchen es auch, um uns in und nach Verletzungen menschlich zu begegnen. Verbinden, Reden, Zuhören, Schmerz teilen und zulassen. Das sind große Herausforderungen, aber auch die Möglichkeiten, wo echte verändernde Begegnungen drinstecken. Da würde ich mich über viel mehr freuen. 

Was wünscht Du Dir vom oe-tag?

Gute Kontakte. Ich war schon angemeldet, bevor ich für den Workshop angefragt wurde. Und ich freue mich, ihn jetzt einmal mitzugestalten. Ich wünsche mir gute Gelegenheiten, Kontakte zu knüpfen und Menschen kennenzulernen. Ich wünsche mir gute Begegnungen und Inspiration für mich und ich hoffe, dass ich dabei auch andere inspirieren kann. Aus einem oe-tag vor ein paar Jahren ist für mich eine tiefe Freundschaft entstanden. Ich wünsche mir diese Offenheit, dass aus so einem Tag etwas ganz besonderes entstehen kann… eigentlich gibt es doch in dem Sinn unseres Gespräches nichts besseres. 

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Gen Z und der Osten

Gen Z und der Osten

Lisa Trebs ist 1997 südlich von Leipzig geboren und aufgewachsen, heute lebt sie in Bonn. Ihre ostdeutsche Identität hat sie durch Erfahrungen außerhalb des Ostens entdeckt und daraus den Wunsch entwickelt, andere Perspektiven auf den Osten zu prägen. Auf dem oe-tag will sie den Blick besonders auf Perspektiven der Generation Z richten. 

„Noch längst nicht alles gesagt“ – Was ist aus Deiner Perspektive offen und Thema zum oe-tag zwischen Ost und West?

Oft wird der Osten nicht differenziert dargestellt. In einem Raum, der von Umbruch geprägt ist, wird die Ambivalenz, mit der junge Menschen aus Ostdeutschland aufwachsen, häufig übersehen: –  zwischen Erinnerungen der Familie zur DDR- und (Nach-)Wendezeit, gesamtdeutschen Erzählungen und den eigenen Erfahrungen zu den Folgen der Nachwendezeit, konkret auch zwischen rechten Strukturen und  demokratischem Engagement, Perspektivlosigkeit und dem Willen etwas zu ändern, zwischen Bleiben und Gehen. 

Die Vielfalt ostdeutscher Lebensrealitäten ist längst noch nicht im gesamtdeutschen Diskurs angekommen. Gleichzeitig wird auch im Osten der Westen häufig homogenisiert. Das muss sich ändern – dafür ist auch der oe-tag eine tolle Möglichkeit.

Was ist Voraussetzung, um zu diesem Thema gut miteinander ins Gespräch zu kommen?

Gegenseitiges Zuhören, Offenheit und Neugierde! Die Workshops beim oe-Tag sind ein guter Ausgangspunkt für „Unlearning“ – also sich von Kenntnissen und Verhaltensweisen, die als Norm wahrgenommen werden, zu lösen und Platz für neue Perspektiven und Erkenntnisse zu schaffen. Das ist besonders bei Themen, wie der deutschen Teilung, Einheit und Nachwirkungen der DDR- und Wendezeit relevant, bei denenm eigene Geschichten und Emotionen eine wichtige Rolle spielen.

Du bist im Landkreis Leipzig geboren, wohnst heute in Bonn und hast internationale Studien- und Berufserfahrung gesammelt. Wo nimmst Du wahr, dass unterschiedliche Prägungen von „Ost“ und „West“ heute noch in Organisationen eine Rolle spielen?

Das Herkunftsmilieu und Netzwerke bestimmen in vielen Teilen unseren Werdegang und welche Chancen wir haben – und dementsprechend auch wo wir arbeiten oder uns engagieren. Ungleiche Startchancen schlagen sich letztendlich auch in der Repräsentation in Organisationen wieder. 

So sind Ostdeutsche in Führungs- und Spitzenpositionen noch immer unterrepräsentiert. Das setzt sich bei jüngeren Generationen fort, als nachhaltige Folge des Elitentransfers der 1990er Jahre in Ostdeutschland wie eine Studie der Uni Leipzig zeigt. 

Die Stiftungsdichte – nur 7% sind in Ostdeutschland angesiedelt – beeinflusst, ob sich (freiwilliges) Engagement entwickeln und langfristig halten kann. Ostdeutsche Vereine erleben bereits einen Rückgang von Mitgliedern. 

Außerdem sind wir es gewohnt den Westen als Norm zu betrachten – in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Akteuren im deutschen, genauso wie im europäischen Kontext. Das schließt bestimmte Perspektiven aus. Wir wollen das mit (K)Einheit aufbrechen, beispielsweise in dem wir Akteure aus Polen und Tschechien in unsere Awareness Raising-Arbeit einbeziehen – ohne dabei den Vergleichsstab Westeuropas anzulegen.

Was wünscht Du Dir vom oe-tag?

Interessierten Austausch und viele Aha-Momente! Und dass wir aus den Workshops Kraft und Motivation für ein solidarisches Miteinander generieren. 

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Warum es den oe-tag gibt

Neujahrsrituale

„Wir alle tragen ein Feuerwerk in uns. Manchmal braucht es nur den richtigen Moment, um es zu zünden.“

– Alice Walker

Liebe Leser:innen,

Bei dieser Art inneren Feuerwerks freuen wir uns alle, wenn der  Moment gekommen ist, und es zündet. Das Strahlen und Glitzern ist uns ein Fest. 

Und bei den Silvesterraketen? Wie geht es Euch damit? 

Je nach Standort und Perspektive reagiere ich völlig unterschiedlich: Berlin mit der so übertriebenen und aggressiven Form meide ich konsequent jedes Jahr; den Blick auf bunte Raketen und Glitzer aus der Ferne hingegen genieße ich durchaus. In jedem Fall ist es DAS Ritual zum Jahreswechsel. 

Wir wissen, dass auch in Organisationen und Teams Rituale eine zentrale Bedeutung haben. Sei es das morgendliche Stand-up-Meeting, das Feiern von Erfolgen oder eben die Jahresauftaktveranstaltung. Wir hatten bei unserem ersten Teamtag 2025 zwei schöne Rituale: wir haben uns von schwierigen Momenten und Dynamiken von 2024 verabschiedet und diese in unserem Kamin verbrannt. Und wir haben nach einem tiefen langen Prozess unseren Purpose fertig neu formuliert und tanzend willkommen geheißen.

Unsere Vision ist eine schimmernde Welt, in der Menschen Verantwortung für sich und die Gestaltung ihres Umfeldes übernehmen. Wir stärken Systeme, die Kooperation, lebendige Entwicklung und Zugehörigkeit unterstützen. 

Das Feld  unserer Arbeit ist die sozial-ökologische Transformation: der umfassende Wandel hin zu inklusiven und regenerativen Formen des Seins, Wirkens und Wirtschaftens. Wir begleiten Menschen und Organisationen, die sich in diese Richtung entwickeln wollen. 

Unsere Leidenschaft gilt der wirksamen Selbstorganisation und der gemeinsamen Suche nach kreativen Lösungen. Im Angesicht wachsender gesellschaftlicher Spannungen sind uns Resilienz, Zuversicht und die beherzte Klärung von Beziehungen besonders wichtig.

SOCIUS ist nach dem Prinzip von geteilter & gemeinsamer Führung organisiert. Wir treffen grundlegende Entscheidungen im soziokratischen Konsent. Wir arbeiten rollenbasiert und vertrauen in Einzelverantwortung.”

Wir sind gespannt auf Eure Resonanzen und freuen uns auf neue kreative Projekte, lebendige Begegnungen und sinnvolles Zusammenwirken. Euch allen wünschen wir zuversichtliche Neugier und gutes Atmen, insbesondere während schwieriger Momente.  

Herzliche Grüße

Christian Baier

Nicola Kriesel, Julia Hoffmann, Yi-Cong Lu, Denise Nörenberg, Hannah Kalhorn, Lysan Escher, Andi Knoth, Joana Ebbinghaus

Autor Christian Baier

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Warum es den oe-tag gibt

Zeit gestalten

Liebe Leser:innen,

Vorletztes Wochenende haben wir die Uhren eine Stunde zurück auf die „Winterzeit“ gestellt. Für mich ist die schönste Beschreibung von Zeit immer noch bei Momo zu finden: „Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis (…) Dieses Geheimnis ist die Zeit. Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen – je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.“ 

Wie gestaltet ihr Zeit in diesen Herbsttagen, in denen häufig viel Arbeit in wenig Zeit gepackt wird? Gestern war ich beeindruckt von einer Kollegin, die meinte, sie brauche noch Zeit, an ihrem neuen Wohnort anzukommen – zwei Jahre nach ihrem Zuzug. Schön, wie bewusst sie sich die Zeit nehmen kann.

Ich selbst habe mir eine Meditationsglocke geschaltet, die alle drei Stunden läutet und – so die Hoffnung – mich alle drei Stunden an die Frage erinnert, was ich gerade mache, warum und ob es so „gut“ ist. Mit wechselnden inneren Reaktionen und manchem einfachen „überhören“. 

Ich wünsche uns allen bewusst gestaltete Momente von Zeit, umso mehr, je schneller sie zu vergehen scheint. Wenn unsere Angebote und Hinweise hierfür einen passenden Raum bieten, freut uns das sehr. In dem Sinn, greift zu einer Tasse Tee, Kaffee und vielleicht sogar etwas Schokolade und blättert und genießt den neuen SOCIUS brief. 

Dieses Editorial wurde geschrieben bevor das Ergebnis der US-Wahlen feststand.
Hier und heute wollen wir es mit Tupoka Ogette halten, die gestern schrieb: „Das ist die Welt in der wir leben. Die Wahl fällt eher auf einen verurteilten Kriminellen, einen Rassisten, einen Sexisten als auf eine kompetente Schwarze Frau.
Und ja, es ist nicht so simpel wie das. Und gleichzeitig ist es genau das.
Diese Wahl wird auch in Europa, auch in Deutschland, genau diese misogynen und rechten Kräfte stärken.
All das wird kommen. Und wir werden da sein. Weiter machen, uns weiter einsetzen, weiter pushen.
Aber heute möchte ich nur zwei Dinge tun: mich – und Euch – an Atmen erinnern. Ein und aus. Weiter atmen.
Und ich möchte uns an das Licht und an die Liebe erinnern.“

Herzliche Grüße

Christian Baier

Nicola Kriesel, Julia Hoffmann, Yi-Cong Lu, Denise Nörenberg, Hannah Kalhorn, Andi Knoth, Lysan Escher, Joana Ebbinghaus 

Autor Christian Baier

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oe-tag 2024 – Es war laut und rhythmisch

oe-tag 2024 – Es war laut und rhythmisch

Raus aus Ruhe und Abgeschiedenheit, rein in die Mitte der Großstadt. Dieses Jahr fand der oe-tag direkt neben dem Alexanderplatz im Haus der Statistik statt. Statt Weite und Sonnenschein überall war der Blick geprägt von Zweckbauten mit Waschbeton, statt drohender Ruhestörung, konkurrierten wir mit dem Verkehrslärm der Otto-Braun-Straße. 

Und trotzdem war es ein “typischer” oe-tag: 

  • es gab eine große Bandbreite sehr verschiedener Workshops, 
  • es gab viel Raum für Begegnung, Austausch und Gespräch – der auch intensiv genutzt wurde, 
  • wir haben viel gelacht. Alle zusammen schon zu Beginn (schonmal zu “Bruder Jakob” improvisiert?); irgendwo im Gespräch zwischen Wald, Bibliothek und Halle oder natürlich auch in den verschiedenen Workshops. 

“Playfulness”, das Spielerische wurde an diesem Tag gesucht; von “scheiter heiter” wurde vielfach gesprochen oder von körperlicher Resonanz auf eine kognitive Ausgangslage. “Improvisation” als das Handeln im nicht-Vorhersehbaren braucht dieses spielerische, das Aufweichen von “richtig” und “falsch” zugunsten einer gelebten Erfahrung und anschließender (wenn wir das wollen) Reflexion. Und in so vielen Momenten wird diese Fähigkeit zunehmend notwendig: in komplexen Situationen, in denen wir uns alle bewegen. Aber auch in der Selbstorganisation ist der Freiraum zum Experiment = Improvisation ein wesentlicher Moment und in kreativen Ideenentwicklungen sowieso. “Die zunehmende Spiel- und Experimentierfreude während des Workshops nehme ich als Ausdruck dafür, dass es den Teilnehmenden gefallen und zur Inspiration beigetragen hat.” So die zusammenfassende Rückmeldung eines Referenten. 

Hier steckte auch der inhaltliche Zugang zum diesjährigen oe-tag: aus kreativen Verfahren des Theaters, des Schreibens, Malens und der Musik wollten wir Anregung finden und lernen für Prozesse der Organisationsentwicklung und für offene Experimente. Und es machte Spaß! So viel gelacht wie an diesem oe-tag wurde nach meinem Eindruck noch nie. 

Seit über 15 Jahren ist der oe-tag: Tankstelle, Ort für Inspiration, Forum für Kennenlernen, Austausch und Wiedersehen. Besonders eindrücklich waren viele neue und junge Teilnehmende, die den Kreis der ca. 80 Personen bereichert hatten: “Mir ist aufgefallen dass es sehr viele junge Menschen waren und auch dadurch hatte das ganze so gar keine alte-Berater-in-Anzügen-Staubigkeit und ich habe mit Überraschung festgestellt, dass da eine ganze neue Generation da ist (und dass ich älter werde 😂)”, so eine wiederkehrende Teilnehmerin im Anschluss. Und eine weitere Rückmeldung, die die Bedeutung für die Community der sinnbezogenen Organisationsentwicklung beschreibt: “Ich war zum ersten Mal (beim oe-tag) dabei und fand es absolut großartig! Es tat gut zu sehen, dass es eine Gemeinschaft an gleichgesinnten Berater*innen gibt.”

 

Autor Christian Baier

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Facilitate Belonging

Facilitate Belonging

Liebe Leser:innen,

es wird Frühling. Die ersten Menschen bevölkern bereits wieder die Cafés draußen; noch mit Decken umhüllt oder – etwas fraglicher angesichts von Klimadebatte – unter dem Heizstrahler sitzend. Unverkennbar: das Leben begrüßt uns auf ein Neues in seinem Zyklus von Saat, Geburt, Reifung und kreativer Zerstörung. Immer wieder Kraft spendend.

Die Initiative „Facilitate Belonging“, die unsere Kollegin Britta Loschke gestartet hat, empfinde ich ähnlich: sie holt mich raus aus dem Gefühl von Sprach- und Ratlosigkeit in einer immer stärker fragmentierten und polarisierten Welt. Gleichzeitig bin ich – in meinem persönlichen Dilemma zwischen „Standpunkt kennzeichnen“ und „offen für andere Perspektiven bleiben“ – angetan von jedem einzelnen Menschen, der sich gegenwärtig auf zentralen Plätzen hinstellt und körperlich und stimmlich eigenen Raum einnimmt und Grenzen markiert: bis hierhin und nicht weiter! Ich bin dankbar für dieses Erwachen, das ja – wenn auch nicht so dynamisch wie noch vor 2 Monaten – auch jetzt noch Aktivitäten hervorsprießen lässt. 

#FacilitateBelonging steht nicht auf dem Marktplatz. Und gleichzeitig ist es für mich genauso wichtig. Wie können wir – so meine Frage dabei – Grenzen und Momente des Ausschließens überwinden, die in den vergangenen Jahren so viel bestimmender geworden sind? Wir alle haben wahrscheinlich nur Teilaspekte einer Antwort oder Resonanz; hierzu ins Gespräch zu kommen und ins gemeinsame Spüren, bietet mir eine große Unterstützung, etwas aus der eigenen Sprachlosigkeit herauszukommen. Zusammen mit Britta starteten wir #FacilitateBelonging als einen Versuch: die ersten Reaktionen sind mehr als  positiv und ermuntern uns, erstmal weiter zu machen und für weitere Austauschmöglichkeiten einzuladen. 

Vor ein paar Tagen haben wir einen unserer sehr seltenen SOCIUS sonderbriefe verschickt, der ausschließlich einem unserer Angebot gewidmet war. Zukünftig werden wir uns häufiger trauen einzelne unserer Angebote sichtbar zu machen. Im heutigen SOCIUS brief gibt es die bekannte Mischung: Eindrücke von unserer Arbeit und der aus dem Netzwerk, SOCIUS labore und andere Veranstaltungen, die uns durch das Frühjahr begleiten und Hinweise, die sinnvolles Zusammenwirken unterstützen können. 

Viel Spaß beim Lesen und einen schönen Frühling

Christian Baier

Nicola Kriesel, Kerstin Engelhardt, Julia Hoffmann, Hannah Kalhorn, Denise Nörenberg, Lysan Escher, Andi Knoth, Joana Ebbinghaus

Autor Christian Baier

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Zwischen Schubkarre und Hängematte

Zwischen Schubkarre und Hängematte

Eindrücke vom oe-tag 2023 zu Regenerativen Kulturen auf der Floating Berlin

Nur weil wir wissen,
wie es nicht mehr sein soll,
wissen wir noch lange nicht,
wie es geht

15 Jahre oe-tag – 25 Jahre SOCIUS

2023 ist für uns ein besonderes Jahr und da sollte auch der oe-tag (mal wieder) besonders werden. Eine geschätzte Kollegin hat vor einigen Jahren gesagt: “der oe-tag ist sowas wie das SOCIUS Weihnachtsfest”; und selbst wenn wir uns von Überhöhungen zu verabschieden versuchen, bleibt der Tag energetisch und emotional aufgeladen und eben das Highlight in unserem Jahres-Kalender. Danach ist es oft auch ein bisschen wie nach Weihnachten: “Was für ein feiner Tag!” “So toll alle mal wieder zu sehen!” “Irgendwie auch anstrengend!“ “Wäre toll wenn wir jetzt eine Pause haben könnten!“ “Aber Ach – schön war’s gewesen!” Und so war es auch dieses Jahr: Mit 85 Teilnehmenden und über 30 Mitgestaltenden und Helfer:innen haben wir ein kleines Festival der Organisationsentwicklung zelebriert.

Regenerative Kulturen

Statt einer Keynote startete der Tag mit gemeinsamem Atmen und Austauschen zur Frage, was Regenerative Kulturen für uns alle ausmacht. Eine kleine inhaltliche Rahmung dazu: Für uns ist das Thema nicht nur als gegenwärtiger Trend relevant, sondern als zunehmend tiefe Notwendigkeit gemeinsamen Wirkens in Teams, Organisationen und in der Gesellschaft. Mit dem Programm des oe-tags haben wir dabei den Fokus auf die stimmige Verbindung von Innen und Außen gerichtet: das auf die Welt gerichtete regenerative Wirken und die Achtsamkeit für seine Verwirklichung im inneren Zusammenspiel gehören untrennbar zusammen. Das Bild der Schubkarre, die „hochgekrempelten Ärmel“ des Aktivismus, und das Bild der Hängematte – oder weniger belastet, die „ins Wasser gestreckten Füße“ des Ausruhens, der Reflexion und des Wieder-Kraft-Schöpfens – sind kein Widerspruch. Kaum etwas verursacht eine so schmerzhafte Spannung, wie das Erleben der Diskrepanz zwischen diesen Ebenen. Und kaum etwas macht Organisationen so wirksam und strahlend, wie wenn Kohärenz und Stimmigkeit von vielen Menschen erlebt wird. 

Wie also können wir „das Große“ im Kleinen vorwegnehmen? Was ist das Bindeglied zwischen den beiden Ebenen der Regeneration? Es könnte eine Haltung sein, in der Verantwortung für das eigene und für das übergeordnete Wohl und Gedeihen zusammenfließen.

Was uns beeindruckt hat

In zwei Workshop-Phasen am Vor- und Nachmittag haben wir uns auf die Suche begeben, wo und wie wir „Regenerative Kulturen“ im beschriebenen Sinn im Alltag wahrnehmen, ihnen mehr Raum geben können und welche Modelle, Theorien und Praktiken uns dabei unterstützen können. Die Breite der Workshops hier wiederzugeben, überfordert den Rahmen (und den Schreiber des Textes), insofern mögen interessierte Leser:innen den kompletten Überblick auf der Website www.oe-tag.de gewinnen.

Die hier genannten Eindrücke und Fragen sind eher kaleidoskopartig: 

Kleine Fragen, die große Wirkung entfalten und Tiefe in den Alltag tragen:

  • Was ist Deine Antwort auf die Sätze  „Ich sollte mich entspannen, aber…“. „Wenn ich es trotzdem tue, dann…“
  • „What is most noisy in my life?“ – “Where do I find silence?“
  •   „Wo bist Du lebendig in Deiner Organisation?“

Metaphern, Bilder und Modelle, Landkarten und Kompasse zur Ausrichtung der eigenen Haltung und Praxis

  •       Inspirationen aus der Natur – Orte, Zyklen oder das Zusammenspiel von Ökosystemen, die Prozesse von Werden und Vergehen repräsentieren (Wir sind Teil der Natur, nicht ihr Gestalter).
  •       Das Dilemma der Wirkung von Räumen zwischen Multifunktionalität (Zweck) und Beheimatung (Seele).
  •       Das körperliche Erleben von Tensegrity, als dynamische Stabilität

Neben den Workshops haben zahlreiche andere zauberhafte Momente den Tag geprägt:  Die vielen Gespräche in der langen Mittagspause oder am Abend an der Bar, mit Menschen, die wir ganz neu kennenlernen durften, ebenso wie unsere alten SOCIUS Freund:innen. Meditation, gemeinsames Atmen und wunderbare Musik mit Gitarre, Balaphon und Jembe von Paraya Diallo & friends. Ein ritueller Abschluss, Happy Birthday Wünsche, Cocktails und Tanz auf dem Rooftop in der Dämmerung. All das war auch konkrete Praxis der Regeneration.

Inspiration auf einem “hidden playground“

Neue Inspirationen und Erkenntnisse bilden die Ernte gelungener Veranstaltungen. Der Zauber kommt dabei oft von Orten, Menschen und ihrem Ineinanderwirken – eine Magie, die nicht orchestriert oder geplant werden kann.

Für uns war die Floating Berlin der Ort,  der „Regeneration“ verkörpert und – bei aller Sonne des Tages – den inhaltlichen Rahmen und die Atmosphäre entscheidend mitprägte. 

Nur – was ist der schönste Ort ohne Menschen, die sich begegnen?  So gab es Teilnehmer:innen, die regelmäßig und wiederholt zum oe-tag kommen, sich am Austausch erfreuen und gleichzeitig dazu beitragen, dass viele und unterschiedliche Perspektiven zusammenkommen. Und  in diesem Jahr besonders viele Menschen, die das erste Mal gekommen sind und so  die bestehende Community anders und individuell bereichert haben. Das hat uns sehr gefreut! 

Geburtstagswünsche und gute Vorsätze  

Wie eigentlich immer kommt ein paar Tage nach dem die Erschöpfung, die die Organisation eines oe-tags auch mit sich bringt, die Begeisterung, Freude, Inspiration wieder und wir freuen uns, dass wir gemeinsam wieder mal so einen tollen Tag auf die Beine gestellt haben. Wir sind genährt von Begegnungen, neuen Ansätzen, frischen Ideen und voller Tatendrang daraus “etwas zu machen”.  Dieses Jahr ist die Idee eine Reihe in unserem aktuell entstehenden SOCIUS podcast zu machen. Außerdem würden wir gerne einige der Workshops in ein SOCIUS labor einladen und so die Möglichkeit haben, nicht nur zwei, sondern vier Stunden in regenerative Praktiken für die Organisationsentwicklung abzutauchen. 

Was hat der oe-tag bei dir hinterlassen, falls du dabei warst? 

Was würdest du noch gerne wissen, falls du nicht dabei warst. 

Wir freuen uns über Deine Kontaktaufnahme! 

Ernte 

Julia Hoffmann hat mit ihrer Poesie besondere Momente des oe-tags festgehalten: 

 

Mein -vorläufiges- Ernte-Gedicht:

Hallo Welt,
was machen wir heute?

Ich fühle
mich
dich
uns
als Teil
des großen Ganzen

– Was, wenn das
normal wäre?

… Nur weil wir wissen,
wie es nicht mehr sein soll,
wissen wir noch lange nicht,
wie es geht …

Renegeration war mal
„verschwendete Zeit“.
2023 sagt:
Es ist Verschwendung,
– Unverantwortung –
uns und diese Welt
nicht zu regenerieren.

… Nur weil wir wissen,
wie es nicht mehr sein soll,
wissen wir noch lange nicht,
wie es geht …

Die Natur: 
die erfolgreichste regenerative Unternehmung,
die je gegründet wurde –
Wie inspiriert sie dich?

„Hinter der Hängematte
neben der Badewanne,
da sind Stühle und da ist der Workshop“.

Im Alten die Geschichten des Neuen entdecken.
Berichten, mit Lust und Kultur,
was wir schon wie tun.

Zwischen Zweck und Seele –
Räume gestalten und halten,
die uns inspirieren zu regenerieren.

Laufen –
Und mich in der Bewegung finden.

Stille –
Nicht nur „nach der Arbeit“
Sondern mittendrin

Power, Macht –
Wie nutzen wir diese regenerativ?


H i e r beginnt die Transformation:

Die Wirkungen des
toxischen (nicht-regenerativen) Systems
in uns erkennen.
Mir erzählen,
dir erzählen –
Bewusst, besprechbar und veränderbar machen.


Leicht  stabil  zerbrechlich  sanft
bewegt sich ein menschliches Tensegrity-Modell
durch die Sonne

Es ist heiß, z u. heiß.
Wir haben vergessen,
Die Erde zu gießen.

tanzen
tanzen tanzen
tanzen tanzen tanzen
tanzen tanzen
tanzen

Mit Seifenblasen geht die Sonne unter,
Schwungvoll zerbrechlich munter.

Happy birthday, SOCIUS.

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Facilitate Belonging

Resilienz & Kreativität

Liebe Leser:innen,

anspruchsvolle Arbeit darf auch Spaß machen … oder vielleicht sogar „sollte“ auch Spaß machen? Im SOCIUS labor Mitte April hatten wir die schöne Erfahrung, wie Dynamiken an Schwere und Starrheit verlieren, wenn wir uns erlauben, spielerische Elemente einzubinden. Methodisch in dem Moment mit Mitteln des Forum-Theater. Inhaltlich in Versuchen wie: „mal was anders machen“, bewusste Atmung und Zentrierung, Tanzen oder auch Luftballon-Spiele.

Bei einer Team-Klausur, die ich vergangene Woche moderieren durfte, stand ein Austausch zur Resilienz im Team auf der Tagesordnung. Aber es kam anders: eine Kollegin hat mit einfachsten Mitteln Druckmöglichkeit für kleine Icons mitgebracht: Pfeile, Wolken, Sonnen, Ziffern und vieles mehr konnten umstandslos auf einen Karton aufgemalt und von dort abgedruckt (und später digitalisiert) werden. So soll das Selbstverständnis illustriert werden, das im Team im letzten Jahr entstanden ist. Es war zwei Stunden ein großer Spaß und richtig angenehmes kollaboratives und kreatives Arbeiten. Und die Verknüpfung mit Resilienz? „Wir haben uns ganz anders kennengelernt.“, „Es war toll zu sehen, wie wir einen ganz anderen Umgang zum Thema bekommen haben.“, „Ich fand es schön, wie jede:r das eigene tun konnte und trotzdem was Gemeinsames entstanden ist.“, „In so kurzer Zeit so konkrete fassbare Ergebnisse – super.“ Spaß an der Arbeit ist für mich ein Quell von Resilienz und es war eine Freude, das Team zu erleben, wie es im konkreten Handeln selbst Resilienz und Freude entwickelt hat – es wird bleiben und prägen, mehr als jeder kognitive Austausch darüber.

Am 9. Juni 2023 findet auf dem Gelände der Floating Berlin der diesjährige oe-tag statt. Auch hier wollen wir natürlich wieder experimentieren und ins Reden, Spüren und Handeln kommen zum Thema „Regenerative Kulturen“. Davor werden noch zwei SOCIUS labore – live und in Präsenz – stattfinden: „Die sieben Muskel der Selbstorganisation“ und „Künstliche Intelligenz in der Organisationsentwicklung“. 

Wir wünschen Euch viel Spaß in Eurer anspruchsvollen Arbeit und freuen uns auf das Wiedersehen zu verschiedenen Gelegenheiten, die das weitere Jahr bietet.

Christian Baier

Andreas Knoth, Denise Nörenberg, Hannah Kalhorn, Joana Ebbinghaus, Julia Hoffmann, Kerstin Engelhardt, Lysan Escher, Nicola Kriesel und Ralph Piotrowski

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Socius change essentials

Entdecke praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

Melde dich an und erhaltee zusätzlich den SOCIUS brief, unseren Newsletter mit spannenden Themen und Veranstaltungen.

Das Kollaborations-Kontinuum

Das Kollaborations-Kontinuum

„Kollaboration“ ist eines unserer sechs Module, die wir im Onlinekurs SOCIUS change essentials entwickelt haben und legt einen Blick auf  Zusammenarbeit im kreativen Kontext. Formen der Kollaboration können zwischen Organisationen stattfinden, aber auch zwischen Teams oder Einzelpersonen in einer Organisation. Unterschiedliche Grade von Kollaboration haben wir aufgeschlüsselt und auch Risiken aufgezeichnet, in denen Kollaboration vielleicht nicht angemessen ist, weil die damit verbundenen Kommunikationswege überfordern oder der Rahmen so detailliert vorgeprägt ist, dass das kreative Potential kollaborativer Prozesse am Ziel vorbeiführt.  

Wir waren zu viert im SOCIUS labor im Oktober – viel Raum und Zeit für Tiefe und Möglichkeit, die Interessen Einzelne:r stärker zu berücksichtigen. Neben einer Einführung in das „Kollaborations-Kontinuum“, das im Modul zentral erläutert wird, haben wir uns den Fragen und Erfahrungen gewidmet, die im virtuellen Raum zur Sprache gekommen sind. Hier eine Auswahl: 

  • Wie können wir das breite Erwartungsspektrum an Prozessgestaltung und inhaltlicher Erwartungshaltung managen, moderieren und gleichzeitig so rahmen, dass es auch tatsächlich umgesetzt werden kann? 
  • Was können wir aus Moderationsperspektive tun, um die Phase(n) der Emergenz und weitgehenden Offenheit („Groan-Zone“) aufrecht zu erhalten; nicht zu früh abzuschließen und für die gleichzeitig häufig wachsende Unsicherheit Container und Umgangsmöglichkeit anzubieten? 
  • Wie können wir Differenz (also unterschiedliche Interessen und Vorstellungen) und Kohärenz (übereinstimmende Perspektiven und Frage- bzw. Zielstellungen) gut thematisieren und wertschätzend nebeneinander halten oder sogar in Beziehung bringen? 
  • Wie gestalten wir das Ende von Kollaborationen so, dass die Interessen der Beteiligten und ein möglicher kreativer Kontakt auch über den Zeitraum der konkreten Zusammenarbeit hinaus erhalten bleibt? 

 

Mein Lernen

  • Labor ist immer spannend und toll – auch in kleineren Gruppen!
  • Wie so oft gibt es keine „richtigen“ Antworten, sondern ist die Schärfung der Intuition durch Erfahrung und Reflexion die Wahl der Mittel. 
  • Das Modell des „Kollaboration Kontinuums“ ist gut angekommen – bei einigen Rückmeldungen, es weiter auszugestalten, bietet es eine Grundlage, bereits früh in Gespräche einzutreten über die Art, wie die Kollaboration gestaltet werden kann. Das freut uns natürlich sehr!

Die ganze Einführung in das Modell des Kollaboration Kontinuums findet Ihr im 7 Modul der SOCIUS change essentials

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SOCIUS brief Oktober 2022

SOCIUS brief Oktober 2022

Liebe Leser:innen – Hallo im frühen Herbst, 

gestern habe ich einen Teamentwicklungsprozess moderiert und mich dabei gefragt, welche Zutaten es braucht, damit Zusammenarbeit in einer Organisation gestaltet werden kann:

Reicht die Vision als verbindender Faktor, um vertrauensvoll in Kontakt zu kommen und gemeinsam von kritischen Herausforderungen zu lernen?

Gestern zeigte sich: eher nicht.

Mir fiel die schöne (und wunderbar fantasievoll illustrierte) Kindergeschichte von der Maus Frederick ein, die – statt Korn und Nüsse im Sommer zu sammeln – Sonne, Farben und laue Luft aufnimmt und diese Elemente für die anderen Mäuse im Winter, wenn sie satt sind, die Dunkelheit aber belastend wird, lebendig macht. 

Brot und Rosen – wir brauchen beides zum Leben, zum Arbeiten; für unser persönliches und fachliches Wachstum.

Bei SOCIUS haben wir beides in besonderem Maß genossen für eine Woche auf der Insel Brac. In beidem: unserem Zusammenwirken und in konkreten Angeboten werden wir im Herbst von diesem inspirierenden Aufenthalt profitieren. 

Und so erwarten Euch: Neue Nachrichten von unserem Onlinekurs „SOCIUS change essentials“; Vorschläge zum Training der sieben Muskel der Selbstorganisation; unsere gegenwärtigen Fortbildungsangebote und vieles mehr. 

Vor allem freuen wir uns, wenn Ihr Brot und Rosen in dem Brief findet und gestärkt in den Herbst gehen könnt. 

Herzliche Grüße

Christian Baier

Andreas Knoth, Denise Nörenberg, Hannah Kalhorn, Joana Ebbinghaus, Julia Hoffmann, Kerstin Engelhardt, Lysan Escher, Nicola Kriesel und Ralph Piotrowski

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SOCIUS brief Oktober 2022

SOCIUS brief Juli 2022

Liebe Leser:innen

in unserem letzten SOCIUS brief und auch auf unseren Social media Kanälen – wir freuen uns übrigens sehr über Likes, Kommentare und Weiterverbreitung – angekündigt, ist es nun soweit: 
Mit dem heutigen Tag steht der kostenlose Onlinekurs „SOCIUS change essentials“ auf Memberspot zur Verfügung.

Zunächst mal bieten die sieben Module des Kurses mit ingesamt 47 Videos die Gelegenheit für alle Interessierten an Organisationsentwicklung sich mit den großen Themen im eigenen Tempo zu beschäftigen:
✨ Führung,
📌 Rollen & Aufgaben,
🤷‍♀️ Entscheidungen,
🌿 Resilienz,
👣 Strategie und
🤝 Kollaboration. 

Die Videos sind zwischen 2 und 30 Minuten lang und geben Einblicke in die Erfahrungen und Erkenntnisse von sieben Personen aus dem SOCIUS team. Außerdem gibt es das ganze Rollenboard-Tutorial noch dazu und einiges an Arbeitsblättern und Hintergrundinfos. Das wird im Laufe der Zeit noch mehr werden. 

Die SOCIUS change essentials richten sich an alle, die ehrenamtlich oder hauptamtlich in Organisationen arbeiten, denen sinnvolles zusammen wirken wichtig ist. Sie sind durch Förderung der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt entstanden und stehen unter Creative Commons Lisence. 

Wir freuen uns sehr, wenn sie dazu beitragen Eure Arbeit im Verein, in der Stiftung, im Verband, in der Bildungseinrichtung, im Theater  oder im gemeinwohlorientierten Start-Up zu erleichtern.

Nach der Sommerpause wird es rund um die change essentials weitere Angebote geben. 

Wie immer freuen wir uns über Eure Rückmeldungen und wünschen diesmal einen schönen Sommer!

Herzliche Grüße von
Christian Baier, Joana Ebbinghaus, Kerstin Engelhardt, Lysan Escher, Julia Hoffmann, Hannah Kalhorn, Andreas Knoth, Nicola Kriesel, Denise Nörenberg und Ralph Piotrowski

 

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SOCIUS change essentials – Neue Wege der Organisationsentwicklung

SOCIUS change essentials – Neue Wege der Organisationsentwicklung

We proudly present:  Die SOCIUS change essentials – Neue Wege der Organisationsentwicklung gehen online.  Zum 1. Juli 2022 könnt Ihr Euch auf Memberspot anmelden.  

„Wie haltet Ihr es mit der strategischen Entwicklung Eures Vereins?“ „Warum eigentlich sollen wir immer wieder über Führung nachdenken?“ „Wie bleiben wir handlungsfähig und was macht uns als Team resilient gegen die Krisen, die immer häufiger anbranden?“ “Wie geht das mit den Rollen in Organisationen?” 

SOCIUS wird 2023 seinen 25. Geburtstag feiern und wir haben schon jetzt ein erstes Geburtstagsgeschenk: die SOCIUS change essentials .

Die change essentials sind ein Onlinekurs in sieben Modulen. Darin behandeln wir, was wir, zum Thema Organisationsentwicklung essentiell finden. Wir haben die Perspektiven von acht Berater:innen einfließen lassen und so bilden die change essentials auch einen Pool unserer  gesammelten Erfahrungen. Sie bilden ab was uns besonders  wesentlich ist, wenn wir Veränderungsprozesse in Organisationen begleiten, unterstützen und moderieren. Jedes Modul kann selbständig und einzeln durchwandert werden.  Im „Spielleitungsmodul“ kann Euch eine kleine Analyse helfen, herauszufinden welche Themen obenauf liegen, so dass  sie in Eurer Organisation, in Eurem Team oder für Dich als Führungskraft individuell mal intensiver bearbeitet werden sollten. Wenn Ihr selbst bereits wisst, was Euch ganz besonders interessiert oder wo Euch der Schuh drückt, dann seid Ihr natürlich herzlich eingeladen, selbst durch das Flussdelta zu mäandern und die Euch passenden Themen auswählen. 

Inhaltlich haben wir unseren Fokus auf folgende Themen gelegt, die je ein Modul mit drei bis fünf Videos zu den verschiedenen Aspekten, beinhalten: 

  • Führung – aus den vier Perspektiven von Ich, ich & du, Wir und Umwelt
  • Rollen und Aufgaben – das Rollenboard für Selbstorganisation
  • Entscheidungen – Alltag in Organisationen
  • Resilienz – Widerstandskraft für Teams
  • Strategie – Möglichkeiten erkennen und nutzen
  • Kollaboration – Kooperation statt Konkurrenz

 

In jedem Modul gibt einführende und vertiefende Videos und ergänzendes Material mit praktischen Methoden, Checklisten und manchmal auch einen ergänzenden Artikel. 

Die Arbeit an den SOCIUS change essentials war intensiv und hat uns Spaß gemacht, die Filmaufnahmen waren aufregend und die ganze post production auch eine neue Erfahrung und gewisse Anstrengung. Aber nun sind wir nicht nur froh, sondern auch stolz, dass wir es geschafft haben und merken wie erst jetzt die echte Aufregung kommt, wenn wir die change essentials live schalten und Ihr sie sehen und damit arbeiten könnt. Wir sind so gespannt auf Eure Reaktionen.. 

Unser besonderer Dank gilt hier der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, die mit einer Förderung die Entstehung dieses Kurses möglich gemacht hat – so konnten wir uns nicht nur die professionelle Unterstützung beim Dreh durch Filming For Change erlauben, sondern hatten auch Zeit für konzeptionellen Austausch, die Entwicklung von Inhalten und die Erstellung des neuen Logos durch unsere Kolleg:innen bei wigwam. Herzlichen Dank!
…und dabei soll nicht bleiben. Denn wir sind auf den Geschmack gekommen und mögen die Kamera auch ein bißchen: Über den Herbst wollen wir aus diesem Selbstlern-Angebotsbuffet begleitete Kurse entwickeln, die zielgerichtet einzelne Aspekte des Gesamten aufgreifen. Wir sind sehr neugierig darauf, wie sich unsere und Eure Erfahrungen in Präsenzworkshops nun noch stärker in online-basierten Workshops umsetzen lassen.
Wenn du auf dem Laufenden bleiben willst, dann abonniere am besten den SOCIUS brief und folge uns auf dem Social Media Kanal deiner Wahl: wir spielen regelmäßig auf Facebook, LinkedIn und Instagram. Und etwas seltener auf Xing, Twitter und Youtube.  Wir freuen uns sehr über das was wir geschafft haben und Euch schenken können , hoffen dass es von großem Nutzen für dich und dein Engagement (ob haupt- oder ehrenamtlich) ist und sind natürlich sehr gespannt auf Feedback. 

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Die unglaubliche Vielfalt möglicher Zugänge des Übergangs vom Ende zum Anfang

Die unglaubliche Vielfalt möglicher Zugänge des Übergangs vom Ende zum Anfang

Es ist heiß und die Sonne scheint. Nachdem wir  zwei Wochen lang mit Bangen täglich die Wettervorhersage angeschaut haben, sind wir nun froh über den Wind, selbst wenn er Pinnwände und unsere Hörstationen durcheinander pustet. Nach dem es 2021 keinen oe-tag gab, freuen wir uns ganz besonders auf diesen 15. oe-tag; auf regen Austausch in unserer Community, auf neue inspirierende Inhalte und auf das Wiedersehen mit dem einen und der anderen Freundin oder Arbeitskollegen – nach teilweise doch ganz schön langer Zeit. 

„Kreative Zerstörung und Erneuerung“ lautete der Titel dieses oe-tags – er wurde lange vor dem Ukraine-Krieg geprägt, und hat unerwartet eine ganz eigene Aktualität bekommen. Auch unabhängig davon sind überregionale und lokale Krisen ja zunehmend verdichtet; und hierzu hat die Organisationsentwicklung bisher nur wenig Handlungsbesteck ausgebreitet. Der Ecocycle, der auseinander hervorgehendes Vergehen und Entstehen betrachtet, war eine Form, diesen wiederkehrenden Kreislauf zu beschreiten und auf soziale Systeme bezogen zu bearbeiten. Hier wollen wir besonders den häufig unterbelichteten Teil des Vergehens und der „kreativen Zerstörung“ ausleuchten und ihm mehr Raum geben, als sonst üblich.

Das Workshop-Programm beleuchtete diesen Aspekt von sehr verschiedenen Perspektiven. Neben der Gestaltung des Endes und dem anschließenden Aufräumen, dem kreativen Neubeginn und der mit einem Abschluss verbundenen Trauerarbeit, war die Bearbeitung von Konflikten, die Nutzung von Tieren als archetypischen Ressourcen in der Aufstellungsarbeit oder umfassende Erfahrungen beim Presencing Theatre oder beim Kali-Yoga möglich und boten Fläche und Möglichkeit für Lernen und Austausch.

Und obwohl der Tag die unglaubliche Vielfalt möglicher Zugänge des Übergangs vom Ende zum Anfang aufzeigt, ist spürbar, dass dies ein Gesamtkunstwerk ist und sein muss. Es ist fast zwingend, sich mit den Fragen des Tages ganzheitlich zu verbinden: mit Körper, Geist und im Spirituellen, als Einzelner wie auch als Teil von Organisationen und der Gesellschaft als Ganzer.

Den Abschluss bildete ein Ritual. Statt wie sonst „Essenzen“ oder „wichtige Erkenntnisse“ noch einmal zu drehen, schickten wir – kurz vor der Sommersonnenwende – einen Impuls in die Welt mit unseren Wünschen, die so spürbar waren während dieses Tages: nach Verbindung und Miteinander; nach einer kreativen Gestaltung des Endes in menschen- und umweltfreundlichen Sinn, nach Kreativität und Zugewandtheit. So dass nach dem Ende wieder etwas Neues entstehen kann. 

Kopf, Herz und Hand – für alle Dimensionen, die Menschsein ausmachen, war es ein sättigender und befriedigender Tag.

Was bleibt vom oe-tag 2022

Der wirklich sehr inspirierende Ort der floating university, in seinem anderen Leben das Regenrückhaltebecken des Flughafens Tempelhof, das mit seinem Stegsystem ein inspirierendes Gelände mitten in Berlin bildet.

 

Die Anleitungen, den Ecocycle auch nachträglich selbst meditierend zu durchwandern mit Fragestellungen und Soundbites unter www.oe-tag.de/geniessen.

 

 

 

Ein hoher Respekt an alle Referent:innen und Teilnehmer:innen, die diesen Tag so selbstverantwortlich ergriffen und gestaltet haben.

Ein gewisser Stolz, mit jedem Jahr mehr den oe-tag als eine geteilte und gemeinsame Verantwortung zu verstehen und damit auch die Vorbereitung in machbaren Stückchen zu halten – auch wenn sie immer noch beachtlich ist.

 

 

 

Ein großer Dank allen, die jährlich aufs neue oder einmalig an dieser gemeinsamen “Sandburg Organisationsentwicklung“ mitbauen.

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SOCIUS brief Oktober 2022

SOCIUS brief Januar 2022

Liebe Leser:innen

zahlreiche Newsletter – so auch dieser – beginnen dieser Tage mit Reflexionen vom vergangenen und/oder Wünschen und Erwartungen zum neuen Jahr.

Über allem schwebt Corona, und die Botschaften wiederholen sich im prozyklischen Rhythmus wie die “Wellen” dieser Pandemie. Schon eingeübt und distanziert gestaltet sich der Alltag zwischen größerer Nähe und größerer Distanz, bis wir selbst im Freundes- und Kolleg:innenkreis von Neuinfektionen hören und dann die direkte Betroffenheit spüren. Niemand ist mehr zu hören, der oder die von einem Leben “nach” Corona ausgeht – gleichzeitig scheint es nur wenige Bilder zu geben, die das Leben mit Corona skizzieren.
Davon ausgehend, dass dieses Virus uns weiter begleiten wird, stellt sich die Frage: wie sieht das “größtmögliche Potential” in drei Jahren aus oder in neun – in Berlin, Deutschland und weltweit? Aber auch unterhalb dieses Themas waren Krisen- und Wendepunkte zu beobachten und werden wohl auch 2022 prägen – politisch und gesellschaftlich im ganz Großen wie auch in den unmittelbaren Freundschaften, Kolleg:innenkreisen, Familien. 

Auf dem oe-tag im September 2020 gab es die Beobachtung, dass unsere Zukunftsbilder eher negativ geprägt sind – Utopien als Mangelware. Vielleicht hat sich das zu sehr als bestimmender Blick im Kopf festgesetzt – jedoch bestätigt sich dieser Eindruck immer wieder: die schwierigen Momente werden betont, die Erfolge und gelingenden Erfahrungen treten in den Hintergrund. 
Wie wäre es, sich an Hermann Hesses poetische Äquidistanz im Blick auf das Geschehene zu erinnern: “Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, / An keinem wie an einer Heimat hängen”. 

Selten habe ich eine Absicht für das neue Jahr. Dieses Jahr kam mir jedoch ein Wahlspruch in den Sinn: “Looking for lightness.” – wobei mir bei lightness gefällt, dass ich wahlweise Licht, Leichtigkeit oder Leichtheit im Sinn einer heiteren Einfachheit einsetzen kann, wie es mir beliebt. Ob und wie es mir gelingt, was “dabei herauskommt” und was andere vielleicht bemerken; darauf bin ich gespannt. 

In dem Sinn freuen wir uns auch, dass mit Hannah Kalhorn und Lysan Escher zwei Kolleginnen das Team von SOCIUS bereichern und wir damit – seit den Wachstumsversuchen der eG vor 10 Jahren erstmalig – auch wieder über die Ortsgrenzen von Berlin hinaus gehen.
Ein spannendes Experiment: SOCIUS Berlin Hamburg Halle. 

Beide machen sich auch unmittelbar sichtbar: Lysan wird mit Marek Spitczok von Brinsinksi gleich das erste SOCIUS labor für einen resilienten/leichten Start ins neue Jahr am 13. Januar gestalten, Hannah ist mit Nicola Gastgeberin des SOCIUS labor im März. 

Bis dahin wird es noch einige Veränderungen geben. Leichtigkeit und Schwere, Routine und Neues, Geplantes und Ungeplantes einander begegnen. Wir sind gespannt und freuen uns auf dieses Jahr 2022 und wünschen: freudige Wiedersehen, gelingende Experimente, tragende Abschiede und vor allem gesunde und freudvolle Tage. 

Wie immer grüßen wir herzlich und freuen uns über Dialog! 

Christian Baier
Andreas Knoth, Denise Nörenberg, Hannah Kalhorn, Joana Ebbinghaus, Julia Hoffmann, Lysan Escher, Kerstin Engelhardt, Nicola Kriesel und Ralph Piotrowski

Hier gehts zum ganzen SOCIUS brief

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Willkommen im SOCIUS Team!

Willkommen im SOCIUS Team!

Seit Januar 2022 bereichern Hannah Kalhorn aus Hamburg  und Lysan Escher aus Halle an der Saale uns auch ganz offiziell im SOCIUS Team. Wir haben ihnen ein paar Fragen gestellt und sind dankbar für die Antworten.

Wir freuen uns sehr, dass Ihr an Bord seid, Lysan und Hannah!

Hannah, Du kennst SOCIUS schon länger. Was hat Dich bewogen, Teil des Teams werden zu wollen? 

Im Rückblick fühlt es sich wie eine lange Reise bis vor die SOCIUS-Tür an. Irgendwann während meines Studiums und über den damaligen Berliner Balkan-Klüngel erschien SOCIUS an meinem Horizont – als eine Ansammlung cooler Leute, die schon sehr viel von dem taten, was ich mir für mich noch erträumte. Glücklicherweise kreuzten sich unsere Wege durch Beratungsaufträge, Veranstaltungen und Fortbildungen immer wieder. Über verschiedene Pfade sprang ich vor kurzem dann auch auf die Route „Selbständigkeit“. Bis dahin hatte ich schon so viele Kreise um diese Ansammlung cooler Leute gezogen, dass es fast keine Frage mehr war, vor dieser Tür Halt zu machen.

…und was hat sich möglicherweise schon mit dem jüngeren “Blick von innen” verändert? 

Womöglich ist es die sich ändernde Rolle, die den Blick verändert. So wie es früher auch einen Unterschied gemacht hat, ob ich Gast in einer WG oder Teil einer WG bin – von dem sich immer wieder stapelnden Geschirr, dem von wem anders aufgebrauchten Lieblingslippenstift oder der zu lauten Musik während der Prüfungsphase bekomme ich bei der Einladung zum Abendessen wenig mit. Und nun stehe ich mit in der Küche, teile und horte meine Lieblingssachen, bin mal zu laut und mal zu leise in dieser Arbeitsgemeinschaft von Menschen, die mir sehr lieb sind und ziemlich viel Erfahrung haben im Gestalten von Gemeinschaft.

Was macht für Dich “gute Beratung” aus? 

Zu guter Beratung ließe sich wohl alles und nichts sagen – wenn ich mein Ohr etwas länger an diesen Resonanzraum halte, höre ich unter anderem, dass gute Beratung vor allem zu mehr Selbstwirksamkeit beiträgt und Räume schafft, in denen sich durch die Erfahrung und Expertise aller Beteiligten neue Handlungs- und Haltungsoptionen zeigen können.

Wenn ich Teil von Teamentwicklung oder Prozessbegleitung war, habe ich die Beratung immer dann als gut empfunden, wenn ich im Prozess mehr verstanden, mehr gesehen, mehr wahrgenommen habe von dem Umfeld und den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Diese Erfahrung ist für mich ein immenser Antrieb, selbst zu einer „guten“ Begleiterin für Veränderungen und Entwicklungen zu werden.

Welche Wünsche hegst Du – für Dich und / oder für SOCIUS – für 2022? 

Mein Eindruck ist, dass sowohl SOCIUS als auch ich einen intensiven Veränderungsprozess durchlaufen. Ich wünsche uns, dass wir vor allem an den ruckelnden Stellen dieser Achterbahnfahrt, dort wo alles ein bisschen Kopf steht, in bestem Selbstvertrauen auf unsere tiefen Erfahrungsschätze zurückgreifen und den Herausforderungen mit großer Zuversicht und Mitgefühl begegnen – um dann ausgelassen Etappenziele zu feiern!

Lysan, Du kennst SOCIUS auch schon länger. Was hat Dich bewogen, Teil des Teams zu werden? 

Angefangen hat alles mit gOE. Ich war 2013 auf der Suche nach einer OE-Ausbildung, die explizit für Menschen ist, die im sozialen Bereich tätig sind und da bin ich über SOCIUS „gestolpert“. Der erste Tag meiner gOE Ausbildung war mein „bonding Erlebnis“ mit SOCIUS. Ich weiß noch, dass ich mit vielen Fragezeichen im Haus Sonneck bei Naumburg angereist bin: „Ist das das Richtige für mich? Mit welcher Kultur und Haltung wird hier gearbeitet?“ Und dann saß ich nach der biographischen Vorstellungsrunde da und wurde gefragt, wie es mir jetzt geht. In mir hat alles gejubelt. Ich hatte das Gefühl, genau richtig zu sein und sowas wie eine kleine neue Arbeitsheimat gefunden zu haben. Dieses Gefühl von Heimat bei SOCIUS hat mich nicht mehr losgelassen. Als ich dann 2019 den Schritt in die Selbstständigkeit gemacht habe, kam parallel die Anfrage von SOCIUS, ob ich zum NextWerk gehören möchte. „Na klar, was sonst!“ Wieder hat in mir alles gejubelt. Und nach einem Jahr der Zusammenarbeit unter Coronabedingungen und neuen digitalen Vorzeichen, stand die Frage im Raum, ob aus der Liebelei auch eine festere Beziehung werden könnte …

…und was hat sich möglicherweise schon mit dem jüngeren “Blick von innen” verändert? 

Wie das eben mit Beziehungen so ist, wenn wir ernsthaft anfangen, uns kennen zu lernen, verflüchtigt sich das „rosarote Brillen Gefühl“ und es wird deutlich: Eine gute Beziehung bedeutet viel Arbeit! Aber da das keine neue Erkenntnis in meinem Leben ist, bin ich guter Dinge und freue mich darauf!

Was macht für dich “gute Beratung” aus? 

Ich gehe davon aus, dass es keine Standardantworten darauf gibt, wie Prozesse in Organisationen gut funktionieren. Aber als Beraterin kann ich meine Perspektive und Erfahrungen einbringen und den Rahmen für einen gelingenden Organisationsprozess halten.

Menschen verbringen viel Zeit ihres Lebens in ihren Arbeitskontexten. Als Beraterin möchte ich dazu beitragen, dass sie sich dort wohlfühlen, sich entfalten und selbstwirksam sein können, um ihren besten Beitrag zum Gelingen der gemeinsamen „höheren“ Ziele und Vision der Organisation zu leisten.

Welche Wünsche hegst Du – für Dich und / oder für SOCIUS – für 2022? 

Ich wünsche mir Leichtigkeit, Offenheit und Neugier auf neue Ideen und unerprobte Wege, um die Herausforderungen zu meistern, denen wir auch in diesem neuen Jahr sowohl persönlich, beruflich als auch gesellschaftlich begegnen werden. Diese Offenheit und Neugier auf unerprobte Wege wünsche ich mir auch für uns als neues SOCIUS Team. 

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BBE Newsletter: Herausforderungen gemeinnütziger Organisationen – und das Potential von Kollaboration in komplexen Zusammenhängen

BBE Newsletter: Herausforderungen gemeinnütziger Organisationen – und das Potential von Kollaboration in komplexen Zusammenhängen

Christian Baier und Nicola Kriesel haben für den Newsletter des Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement einen Artikel geschrieben über die Herausforderungen für (gemeinnützige) Organisationen in der VUKA Welt.

Dabei befassen sie sich u.a. mit Folgendem:

  • Kollaboration fördert Innovationsfähigkeit und Kreativität
  • Kollaboration unterstützt einen offenen Umgang in Momenten von Unsicherheit und Ambivalenz
  • Kollaboration ist die logische Konsequenz aus »flachen Hierarchien«
  • Ressource Zeit und Lust auf Dialog
  • Toleranz für Ambivalenz und Ambiguität
  • Ressource Vertrauen

„Halten wir fest:

  1. Äußere Rahmenbedingungen zeigen weitreichende und komplexe Änderungen, die sich auch auf die Gestaltung gemeinnütziger Organisationen auswirken. Gefragt sind Ansätze, die kreativ und flexibel auf entsprechende Herausforderungen reagieren.
  2. Nach innen wird Führung zunehmend flexibler, soll Diversität und Interessenreichtum der Mitarbeiter*innen aufgreifen und gemeinsam verbindliche Verabredungen einhalten, und innerhalb diesen Rahmens Raum für dezentrale Selbstverantwortungen zulassen.

Bei den beschriebenen Entwicklungen handelt es nicht um Prozesse, die irgendwann enden, sondern um kontinuierliche und iterativ stattfindende Veränderungen. Insofern ist umso bedeutender zu überlegen, wie gemeinnützige Organisationen in volatilen Herausforderungen eine eigene Rhythmisierung zwischen Veränderung, Entwicklungsarbeit, Stabilisierung und »Ernte« entwickeln.“

 

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SOCIUS labor Bericht:  Online Aufstellung – im Coaching für Führungskräfte und Teams

SOCIUS labor Bericht: Online Aufstellung – im Coaching für Führungskräfte und Teams

Aufstellungsarbeit ist weit verbreitet und wird in der Arbeit in und mit gemeinnützigen Organisationen sehr verschieden durchgeführt – je nach den Zielen und konzeptionellen Hintergründen. Im Labor stellten wir uns die Frage, wie Aufstellungen im virtuellen Raum machbar sind, wenn die einzelnen Akteure sich in unterschiedlichen Räumlichkeiten befinden, einander nicht berühren können und die Wahrnehmung von bestimmten Körperreaktionen (trotz technischer Hilfsmittel, wie Bildschirm, Lautsprecher, …) nur eingeschränkt möglich ist.

Gábor Vozári, unser Trainer des Nachmittags betonte zunächst, dass der Begriff „Aufstellung“ viel breiter aufgefasst werden kann als das, was viele darunter verstehen. Selbstverständlich kann eine Aufstellung durch Personen (Repräsentant*innen), oder durch Figuren auf einem sogenannten Systembrett erfolgen. Wir können aber genauso mit Hilfe unserer Hände (durch systemische Gestik), durch die Bewegung unserer Finger auf einem Blatt Papier, oder durch die Positionierung von bestimmten Gegenständen (Bodenanker) im Raum Aufstellungen durchführen. Diese sind verschiedene Arten der Abbildung von Strukturen, verschiedene Wege für die Bildung eines Modellsystems. Unabhängig von der Art der Abbildung gibt es zentrale Kriterien, die ihre Qualität beeinflussen: ob wir das System des Anliegens achtsam definieren, ob wir die Elemente des Systems bewusst bilden, ob wir unseren Fokus (also das Anliegen) auf die „Bezogenheiten“ zwischen diesen Elementen richten und ob wir über das Kognitive hinaus unseren ganzen Körper in die Wahrnehmungsprozesse einbeziehen.

Gábor bezog sich im Labor spezifisch auf die systemischen Strukturaufstellungen, eine Form der Aufstellungsarbeit, die von Insa Sparrer und von Prof. Dr. Matthias Varga von Kibéd am Münchener SySt®-Institut begründet wurde und erforscht wird. Die Grammatik der bei SySt verwendeten „transverbalen Sprache“ ermöglicht, dass grundsätzlich alles aufgestellt werden kann: Es werden nicht die Systeme selbst aufgestellt, sondern ihre Strukturen, also die Bezüge der einzelnen Elemente zueinander, die aus dem Anliegen des*r Klienten*in entstehen.

So ermöglichen systemische Strukturaufstellungen eine Externalisierung und eine räumliche Darstellung von Zusammenhängen. Parallel zu diesem Blick „von außen“, die die Klient*in durch das Aufstellungsbild gewinnt, berichten die Repräsentant*innen über ihre eigenen Empfindungen, die sie während ihrer Repräsentation wahrnehmen – und die sich durchaus von denen der Klient*innen unterscheiden können. Diese Unterschiedsempfindungen treten auch in dem Fall auf, wenn die Repräsentant*innen gar nichts über die Inhalte der Aufstellung (oder über das, was sie gerade repräsentieren) wissen. Diese „repräsentierende Wahrnehmung“ ist ein zentrales Phänomen bei Aufstellungen; sie kann auch online erzeugt werden. Wenn als abschließender Schritt die Klient*in selbst in ihr Aufstellungsbild eintritt, (meist dann, wenn das Bild bereits einen Lösungszustand aufweist) entsteht auch bei ihr eine Wahrnehmung bezüglich ihres Anliegens (und potenziell darüber hinaus), die auch Körperempfindungen einbezieht, über das Sagbare hinaus geht und so breitere Perspektiven als nur die kognitiven Eindrücke aktiviert.

Die Übungen, die wir im Labor mit Gábor durchgeführt haben, zeigten Aspekte, die dazu beitragen können, die repräsentierende Wahrnehmung auch online zu erzeugen oder zu erleben. Diese Übungen sind Teile des sogenannten „SySt®-Raums“, der über die Aufstellungsarbeit hinaus dazu beitragen soll, die Qualität und Tiefe unserer Begegnungen auch in der virtuellen Welt zu ermöglichen.

Es zeigte sich bereits mit dieser kurzen Einführung im Labor, dass ein ganzer Kosmos hinter den Strukturaufstellungen liegt. Sie finden sich auch in online-Versionen der Aufstellungsarbeit. Einige Aspekte und Elemente dieses Kosmos lassen sich (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) folgendermaßen beschreiben: 

  • Bei der Beschreibung des Anliegensystems ist es wichtig zu definieren, was überhaupt thematisiert werden soll. Darüber hinaus haben die Detailtiefe und die Art der Beschreibung eine große Bedeutung. Das gleiche Objekt oder Phänomen kann anliegenbezogen detailliert oder einfach beschrieben werden. So können z.B. die Hände einer Person nur als Pegelstände oder Standpunkte in einem gegebenen Raum gesehen werden. Auf diese Weise verzichten wir auf alle Details, die eine Hand aufweist und sie wirkt nur als einfache Markierung. Die Hände können aber auch im Detail betrachtet werden in Hinblick auf Form, Beschaffenheit, Größe oder die Beziehung der Finger zueinander. Durch einfache Übungen wurde für uns schnell erlebbar, dass es eine große Auswirkung hat, ob wir etwas (anliegenbezogen) als einfaches Element, oder als zusammengesetztes, komplexes System betrachten. 
  • Auch online lässt sich Nähe erzeugen. Eine Übung, die wir gemacht haben: Eine*n andere*n Teilnehmer*in als „Großaufnahme“ im Bildschirm darzustellen (bei Zoom ist es die Funktion: pinnen), egal, wer das Gegenüber ist. In dieser Großaufnahme dann sehen und gesehen werden (angeleitet durch eine gute und sensible Moderation) zulassen: Details des Gesichtes und der verschiedenen Gesichtspartien; der Hintergrund, einer möglichen Veränderung meiner Wahrnehmung, wenn ich zwischen Figur und Hintergrund wechsele. 

Neben allem anderen die Wirkung auf unsere Gruppendynamik: trotz des digitalen Zugangs hat sich ein anderes Gefühl von miteinander, Austausch und Nähe ergeben, war der Austausch anschließend an diese Übung intensiver als vorher. 

  • Die Überwindung der Distanz und das Gefühl der unmittelbaren Begegnung lässt sich noch weiter entwickeln. Über ein Blatt Papier – mit einer als Norden definierten Ausrichtung – lassen sich mit Klebezetteln oder anderen Möglichkeiten – Situationen auf Papier stellen. Aufgrund der gemeinsamen „Einordung“, können andere die Aufstellung auf ihren Papieren nachempfinden; Durch die Einrichtung eines Koordinatensystems wie auf Landkarten lassen sich Bewegungen sogar genau nachverfolgen. Das klingt „technisch“; wird diese technische Bezogenheit jedoch überwunden, kann die Arbeit eine Tiefe haben, die dem gemeinsamen Sensemaking in einem Raum nicht nachsteht. 
  • Diese Ansätze weiter gedacht, können sogar Personen online gestellt werden. Mit Hilfe von Kamera, Moderation und gemeinsamer Achtsamkeit, kann das Erleben von Berührung nachempfunden werden. Somit können Personen in ihre Repräsentation „eingerollt“, sowie in das Aufstellungsfeld eingeführt werden.
  • Für die räumliche Orientierung während der Aufstellung wird unter anderem durch sorgfältig getroffenen Vereinbarungen gesorgt, wie die Festlegung, dass die Kamera die jeweiligen Aufstellungsfelder bei jeden Beteiligten aus dem gleichen Blickwinkel („vom Süden“) zeigt. 

Stellt man im virtuellen Raum auf, wird die Erzeugung der repräsentierenden Wahrnehmung durch die Resonanz von bis zu sechs verschiedenen, parallelen Aufstellungen sichergestellt. Hierzu gehören die systemische Gestik, die Aufstellung auf Papier mit (sogenannten kataleptischen) Fingern, die Aufstellung mit Bodenankern durch den Klienten, die Aufstellung mit Platzmarkierungen bei den Repräsentanten, die Abbildung der Aufstellung aus der Vogelperspektive, die für ein gemeinsames Bild bei allen Beteiligten sorgt, sowie die Aufstellung im virtuellen Raum über (z.B.) Zoom. Eine Übersicht findet Ihr auch in der folgenden Grafik:

Natürlich braucht man nicht bei jeder Aufstellung alle dieser sechs Ebenen. Man hat sie aber als Möglichkeitsraum, worauf man bei Bedarf zugreifen kann. Im Labor hat uns Gábor diverse Varianten vorgestellt, wie man die einzelnen Aufstellungsformen durchführen und miteinander kombinieren kann.

Wesentliche Erkenntnisse aus dem Abend

Natürlich braucht es für die Moderation von Aufstellungen ein gerüttelt Maß an Kenntnis und vor allem auch praktischer Erfahrung. Feinheiten wie Stimmfärbung, Haltung der Hände, Sensibilität für Rückmeldungen, technische Fähigkeiten wie „Ein- und Ausrollen“ waren einige praktische Beispiele der komplexen Herausforderungen, Aufstellungen moderierend zu begleiten. Welche Möglichkeiten in einem sytematischen Zugang zu dieser Arbeit steckten, zeigten verschiedene Rückmeldung am Ende des Labors:

  • Es war beeindruckend, wie es mit Hilfe der Aufstellungsarbeit gelungen ist, angepasst zwischen strukturellen Zusammenhängen und dem systemischen „Draufblick“ und ihren Auswirkungen und persönlichen Eindrücken und Empfindungen im Detail hin und herzuwechseln und beide Perspektiven miteinander zu verbinden und zu befruchten. 
  • Es war neu und erfahrungsreich, wie intensiv die Arbeit online umgesetzt werden kann und hier auch die persönliche und emotionale bzw. intuitive Ebene erkennbar gemacht werden. Dabei half es – fast schon paradox – nicht nur die technischen Begebenheiten als gegebene Faktor zu akzeptieren, sich jedoch nicht zu sehr drauf zu fixieren. 
  • Der „Tanz“ zwischen Komplexitätsreduktion und Anreicherung im Detail hat die Arbeit sehr lebendig gemacht. 
  • Die Räume für „repräsentative Wahrnehmung“, die verbindende Aufstellungsarbeit auch über die digitalen Grenzen ermöglichen und so den Protagonist*innen unterstützen, Handlungsspielraum in ihrer Situation zu entwickeln. 

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