Sommergrüße

Sommergrüße

Liebe Leser:innen,

Der Sommer ist da. Für viele eine Zeit des Innehaltens, des Wegfahrens, des Loslassens.

Eine Zeit, in der sich der Blick weitet – raus aus dem dichten Inneren unserer Arbeit, hin zu anderen Rhythmen. Und manchmal bringt genau dieses Abstandnehmen etwas Entscheidendes zurück: eine neue Perspektive. Ein Gefühl für das, was wesentlich ist. Und für das, was vielleicht im Alltag überlagert worden ist.

Mit etwas Abstand bleibt spürbar, was unser oe-tag, der nun einen Monat zurückliegt, möglich gemacht hat: Fast 100 Menschen kamen am 13. Juni im Bildungshaus Riesenklein in Halle an der Saale unter dem Motto “Es ist noch längst nicht alles gesagt” zur dialogischen Spurensuche der deutsch-deuschen Geschichte(n) in Organisationen zusammen.

Was uns seither begleitet, ist weniger das Programm als vielmehr das, was dazwischen geschah: echtes Zuhören, differenziertes Erzählen, geteilte Verletzlichkeit. Ein Raum, in dem Unterschiedlichkeit nicht eine Hürde war, sondern eine Einladung.

Vielstimmig war dieser Tag. Persönlich, nah, herausfordernd. Und gerade dadurch berührend.

Mit dem Sommer wächst der Wunsch, diese Erfahrungen nicht einfach zur Seite zu legen, sondern sie in die kommende Zeit mitzunehmen. Nicht als To-Do – sondern als Impuls.

  • Was ruft uns, wenn wir für einen Moment innehalten?
  • Was will gehört werden, wenn der Alltagslärm leiser wird?
  • Und wie kann diese Offenheit in unsere Arbeit zurückfinden?
  • Vielleicht ist das ja der eigentliche Luxus des Sommers: nicht (nur) Erholung, sondern Resonanz.

Wir wünschen euch eine Sommerzeit, die nährt – und einen guten Blick für das Wesentliche.

Und wir freuen uns, wenn wir uns im SOCIUS salon nächste Woche wiedersehen – mit einem offenen Raum für Ost-West-Geschichten in Organisationen. Ganz ohne Agenda. Nur mit offenen Ohren und einladenden Fragen.

Es ist noch längst nicht alles gesagt. Doch einiges wurde hörbar.
Und wir machen weiter.

Julia Hoffmann

Autorin Julia Hoffmann

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Kollektives Harvesting

Kollektives Harvesting

Erfahrungen aus der Begleitung eines Großgruppentags mit 800 Teilnehmenden

Ob wir als Facilitator:innen, Berater:innen, Führungskräfte oder engagierte Bürger:innen zusammenkommen – wir brauchen Gespräche, die über individuelle Perspektiven hinausreichen. Gerade in einer Zeit, in der sich soziale, ökologische, politische und existenzielle Krisen überlagern, braucht es Räume, die mehr ermöglichen als den Austausch von Information: Räume, in denen gemeinsames Erkennen und tieferes Verstehen entstehen kann.

Gerade in großen Settings, wie einer eintägigen Konferenz mit 800 Menschen, mag es zunächst ambitioniert – oder gar unmöglich – erscheinen, kollektive Intelligenz tatsächlich hörbar und sichtbar werden zu lassen. Und doch braucht es gerade in solchen Momenten eine tiefere Form des Zuhörens.

Viele Menschen sitzen an Tischen in einem weiß gehaltenen Raum

Denn in dynamischen, komplexen Zusammenhängen stoßen Sprache und Analyse allein schnell an ihre Grenzen.
Wir spüren: Da ist etwas im Raum – aber wir können es (noch) nicht benennen.
Wir ahnen Bedeutung – doch sie entzieht sich dem linearen Denken.
Und wir sind keine außenstehenden Beobachter:innen. Wir sind Mitgestalter:innen dessen, was entstehen will.

Das sind die Qualitäten liminaler Räume – Schwellenräume zwischen dem, was nicht mehr trägt, und dem, was noch nicht sichtbar oder sagbar ist. In solchen Situationen geht es nicht um schnelle Antworten. Es geht darum, gemeinsam hinzuhören: Was will sich zeigen?

Kollektives Harvesting ist in diesem Kontext mehr als das Festhalten von Notizen. Es ist eine Praxis der tiefen Aufmerksamkeit – ein aufmerksames Sichtbarmachen jener unsichtbaren Fäden, die Einzelne zu einem größeren Ganzen verbinden. Es ist eine Einladung an die Intelligenz der Gruppe, sich auszudrücken – auch wenn niemand allein das ganze Bild kennt.
Es geht darum, kollektive Erkenntnis denkbar zu machen. Gemeinsam.

Was Harvesting in komplexen Situationen möglich macht

Wenn wir mit großen Gruppen arbeiten – wie bei der eingangs erwähnten Konferenz mit 800 Teilnehmenden – kann leicht aus dem Blick geraten, was eigentlich wichtig ist. Die Menge an Worten, Eindrücken, Meinungen und Emotionen kann schnell überwältigend wirken.

Doch unter der Oberfläche jeder Gruppeninteraktion – ob groß oder klein – verlaufen tiefere Fäden: Bedeutungsmuster, Momente der Klarheit, leise Einsichten, die darauf warten, wahrgenommen zu werden.

Zu ernten heißt, anders zuzuhören. Nicht nur das Gesagte festzuhalten, sondern sich einzustimmen auf das, was sich zeigen will.
Es ist eine Praxis kollektiver Sinngebung – nicht das Extrahieren von Antworten, sondern das feine Mitgehen mit dem sich entfaltenden Sinn.

Gerade in komplexen und dynamischen Kontexten ist das zentral. Denn Komplexität lässt sich nicht „lösen“ – sie lädt ein, anders zu sehen.
Anders zu spüren, was präsent ist.
Und dem Form zu geben, was noch gestaltlos ist.

Ein hangeschriebenes Plakat mit dem Text "listen together for deeper insights & questions" hängt am Eingang zu einem Raum, in dem sich viele Menschen befinden

Vom Rauschen zur Resonanz – mit Absicht zuhören

Unser Briefing mit dem zwölfköpfigen Konferenzteam begann mit einer geteilten Erkenntnis und Grundannahme:

„Wenn wir mit Gruppen, Teams oder Organisationen arbeiten, begegnen wir oft vielschichtigen Prozessen, für die es (noch) keine klaren Worte gibt.“

Harvesting – ob durch Sprache, Visualisierung, Poesie, Musik oder andere Ausdrucksformen – ist eine mögliche Antwort auf diese Herausforderung. Es versucht nicht, Komplexität zu vereinfachen. Sondern sie bewohnbar zu machen.

Indem wir dem, was wir spüren, eine Form geben – und indem wir aus dem Rauschen des Gesprächs das herausfiltern, was wirklich resoniert – schaffen wir gemeinsame Bezugspunkte: kollektive Anker für Sinn und Bedeutung.

Eine rechte Hand hält einen dicken Stift, als Schrift ist zu lesen "Collective"

Harvesting-Briefing – Aufmerksamkeit für das Wesentliche

So haben wir das Konferenz-Team des Tages ins Zuhören und Ernten eingeladen:
  1. Essenzen aus Vorträgen festhalten
    Was ist die Kernbotschaft hinter den Worten?
    Welcher Satz, welches Bild, welches Gefühl bleibt bei dir?
    Nicht mitschreiben – destillieren. Drei bis fünf Stichpunkte reichen oft.
  2. Fein zuhören im kollektiven Gespräch
    Was wird in den Raum gesprochen?
    Worum geht es den Menschen – nicht nur im Inhalt, sondern auch im Ton, in der Dringlichkeit?
    Halte kurze, lebendige Formulierungen oder Themen fest. Bleib leicht, bleib echt.
  3. Wenn jemand den Raum mit einem Abschlussimpuls bündelt
    Was ist das Spürfeld im Raum, während sie oder er spricht?
    Welche Fäden oder Bilder werden miteinander verwoben?
    Notiere die Essenz – nicht die Zusammenfassung.
  4. Achte auf POA: Patterns – Outliers – Absences
    Was zeigt sich immer wieder?
    Was überrascht oder bringt einen Funken ins Spiel?
    Was wird nicht ausgesprochen – könnte aber bedeutsam sein?

Drei Personen aus dem Team begleiteten das Geschehen über den Tag hinweg und hielten zentrale Beiträge schriftlich fest. Diese Notizen und Eindrücke flossen später in eine visuelle Ernte ein, die zu verschiedenen Momenten mit den Teilnehmenden geteilt wurde – als Spiegel, als Einladung zum Weiterdenken, als kollektive Momentaufnahme.

Ein handgeschriebnes Plakat zum Thema "Leveraging opportunities for farmers" von einer Veranstaltung der European Commission

Mehr als eine Methode – eine innere Haltung

Harvesting ist nicht bloß eine Methode. Es ist eine Haltung und eine Praxis. Es braucht Neugier, Präsenz und ein feines Gespür für das, was zwischen den Zeilen lebt. Es lädt uns ein, aus dem Drang herauszutreten, Dinge sofort „verstehen“ zu müssen – und stattdessen Fragen zu stellen wie:

  • Was möchte hier gesehen werden?
  • Was wissen wir gemeinsam – das keine:r von uns allein weiß?
  • Welche Bedeutung entsteht leise zwischen uns?
  • Was ermöglicht klügeres, stimmigeres Handeln – gerade aus dieser Gruppe heraus?

So wird kollektives Ernten zu einer Form gemeinsamer Forschung – zu einer Praxis des Hineinhörens ins Mögliche. Es hilft Gruppen, sich in der Komplexität zu orientieren – nicht durch Vereinfachung, sondern durch Bilder, Muster und Sprache, die sie halten können.

Zuhören, das Zukunft ermöglicht

In meiner Rolle als Lead Harvesterin – im Nachspüren der Praxis dieses Tages – kam immer wieder ein Gedanke zurück:

Kollektives Harvesting löst Unsicherheit nicht auf – aber es macht sie bewohnbar.

Was wäre, wenn es genau das ist, was wir in diesen Zeiten mehr brauchen?
Nicht die Illusion von perfekter Klarheit – sondern gemeinsame Orientierung.
Nicht schnelle Lösungen – sondern ein tieferes Zuhören. Eines, das es ermöglicht, dass Antworten zwischen uns Gestalt annehmen – getragen von dem, was wir gemeinsam spüren, wissen, erkennen und gestalten.

Und wie ist das bei dir?
Wo und wie praktizierst du kollektives Zuhören oder Harvesting – bewusst oder eher intuitiv? Was hilft dir, in komplexen Gruppenprozessen das Wesentliche sichtbar zu machen?

Bei Fragen oder Lust auf Austausch freut sich Julia über eine Nachricht.

Julia Hoffmann lächelt in die Kamera, sie hat einen Stift in der Hand. Vor ihr ist ein Blatt Papier auf dem sie gemalt hat.

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Sommergrüße

Zwischenräume

Liebe Leser:innen,

Zukunft entsteht nicht geradlinig, sondern oft in Zwischenräumen – in liminalen Räumen. Es sind Übergangszonen, in denen das Alte nicht mehr vollständig existiert, das Neue aber noch nicht ganz geformt ist. Sie sind geprägt von Veränderung und Transformation. Sie sind Orte des Wandels – voller Möglichkeiten, und auch voller Ungewissheit. Sie können kreative Energie freisetzen und sich wie Chaos anfühlen.

Die Arbeit, in Organisationen zukunftsfähige Strukturen, Kulturen und Strategien zu gestalten, bewegt sich genau in diesen Zwischenräumen: zwischen Entwerfen, Widerstand und Trauern.

Entwerfen meint, neue Ideen in die Welt zu bringen, Utopien zu entwickeln und mit Fantasie und Kreativität zu gestalten. Widerstand umfasst, Ungerechtigkeiten zu benennen, ihnen entgegenzutreten und Wandel einzufordern. Trauern kann heißen, bewusst Abschied zu nehmen von dem, was gehen darf – und diesen Prozess zu begleiten. Auch zeitlich bewegen wir uns zwischen zwei Polen: dem langfristigen Horizont und den konkreten Handlungen von heute, nächstem Monat und diesem Jahr. Was für eine Aufgabe!

Wir laden dich ein, für einen Moment innezuhalten und der Qualität der Liminalität in deinem Leben nachzuspüren:

— Welche liminalen Räume erlebst du gerade in deinem Leben oder deiner Arbeit?

— Welche Frage begleitet dich in diesem Zwischenraum?

— Was (oder wer) unterstützt dich dabei, in diesem Raum zu bleiben, ihn zu halten, ihn zu gestalten?

— Wenn du magst, finde ein Objekt oder ein Bild, das für dich die Qualität von Liminalität symbolisiert – und teile deine Gedanken dazu mit jemandem.

Wie gewohnt laden wir euch in Räume, Gespräche und Erfahrungen ein, die uns ermöglichen, zu wachsen, zusammen zu sein, zu reflektieren, zu verdauen, zu trauern – und zu gestalten.

Wir freuen uns auf euch!

Julia Hoffmann

Autorin Julia Hoffmann

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Führung braucht Rituale

Führung braucht Rituale

Hast du dich schon einmal gefragt, warum Rituale eine so kraftvolle Rolle in unserem Leben spielen? In einer Welt, die sich immer schneller dreht, bieten sie dir die Möglichkeit, innezuhalten, Altes loszulassen und Neues willkommen zu heißen. Rituale sind ein Gefäß, das dir hilft, Übergänge bewusst zu gestalten und dich wieder mit deiner Essenz zu verbinden.

„Ohne Rituale wird die Seele eines Menschen nicht wachsen.“ – Malidoma Patrice Somé

Was macht Rituale so besonders?

Rituale sind weit mehr als wiederkehrende Handlungen. Sie sind Momente der Verwandlung. Sie helfen dir, dich von alten Gewohnheiten zu lösen und dich für einen größeren Lebenszusammenhang zu öffnen. Es geht nicht darum, Bestehendes zu festigen, sondern darum, das Unbekannte zu umarmen und nach einer tiefgreifenden Erfahrung gewandelt in den Alltag zurückzukehren.

„Rituale helfen uns, die Welt in uns zu ordnen und neu zu gestalten. Sie sind das Medium, durch das wir unsere Visionen ins Leben bringen.“ – adrienne maree brown

Qualität und Ethik: Rituale mit Verantwortung gestalten

Rituale sind weit mehr als Relikte alter Zeiten oder esoterische Spielereien – sie sind tief in unserer menschlichen Kultur verwurzelt. Sie strukturieren Übergänge, geben Halt und schaffen Identität. Dass sie eine transformative Kraft besitzen, ist längst auch wissenschaftlich anerkannt. In der Managementforschung beispielsweise wird seit Jahren untersucht, wie Rituale Führung, Zusammenarbeit und Veränderungsprozesse unterstützen können – das Buch Führung braucht Rituale“ (Vahlen, 2011) ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, dass sie als wirksame Werkzeuge in der modernen Welt eine Rolle spielen.

Doch Rituale sind nicht per se gut oder heilsam – sie sind Räume der Transformation, in denen Sinn entsteht, aber auch vereinnahmt werden kann. Gerade in Deutschland haben wir die historische Verantwortung, Rituale kritisch zu betrachten. Im Nationalsozialismus wurden rituelle Bräuche gezielt eingesetzt, um Massen zu manipulieren, Gehorsam zu fördern und eine Ideologie zu verankern, die unermessliches Leid brachte. Rituale sind nicht neutral – ihre Wirkung hängt davon ab, wie und wofür sie gestaltet werden.

Gerade deshalb ist es uns wichtig, das ARLINA-Ritual weder dogmatisch noch ideologisch zu betrachten. Unser Zugang ist bewusst reflektiert, offen und zeitkritisch. Wir glauben, dass in einer Zeit der Polykrise – mit multiplen, sich überlagernden Krisen wie Klimawandel, gesellschaftlicher Spaltung, geopolitischen Konflikten und der wachsenden Erschöpfung vieler Menschen – eine bewusste, verantwortungsvolle Praxis von Ritualen eine essenzielle Ressource sein kann. Sie können helfen, mit Unsicherheit umzugehen, Sinn zu stiften und neue Formen des Miteinanders zu entwickeln.

Was uns fehlt – individuell wie gesellschaftlich – ist nicht noch mehr Kontrolle oder Perfektion, sondern eine lebendige Praxis des Wandels. Rituale bieten uns Räume, in denen Veränderung nicht nur gedacht, sondern auch erlebt wird. Sie ermöglichen Übergänge, stärken Resilienz und eröffnen neue Perspektiven. Nicht als starre Vorgaben, sondern als dynamische Prozesse, die uns helfen, eine Zukunft zu gestalten, die nicht von Angst, sondern von Bewusstheit, Verbundenheit und Gestaltungswillen geprägt ist.

Unser Anspruch ist es, Rituale mit Verantwortung zu gestalten: mit Bewusstsein für ihre Wirkung, mit Offenheit für unterschiedliche Zugänge und mit Respekt für die individuelle Erfahrung jedes Einzelnen. Rituale sind kein Selbstzweck – sie sind Werkzeuge für das, was wir gemeinsam schaffen wollen. 

Was dich erwartet: Rituale als Weg zur Transformation

Unsere Rituale sind bewusst gestaltet, um dich ganzheitlich anzusprechen – körperlich, geistig und seelisch. Hier bekommst du einen Einblick, was dich erwartet:

Körperorientiertes Arbeiten

Alles beginnt mit der Verbindung zu deinem eigenen Körper. Erforsche, was dich nährt, und entdecke eine liebevolle Beziehung zu dir selbst. Rituale schaffen Raum, um in dich hineinzuspüren und deine innere Weisheit wiederzuentdecken.

Feiern im Dunkeln

Was hält dich zurück, dein Licht strahlen zu lassen? Rituale laden dich ein, deine inneren Schatten zu erforschen, Kraftquellen zu entdecken und deine Visionen klarer zu sehen. Was möchtest du loslassen? Was braucht Raum, um zu wachsen?

Kreative Prozesse 

Unsere Kreativität ist ein Teil von uns, und Rituale helfen dir, sie neu zu beleben. Ob biografische Collagen, Storytelling, Tanz oder Musik – lass deiner Kreativität freien Lauf und finde deinen authentischen Ausdruck.

Integration in den Alltag

Das Besondere an unseren Ritualen ist ihre nachhaltige Wirkung. Mit Reflexion, Coaching und praktischen Übungen unterstützen wir dich dabei, die Veränderungen in deinen Alltag zu integrieren.

Mit allen Sinnen genießen 

Gemeinsam kochen, essen und feiern – regional, vegan-vegetarisch und mit viel Liebe und Genuss. Es geht nicht nur darum, deinen Körper zu nähren, sondern auch um eine bewusste Verbindung zu deinem Essen und zur Gemeinschaft.

Warum jetzt?

Rituale sind universell – sie begleiten uns Menschen seit jeher. Sie stärken uns, schaffen Gemeinschaft und helfen uns, die großen Fragen des Lebens zu beantworten. In unserer modernen Welt, die oft von Trennung und Geschwindigkeit geprägt ist, bieten Rituale dir die Chance, dich neu zu erden und mit deiner Essenz in Verbindung zu treten.

„Rituale schaffen Räume, in denen wir mit uns selbst, der Gemeinschaft und dem Universum im Dialog stehen.“ – adrienne maree brown

Bist du bereit, dein altes Selbst loszulassen und Raum für das Neue zu schaffen? 

Autorinnen Julia Hoffmann und Christa Cocciole

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Hope is the thing with feathers, remember?

Hope is the thing with feathers, remember?

For years, I’ve worked with democracies, connection, dialogue, and social impact—believing in a cohesive, just Europe. And yet, in times like these, it can feel like that work has barely made a dent.

But then, I see
Committed people,
In niches and circles,
In offices and community gardens,
In living rooms and beneath the trees.
Keeping the space open—in their hearts, heads, and hands—for a world that is alive, kind, and worth loving.

✨ What if these times are calling us to more perseverance?
✨ What if our connection is the answer?

Wherever you find yourself—in an local democracy office, a Brussels building, a kindergarten, your couch, or a train station—consider joining us this March 28-30 in Berlin. Let’s strengthen hope together.

Or share this with someone whose heart might also need this invitation.

 

Art of Hosting Training

Strengthening Resilient Democracies

28–30 March 2025, Berlin

 

How can we hold despair and hope, embrace diversity, and take action together—shaping our communities and reimagining democracy?

Context

We are living in times of collapse, crisis, and confusion. Many of us feel paralyzed by despair about what is happening in the world—a despair that often immobilizes us and feels impossible to overcome. This stems from the layered crises we face: ecocide, the climate emergency, multiple genocides, and the rise of the political far-right. Polarization is increasing, alongside the misuse and manipulation of media and artificial intelligence, and the erosion of citizen agency. Even democracy is in crisis with many questioning its relevance, or whether it is functioning at all.

To take meaningful action, we must reconnect with hope. We must recognize the incredible creativity and perseverance of those who refuse to surrender to despair—people who invite us to honor the beauty of diverse perspectives, find meaning in our shared humanity, and come together to navigate even the darkest moments.

Amid growing cracks in our systems, collectives and communities are rising in response, standing up for diversity and embracing the unique gifts carried by different identities. Diverse voices are growing louder: women’s movements, Indigenous people defending ecosystems, anti-racism conversations confronting institutionalized injustice, and testimonies of those who have endured long-term oppression and occupation.

Beyond the human sphere, the non-human world is increasingly recognized not just as a set of resources for consumption but as an intelligent force offering guidance as we face these overlapping crises.

The juxtaposition of despair and hope, of crisis and potential, challenges us to move beyond binaries. In doing so, we open the door to co-creating systems that are not only resilient but also regenerative and just. What more could our societies become, and how might we reimagine democracy in practice?

This training invites you to explore this essential question. It calls for societal innovation where democracy transcends outdated paradigms of representation and corporate lobbying to give rise to new forms—participatory, polycentric, ecological, and intersectional. It is a call to shift toward new narratives, in response to a democracy in crisis.

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Sommergrüße

Gedichte als Anker

Liebe Leser:innen,

Was hält uns verbunden in einer Welt, die zunehmend von Spaltung und Polarisierung geprägt ist? Wie schaffen wir es, in uns selbst Räume des Friedens (“spaces of peace”) zu bewahren, gerade dann, wenn so vieles in der Welt entflammt? 

Es gibt so viel, das gesagt, geschrieben und getan werden könnte. Und doch: Die Entgleisung der Welt überflutet mich, verzettelt meine Gedanken, zerrüttet mich. Wie kann es gelingen, trotz alledem, Räume des Friedens in mir zu bewahren? Vielleicht ist es genau das — ein leiser, innerer Akt der Rebellion, mitten in einer Zeit, in der die Stimmen der Waffen immer lauter werden. Eine Zeit, in der ich mich äußerlich irgendwie damit arrangiere, es anzunehmen, wie es ist, obwohl ich es mir so anders wünsche. 

Gedichte sind Anker in diesen Momenten. Auch wenn sie keine endgültigen Antworten liefern, zeigen sie mir Wege in andere innere Räume. Der nordirische Dichter, Theologe und Community-Organiser Pádraig Ó Tuama hat in seinem Gedicht Narrative Theology #1 Worte gefunden, die heilsam sind – für die es noch keine offizielle deutschsprachige Übersetzung gibt. Meinen Versuch findet ihr hier

And I said to him

Are there answers to all of this?

And he said

The answer is in a story

and the story is being told.

 

And I said to him

But there is so much pain

And she answered, plainly,

Pain will happen.

 

Then I said

Will I ever find meaning?

And they said

You will find meaning

Where you give meaning.

 

The answer is in the story

And the story isn’t finished.

aus “In the Shelter” Pádraig Ó Tuama

Und während die Welt sich weiterdreht, machen auch wir weiter. Denn neben dem Innehalten und dem Wahrnehmen dessen, was ist, bleibt es unsere Aufgabe, unsere Geschichten weiter zu formen, weiterzuerzählen und mit neuem Leben zu füllen. 

Wir freuen uns auf lebendige Begegnungen mit Euch. 

Julia Hoffmann, Christian Baier, Joana Ebbinghaus, Kerstin Engelhardt, Lysan Escher, Hannah Kalhorn, Andi Knoth, Nicola Kriesel, Yi-Cong Lu, Denise Nörenberg 

Autorin Julia Hoffmann

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Gedichte als Anker

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Narrative Theology #1
aus In the Shelter” Pádraig Ó Tuama

And I said to him 
Are there answers to all of this? 
And he said 
The answer is in a story 
and the story is being told. 

And I said to him 
But there is so much pain 
And she answered, plainly, 
Pain will happen. 

Then I said 
Will I ever find meaning? 
And they said 
You will find meaning 
Where you give meaning. 

The answer is in the story 
And the story isn’t finished. 

Julias Übertragung ins Deutsche von Narrative Theology #1

Und ich fragte ihn
Gibt es Antworten auf all das?
Und er sagte
Die Antwort ist in der Geschichte
und die Geschichte wird erzählt.

Und ich fragte ihn
Aber es gibt so viel Schmerz
Und sie antwortete, schlicht, 
Schmerzen geschehen. 

Dann fragte ich
Werde ich jemals den Sinn finden?
Und sie sagten
Du wirst dort Sinn finden,
wo du Sinn gibst. 

Die Antwort ist in der Geschichte
und die Geschichte ist noch nicht vorbei. 

 

Pádraig Ó Tuama ist Theologe, Schriftsteller und Praktiker der Konflikttransformation. Er ist Mitglied und ehemaliger Leiter der Corrymeela-Gemeinschaft in Nordirland. Zu seinen Büchern gehören, In the Shelter: Finding a Home in the World; Poetry Unbound: 50 Poems to Open Your World; Daily Prayer with the Corrymeela Community; Sorry For Your Troubles; sowie ein gemeinsam mit Glenn Jordan verfasstes Buch über Theologie und Politik, Borders & Belonging. Er moderiert den Podcast Poetry Unbound von On Being Studios. 

Autorin Julia Hoffmann

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Du schimmerst

Du schimmerst

ARLINA Ritual “Innerer Kompass & mein Beitrag für die Welt”

Auf neue Wege der Kooperation begeben sich Julia Hoffmann und Christa Cocciole zusammen mit Philipp Grosche vom ARLINA Institute for Applied Future

ARLINA steht für einen Schwarm von Glühwürmchen, die gemeinsam eine lebensbejahende Zukunft gestalten. Um lebendige Visionen der Gesellschaft von Morgen zu entwickeln, braucht es eine kollektive Bewusstseinswerterung, die ARLINA in eigenen Angeboten voranbringen will. 

Gemeinsam hosten Julia, Christa und Philipp das ARLINA Ritual “Innerer Kompass & mein Beitrag für die Welt”, das einen tiefgreifenden Prozess der Selbsterforschung und Neuausrichtung deiner inneren Orientierung ermöglicht. In Zeiten großer gesellschaftlicher Veränderungen bauen wir einen Raum für die Frage: Was ist mein Platz in dieser Welt, und was kann ich beitragen?

Das ARLINA Ritual lädt dich zu einem gänzlich neuen Format ein, dass dich neue Klarheit gewinnen lässt. Es ist kein Kurs wie andere. Wir verlassen die reine Denkwelt und spüren tief in uns hinein, hören uns im Inneren zu, wühlen in unserem Ideenkonfetti, wandeln in Stille und gehen einen gemeinsamen in Richtung unseres ureigenen authentisches Lichts. Ein Handeln, das tief in Deinem Bewusstsein verwurzelt ist und so Zukunft schon heute gestaltet.

Liebevolle Visionen der Gesellschaft von Morgen erfordern eine kollektive Bewusstseinserweiterung.

Für ARLINA ist ein Ritual keine einmalige Zeremonie, sondern ein Prozess über einen längeren Zeitraum. Das ARLINA-Ritual bezeichnet den Prozess, der Dich von einer Spannung, die Du in Dir fühlen kannst, zu Deinem Handeln in der Gesellschaft führt.

Was dich erwartet:

  1. Erforschung deiner inneren Spannung
    Du erkennst und benennst die gesellschaftlichen Veränderungen, die dich bewegen. Welche Entwicklungen erfreuen dich? Welche beängstigen oder verärgern dich? Wir erkunden gemeinsam, wie diese Gefühle in deinem Körper resonieren und welche inneren Funken in dir glimmen.
  1. Entdeckung deiner Aufgabe und Vision
    Wir unterstützen dich dabei, deine derzeitige Aufgabe und Vision zu klären. Was willst du in die Welt bringen? Wofür stehst du ein? Du richtest einen inneren Kompass neu aus, um deinen Weg klarer zu sehen.
  1. Individueller und kollektiver Prozess
    Durch eine Mischung aus individuellem und kollektiven Prozess entdeckst du, was dich in deiner Tiefe bewegt. Welche gesellschaftlichen Spannungen spiegeln sich in dir wider? Was zieht deine Aufmerksamkeit immer wieder an?
    Ein wichtiger Teil dieses Prozesses ist das Finden von Verbündeten, die deine Vision teilen und dich auf deinem Weg unterstützen.
  1. Identifikation von Stärken und Ressourcen
    Du erkennst und benennst deine Stärken und Ressourcen. Was kannst du jetzt einbringen? Wofür bist du bereit, Verantwortung zu übernehmen? Was fehlt in der Gesellschaft und wartet darauf, dass jemand die Verantwortung übernimmt?
  1. Versprechen an dich selbst
    Der Prozess mündet in ein persönliches Versprechen an dich selbst. Du entwickelst ein eigenes Konzept von Stewardship und beschließt, wie du es in engagiertes Handeln umsetzen wirst. Dies führt zu einem neuen Fokus und einem bewussteren Verständnis deiner Biographie.
  1. Begleitung durch erfahrene Dozent*innen/Hosts
    Christa, Julia und Philipp begleiten dich als Dozent*innen und Hosts durch den gesamten Prozess und unterstützen dich dabei, deinen Weg zu finden und zu gehen, sowohl in Einzel- als auch in Gruppenarbeit. Wir laden einen Raum ein, in dem wir mit Offenheit und Bewusstheit unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen miteinander verweben. Wir arbeiten körperorientiert, partizipativ und systemisch, um regenerative Zukünfte einzuladen. 

Die Angebote von ARLINA folgen einer Preispolitik, die nicht ganz unkomplex ist:

„Zahlt, was individuell und kollektiv passend ist“. Ja, das bedeutet, wir muten Euch eine große Komplexität schon bei der Anmeldung zu.

ARLINA hat zwei Ansprüche: dass alle Menschen Zugang zu den Angeboten haben; und dass die Dozent:innen fair bezahlt werden. Wir haben uns zum Thema faire Preise den Kopf zerbrochen, viele Ideen und Ansätze gewälzt. Irgendwann haben wir verstanden, dass wir alleine nicht die Macht haben, dieses komplexe Dilemma zu lösen. Wir können aber mit hoher Transparenz als Gemeinschaft damit umgehen, wenn sich alle Beteiligten in die Komplexität trauen, die Geldthemen mit sich bringen – wenn wir trotz gesellschaftlichem Tabu hinsehen und darüber sprechen.

6 Journaling-Prompts zum ARLINA-Ritual “Innerer Kompass & mein Beitrag für die Welt”
Schnapp dir Stift und Papier und lass dich von diesen Fragen inspirieren 

  • Welche gesellschaftlichen Veränderungen berühren mich in dieser Zeit? 
  • Welche inneren Spannungen und Gefühle erlebe ich, wenn ich über meine Rolle in der Gesellschaft nachdenke?
  • Wie formen meine ethnischen und kulturellen Hintergründe meine Perspektive auf die Welt und gesellschaftliche Veränderungen?
  • Welche Ressourcen und Stärken trage ich in mir, die ich einsetzen kann?
  • Welche Verbündeten oder Gemeinschaften teilen meine Vision und können mir auf meinem Weg Unterstützung bieten bzw. von mir unterstützt werden?
  • Welchen Schimmer spüre ich in mir, den ich in meinem eigenen Leben stärken und mit den Gemeinschaften um mich herum teilen möchte?

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Emergent Strategy von adrienne maree brown

Emergent Strategy von adrienne maree brown

Strategische Haltung für eine lebendige Zukunft im Ungewissen

“What time is it on the clock of the world?”  Grace Lee Boggs 

“Everything is falling apart, but also, new things are possible. […] We are in a time of new suns. We have no idea what could be, but everything that we have been is falling apart. So it’s time to change. And we can be mindful about that.”  adrienne maree brown 

Wie gelingt strategisches Herangehen in einer Zeit und einer Welt im Ungewissen? Wir leben in Zeiten gezeichnet durch gleichzeitige Krisen und Zusammenbrüche (Klimakrise, wachsende Ungleichheiten, zunehmende politische Polarisierung, Krisen der mentalen Gesundheit usw.). Welche Art und Weise von strategischer Haltung gibt es, die diese Welt anerkennt und uns hilft, für eine lebendige Zukunft zusammenzuwirken? 

Der Architekt und Systems-Designer Buckminster Fuller erklärte einmal  “You never change things by fighting the existing reality. To change something, build a new model that makes the existing model obsolete.” 

Auf eine Art macht die US-amerikanische Aktivistin und Autorin adrienne maree brown für mich das mit der Haltung und Praxis zu strategischem Herangehen, die sie in “Emergent Strategy. Shaping Change, Changing Worlds” beschreibt. Das Buch aus dem Jahr 2017 bildet den ersten Teil einer Serie, die eine inspirierende Herangehensweise an Veränderung- und Transformationsarbeit in Netzwerken, Gruppen, Movements und Ökosystemen beschreibt. adrienne maree brown ist in der Schwarzen Bewegung verankert und seit Jahren als Facilitatorin, Mediatorin, Autorin und Podcasterin unterwegs. Ihr herzlich-pragmatisch-neugieriger Blick darauf, was wir aus Natur und Ökosystemen über Strategie lernen können, liest sich leicht und ist auch als Hörbuch (die englischsprachige Version liest die Autorin selbst) eine Empfehlung. 

Die Wurzeln von emergent strategy sind u.a. das Movement for Black Lives, die Occupy Bewegung, adriennes eigene und die Erfahrungen ihrer Familie, Denker:innen wie Margret Wheatley, Grace Lee Boggs, Octavia Butler sowie wie all die Menschen und “woes” (people with whom we work on excellence), Freund:innen und Partner:innen, die sie in ihren Transformationen begleiten. 

Was ist “Emergent Strategy”? 

adrienne maree brown setzt die Wörter “emergent” und “Strategie” miteinander in Beziehung: 

Emergent leitet sie von Nick Obolensky ab: “Emergence is the way complex systems and patterns arise out of a multiplicity of relatively simple interactions.”  (Obolensky, 2014, Complex Adaptive Leadership: Embracing Paradox and Uncertainty. Burlington, VT.) 

An einem Beispiel beschreibt sie Emergent Strategy wie folgt: 

“So birds flapping their wings, birds in a flock together, is a relatively simple interaction; but birds all doing that together and avoiding predation can become the most complex, gorgeous patterns of murmurations, migration, survival. So we’re all emergent beings — humans are an emergent species amongst emergent species.

And the strategy part comes in — I think what we mean by strategic is: able to adapt to changing conditions, while still moving towards our vision of freedom and the future and being in that practice. So that’s what emergent strategy is. It’s like, how do we get in a right relationship with change that allows us to harness and shape things, towards community, towards liberation, towards justice?”
(adrienne maree brown, OnBeing, 2022) 

Emergent Strategy ist dabei eine Haltung und Praxis, die auf vielen Wegen ihren Ausdruck finden kann: 

  • Emergent Strategy begann als ein Ansatz adaptiver und relationaler Leadership,
  • der dann in persönlich Aktionen, Praktiken und kollaborative Organisationspraktiken wuchs, mit besonderem Fokus auf Beziehungen, die Adaption ermöglichen,  
  • und sich dann in Strategien wandelte, die Bewegungen für Social Justice ermöglichen, 
  • ebenso wie in eine Praxis, die Menschen einlädt in “right relationship” mit einander zu sein und bewusst Veränderungen zu verkörpern,   
  • bis hin zu einer Philosophie um mit der Welt und sich selbst in Liebe zu sein. 
  • Emergent Strategy ist vieles zuggleich: zugleich ein Ort für Strategien, Methoden und Tools, eine Community, eine Praxis, eine Haltung und eine Linse um auf die Welt zu blicken. 

Kernprinzipien und Elemente 

Im Buch beschreibt adrienne Kernprinzipien und Elemente von emergent strategy. Für mich ist das Besondere, dass das was sie beschreibt, sich natürlich und intuitiv anfühlt. Implizit praktiziere ich so. Das konkrete Benennen und Systematisieren hilft mir, in meiner Arbeit als Faciliatorin, solche Arten des strategischen Arbeitens zu gestalten.  

Dieses Video zeigt dir kurz die Kernprinzipien:

Praxisbeispiele aus der Anwendung 

Welche Rahmen unterstützen uns, in die Haltung emergenter Strategie zu schlüpfen? adrienne beschreibt diese Prinzipien für den Beginn eines Treffens. Die Prinzipien haben wir zuletzt bei der Initiative “Faciliate Belonging. Wie halten wir Räume der Zugehörigkeit?” angewendet:  

  • Höre von innen nach außen zu (dein Bauchgefühl ist wichtig!) 
  • Achte auf die anderen, achte auf dich (Community Care & Self-Care)
  • Gib Raum – Nimm Raum 
  • W.A.I.T. – Why am I talking? 
  • Sei offen zu lernen: über unbekannte Möglichkeiten und Wahrheiten, über die Welt, über dich 
  • Geh’ von der besten Intention aus und nimm die Wirkung ernst 
  • Nimm’ Unterschiede wahr und schau, ob du sie in deine Vorstellung von “Wir”  integrieren kannst 
  • Nimm’ mit, was heute und hier zu dir gehört, und lass den Rest liegen
  • Vertraulichkeit – Nimm Gelerntes mit, lass Details hier. 

Das Buch enthält eine weitere Reihe von Praxis-Werkzeugen für Faciliatator:innen.

Meine Key-Take Aways 

Ich habe ab den ersten Momenten des Hörens und Lesens das Gefühl gehabt, hier die Ausformulierung eines verwandten und inspirierenden Ansatzes und einer Haltung zu finden, die eine sehr menschlich-pragmatische Heransgehensweise an strategische Transformationsarbeit beschreibt in dieser Zeit. Für selbstorganisierte Teams, Netzwerke und Bewegungen scheint Emergent Strategy eine passende Haltung zu bieten, um ausgerichtet und zugleich adaptiv strategische Orientierung zu entwickeln und zu navigieren. 

Gerade dass Natur, Vorstellungskraft und Imagination, Realität und Erfahrungen von struktureller Diskrimierung, und Somatics/Embodiment eine so große Rolle in der Herleitung von emergenter Strategie gespielt haben, macht es für mich zu so einem relevanten Beitrag, auf Veränderungsarbeit in Netzwerken, Ökosystemen und Movements zu blicken und für eine lebendige Zukunft sinnvoll zusammenzuwirken. 

So klingt “emergent strategy” 

Neben vielen Zitaten, Geschichten, einem Toolbox-Teil und Inspirationen enthält das kurzweilige Buch auch eine Playlist. Hier ein kleiner Auszug dazu, wie emergent Strategy 2017 klang:  https://open.spotify.com/playlist/6GG5I0DaMdZTkTYZ6ZNyO4 

Neugierig? Hier erfährst du mehr

 

 

Autorin Julia Hoffmann

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Die Kraft der Dankbarkeit

Die Kraft der Dankbarkeit

Warum sie in der Gemeinschaft und für das Selbstmitgefühl so entscheidend ist

In den letzten Jahren hat die Forschung verstärkt das Thema Dankbarkeit unter die Lupe genommen und dabei einige faszinierende Erkenntnisse gewonnen, die auch für uns relevnt sind. Egal ob auf der Arbeit, zuhause oder bei Freund:innen. Wir sind als soziale Wesen in diese wandelbaren und wechselhaften Zeiten gemeinsam “unterwegs”. 

Wie die Forschung herausgefunden hat, beeinflusst Dankbarkeit nicht nur unser individuelles Wohlbefinden, sondern auch maßgeblich das Funktionieren von Gemeinschaften und unser Selbstmitgefühl. Hier stellen wir fünf zentrale und aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema Dankbarkeit vor:  

Verbesserte psychische Gesundheit & Selbstmitgefühl:

  • Dankbarkeit hat nachweislich einen positiven Einfluss auf unsere psychische Gesundheit. Menschen, die dankbar sind, leiden seltener unter Depressionen und Angststörungen. Dies ist eng mit dem Konzept des Selbstmitgefühls verbunden, wie es von Dr. Kristin Neff und Dr. Christopher Germer erforscht wurde. Selbstmitgefühl bedeutet, sich selbst freundlich und verständnisvoll zu behandeln, insbesondere in schwierigen Zeiten. Dankbarkeit kann dabei helfen, das Selbstmitgefühl zu stärken, indem sie uns daran erinnert, uns selbst für unsere Stärken und unsere Fähigkeit zur Bewältigung von Herausforderungen zu schätzen.

Stärkere soziale Bindungen:

  • Dankbarkeit fördert die Bildung und Festigung von sozialen Bindungen. Wenn wir einander schätzen und für unsere Beziehungen dankbar sind, entsteht ein tieferes Verständnis und eine stärkere Verbundenheit innerhalb einer Gemeinschaft. Dies stärkt das Vertrauen und trägt zur Harmonie im Miteinander bei. Selbstmitgefühl spielt hierbei eine ergänzende Rolle, da es uns hilft, in zwischenmenschlichen Beziehungen achtsamer und verständnisvoller zu sein.

Erhöhte Empathie und Großzügigkeit:

  • Die Forschung legt nahe, dass Dankbarkeit die Empathie und Großzügigkeit steigert. Dankbare Menschen sind eher bereit, anderen zu helfen und sich für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen. Selbstmitgefühl kann diese Großzügigkeit verstärken, da es uns dazu ermutigt, auch uns selbst gegenüber großzügiger und fürsorglicher zu sein.

Stressreduktion:

  • Dankbare Menschen sind oft besser in der Lage, mit Stress umzugehen. Dies kann dazu beitragen, Spannungen und Konflikte in einer Gemeinschaft zu minimieren. Selbstmitgefühl ergänzt diese Fähigkeit, da es uns lehrt, Stress und schwierige Situationen mit Mitgefühl für uns selbst zu bewältigen. Dies kann eine gesündere Reaktion auf Stress fördern und dazu beitragen, dass wir uns weniger gestresst fühlen.

Steigerung der Lebenszufriedenheit:

  • Schließlich trägt Dankbarkeit zur Steigerung der Lebenszufriedenheit bei. Menschen, die sich auf die positiven Aspekte ihres Lebens konzentrieren und dafür dankbar sind, erleben ein erfüllteres Leben. Selbstmitgefühl kann diesen Prozess unterstützen, indem es uns ermutigt, auch in Zeiten der Unzufriedenheit und des Scheiterns für uns selbst da zu sein und uns selbst Wertschätzung entgegenzubringen, und auch unseren Ärger, Frust und Wut annehmen zu lernen.

 

Warum ist Dankbarkeit in der Gemeinschaft und für das Selbstmitgefühl so wichtig?

Dankbarkeit spielt eine entscheidende Rolle in der Gestaltung von Gemeinschaften und in der Förderung des Selbstmitgefühls. Wenn wir in einer Gruppe von Menschen leben, arbeiten und interagieren, können die oben genannten Vorteile der Dankbarkeit dazu beitragen, ein wertschätzendes Umfeld zu schaffen. Gleichzeitig kann Selbstmitgefühl dazu beitragen, dass wir mit unseren eigenen Fehlern und Schwächen mitfühlend umgehen, was zu einem positiven Selbstbild und einer gestärkten psychischen Gesundheit führt. Um Dankbarkeit in einer Gemeinschaft zu fördern und das Selbstmitgefühl zu stärken, können gemeinsame Dankbarkeitsrituale und Achtsamkeitsübungen hilfreich sein. 

Insgesamt zeigt die Forschung, dass Dankbarkeit und Selbstmitgefühl nicht nur für unser eigenes Wohlbefinden von großer Bedeutung sind, sondern auch dazu beitragen können, starke und unterstützende Gemeinschaften aufzubauen und ein liebevolleres Verhältnis zu uns selbst zu entwickeln. Indem wir Dankbarkeit und Selbstmitgefühl in unser tägliches Leben integrieren, schaffen wir eine positive und erfüllende Umgebung für alle.

Journaling zum Thema “Dankbarkeit zum Jahresende”  

 

Selbstreflexion ist eine kraftvolle Methode, um Dankbarkeit und Selbstmitgefühl zu fördern und das Jahr abzuschließen. Diese fünf Journaling-Fragen können dir dabei helfen, dein Jahr achtsam abzuschließen, deine Dankbarkeit und dein Selbstmitgefühl zu stärken. 

Wir wünschen Dir eine inspirierende Reflektion und ein erfolgreiches neues Jahr!

  • Momente & Ereignisse: Welche Momente oder Ereignisse haben dir dieses Jahr am meisten Freude und Dankbarkeit bereitet?
  • Beziehungen: Wie hast du in diesem Jahr deine Beziehungen gepflegt und gestärkt? Welche Schritte hast du unternommen, um deine Beziehungen zu vertiefen? Welche Beziehungen hast du besonders geschätzt?
  • Wachstum und Selbstmitgefühl: In welchen Bereichen deines Lebens hast du persönliches Wachstum und Selbstmitgefühl erlebt? Welche Herausforderungen hast du gemeistert, und wie hast du dich selbst dabei unterstützt? Wo hast du dich selbst mit Mitgefühl behandelt?
  • Herausforderungen: Wie bist du mit Stress und Herausforderungen umgegangen, und was hast du daraus gelernt? Welche Strategien hast du angewendet, um stressige Zeiten zu bewältigen? Welche Erkenntnisse hast du aus diesen Erfahrungen gewonnen?
  • Ziele & Wünsche: Was sind deine Ziele und Wünsche für das kommende Jahr, und wie können Dankbarkeit und Selbstmitgefühl dich dabei unterstützen? Welche konkreten Schritte wirst du unternehmen, um diese Prinzipien in dein Leben zu integrieren?

Mehr zum Thema 

Dr. Kristin Neff  https://self-compassion.org/

Auf der Website von Dr. Kristin Neff findest du zahlreiche Artikel, Videos und Übungen zum Thema Selbstmitgefühl. Sie ist eine führende Forscherin auf diesem Gebiet und bietet wertvolle Einblicke und praktische Anleitungen.

 

Dr. Christopher Germer https://chrisgermer.com/ 

Dr. Christopher Germer ist Experte im Bereich Selbstmitgefühl. Auf seiner Website findest du Ressourcen, Workshops und Informationen zur Anwendung von Selbstmitgefühl in verschiedenen Lebensbereichen.

 

Achtsamkeits- und Selbstmitgefühlskurse https://www.msc-selbstmitgefuehl.org/kurse 

Hier findest du  Online- und Offline-Kurse, die sich auf Achtsamkeit und Selbstmitgefühl konzentrieren und praktische Übungen und Techniken vermitteln.

Disclaimer: Dieser Artikel wurde zusammen mit ChatGPT verfasst

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Socius change essentials

Entdecke praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

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Golden. The Power of Silence in a World of Noise.

Golden. The Power of Silence in a World of Noise.

Stille als Regenerative Praxis (Visual Notes)

Ein Buch und ein paar meiner Notizen als Einladung zum Eintauchen. Die Frage nach Stille als regenerative Praxis beschäftigt mich seit langem, denn das Leben in einer Großstadt, inmitten von Menschen, Autos, Flugzeugen, U-Bahnen und Baustellen empfinde ich als herausfordernd. Momente und Ausflüge in die Natur, oder Gespräche in denen es langsamer, ruhiger zugeht, empfinde ich als entspannend. Was genau steckt dahinter? Was ist die Rolle von Stille für uns als Individuen, Teams und Organisationen? Welche Formen nimmt Lärm an? Was hat all das mit gesellschaftlicher Veränderung zu tun?

Als mir dieses Buch in die Hände fiel, begann meine tiefere Beschäftigung mit dem Thema “Stille als regenerative Praxis”.  Das Buch spannt einen weiteren Bogen – beginnend mit dem Sprichwort “Reden ist silber, schweigen ist Gold”, bringt es Fakten, Praktiken, persönliche Einblicke und wissenschaftliche Erkenntnisse zusammen, die die Rolle von Stille in einem vkreativen und engagierten Leben beleuchten. Es geht nicht darum, sich zurückzuziehen und die Welt Welt sein zu lassen. Sondern darum zu erkunden, wie Stille Energiereservoir sein kann und Klarheit inmitten einer Welt Umbrüchen, Dringlichkeit und Unsicherheit ermöglicht.

Eine unbedingt Leseempfehlung für die, die das Thema und Anliegen ebenso spannend und notwendig finden.

Justin Zorn & Leigh Marz (2022): Golden. The Power of Silence in a World of Noise. Penguin.

 

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SOCIUS brief Dezember 2022

SOCIUS brief Dezember 2022

Liebe Leser:innen

es ist die Zeit des Jahres, die vielleicht mehr als jede andere von uns erwartet, dass wir uns “freuen”: auf das Weihnachtsfest, Hannukah, oder den Jahreswechsel; auf die Zeit mit Familie und Freund:innen, auf die Tage “zwischen den Jahren”. 

Inmitten aller Verrücktheiten des Dezembers – all dem, was noch erledigt werden will und muss; Essenseinladungen bei Freund:innen; Weihnachtsmarktbesuche; Gedanken an die Geschenke, die zu besorgen sind und und und… – fand ich mich zuletzt in einer unverhofft kostbaren Stunde mit zwei Kolleg:innen. Eigentlich war alles anders gedacht: 

Ein gemeinsamer Konzeptionsworkshop vor Ort war vereinbart. Durch diverse Umstände saßen wir online an unterschiedlichen Orten, verbunden durch unsere Bildschirme. Und vielleicht gerade weil es so anders war als geplant, erlebten wir eine tiefe Begegnung im digitalen Raum. Eine Stunde, die mich bewegt und genährt hat. 

Was bedeutet es, sich wirklich zu begegnen? Für mich war es, sich gegenseitig tief zuzuhören, mich den anderen, ihren Perspektiven und ihrem Erleben zu öffnen, und genau hinzusehen; auch sich aneinander zu reiben und der eigenen Wahrheit Worte zu schenken und mich so durch die Begegnung zu verändern. 

Für uns alle bedeutet die Zeit über den Jahreswechsel etwas Unterschiedliches. Welche Arten von Begegnungen wünscht Ihr Euch für die kommende Zeit? 

Wir wünschen kostbare Stunden, in all ihrer Unterschiedlichkeit, Tiefe und Schönheit. 

Julia Hoffmann,

Andreas Knoth, Christian Baier, Denise Nörenberg, Hannah Kalhorn, Joana Ebbinghaus, Kerstin Engelhardt, Lysan Escher, Nicola Kriesel und Ralph Piotrowski

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SOCIUS brief November 2022

SOCIUS brief November 2022

Liebe Leser:innen

die Zeiten sind verwirrend, unbegreiflich, und aufwühlend. Zugleich schön, kostbar, oft unergründlich. Manchmal sanft, fließend und verblüffend. Andere Male furchtbar.
In all diesem Durcheinander, in all dieser Komplexität von Interaktionen und Entwicklungen, was brauchen wir als Menschen, Teams und Organisationen, die Wandel gestalten wollen?

Mir scheint, es ist die Fähigkeit, in Veränderung zu bleiben; sich in Veränderung zu bewegen, im Wandel der Zeiten zu stehen, zu tanzen oder zu surfen. Nicht zu erwarten, dass es irgendwann gemütlich wird. Sich immer wieder ein kleines oder großes Stück neu zu erfinden. 

Angesichts der Tatsache, dass es uns nicht möglich ist, alle Veränderungen selbst zu erleben, an denen wir in der einen oder anderen Weise beteiligt sind, möchte ich eine Denkübung der Soziologin Elise Boulding teilen – eine Übung zur Erweiterung unseres Blicks auf die Zeit:
Die 200-Jahre Gegenwart-Übung. Sie beginnt mit dem Geburtsjahr der ältesten Person, die wir als Kind kannten, und endet mit dem hundertsten Geburtstag der jüngsten Person, die wir in den Armen gehalten haben.
Für die meisten von uns sind das etwa zwei Jahrhunderte, die wir direkt berühren. Meine Großmutter wurde 1907 geboren, und der jüngste Mensch, den ich in den Armen gehalten habe, wird im Jahr 2117 100 Jahre alt. Was für eine Zeit, die ich indirekt berühre!  

Wie lang ist der Bogen der Zeit, mit dem Ihr verbunden seid?  

Für die kommenden Monate haben wir ein paar passende Einladungen, die dabei unterstützen können, mit mehr Klarheit und Kraft durch die wandelhaften Zeiten zu gehen. Wie immer sind alle unsere Angebote unten im Brief zu finden. 

Mit herbstlichen Grüßen 🍂 freuen wir uns über Rückmeldungen! 

Julia Hoffmann,

Andreas Knoth, Christian Baier, Denise Nörenberg, Hannah Kalhorn, Joana Ebbinghaus, Kerstin Engelhardt, Lysan Escher, Nicola Kriesel und Ralph Piotrowski

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Golden. The Power of Silence in a World of Noise.

Regenerative Leadership von Giles Hutchines & Laura Storm

Regenerative Leadership

The DNA of life-affirming 21st century organizations 

von Giles Hutchines & Laura Storm (2019) 
Worum geht es? 

Die Autor:innen Giles Hutchins und Laura Storm, Leadership-Expert:innen, Nachhaltigkeitspraktiker:innen und Eltern junger Kinder, bewegen Fragen wie: 

Welche Welt vermachen wir zukünftigen Generationen? Wie können wir neue, lebensbejahende Wege finden und Praktiken etablieren, sodass alle in unseren Ökosystemen und auf unserem Planeten gedeihen können? 

Daraus entstand das Buch – als eine Art Eintrittskarte für Menschen mit Bezug zur Führungspraxis, die auf der Suche nach einem anderen Paradigma sind, in dem es Organisationen, den Menschen in ihnen und unseren Ökosystemen gut geht. 

“Regenerativ” meint hier: “Bedingungen zu schaffen, die es dem Leben ermöglichen, sich ständig zu erneuern, in neue Formen überzugehen und inmitten sich ständig verändernder Lebensbedingungen zu gedeihen. Dieses Grundprinzip untermauert eine lebensbejahende Führung und Organisationsentwicklung, bei der unsere Organisationen die evolutionäre Dynamik des Lebens eher unterstützen als behindern.“  

Was macht das Buch aus? 

Das Buch bietet einen grundlegenden Überblick zu “regenerativer Führungspraxis”. Mit vielen Beispielen aus der Praxis von Organisationen (vorwiegend im for-profit Bereich) und vielen wissenschaftlichen Verweisen, weist es Wege und  Möglichkeiten auf, wie man als Führungskraft Organisationen auf eine regenerative Art und Weise führen und verändern kann. 

Immer wieder gehen Hutchins und Storm darauf ein, wie zentral die innere Arbeit, die eigenen Werte, Einstellungen und Praktiken jede:r einzelnen von uns dabei sind:  “To become a living systems being”, ein Mensch zu werden, der sich als Teil eines größeren Ganzen versteht, ist einer der Schlüssel dabei. 

Neben Herleitung, Überblick und Praxisbeispielen enthält das Buch auch einen Methodenteil – sowohl für die eigene Arbeit als auch für die Arbeit im Team. 

Was waren meine wichtigsten Take-Aways? 
  • Intelligenz größer denken: Wir können Intelligenz bewusster und ganzheitlicher verstehen. Denn oft stehen die kognitive und emotionale Intelligenz ganz vorne auf der Bühne im Rampenlicht, während sich andere Weisen von Intelligenz rar machen und nicht bewusst zum Vorschein kommen. Hutchins und Storm beziehen sich hier auf die vier Arten von Intelligenz, die der Schweizer Psychiater C.C. Jung als kognitive, emotionale, spirituelle und somatische benannte. 

 

  • Die Natur als kostenlose Bibliothek: Die Einführung des Kapitels zum Thema Living Systems Design enthielt diese Passage, an die ich mich oft erinnere: 

“Die Natur ist eine Bibliothek für regenerativ Führende. Sie bietet Zugang zu 3,8 Milliarden Jahren Forschung und Entwicklung, die Inspiration, Informationen und Anwendungen für die Neugestaltung blühender Gesellschaften, lebendiger Organisationen und lebensbejahender Produkte und Dienstleistungen liefern, die einen Mehrwert für ein größeres Ökosystem darstellen.” (S.147)  

3,8 Milliarden Jahre Forschung! So hatte ich das bisher noch nicht gesehen. Was für eine Weisheit! 

  • Führung und Stille gehören zusammen: Es berührt mich immer wieder, wenn ich höre, wie wichtig Stille ist, gerade auch für Führung. Immer wieder mal falle ich auf die Ohrwürmer des Mainstreams hinein, die ein kontinuierliches “Höher! Schneller! Weiter!” fordern. Wir wissen, wie schädlich und unnatürlich das ist. Wir wissen, es braucht Menschen in Teams und Organisationen, die täglich Druck und Stress erleben, die diesem nicht verfallen und mit Stille, Ruhe und Mitgefühl dem Raum geben, was entstehen will. Hutchins und Storm beschreiben es so: 

“Wir brauchen dringend Führungspersönlichkeiten, die es wagen, mit sich selbst und anderen in der Stille zu sitzen und dem Raum zu geben, was auf ruhige und einfühlsame Weise zum Vorschein kommen will.” (S. 226) 

Wem würde ich das Buch empfehlen? 

Jede:r, die Lust hat, sich einen Überblick über die grundlegenden Gedanken hinter “regenerativer Praxis” im Organisationskontext zu machen und neugierig sind, wie sie selbst “regenerative Praktiken” einbringen können . Achtung, es gibt keine speziellen Hinweise für Non-profit Organisationen. Ich fand jedoch, dass vieles analog übertragbar auf Organisationen aus dem sozialen Sektor ist. 

Lust reinzuschnuppern? Hier gibt es mehr: 

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SOCIUS hört: The Body as a Compass – Der Körper als Kompass

SOCIUS hört: The Body as a Compass – Der Körper als Kompass

Es gibt wenige Podcasts, die ich mehrmals höre, um immer tiefer und tiefer einzutauchen in das, was in einem Gespräch zwischen zwei Menschen an die Oberfläche tritt und sich erst beim mehrmaligen Hören entfaltet. Der Podcast “The Body as a Compass” ist einer dieser Podcast- Juwelen. In ihm interviewt Ayanna Young die Beraterin, Community Strategin und ehemalige Hebamme Nkem Ndefo, alleinerziehende Mutter zweier Kinder.

Beginnend mit dem schwierigen Begriff der “Resilienz” tauchen die beiden ein in Nkems Arbeit – Jahrzehnte, die sie Menschen begleitet hat – im Gesundheits-, Bildungs- und Community Bereich. Ihre Themen Resilienz und Embodiment sind Ankerpunkte, die auch mich als Prozessbegleiterin mehr und mehr bewegen:

  • Wie begreifen wir die Intelligenz, die in unseren Körpern wohnt?
  • Wie beeinflusst sie unsere menschlichen Interaktionen?
  • Und, was bedeutet sie für die Arbeit in Veränderungsprozessen, in dem Vertrauen, Zuhören und Dialog über schwierige Themen unabdingbar sind?

Gleich zu Beginn erläutert Nkem, wie problematisch sie den Begriff “Resilienz” findet, und gleichzeitig keinen besseren gefunden hat. Resilienz wird oft verwendet um systemische Probleme zu individualisieren, und meist kommt in der Betrachtung von Resilienz vieles zu kurz, was unter der Oberfläche unserer Systeme wirkt: Trauma, (toxischer) Stress oder Komplizenschaft in gesellschaftlichen Strukturen. Resilienz versteht Nkem als “Zurückeroberung” des Worts, als Re-Kontextualiserung in die heutige Realität komplexer Systeme. Dabei ist der Körper aus ihrer Sicht ein Reservoir für Resilienz: Unsere Körper beinhalten Weisheiten und wir können sie als Kompass, Guide und Begleiter:in in unser Leben einbinden.

Mit ihrem erfahrenen, empathischen und realistisch-weisen Blick auf die Welt berichtet Nkem davon, wie Stress und Trauma auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen wirken und sie belasten. Um tiefgreifende Veränderungen zu bewirken, und um unsere gesellschaftlichen Systeme zu “shiften” (zu verändern), brauchen wir Resilienz. Und gleichzeitig investieren wir einen Großteil unserer Energie in Überreaktionen auf den Stress, dem wir begegnen. Nkems Arbeit ist es, Menschen dabei zu begleiten, ihre Stress- und Traumareaktionen flexibler zu gestalten:

Zu verstehen, was unsere Stress- oder Traumareaktionen sind: Helfen sie mir wirklich? Bin ich in einer Überreaktion?
Wie kann ich meine Stress- oder Traumareaktion herunterfahren oder anpassen?
Verstehe und praktiziere ich zu pausieren und mich zu regenerieren?

Soziale Veränderungen brauchen Dialog – oft zu Themen und Fragen, die schwer wiegen, groß sind, tiefe Wunden verursachen und manchmal über Generationen hinweg in Narrativen und Erzählungen an uns weitergegeben werden:

  • Wie wirken sich rassistische Ungleichheiten auf unser Leben aus?
  • Wie erleben wir das Leben in oder nach einem Krieg?
  • Was hindert uns daran, uns als gleichberechtigte Wesen – egal welcher Hautfarbe, Religion, Geschlecht, Bildungshintergrund oder sozialem Status – zu dieser Welt zugehörig und gesehen zu fühlen?

Teil der Resilienzarbeit nach Nkem ist es, in uns und mit anderen Kapazitäten aufzubauen, um in schweren und unbequemen Dialogräumen zu bleiben und uns dort zu begegnen. Resilienter zu werden bedeutet dabei zu lernen, wie wir unsere Stress- und Traumareaktionen anpassen – um soziale Transformationen quasi ins uns selbst vorzubereiten.

Wer Nkem zuhört, kriegt einen Eindruck davon, was es bedeuten kann, unsere verkörperten Fähigkeiten bewusst für die Entwicklung von sozialem Wandel einzusetzen. Für mich wird immer klarer, wie sehr unser “Kompass Körper” ein essentielles und unglaublich vielschichtiges Instrument für systemische Veränderungsarbeit ist – und wie viel wir miteinander in dieser Hinsicht lernen und entwickeln können.

Wer mehr erfahren möchte, kann hier tiefer eintauchen:
* Podcast “The Body as a Compass” mit Nkem Ndefo (Englisch)
* Dami Charf “Was ist ein Trauma?” (Deutsch) 
* Podcast “The Politics of Trauma” mit Staci Haines – über Somatik und soziale Gerechtigkeit  (Englisch)
* Appeasement als Trauma-Reaktion – Artikel von Nkem Ndefo und Rae Johnson
(Englisch)

Wer praktisch forschen möchte, wird im SOCIUS’ Werkstattzyklus “Bewegte Beratung” fündig. Dieser beginnt am 19. Mai 2022 – einige Plätze sind noch frei.

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SOCIUS startet in ein multimediales Abenteuer

SOCIUS startet in ein multimediales Abenteuer

Drei Monate bevor unser Onlinekurs für Euch zur Verfügung stehen wird, fangen wir an Euch ein paar Einblicke hinter die Kulissen zu geben… Für uns waren die Dreharbeiten aufregend und die Erstellung der Inhalte ein großer Spaß.

The making of…. 

… es werden Euch erwarten: 6 Lernpfade mit je 4 bis 5 Videos und weiteren Materialien rund um die Themen: Führung, Rollen und Aufgaben, gemeinsam Entscheidungen treffen, Resilienz in Teams, kollaborative Entwicklung und Strategie. Sowie eine „Spielanleitung“ zur Nutzung des Kurses. 

 

 

Auf die Plätze….
…fertig….. loooooos
Joana testet den Telepromter – das sieht schon gut aus 
Unseren Seminarraum haben wir kurzerhand in ein Filmstudio verwandelt 
Unser Videomeister Stefan Marks von Filming for change setzt uns gut in Szene 
Der technische Workflow ist noch etwas neu und manchmal überwältigend
Und wir wussten vorher nicht, dass ein iPad auch ein Teleprompter sein kann
Wir freuen uns darauf, bald unsere Videos mit Euch zu teilen
Unser Video-Team Hannes und Stefan sind einfach toll 
Erste Woche geschafft! 

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Vergesst nicht zu fragen: Was macht mir wirklich wirklich Freude?

Vergesst nicht zu fragen: Was macht mir wirklich wirklich Freude?

In unserer neuen Kategorie „SOCIA Ausblicke“ wollen wir versuchen regelmäßig unser Augenmerk auf die Situationen von Frauen* im Arbeitsleben in NGOs, im Beratungsgeschäft und in Führungsverantwortung zu richten.

Zum endenden Jahr gibt Julia Hoffmann Antworten auf unsere Fragen. Wir freuen uns, das wir im nächsten Jahr Einblicke in die Gedanken und Ideen von Hannah Kalhorn und Lysan Escher lesen dürfen. Bevor weitere Kolleginnen aus dem SOCIUS NextWerk uns mitnehmen…

 

 

Was ist deiner Meinung nach der beste Weg, eine Gesellschaft zu verändern? 

Drei wichtige Wege für gesellschaftliche Veränderung sind für mich diese: 

 

  1. Uns die “inneren Geschichten”, in denen wir leben und die unser Handeln prägen, bewusst vor Augen zu führen und kritisch zu hinterfragen – und sie selbst weiterzuschreiben. Mit inneren Geschichten meine ich Narrative oder Erzählungen – das können große gesellschaftliche Erzählungen sein, oder sehr persönliche. So eine innere Geschichte kann heißen “Ich kann das nicht” oder “Ich öffne mich dem Unbekannten”. Je bewusster wir uns dieser Erzählungen sind, die in uns wirken, um so mehr Bewusstheit entsteht in unserem Handeln. Und wir können sie verändern, z.B. in “Ich gehöre dazu”. 
  2. Fragen hinterfragen: Die großen gesellschaftlichen Fragen, die unsere Gesellschaft beschäftigten, hinterfragen. Vor einer Weile las ich auf dem Cover des SPIEGEL die Frage “Gehört der Islam zu Deutschland?” Aus meiner Sicht geht es hier nicht um das ob – es geht um das wie. Wenn die Frage hieße, “Wie gehört der Islam zu Deutschland?” oder “Wie gehört das Christentum zu Deutschland?” sind wir in einem ganz anderen Diskurs. Einem, der von Neugier und Suche geleitet ist, und keinem der mit dem Urteilen beginnt. 
  3. Sehr viele kleine Schritte und Mikro-Veränderungen, die jede:r einzelne von uns bewegen kann. Über Jahre, Jahrzehnte und manchmal Jahrhunderte können daraus Strömungen und massive Veränderungen erwachsen, so wie beim Frauenwahlrecht oder dem Fall der Mauer.

 

Wie bist du zu deinem Job gekommen?

Das Wort “Job” trifft es für mich hier nicht, es ist eher eine Art Wirkungsrolle oder Tätigkeit. Ich bin hier, weil ich schon seit vielen vielen Jahren, eigentlich seit ich denken kann, mit und in Ehrenamt und in Nicht-Regierungs-Organisationen gearbeitet habe. Dazu kam, dass ich nach einer Weile immer öfter in Rollen kam, in deren es darum ging, Menschen zusammenzubringen, zusammen Projekte zu organisieren, zu verantworten. Dabei fand ich mich mehr und mehr mit Flipchart und Stift, den anderen zuhörend und dann die roten Fäden unserer Diskussionen, Besprechungen und Strategien im Blick behaltend. Daraus erwuchs meine Art Prozesse zu begleiten, moderierend und visuell, mit dem Stift das gemeinsame Wissen herauszukitzeln und zu beleuchten . 

 

Was möchtest du mit deinem Job erreichen? 

Ich möchte bewirken, dass die Teams, Gruppen und Personen, die ich begleite mit Klarheit, Kraft und Kreativität das verstehen und gestalten, was ihnen wichtig ist – egal ob es eine Herausforderung, oder ein Hindernis ist, das im Weg steht. Dass Raum für gemeinsames Denken in Tiefe entsteht und jede einzelne Person sich eingeladen fühlt, das beizusteuern, was ihr wichtig für das gemeinsame Vorhaben ist.

 

Welchen Beruf wolltest du lernen, als du ein Mädchen warst? 

Ich wollte richtig, richtig, richtig viele verschiedene Dinge tun: Ballerina, Pferdepflegerin, Designerin und Innenarchitektin. Später dann Botschafterin in Frankreich werden, Europa-Abgeordnete, Psychologin oder Fotografin. Es war ziemlich schwierig mich in all diesen möglichen Richtungen für einen Weg zu entscheiden. Ich hab auch heute noch die Lust am Entdecken von verschiedenen beruflichen Zweigen. Ich würde auch nicht ausschließen, dass ich irgendwann auch nochmal was anderes machen möchte. 

 
Wen oder was bewunderst du gerade? 

Die Natur: Es ist famos wie ein Kompost – also ein Ort auf den man ausschließlich Abfälle sammelt und diese Abfälle dann lange genug pausieren bzw. liegen lässt, die nährstoffreichste Erde – Muttererde – produziert. Diese Form der Regeneration finde ich unglaublich. Da kriegt “Pause” auf einmal eine ganz andere Bedeutung. 

 
Wie sieht ein Traum von einer besseren Welt aus? 

Es ist eine Welt, in der wir mit Blick auf die Natur verhindern kann, dass es noch viel, viel schlimmer wird. Mein Traum ist, dass wir uns alle tief in unserem Inneren darüber bewusst werden, wie wertvoll diese Ressource, dieser Planet ist. Es ist eine Welt, in der wir Menschen dieses Wissen teilen, ausgehend von ihm handeln und wirklich unser Verhalten als Gemeinschaft verändern – rasant, effektiv und mit Verständnis und Mitgefühl einander gegenüber für die Emotionalität, die diese Veränderungen hervorrufen werden. 

 
Was bedeutet Erfolg für dich? 

Erfolg bedeutet für mich hier Wirkung, im besten Falle Tiefenwirkung. Das hat im beruflichen Sinne damit zu tun, was vorhin anklang: Räume zu öffnen und zu halten, in denen Kreativität wieder sprudeln kann; Räume, in denen Teams sich in einer gemeinsamen Vision wiederfinden oder in einem Moment des tiefen Verstehens voneinander.

 

Aus welchem Fehler hast du am meisten gelernt? 

Viel habe ich aus den Gesprächen über Finanzen und Gehälter gelernt, und da lerne ich immer noch weiter. Ich finde Geld generell ein schwieriges Thema – da wirken bei mir und in meiner Erfahrung bei vielen von uns tiefe “innere Geschichten”.

 

Siehst Du Dich als Vorbild? 

Als jemand von den “leiseren Menschen” habe ich oft diejenigen geschätzt, die trotz einer klaren Zurückhaltung in Gruppen oder Gesprächssituationen an einem gewissen Punkt das Wort ergriffen. Meist haben sie zuerst gut zugehört. Aber was dann kam, hatte eine Tiefe und hat mir bewusst gemacht, dass auch wir leiseren Charaktere dazu gehören. Ich hoffe, dass ich Menschen, die von einem ähnlichen Schlag sind, ähnlich inspirieren und zeigen kann, dass es auch für uns in dieser oft lauten Welt einen Platz gibt.  

 
Hast du einen Grundsatz, nach dem du lebst? 

“Alles was ist, darf sein. Und was sein darf, kann sich verändern.” Das ist ein Satz aus der Gestalt-Lehre. Meine Familie zitiert mir das mittlerweile vor, weil ich es ihnen gegenüber so oft in Alltagssituationen verwendet habe. Ob ich komplett danach lebe, weiß ich nicht, und versuche es jedenfalls. 

 
Was bedeutet Feminismus für Dich? 

Für mich ist Feminismus eine politische Haltung, die klare Fragen auf die gesellschaftlichen Strukturen, kulturellen Muster, und persönliche Entwicklungsmöglichkeiten von Individuen, lenkt. Eine Haltung, die im Blick hat, wie unterschiedlich bestimmte Gruppen gesellschaftlich beteiligt, machtvoll oder einflussreich sind – und von einer Welt träumt, in der alle Menschen gleich bedeutsam sind. 

 

Wie lebst du Feminismus in deinem Team (vor)? 

Ich versuche Fragen um Rang und Macht im Blick zu behalten, auch das Thema “Gender” offener anzusprechen und dazu beizutragen, dass es einfacher wird, darüber zu reden. 

 
Wie versuchst du, die Sichtbarkeit in deinem Team von Minderheiten in deinem Team zu verbessern?

Ich versuche Themen und Fragen hineinzutragen, die nicht für alle gleichermaßen virulent sind. Und uns im Bewusstsein zu halten, dass wir hier noch mehr machen und wachsen können. 

 
Welche familienfreundlichen Maßnahmen könntest du? Würdest du gerne in deinem Team umsetzen? 

Ich erlebe SOCIUS als sehr flexibel in Bezug auf familiäre Bedarfe und habe das Vertrauen und die Erfahrung, dass es bei Bedarf Verständnis und Unterstützung der Kolleg:innen gibt. 

 
Was möchtest du jüngeren Frauen und Berufsanfängern mit auf den Weg geben? 

Neben allem Realismus und Fragen der Sicherheit, die die Berufswege bestimmen, vergesst nicht zu fragen: Was macht mir wirklich wirklich Freude? Bei welcher Tätigkeit vergesse ich die Zeit? Wovon träume ich? Was auch immer ihr macht, nehmt einige dieser Zutaten mit ins berufliche Leben und haltet so eure Neugier lebendig.

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Wie mutig bist du mit den Pausen, die du dir gibst?

Wie mutig bist du mit den Pausen, die du dir gibst?

SOCIUS labor Bericht „Mut zur Pause“

In unserem November Labor widmeten wir uns mit Bewegungstherapeutin Christa Cocciole dem Thema Pause und Entspannung im Berufsalltag. Entspannung gehört genau wie Anspannung zum Leben. Nur manchmal macht sie sich rar. Wir können jedoch lernen sie einzuladen, ihr Raum zu geben und in uns den Mut zur Pause kultivieren – uns auf verschiedenen Wegen die innere Erlaubnis geben, für einen Moment nichts zu tun. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es Sinn macht, daran erinnert zu werden. Denn bleibt unser Körper im Stress, kann das der Beginn von Krankheiten sein. 

In diesem SOCIUS labor holten wir erst einmal die Dinge in unser Bewusstsein, die uns als Barrieren im Wege stehen um längere oder kürzere Pausen zu machen: 

Termindruck; unser Verantwortungsbewusstsein; viele Aufgaben die alle gleich wichtig sind; die Angst weniger wert zu sein, wenn wir nicht leisten; innere Getriebenheit und der Wunsch so viel zu verwirklichen und in die Welt zu bringen oder das schlechte Gewissen, wenn einmal Leerlauf oder weniger Druck ist. 

Der Satz “Wer Pausen macht ist faul” brachte es besonders auf den Punkt, vor allem mit seiner Ergänzung, dass er natürlich nicht für andere gilt – sondern nur für “mich”. Gleichzeitig zeigt er, wie sehr wir vergessen können, dass wir ja immer Teil des großen Ganzen und nicht nur unserer kleinen Welt der Projekte, Aufgaben und Erledigungen sind. Diese Chinesische Weisheit kann uns helfen, uns daran zu erinnern: 

Zur Geburt gehört der Tod,
Zum Einatmen gehört das Ausatmen,
Zum Geben gehört das Nehmen,
Zur Leistung gehört die Erholung,
Zur Geborgenheit gehört die Einsamkeit,
Zur Spannung gehört die Entspannung.
Chinesische Weisheit 

Mit kleinen und größeren Körperübungen bewegten wir uns und unsere Nervensysteme. In der Praxis der Selbst- und Co-Regulation reichen meist sogar ein paar bewusste Momente des Atmens, bewussten Gehens, Bewegens oder Tanzens, um uns in einen anderen körperlichen Zustand zu versetzen. Hier ein paar Impulse: 

  • Taktisches Atmen: Im eigenen Atemrhythmus auf vier Takte einatmen, vier Takte die Atemfülle halten, auf vier Takte ausatmen, die Atemleere auf vier Takte halten. So oft wiederholen wie passend, mindestens 3 Runden.  
  • Bewegter Body Scan: Wird hier erklärt https://vimeo.com/645517255 
  • Schütteln: Aufstehen, ein Lied anmachen und drei bis vier Minuten den Körper schütteln und bewegen  

Journaling Fragen

Wer thematisch noch etwas tiefer tauchen möchte, findet hier einige der Fragen, die sich für die persönliche Reflektion eignen: 

  • Was hält mich davon ab, mir Momente der Entspannung zu nehmen? 
  • Welche Glaubenssätze – bewusste oder unbewusste – stecken hinter deinen alltäglichen Herausforderungen dir Pausen und Ruhemomente zu nehmen?
  • Was gibt dir Kraft? Was gibt deinem Körper, deinen Gedanken, deinen Gefühlen und deiner Seele Kraft? 
  • Was nimmt dir Kraft? Was nimmt deinem Körper, deinen Gedanken, deinen Gefühlen und deiner Seele Kraft? 
  • Was entspannt Dich? 
  • Was könnte aus einer entspannteren Lebenshaltung anders sein? Was ist möglich?  

Ressourcen zum Teilen

Hier finden sich ein paar Hinweise und Links, um das Thema weiter zu erforschen: 

 

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SOCIUS brief November 2022

SOCIUS brief November 2021

Liebe Leser:innen

Hier gehts zum ganzen SOCIUS brief

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Regenerative Cultures – Ein Umriss

Regenerative Cultures – Ein Umriss

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile 

“We’re in a new spiral of fundamental change. It needs to happen because we have unsustainable ways of living. We need to learn new perceptions of life and to see life differently.”  Maria Scordialos 

„The major problems in the world are the result of the difference between how nature works and the way people think. There are times when I catch myself believing there is something which is separate from something else.“  Gregory Bateson 

Im SOCIUS-Team brodelt der Austausch zum Thema regenerativer Kulturen. Dieser Umriss skizziert die drei Begriffe “Living Systems”, “regenerative Kulturen” und “Regenerative Leadership”, die Diskurs und Praxis prägen. Dabei beschäftigt uns die Frage, welche Qualitäten wir in Systemen entwickeln wollen, inkl. unserem eigenen, ebenso wie diese Ansätze das Denken und Handeln in Ökosystemen und Communities prägen.  

Living Systems 

Das Paradigma lebender Systeme (“living systems”) ist grundlegend für eine Entwicklung hin zu regenerativen Arten des Seins und Wirkens mit uns selbst, miteinander, und in unseren Organisationen, Gemeinschaften und Projekten. Mit den Augen lebender System verstehen wir das Leben an sich als verbundenes System. Wir blicken auf Beziehungen, Muster, Kontext und mit Blick auf das große Ganze wenn wir uns Herausforderungen und Problemen stellen, die uns begegnen. Netzwerke sind die grundlegende Organisationsstruktur in diesem Paradigma. 

Ältere Paradigmen sind davon geprägt, das Leben vornehmlich in seinen einzelnen Elementen wahrzunehmen. Lange haben solch trennende Haltungen unsere Welt geprägt. Sie sind oft tief verankert in der Art und Weise, in der gesellschaftliche Systeme, z.B. Bildung-, Gesundheitssysteme oder Wirtschaftssysteme und auch unsere Organisationen kreiert wurden. 

Im Gegensatz dazu ist die Ganzheitlichkeit des Lebens (“Wholeness”) elementar in der Perspektive lebender Systeme. 

Es gibt mehr Beispiele und Forschung, die die Ganzheitlichkeit des Lebens als fundamental und grundsätzlich beschreiben. Als Menschen sind wir Teil des großen Ganzen, Teil der Natur und verbunden mit allen anderen lebenden Wesen – Fische, Bäume, Berge, Ozeane …. Mehr und mehr belegt auch die Forschung, dass der von Darwin geprägte Gedanke “der Stärkere setzt sich durch” nicht ausschließlich ist – und Evolution viel von Kollaboration geprägt ist. So belegte z.B. die Forstökologin Suzanne Simard in den letzten Jahrzehnten, dass Wälder kollaborative Ökosysteme sind und sich Bäume gegenseitig und mit anderen Spezien in ihrer Entwicklung unterstützen – und nicht wie über Jahrzehnte angenommen, dass die Bäume im Wettbewerb um das meiste Tageslicht stehen. Solche Formen von Kollaboration gehen einher mit Widerständen und kreativer Reibung durch die Neues entsteht. 

Dieses Paradigma bildet u.a. die Grundlage der Praxis des “Art of Hostings”. 

 

Regenerative Cultures 

Living Systems are regenerative systems. 

Fritjof Capra & Daniel Wahl (2020) 

Das Konzept regenerativer Kulturen  (“Regenerative Cultures”) beschreibt  Haltungen und Praktiken, die nicht nur nachhaltig sind, sondern darüber hinaus ihre jeweiligen Umwelten in eine positive Richtung transformieren. Geleitet von einer inneren Haltung der Fülle, geht es darum jetzt und dringlichst neue Fragen zu stellen, die systemisch auf die Rolle von Design, Technologie und Planung schauen – und deren Wirkung auf die planetare Gesundheit: 

„We need to design for human, ecosystems and planetary health. […] Let us ask ourselves: How do we create design, technology, planning and policy decisions that positively support human, community and environmental health?
[…] 
If we meet the challenge of decreasing demand and consumption globally while replenishing resources through regenerative design and technology, we have a chance of making it through the eye of the needle and creating a regenerative human civilization. This shift will entail a transformation of the material resource basis of our civilization, away from fossil resources and towards renewably regenerated biological resources, along with a radical increase in resource productivity and recycling.“
Daniel Wahl (2017): Sustainability is not enough – we need regenerative cultures. Medium.com 

Wie Wahl weiter schreibt, umfasst dies mehr als technische, ökonomische, ökologische oder soziale Shifts – die innere Haltung und das Verständnis, das wir von uns selbst und voneinander als Menschen und Natur haben, sind prägend für diese Veränderungen. 

An dieser Stelle lohnt sich ein Blick in den Begriff Regenerative Leadership. 

Regenerative Leadership

Laura Storm und Giles Hutchins beschreiben Regenerative Leadership in ihrem gleichnamigen Buch als gleichbedeutendem Dreiklang aus daraus, sich 1) selbst als “Living Systems Being” zu verstehen, 2) das Wissen von anderen lebenden Kulturen wie Permakultur, Soziologie oder Deep Ecology zu transferieren und zu integrieren (“Living Systems Culture”) und 3) unsere Interaktionen, Organisationen, Projekte, Communities usw.. auf Basis lebender Systeme zu gestalten (“Living System Design”).   

Storm und Hutchins betonen, dass die eigene innere Entwicklung, sich selbst als Living Systems Being zu verstehen, der zentrale Punkt und Beginn der gesellschaftlichen Transformation ist. Darunter verstehen sie Qualitäten wie im Rhythmus mit den Jahreszeiten zu leben, mit einer inneren Haltung von Fülle (“Abundance”) auf die Welt zu schauen und uns selbst als Boden für Entwicklung (“Deep Nutrient Soil”) zu verstehen, der gut und in Tiefe genährt sein will.  

Wir freuen uns auf weitere Erkundungen zu den vorgestellten Thematiken und Begriffen. Wer neugierig geworden ist, kann hier tiefer eintauchen:   

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