Geburtstag feiern

Geburtstag feiern

Liebe Leser:innen,

sich an seinem Geburtstag mit über 100 Menschen, die gleichermaßen begeistert und engagiert sind, über regenerative Kulturen auszutauschen, ist ein Geschenk. SOCIUS ist 25 Jahre geworden und wir haben unaufgeregt, besinnlich, aber auch engagiert und tanzend auf unserem diesjährigen oe-tag innegehalten, um diese Wegmarkierung zu feiern und uns über regenerative Kulturen auszutauschen.

Das Thema der Regeneration hat uns während der Entwicklungsgeschichte von SOCIUS immer wieder herausgefordert. Bis heute bekommen wir diese Thematik in unserem Arbeitsalltag nicht immer gut gelöst. Deshalb fanden wir die Impulse, die wir uns alle gegenseitig auf dem oe-tag geben konnten, besonders bereichernd. Auch die Frage, wie man eine Konferenz zu regenerativen Kulturen auf regenerative Art organisieren kann, wird uns noch eine Weile beschäftigen. Alle, die tiefer in den OE-Tag und das Thema regenerative Kulturen eintauchen möchten, finden in diesem Brief unseren oe-tag-Bericht samt visueller Eindrücke.

Regeneration und Selbstorganisation sind für uns eng miteinander verbunden. Die Fähigkeit zur Selbstorganisation darf und muss erlernt werden. Hierfür haben wir mit den Sieben Muskeln der Selbstorganisation einen erfahrungsbasierten Trainingsparcours entwickelt, den wir ständig weiterentwickeln. Wie wir das zusammen mit den Laborteilnehmenden für den Muskel Showing up umgesetzt haben, könnt ihr in diesem Brief nachlesen.

Auseinandergesetzt haben wir uns in einem weiteren SOCIUS labor zudem mit dem Thema Künstliche Intelligenz. In den kommenden Monaten planen wir, Crash-Kurse anzubieten, die aufzeigen, wie wir KI schon jetzt in unseren Arbeitsalltag einbetten können. KI ist mehr als nur eine technische Neuerung – sie wirft auch bedeutende gesellschaftspolitische Fragen auf. Warum gerade NGOs wie z.B. Ärzte ohne Grenzen hier besonders gut positioniert sein könnten, könnt ihr unten im Laborbericht nachlesen.

Viel Spaß und wir freuen uns auf inspirierende Austausche und gute Zusammenarbeit!

Ralph Piotrowski, Andreas Knoth, Christian Baier, Denise Nörenberg, Hannah Kalhorn, Joana Ebbinghaus, Julia Hoffmann, Kerstin Engelhardt, Lysan Escher und Nicola Kriesel

sinnvoll zusammen wirken

Socius change essentials

Entdecke praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

Melde dich an und erhaltee zusätzlich den SOCIUS brief, unseren Newsletter mit spannenden Themen und Veranstaltungen.

Im Fitness-Studio der Selbstorganisation

Im Fitness-Studio der Selbstorganisation

Selbstorganisation gehört zu regenerativem Arbeiten wie Kurkuma und Chili in ein gutes Curry. Doch während Gewürze unproblematisch dosierbar sind, kann man den Grad der Selbstorganisation von Teams nicht nach Belieben hochschrauben. Zu Selbstorganisation gehören Strukturen und Fähigkeiten, die Organisationen, Teams und die Menschen in der Organisation einüben müssen.

Diese Fähigkeiten können trainiert werden.

SOCIUS hat sieben Kernkompetenzen identifiziert, über die selbstorganisierte Teams verfügen müssen, und mit den Sieben Muskeln der Selbstorganisation ein erfahrungsbasiertes Trainingsprogramm entworfen, an dem wir ständig feilen und es gemeinsam mit unseren Kund:innen weiterentwickeln.

Eine dieser Gelegenheiten bot sich uns Anfang Mai in unserem SOCIUS labor zu den Sieben Muskeln der Selbstorganisation:

  • Kultivierung von Vertrauen.
  • Showing up: Präsenz (im Führen und Folgen)
  • Selbstnavigation.
  • Souveränität in rauen Gewässern.
  • Resonanz in Beziehungen.
  • Bewusstheit für lebende Systeme.
  • Einbindung im Groove.

Zunächst identifizierten die Teilnehmenden, welcher Muskel bei ihnen schon besonders gut ausgeprägt ist und welcher Muskel noch besonders trainiert werden sollte.

Gemeinsam haben wir dann unser Fitnesstool für „Showing up – Präsenz im Führen und Folgen“ getestet und verfeinert. Für Selbstorganisation ist es wichtig, dass jede Person selbstverständlicher Teil des Ganzen ist, sich in ihren Bedürfnissen, ihrem Wollen und ihrem Beitrag zeigt und auch bereit ist, den Impulsen anderer zu folgen. Showing up ist die Fähigkeit, innere und äußere Impulse wahrzunehmen und bewusste Entscheidungen zu treffen, welchen Impulsen wir folgen.

Bei dem diesbezüglichen Trainingstool handelt es sich um eine Übung in drei Schritten:

Schritt 1: Individuelle Reflexion und gegenseitiges Interview. Für was sind wir die Quelle? Unter Quelle (Source) verstehen wir dabei etwas, das wir ins Leben gebracht haben, etwas, das es ohne uns nicht geben würde (angelehnt an Peter König). Daraus leiteten wir ab, was uns im Leben besonders wichtig ist, etwas, für das wir stehen. Am Ende kondensierten sich Sätze wie „Ich bringe Lebensfreude in die Welt“, „Ich stehe dafür, sich dem Leben zu öffnen“ oder „Ich bringe Menschen zusammen“.

Im Schritt 2 ging es darum, diese Aussagen zu verkörpern, sich auf ein Podest vor die anderen Personen zu stellen und einzuüben, uns mit dem, was uns wichtig ist, unerschrocken zu zeigen.

Im Schritt 3 gaben die anderen Personen Resonanz und teilten, was sie erlebt haben.

Wir waren selbst erstaunt, wie schnell und tief die Übung die innersten Überzeugungen der Menschen berührt hat. Was als spielerischer Impuls gedacht war, entwickelte sich rasch zu tiefgreifenden Gesprächen, in denen wir uns dem Kern unseres Wollens in der Welt näherten. So kamen wir alle berührt und bereichert aus der Übung.

Gleichzeitig bot sich aber auch die Gelegenheit, an der Übung weiter zu feilen. Zwei Impulse waren:

Der erste betraf die Rolle der interviewenden Person in Schritt Eins: Sie war angehalten, nicht in vorschnelles „Ja, ich verstehe dich“ abzutauchen, sondern einen Zustand der unwissenden Neugier aufrechtzuerhalten, die immer wieder Fragen stellt, wie: „Das verstehe ich noch nicht ganz, kannst du das nochmal erläutern.“ Der erwünschte Effekt, dass sich durch diese Art des Fragens die interviewte Person immer weiter exploriert, wurde nicht erreicht und die meisten Gesprächspaare wichen daher von der vorgeschlagenen Formatierung ab.

Der zweite Impuls zur Weiterentwicklung betrifft die Rückmeldung der Gruppe nach der Showing-Up Übung. Auch wenn sie stets positiv waren, fühlten sie sich mitunter nach Lob und Bewertung an. Alternativen hierzu sind vielleicht ein ritualisiertes Bezeugen, wie „Ich sehe dich“ oder im Anschluss an die Übung erneut mit der Person in Resonanz zu gehen, mit der das Interview in Schritt 1 geführt wurde. Wir werden weiter feilen.

Wenn ihr beim nächsten Muskel dabei sein wollt, lest aufmerksam den SOCIUS brief. Es wird weitere Muskellabore geben.

In diesem Sinne: Bleibt dran, wir sehen uns im Fitnessstudio!

Ralph Piotrowski und Andreas Knoth waren diesmal die Fitnesstrainer im Labor. Trainiert werden, kann aber mit dem gesamten SOCIUS Team.

Meldet euch zum SOCIUS brief an, wenn ihr zusammen mit uns eure Selbstorganisationsmuskel trainieren und weitere Trainingsmöglichkeiten nicht verpassen wollt.

Socius change essentials

Entdecke praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

Melde dich an und erhaltee zusätzlich den SOCIUS brief, unseren Newsletter mit spannenden Themen und Veranstaltungen.

sinnvoll zusammen wirken

KI selbstbestimmt nutzen

KI selbstbestimmt nutzen

Burkhard Pahl und Ralph Piotrowski haben ebenfalls im Mai zu einem weiteren SOCIUS labor eingeladen, indem wir einen Überblick über die aktuelle Landschaft der Künstlichen Intelligenzen gegeben haben und gemeinsam mit den Teilnehmenden die Möglichkeiten und Herausforderungen von KI erforschten.

Setz die Schutzbrille auf, mach’ dich bereit. Hier kommen die wesentlichen Erkenntnisse aus dem KI Labor:

KI als Chance für NGOs – Vertrauen wird die neue Währung

Die Zeiten digitalbasierter Verifikationsmechanismen sind bald vorüber. Vielleicht in diesem Jahr oder vielleicht auch erst im nächsten. Aber selbst Expert:innen könnten bald nicht mehr in der Lage sein „deep fakes“ zu erkennen und beispielsweise einzuschätzen, ob bei einem Film etwas real passiertes abgelichtet wurde oder ob dieser mit wenigen Befehlen an und von Computern generiert wurde. Es braucht wenig Phantasie, um sich die Auswirkungen vorzustellen. Nicht nur für Post-Ident Verfahren, Fotos in Zeitungsberichten, „neu entdeckte“ Filme aus vermeintlich historischen Archiven oder wenn der Enkeltrick über einen Zoomcall erfolgt, bei dem wir computergenerierte Bilder in unserer Aufregung nicht mehr von unseren Liebsten unterscheiden vermögen. Im digitalen Raum werden wir unseren Augen und Ohren nicht mehr trauen können.
Das Szenario, in dem Vertrauen eine neue zentrale Rolle bekommen wird, scheint daher plausibel: Zukünftig können wir nicht mehr auf das Medium vertrauen und unsere Fähigkeit, die Qualität des Materials einzuschätzen, zukünftig werden wir vor allem den Absender:innen vertrauen müssen. Und hier kommen NGOs ins Spiel, insbesondere diejenigen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten gesellschaftliches Vertrauen erarbeitet haben. Wir werden zwar nicht sicher sein können, ob sich ein Anschlag oder Erdbeben wirklich ereignet hat – aber wenn auch etwa “Ärzte ohne Grenzen” davon berichtet, wird es keinen Grund geben daran zu zweifeln. Durch ihr Vertrauenskapital werden sich für NGOs die Möglichkeit auftun eine neue gesellschaftliche Relevanz zu entfalten.

Umgang mit der dunklen Seite von KI

Zum Nutzen von KI kommen wir gleich. Sie bieten phänomenale Möglichkeiten. Eine Herausforderung besteht allerdings darin, KIs selbstbestimmt zu nutzen und sie auf eine Art ein- und aufzusetzen, die der Gesellschaft dient. Und hier gibt es viele Stolpersteine und Alternativszenarien, die Kopfschmerzen bereiten können:

  • Zum einen bringt die KI-Wirtschaft die Probleme unserer herkömmlichen Art des Wirtschaftens mit sich: Seien es Arbeitsbedingungen im globalen Süden (von Menschen, die der KI im Hintergrund zur Hand gehen) oder der immense Strom- und Ressourcenverbrauch, der mit KI einhergeht.
  • Zum anderen gibt es neue Formen gesellschaftlicher Herausforderungen. Wir werden der KI alle möglichen Dinge aus unserem Leben anvertrauen, oftmals nicht in dem Bewusstsein, dass wir gerade unsere intimsten Gedanken in die Datenbanken privatwirtschaftlicher Unternehmen einspeisen. Der Grat zwischen Nutzen oder Ausnutzen ist hier erkennbar schmal.
  • Der Umgang mit KI wirkt sich auf individueller Ebene auf unser Selbstbild aus. Schaffen wir es KI so einzusetzen, dass sie unsere Selbstwirksamkeit erhöht und wir sie selbstbestimmt nutzen? Oder werden wir uns permanent unterlegen fühlen – oder noch schlimmer – unterlegen sein und manipuliert werden, ohne es zu merken? Ein entscheidender Vorteil der KI liegt in ihrer Fähigkeit, eine große Anzahl von Antwortpermutationen zu generieren. Durch das Durchspielen verschiedener Szenarien kann die KI diejenige Antwort identifizieren, die mit höchster Wahrscheinlichkeit die gewünschten Effekte erzielen – z.B. den potenziellen Kund:innen zum Kauf eines Produktes zu animieren und gleichzeitig den Käufer:innen das Gefühl zu geben, selbstbestimmt gehandelt zu haben.

Selbstbestimmter Umgang mit KI wird eine neue Kernkompetenz in der zukünftigen Gesellschaft sein. KI wird die individuellen Möglichkeiten von Menschen, sich in die Gesellschaft kreativ einzubringen, exponentiell erhöhen. Die Gefahr, dass KIs dazu genutzt werden, aus Menschen eine Herde eher passiver Konsumenten:innen zu machen, ist aber ebenso real.

Die Verheißung und der Nutzen

Der wahre Nutzen von KI zeichnet sich gerade erst am Horizont ab. Die heutigen KI-Anwendungen sind oftmals noch wie das erste iPhone. Das Potential war deutlich erkennbar, aber die Bedienung hakte, es gab keine Apps und der Akku war nach einigen Stunden leer. Aber der erste Schritt ist gemacht, wir befinden uns bei KI in der Phase der iterativen Verbesserung und diese geht vermutlich wesentlich schneller als gedacht.

Und schon jetzt gibt es, Einsatzmöglichkeiten, die unsere tägliche Arbeit wesentlich vereinfachen:

  • Eine KI wie ChatGPT vermag uns sprachübergreifend bei jeglicher Form der Texterstellung zu unterstützen und wird zunehmend in andere Programme wie Emailclients oder Textverarbeitungsprogramme wie Word automatisch integriert.
  • Eine KI kann programmieren oder von uns erstellen Programmcodes korrigieren und optimieren.
  • KIs können uns unterstützen, Bücher zu schreiben. Sie schlagen ein Inhaltsverzeichnis vor – und auch wenn die Erstellung eines ganzen Buches noch nicht automatisch erfolgt, kann man die einzelnen Kapitel und Absätze durch Nachfragen erstellen lassen.
  • KI hilft uns bei der kreativen Gestaltung. Sie erzeugen Bilder, Videos, 3D-Ansichten. In Kürze müssen wir nicht mehr lernen, wie komplexe Programme wie Photoshop zu bedienen sind, sondern können dem Computer direkt anweisen, was er wie verändern soll bzw. wählen nur noch aus den Vorschlägen der KI aus.
  • KI hat das Potential, das erste tatsächlich funktionierende Wissensmanagement Tool einer Organisation zu werden. Wenn die organisationseigene KI mit dem spezifischen Datensatz der Organisation gespeist wird (fine tuning), könnte sie automatisch Vorlagen und Best Practices identifizieren, diese uns während unseres Arbeitsprozesses vorschlagen und bei Bedarf die entsprechende Vorlage auch gleich ausfüllen. Schon jetzt kann man mit KI z.B. sehr überzeugende Angebote für die unterschiedlichsten Dienstleistungen schreiben. Diese sind jedoch noch generisch und nicht auf die Organisation angepasst.

Diese Anwendungen und noch viel mehr sind jetzt schon möglich. Wie wir diese Möglichkeiten am besten in unseren Arbeitsalltag integrieren, werden wir in zukünftigen Laboren eruieren.

Szenarien: Wo geht die Reise nun hin?

Ganz ehrlich? Niemand weiß es genau. Es gibt sehr gute Argumente, dass wir gerade am Anfang einer sich in sich beschleunigenden Revolution stehen. Und sehr gute Argumente, warum das eben nicht so ist. Warten wir es ab und behalten unterschiedliche Entwicklungen im Auge. Fakt ist: Bisher wurde die Geschwindigkeit der Entwicklung von den meisten Menschen im KI Feld dramatisch unterschätzt. Andererseits gab es auch einen großen Hype um autonomes Fahren, der zumindest vorerst etwas desillusioniert abgeklungen ist.

Wenn du Interesse an unseren zukünftigen KI Laboren und Crashkursen hast, schreibe eine kurze Mail an info@socius.de und wir laden dich persönlich ein.

Ralph Piotrowski und Burkhard Pahl versuchen in ihrem Arbeitsalltag praxistaugliche Anwendungen von KI zu finden, einen selsbtbestimmten Umgang mit KI einzuüben und dabei auch die gesellschaftlichen Auswirkungen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Meldet euch zum SOCIUS brief an, wenn ihr zusammen mit uns die Möglichkeiten von KI weiter erforschen wollt.

Socius change essentials

Entdecke praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

Melde dich an und erhaltee zusätzlich den SOCIUS brief, unseren Newsletter mit spannenden Themen und Veranstaltungen.

sinnvoll zusammen wirken

Selbstführung und berufliches Ärger-Management

Selbstführung und berufliches Ärger-Management

Künstliche Intelligenz meets Psychologie

Den Karren gegen die Wand fahren, sich selbst das Grab schaufeln, die Sprache kennt viele Metaphern dafür, wie wir Opfer unserer eigenen Verhaltensmuster werden. Oftmals ist der emotionale Treibstoff dieser Muster unser Ärger. Wir ärgern uns über die vermeintliche Inkompetenz unserer Kolleg:innen, Mitarbeitenden oder Vorgesetzten. Wir fühlen uns ignoriert oder befürchten, nicht die Anerkennung zu bekommen, die uns zusteht. 

Meist weiß ein Teil von uns, wie wenig dienlich dieser Ärger ist. Gerne wären wir emotional unabhängiger. Doch es will uns nicht gelingen. Selbst wenn wir uns immer wieder vornehmen, gelassener zu werden und neugierig zu bleiben, gewinnt die Empörung die Oberhand. Der Ärger platzt in uns auf wie eine Wasserbombe, die an einer Hauswand zerbirst. Und hat sich dieser Ärger erst einmal voll entfaltet, scheint er uns zu beherrschen. 

Credit: Dieses Bild wurde von der künstlichen Intelligenz DALL·E 2 für diesen Artikel generiert.

Uns Menschen fällt es schwer, in diesen Situationen das Steuer in der Hand zu behalten. Was also tun? Vielleicht naht Rettung ja von Seiten der generativen künstlichen Intelligenzen, die aktuell die Welt begeistern beziehungsweise tief verunsichern – je nach Blickrichtung. Fragen wir also Chat GTP.

Gedacht, getan: Ich frage Chat GTP Folgendes: „Ich ärgere mich auf Arbeit oft über meine Kolleg:innen. Und wenn ich mich ärgere, sage und mache ich Dinge, über die ich mich später noch mehr ärgere. Was kann ich tun, um gelassener zu werden und angemessener reagieren zu können?

Chat GTP antwortet unverzüglich:

Es ist normal, dass man sich manchmal über Kollegen aufregt, aber es ist wichtig, dass Sie lernen, Ihre Reaktionen zu kontrollieren, um professionell zu bleiben und keine unangemessenen Verhaltensweisen an den Tag zu legen. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen können:

  • Tief durchatmen: Wenn Sie merken, dass Sie sich ärgerlich oder frustriert fühlen, nehmen Sie sich eine kurze Pause und atmen Sie tief durch. Versuchen Sie, Ihre Gedanken zu beruhigen und sich zu entspannen, bevor Sie reagieren.
  • Reflektieren Sie Ihre Gedanken und Gefühle: Fragen Sie sich, was genau Sie verärgert hat und warum. Versuchen Sie, Ihre eigenen Emotionen und die Gründe für Ihre Reaktionen zu verstehen.
  • Überlegen Sie, wie Sie reagieren möchten: Statt impulsiv zu handeln, überlegen Sie sich, wie Sie angemessen auf die Situation reagieren können. Bedenken Sie, dass Sie sich in einer professionellen Umgebung befinden und versuchen Sie, respektvoll und sachlich zu bleiben.
  • Kommunizieren Sie auf eine konstruktive Art und Weise: Wenn Sie mit jemandem sprechen müssen, um die Situation zu klären, tun Sie dies in einer höflichen und konstruktiven Art und Weise. Versuchen Sie, Ihre Bedenken ruhig und klar zu äußern und hören Sie auch aktiv zu, was der andere zu sagen hat.
  • Suchen Sie nach einer Lösung: Versuchen Sie, gemeinsam mit Ihren Kollegen eine Lösung zu finden, anstatt sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben. Wenn Sie sich zusammen auf eine Lösung konzentrieren, können Sie eine bessere Arbeitsbeziehung aufbauen.

Letztendlich geht es darum, die Kontrolle über Ihre Emotionen zu behalten und respektvoll zu bleiben. Mit der Zeit werden Sie feststellen, dass es einfacher wird, auf eine angemessene Art und Weise zu reagieren und konstruktive Beziehungen zu Ihren Kollegen aufzubauen.

Hmm, nun ja, ganz nett, wusste ich aber schon und genau das, was die KI empfiehlt, fällt mir ja gerade so schwer. Ich hake also nach: „Aber wie behalte ich die Kontrolle über meine Emotionen? Genau das fällt mir ja gerade nicht leicht. Ich will doch auf eine konstruktive Art und Weise kommunizieren. Nur gelingt es mir nicht immer.“ Und Chat GTP antwortet ganz einfühlsam:

Das ist verständlich. Es kann schwierig sein, unsere Emotionen zu kontrollieren, besonders wenn wir frustriert oder verärgert sind. Hier sind einige weitere Tipps, die Ihnen helfen können, Ihre Emotionen zu kontrollieren:

  • Üben Sie Achtsamkeit: Durch Achtsamkeitsübungen wie Meditation oder Atemübungen können Sie lernen, im Moment zu bleiben und Ihre Gedanken und Emotionen zu beobachten, ohne auf sie zu reagieren. Dies kann helfen, Sie ruhiger und gelassener zu machen.
  • Reframing: Versuchen Sie, die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Überlegen Sie, wie eine neutralere Person die Situation sehen würde und welche Handlungsoptionen sich aus dieser Perspektive ergeben.
  • Benennen Sie Ihre Emotionen: Wenn Sie sich aufgeregt oder wütend fühlen, benennen Sie Ihre Emotionen. Zum Beispiel könnten Sie sagen: „Ich fühle mich frustriert“, anstatt zu sagen oder zu tun, was Ihre Emotionen verstärkt.
  • Nehmen Sie sich Zeit: Nehmen Sie sich etwas Zeit, um sich zu beruhigen, bevor Sie reagieren. Gehen Sie eine Runde spazieren oder machen Sie eine Pause, bevor Sie auf die Situation reagieren. Wenn Sie sich wieder beruhigt haben, können Sie besser auf die Situation eingehen.
  • Visualisieren Sie eine positive Reaktion: Stellen Sie sich vor, wie Sie in einer ähnlichen Situation auf eine konstruktive Art und Weise reagieren. Visualisieren Sie, wie Sie ruhig und sachlich bleiben und wie Sie eine Lösung für das Problem finden.

Letztendlich geht es darum, Ihre Emotionen zu erkennen, sich Zeit zu nehmen, um sich zu beruhigen, und dann bewusst zu entscheiden, wie Sie auf die Situation reagieren möchten. Wenn Sie diese Techniken regelmäßig üben, werden Sie mit der Zeit in der Lage sein, Ihre Emotionen besser zu kontrollieren und auf eine konstruktive Art und Weise zu kommunizieren.

Das geht doch jetzt schon in eine konkretere Richtung mit umsetzbaren Tipps, wunderbar. Und als erster Ansatzpunkt gar nicht übel. Wenn ich diese Tipps mit meinen Erfahrungen beim Coaching mit Führungskräften, meiner psychotherapeutischen Praxis und nicht zuletzt meiner inneren Erlebenswelt abgleiche, springen mir vor allem die Worte „anstatt zu sagen oder zu tun, was Ihre Emotionen verstärkt“ ins Auge. 

Eine der Kernfähigkeiten bei Selbstführung ist, das Anbahnen der Emotionen wahrzunehmen, die eigenen Impulse und Handlungstendenzen abzuwägen und rechtzeitig entscheiden zu können, in welche Richtung die emotionale Fahrt Schwung aufnehmen soll. Denn nicht die äußeren Umstände, sondern unsere inneren Verarbeitungsprozesse bestimmen unsere Emotionen. Und wenn die emotionale Wasserbombe des Ärgers schon geplatzt ist, ist es wesentlich aufwendiger sich zu regulieren, als bereits die ersten Spannungen wahrzunehmen, diese ernst zu nehmen und sie in konstruktivere Bahnen zu lenken. Denn Emotionen sind meist selbstgemacht, selbst wenn sie sich nicht so anfühlen. Einer der hilfreichsten Tipps für Selbstführung ist meines Erachtens deshalb:

 

 

Ralphs Schwerpunkt ist es, mit Menschen Meta-Kompetenzen wie Selbstnavigation zu entwickeln. Diese Kompetenzen erweitern die eigene Handlungsfähigkeit und stärken die Wirksamkeit von selbstorganisierten Teams.

Socius change essentials

Entdecke praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

Melde dich an und erhaltee zusätzlich den SOCIUS brief, unseren Newsletter mit spannenden Themen und Veranstaltungen.

sinnvoll zusammen wirken

Die SOCIUS change essentials für unterwegs

Die SOCIUS change essentials für unterwegs

Die SOCIUS change essentials können jetzt ganz einfach von unterwegs gehört werden, in dem du sie als App installiert.

Die SOCIUS change essential App ist eine sogenannte Progressive Web Apps (PWA). Das bedeutet für dich, dass die App direkt über den Browser bezogen werden kann. Wie das für iPhone und Android funktioniert, erfährst du hier. Und das Beste: Letztendlich installierst du nicht nur die SOCIUS change essentials App, sondern kannst über diesen Zugang z. B. auch auf Aufzeichnungen von anderen Fortbildungen zugreifen, die du bei SOCIUS belegt hast.

App auf dem iPhone installieren

  1. Safari Browser öffnen
  2. Geht auf die Seite „https://socius.mymemberspot.de/auth/login
  3. In der Menüleiste unten das Teilen-Icon antippen
  4. Dann etwas nach unten scrollen und den Menüpunkt „Zum Home-Bildschirm hinzufügen“ auswählen (Box mit Kreuz Symbol)
  5. Oben rechts in der Ecke auf „Hinzufügen“ klicken

App auf Android installieren

  1. Google Chrome Browser öffnen
  2. Geht auf die Seite „https://socius.mymemberspot.de/auth/login
  3. Oben rechts auf das Einstellungsmenü gehen (3 vertikale Punkte)
  4. Den Menüpunkt „Zum Startbildschirm hinzufügen“ (oder je nach Version „install app“) auswählen
  5. Auf „hinzufügen“ (bzw. „installieren“) klicken.

Häufigste Fehler

  • Es wird ein anderer Browser verwendet. Stelle bitte sicher, dass du den Link im Safari oder Google Chrome Browser öffnest.
  • Die Verbindung zum Internet ist langsam. Möglicherweise musst du einen Moment warten, bis die App im Hintergrund heruntergeladen wird.
  • Du versuchst dich im Admin Bereich anzumelden. Links, die mit app.memberspot beginnen, sind nicht die Links zum Kurs. Links zum Kurs haben meist das Format [Name des Kurses].mymemberspot.de. Dein Admin kann in den Grundeinstellungen nachsehen, wie der Link zum Kurs lautet. 

Noch nicht bei den SOCIUS change essentials registriert? Verwende diesen Link.

Schon registriert und du willst dich einloggen? Dann geht es hier lang.

Sinnvoll zusammen wirken

Warum jetzt aufzurüsten ein Fehler ist – Fritz Glasl zur Eskalation des Ukraine Krieges

Warum jetzt aufzurüsten ein Fehler ist – Fritz Glasl zur Eskalation des Ukraine Krieges

Die Dynamik der Zerstörung – oder was wir über die Eskalation des Ukraine Krieges nicht hören wollen.

Fritz Glasls Webinar zur Konflikteskalation und sein „Aufruf an verantwortungsbewusste Menschen in Politik und Zivilgesellschaft zum Beenden des Ukraine-Kriegs“

Wer seinen Blick auf die Entstehung des Krieges in der Ukraine weiten will und eine differenzierte Analyse sucht, wird sich über dieses Webinar freuen. Fritz Glasl gilt als einer der renommiertesten Friedens- und Konfliktforscher. In diesem Webinar durchbricht er das mediale Einerlei, indem er differenziert die Eskalation des Ukraine Krieges anhand seines bekannten Konflikteskalationsmodells nachzeichnet.

Die aktuell vorherrschende Narration zeichnet Putin als einen skrupellosen Kriegsverbrecher, der vor wenig zurückschreckt, wenn es um die Erreichung militärischer Ziele geht. Und vor allem als Geheimdienstler alter Schule, der eigentlich schon immer auf militärische Aggression aus war und nur die Sprache der Härte versteht.

Während Glasl die Grauen des Krieges in der Ukraine nicht in Zweifel zieht, lässt seine Darstellung Zweifel an der Einschätzung aufkommen, die militärisch expansive Politik Russlands sei unter einem Putin unvermeidlich und die Auswirkungen der Eskalation vorhersehbar und von Russland schon immer so geplant gewesen.

Vielmehr zeigt Glasl auf, wie sich auch dieser Krieg die neun Stufen des Eskalationsmodells hochhangelt (wobei aktuell die letzten Stufen noch nicht erklommen sind). Und wie bei anderen Konflikten zeichnen sich auch hier alle Parteien dafür verantwortlich, dass Grenzen zur jeweils nächsten Konfliktstufe überschritten, anstatt Wege zur Deeskalation beschritten werden. Dabei ist beinahe schon erschreckend, wie präzise die Marker der jeweiligen Konfliktstufe nachgezeichnet werden können, etwa die mediale Etikettierung Putins als bösen Menschen inklusive des notorischen Vergleiches mit Adolf Hitler. Und wie damit Chancen auf Deeskalation verspielt werden.

Natürlich sind solche affektgeleiteten Reflexe angesichts der Bilder aus der Ukraine verständlich. Nur – sie helfen nicht. Die empirische Konfliktforschung spricht hier eine deutliche Sprache: erfolgversprechend ist nur, Grenzen zu wahren, ohne dabei den Übergang zur nächsten Eskalationsstufe zu vollziehen. Und zur Eskalation zählen Maßnahmen wie massive Aufrüstung, die Stationierung von Truppen oder die Beendigung des Dialogs – alles Dinge, die im aktuellen Diskurs allgegenwärtig sind.

Glasl zeigt hierzu Alternativen auf, etwa die direkte Kommunikation niemals zu verlassen, Zugänge zu russischen Entscheidern offen zu halten und vorhandene Institutionen wie die OSZE aktiver zu nutzen. Wer Glasls Einschätzung folgt, muss vielleicht einige seiner liebgewonnenen Gewissheiten, wie z. B. die Bewertung des Handelns von Gerhard Schröder aufweichen. Den vollständigen Aufruf Glasls findet Ihr hier. Wie weit diese teils selbstverständlich anmutenden Maßnahmen von der aktuellen Realität entfernt sind, erschließt sich einem vielleicht jedoch erst, wenn man die zwei sehr lohnenswerten Stunden in das Webinar investiert. Wer darauf neugierig ist, findet hier den Link hier.

sinnvoll zusammen wirken

Storyworthy von Matthew Dicks

Storyworthy von Matthew Dicks

Matthew Dicks lüftet in dem Buch die Geheimnisse des Storytellings. Handfeste Tipps, die deine Geschichten besser machen, garniert mit berührenden Erlebnissen aus seinem Leben, machen das Buch zu einem Genuss, dem man sich auch noch gerne abends im Bett gönnt. Lehne dich zurück und erfahre in dieser kurzen Video-Buch-Besprechung, mehr

sinnvoll zusammen wirken

SOCIUS brief April 2021

SOCIUS brief April 2021

Liebe Leser*innen,
Ostern ist das Fest der Transformation. Ein umgekehrter Lebenszyklus, der sein Finale in den drei Tagen von Karfreitag bis Ostersonntag findet. Dieser Lebenszyklus beginnt nicht mit einer Geburt, sondern endet in Form der Auferstehung mit einem Wiedereintritt ins Leben.

Dieser Tage ein sehr passendes Fest. Auf eine Art Wiedereintritt in das gemeinsame Leben, hoffen wir alle zusammen. Ein Leben, in dem wir uns wieder begegnen, anfassen und persönlich, Dinge voranbringen können. In unserer täglichen Arbeit merken wir, wie sehr dies Not tut. Und so hoffen wir, dass alsbald wieder mehr Präsenzveranstaltungen und persönliche Begegnung möglich sind. Im Freien, getestet und womöglich bereits geimpft. Raus aus der Isolation, rein ins gemeinsame Erleben.

Doch noch sind wir an den Fluch und Segen der virtuellen Zusammenarbeit gebunden. Und so bleibt auch unsere Angebote meist noch bildschirmgebunden. Zu entdecken gibt es in den nächsten Monaten bei uns unter anderem:

  • Zwei spannende SOCIUS labore: Im April zum Thema Rollenboard – ein Tool für Teams, die selbstorganisiert arbeiten wollen und im Mai zum Thema Utopien realisieren
  • Die Ankündigung der New Work Essentials. Eine Reihe von Tutorials zum Thema Selbstorganisation in der Praxis. Das Rollenboard Tutorial ist die erste Blüte an diesem Strauß.
  • Und für alle, die in die Tiefen der Organisationsentwicklung eintauchen wollen, sticht auch dieses Jahr unser Fortbildungsklassiker wieder in See: Der Werkstattzyklus gOe! Ganz nach Wunsch im Retreatformat ab Juni in Stolzenhagen an der Oder oder ab November mit Kaminabenden in der SOCIUS lounge in Berlin.


Doch alles wollen wir hier noch nicht verraten. Scrollt runter und entdeckt selbst!

Ralph Piotrowski (diesmal Red.), Andreas Knoth, Christian Baier, Joana Ebbinghaus, Kerstin Engelhardt, Julia Hoffmann, Nicola Kriesel, Simon Mohn, Denise Nörenberg und Rudi Piwko.​

Weiter geht es hier

sinnvoll zusammenwirken

New Work Essentials

New Work Essentials

Die New Work Essentials zeigen sich am Horizont!

Für alle, die sich mehr Selbstorganisation und Eigenverantwortung in ihrem Team wünschen.

Mit den New Work Essentials startet SOCIUS einen kleinen Kanon von Tutorials, der es Organisationen und Teams ermöglicht, eigenständig in Richtung Selbstorganisation zu reisen. Zudem können die einzelnen Module Organisationsentwicklungsprozesse unterstützen, indem sie asynchrones Lernen ermöglichen. Teamtage können effizienter gestaltet werden, indem mehr Zeit für gemeinsamen Austausch zu Verfügung steht und kollektive Wissens-Inputs ins Vorfeld verlagert werden. Und natürlich stehen die Kurse auch einzelnen Personen offen, die sich im Bereich Selbstorganisation fit machen und ihre professionellen Fähigkeiten ausweiten wollen.

Mit dem Ganzen experimentieren wir noch etwas. Was ihr sehen werdet, ist ein erster Prototyp. Weder haben wir uns für eine Preisstruktur entschieden, noch ist das Tutorial bereits mit allen Videos angereichert. Ihr erhaltet eine kostenlose Preview  unseres Work-in-Progress und wenn ihr euch erkenntlich zeigen möchtet, freuen wir uns sehr über – gerne auch kritische – Rückmeldungen.

 Was hat euch gefallen? Ist der Kurs übersichtlich? Was hat euch gefehlt? Am einfachsten an piotrowski@socius.de oder kriesel@socius.de.

Die Hauptseite der New Work Essentials lautet:

https://newwork.socius.de/

Die einzelnen Tutorials finden sich auf Unterseiten. Das Rollenboard Tutorial aktuell unter: https://newwork.socius.de/courses/rollenboard-tutorial/

 

Sinnvoll zusammen wirken

Wenn es hart auf hart kommt von Ben Horowitz

Wenn es hart auf hart kommt von Ben Horowitz

The Hard things about Hard things

Ben Horowitz, Schwierige Managementsituation und wie man sie meistert

Ben Horowitz will mit diesem Buch Klartext zum Thema Führung reden. Keine simplen Antworten liefern und keine Rezepte, wie gute Führung auszusehen hat. Er verspricht den Weg aufzuzeigen, wie er mit Startups das Internet revolutionierte und zum Partner der Venture Capital Firma Andreesen Horowitz wurde.

Wer in Zeiten post-heroischer Führungstheorien nur nach Bestätigungen sucht, wird von diesem Buch enttäuscht sein. Für alle anderen könnte ‚The hard things about hard things‘ ein interessanter Zwischenruf sein. Eine Erinnerung daran, dass vielleicht kein einzelner Ansatz zum Erfolg führt: Führung sollte vielmehr an Personen, Lebenszyklen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen angepasst werden können. Die eigentliche Kunst besteht somit darin, fluide zwischen unterschiedlichen Führungsstilen wechseln zu können; der Fehler darin, sich einem einzelnen Führungsstil zu verschreiben.

Die Botschaft, die mir das Buch mir vermittelte: Führung ist schwer. Ben Horowitz hat oft versagt, viel daraus gelernt und in entscheidenden Momenten das Ruder fest in die Hand genommen. Mit dem visionären Blick eines nur heimlich zweifelnden Kapitäns, der seine Schifflein aus diversen Stürmen führt. Mit dieser Dramaturgie liest sich das Buch wie eine klassische Heldenreise. Dabei bietet es einen Blick hinter die Kulissen des Silicon Valleys, wo unser Protagonist Höhen und Tiefen durchlebt, Widerstände bezwingt und am Ende geläutert von seinen Erlebnissen berichtet. Wir sitzen bei großen Übernahmedeals mit am Verhandlungstisch und bezeugen, wie das Handeln von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften das Überleben von Organisationen bedroht. Und wir tauchen in die Zeit der ersten Internetbrowser ab. Wir erinnern uns an Netscape, Napster oder AOL und vollziehen nach, an welch seidenen Fäden der Erfolg und Misserfolg dieser alten Riesen hing. Für Unterhaltung ist also gut gesorgt – auch wenn manche Einlassungen vor dem Hintergrund heutiger kollaborativer Organisationskulturen nicht mehr ganz zeitgemäß anmuten. 

Gibt ein solches Buch Anregungen für unseren Arbeitsalltag, auch wenn wir gerade nicht mit dem nächsten Übernahmedeal durchstarten? Durchaus:

  • Auf emotionaler Ebene kann das Lesen des Buches aktivierend wirken. Ben Horowitz motiviert dazu, Dinge selber in die Hand zu nehmen und sich nicht abschrecken zu lassen. Er macht auch keinen Hehl daraus, dass Führung nur durch Erfahrung gelernt werden kann und uns im Grunde ständig überfordert.
  • Zudem betont er die Notwendigkeit unterschiedlicher Führungsstile und der Fähigkeit, zwischen diesen wechseln zu können. Eine Firma, der es wirtschaftlich gut geht, kann anders geführt werden als eine Firma, die kurz vor ihrem Abgrund steht. Ihm zufolge sind Formen der kollaborativen Führung in Zeiten des Wachstums erfolgreicher, während heroische Ansätze in schwierigeren Zeiten von Vorteil sind. Das ist zumindest eine interessante These. 
  • Auch macht er plausibel, warum Organisationen in unterschiedlichen Lebensphasen unterschiedliche Führungspersonen benötigen – ein*e Gründer*in ist oftmals nicht die richtige Person, wenn die Zahl der Mitarbeitenden drastisch wächst. Und jemand, der gut darin ist, Unternehmen zu skalieren, wird vielleicht nie die chaosverliebte Magie des Beginnens nachvollziehen können. Und wie finden wir überhaupt die passenden Mitarbeitenden?
  • Eingestreut finden sich auch immer wieder Einsichten aus der Praxis, die direkt umgesetzt werden können. Etwa wenn Horowitz davon berichtet, wie Prozesse effektiver gestaltet werden können. Seiner Erfahrung nach lassen sich ineffiziente Prozesse fast immer auf eine Person zurückführen, die sich nicht ermächtigt fühlt, die auf Entscheidungen wartet und meint, nicht den nächsten Schritt gehen zu können. Womit sich wieder der Kreis zur Selbstorganisation schließt, indem auch Horowitz betont, wie wichtig Fürsorge und Ownership für Unternehmen sind.

Insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen. Cherry-Picking scheint mir hier die ideale Strategie. Sich an Stellen, die mit einer kräftigen Prise Parternalismus gewürzt bleiben, nicht lange aufhalten und dafür andere Passagen genießen, die durchaus interessant und erhellend sind.

Sinnvoll zusammen wirken

SOCIUS Kaminabend mit Dami Charf

SOCIUS Kaminabend mit Dami Charf

Unsere Kaminabende bei SOCIUS sind feine Runden, die intime Einblick in die persönliche und professionelle Entwicklung von Menschen, die uns beeindruckt haben, gewähren. Am Montag, den 2. Dezember 2019 besuchte uns Dami Charf, die seit über 20 Jahren mit körperorientierte Psychotherapie arbeitet, sich intensiv mit Trauma beschäftigt, ihre eigene Methode der somatischen-emotionalen Integration – SEI© entwickelte und eine äußerst erfolgreiche Ausbildungs- und Selbsthilfe Plattform zur Heilung von Trauma betreibt (www.traumaheilung.de). Letztes Jahr erschien ihr Buch „Auch alte Wunden können heilen“, welches es auf Anhieb in die Spiegelbestsellerliste schaffte.

Eingeladen wurde Dami von unserer Kollegin Nicola Kriesel – die auf ihre wunderbar authentische Art durch den Kaminabend führte. Vor 28 Jahren besuchte Nicola ihren ersten Kurs bei Dami, bei dem es damals darum ging, wie Frauen für sich einstehen können: Selbstverteidigung war das Thema, recht handfest mit Wendo – den „Weg der Frauen“. Diese Kampfkunst zeigt effektive Möglichkeiten der Selbstbehauptung und Selbstverteidigung auf. Damis Arbeit blieb körperbezogen und ihr eigener Weg führte sie in die Welt der körperorientierten Psychotherapie, auf dem sie sich auf Traumaheilung spezialisierte. Und über zwanzig Jahre später schrieb sich Nicola wieder bei einem Kurs von Dami ein. Diesmal in Damis Ausbildung zur SEI Traumatherapeutin. Auch zwischendurch hatten die beiden immer mal wieder Kontakt.

Traumata – so Dami Charfs Überzeugung – liegen den meisten psychischen Krankheiten zugrunde. Trauma beeinträchtigt unsere grundlegenden Regulierungsfähigkeit, erschwert den Prozess der Homöostase, also die Fähigkeit unseres Organismus in den Gleichgewichtszustand zu kommen. Das Merkmal einer gesunden Selbstregulation ist der fluide Wechsel zwischen unterschiedlichen emotionalen und physiologischen Zuständen.

Traumatisierten Personen fällt dieser Wechsel nicht leicht. Sie erleben ihre Umwelt schnell als bedrohlich und der Körper verharrt in einem permanenten Zustand der Unter- oder Überregulierung. In dieser Schutzhaltung fällt Öffnung – und damit Verletzlichkeit – schwer. Wir bleiben verschlossen und erfahren uns mit der Welt wenig verbunden. Erst wenn wir Vertrauen entwickeln uns schützen oder mit unvermeidlichen Schmerzen umgehen zu können, fällt es uns leichter uns zu öffnen und Nähe und Verbundenheit zu lassen zu können.

Dami Charf besitzt die große Fähigkeit Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen, und diese so zu benennen, dass sich neue Perspektiven eröffnen: Wie entstehen beispielsweise Gefühle und wie unschuldig – oder eben gerade nicht – sind unsere Gedanken? Im Alltag unserer Gesellschaft erleben wir Gefühle häufig als etwas, von außen Gemachtes. Im Sinne von: „Ich fühle mich schlecht, weil du nicht freundlich zu mir warst.“ Viele Methoden und Haltungen wie z. B. die Gewaltfreie Kommunikation legen nahe, dass Gefühle als etwas selbst Gemachtes zu verstehen seien: „Ich fühle mich, weil ich denke, dass…“. Verfechter*innen dieser Methoden weisen gerne darauf hin, dass man selber für seine Gefühle verantwortlich ist. Das klingt irgendwie gut, hinterlässt aber auch schnell den Eindruck, mal wieder versagt zu haben, wenn die eigene Regulation der Gefühle nicht wie gewünscht gelingt. Dami legt hier einen etwas anderen Schwerpunkt. Ihre Überzeugung ist: Emotionale Ansteckung ist natürlich und wir übernehmen automatisch Gefühle, die uns unsere Umwelt nahelegt. Dieser Mechanismus ist menschlich und evolutionär bedingt. Nicht bestimmte Gefühle zu vermeiden wird damit zum Ziel, sondern vor allem mitzubekommen, wenn Gefühle auf uns überspringen, die nicht primär unsere eigenen sind. Sobald wir diese Gefühlsübertragungen mitbekommen agieren wir diese Gefühle auch weniger aus und können sie besser modulieren.

Hilfreich ist auch ihre Sicht auf Empathie. Sie beschreibt Empathie als die Fähigkeit andere Menschen wahrzunehmen, ohne den Impuls zu verspüren, das Erlebte persönlich zu nehmen. „Ich fühle, was in dir ist, ohne es in Bezug auf mich selber zu setzen.“ In diesem Zustand sind wir sensibel für das Erleben des anderen. Dies ist übrigens eine ganz andere Sache als sensibel auf das zu reagieren, was uns in der Welt entgegentritt. Letzteres passiert insbesondere dann, wenn unser Nervengerüst durch traumatische Erfahrung ständig darauf getrimmt ist, die Umwelt nach potentiellen Gefahren abzuscannen.

Die Erzählungen von Dami Charf waren sehr persönlich. Die Beschreibung ihres Weges, ihre eigenen Schwierigkeiten, und ihre Einsicht, dass auch sie sich insbesondere dafür interessiert und das lehrt, was ihr ursprünglich selber schwergefallen ist. Sie berichte von ihrer Öffnung zu mehr Verletzlichkeit und Verbundenheit mit so einer Energie, dass wir am Ende alle erstaunt waren, wie schnell zwei Stunden verstreichen können.

 

 

Sinnvoll zusammen wirken

Wenn es hart auf hart kommt von Ben Horowitz

SOCIUS liest: Die Seele will frei sein. Eine Reise zu sich selbst.

Die Seele will frei sein. Eine Reise zu sich selbst. – Michael Singer.
(Originaltitel: The untethered soul)

Zugegeben: Wenn ich dem Buch zuerst mit dem deutschen Titel begegnet wäre, hätte ich es wahrscheinlich noch nicht mal in die Hand genommen. Und dann auch noch der Sticker mit dem „New York Times Bestseller“. Na ja. Mittlerweile habe ich es schon dreimal gelesen. Und einen Onlinekurs von Michael Singer gebucht. Und lese gerade seine Biographie. Ja, ich gebe es zu: ich – und auch meine Frau, mit der ich mich viel darüber austausche – sind echte Groupies geworden.

Warum? Bei meiner spirituellen Suche bin ich immer wieder auf Fragen gestoßen, die Widerstand in mir auslösten. Ich sollte mein Ego aufgeben. Ich sollte mich in Demut und Hingabe üben. Das klang für mich immer danach, dass ich einen Teil von mir nicht ausleben kann, dass ich mich auf eine bestimmte Art und Weise zurücknehmen muss. Michael Singer zeigt auf, dass so ziemlich das Gegenteil damit gemeint ist. Er erklärt spirituelle Weisheiten auf eine wunderbare Art, die mein Intellekt nachvollziehen kann. Und das ermöglicht mir, mich auf eine alternative Erfahrungswelt einzulassen.

Im Kern geht es ihm um folgende Botschaft: Die meiste Zeit unseres Lebens sind wir mit dem Versuch beschäftigt, die äußere Welt so zu beeinflussen, damit es uns innerlich besser geht. Wir stellen uns vor, wieviel besser es uns gehen würde, wenn wir ein neues Haus hätten, mehr Geld verdienten oder endlich mit der geliebten Person zusammen wären. Das Alles sind immer wiederkehrende Versionen der Vorstellung: wenn dies und das passiert – oder nicht passiert – geht es mir besser; wenn dies und das passiert – oder nicht passiert – geht es mir schlechter. Und wir versuchen verzweifelt, die äußere Welt so zu manipulieren, dass wir entweder eine höhere innere Befriedigung erleben oder Schmerz vermeiden. Und damit versuchen wir ein Problem, das in unserem Inneren entstanden ist (unser Unvermögen die ganze Bandbreite der uns zur Verfügung stehenden Gefühle zuzulassen und zu genießen) im Äußeren zu lösen.

 

Damit schaffen wir uns eine unlösbare Aufgabe, weil wir auf der falschen Ebene ansetzen. Wenn wir dasitzen und warten oder daran arbeiten, bis die äußere Welt so ist wie wir sie uns wünschen, geraten wir in große Schwierigkeiten. Weil die Welt sich einfach nur vor unseren Augen entfaltet und diese Entfaltung nichts mit unseren Wünschen und unserer Existenz zu tun hat. Echte Lebensfreude entsteht an einer anderen Stelle. Sie entsteht, wenn wir es schaffen, das unglaubliche Wunder der Entfaltung der Welt ohne Bewertung zu beobachten. Und wir in der Lage sind, die Erfahrungen, die uns die Welt ermöglicht, zu genießen. Ohne Erwartungen daran zu knüpfen, wie diese Erfahrung auszusehen hat oder Präferenzen zu entwickeln, welche Gefühle wir lieber und welche Gefühle wir eher nicht erfahren würden. Wenn uns dies gelingt, bekommen wir direkten Zugang zu unser Lebensenergie. Zu einer Freude, die uns alle durchdringen kann. Michael Singer sagt nicht, dass wir uns z. B. nicht an materiellen Gütern erfreuen sollen. Aber er warnt davor, materielle Güter zu benutzen, um den inneren Zustand zu regulieren. Er zeigt, wie wir zunächst in einen Zustand der Freude kommen – und von diesem Zustand aus uns voll auf die Welt einlassen und diese genießen können. Dann hängt unsere Lebensfreude nicht von einer Vorstellung ab, wie die Welt hierfür zu sein hat. Und Michael Singer behandelt auch die Fragen, die sich sofort anschließen: Was ist mit dem ganzen Leid auf der Welt? Was, wenn ein geliebter Mensch stirbt? Soll ich mich dann freuen? Sein System folgt einer inneren Logik, in der sich kohärente Antworten hierauf finden.

Und was hat das alles mit Organisationsentwicklung und dem Arbeitsleben zu tun? Viel. Denn Arbeiten ist letztendlich auch nichts anderes als eine spirituelle Praxis. Bei der es uns gelingen kann, mit unseren Kolleg*innen in Beziehung zu kommen. Oder bei der wir eher mit uns selbst und unseren Gefühlen beschäftigt sind, nicht frei sind auf das zu reagieren, was uns begegnet. Und das wirkt sich auf unsere Zusammenarbeit, Wirksamkeit und gemeinsame Kreativität aus. Das Buch von Michael Singer hilft, Energien freizusetzen und uns nicht selbst in unserer Schaffenskraft zu blockieren.

Ralph Piotrowski

 

oe-tag 2019 – Emotionale Transformation. Feelings@work

oe-tag 2019 – Emotionale Transformation. Feelings@work

Emotionen als Energie – Emotionen als Kunst – Emotionen als Klänge – Emotionen als Rhythmus und Welle – Emotionen als Geschichten, die wir uns erzählen. Der diesjährige oe-tag wählte unterschiedliche Zugriffe, um sich einem Thema zu nähern, das uns sehr nahe ist und oftmals trotzdem schwer zu fassen ist: Emotionen sind Teil unseres Seins, auch in der Arbeitswelt. Gefühle beeinflussen uns täglich und sind Teil unseres Erlebens, der uns manchmal befähigt und manchmal hemmt.  Wie können wir bewusster mit ihnen umgehen, welche erlernbaren Kompetenzen gibt es und was können wir tun um unsere Gefühle und damit uns besser verstehen?

In der traditionellen Arbeitswelt spielen Emotionen kaum eine Rolle – die Beschäftigung mit ihnen erfolgte überwiegend aus einem instrumentellen Interesse. Sei es, um Kaufentscheidungen zu beeinflussen oder Mitarbeiter*innen zu motivieren. Ansonsten sollten sie in einem rational-organisiertem Wertschöpfungsprozess so wenig wie möglich im Wege stehen. Der oe-tag 2019 beleuchtete die Rolle von Emotionen in einer neuen Arbeitswelt, in der Organisationen zu Orten werden sollen, die Menschen stärken, sich Menschen mit ihrer ganzen Persönlichkeit einbringen und dadurch im besten Falle gemeinsam besser durch die komplexen Herausforderungen unser Zeit navigieren können.

Nicola Kriesel und Christa Cocciole eröffneten den oe-tag mit Bewegung zu Musik, die es alle einlud sich im Raum zu verkörpern. Die Keynote von Ralph Piotrowski beschrieb, warum der bewusste Umgang mit Emotionen in einer neuen Arbeitswelt an Bedeutung gewinnt, wie uns unser emotionaler Rucksack in den Weg kommt und welche Ansätze bestehen, Emotionen in der Organisationsentwicklung aufzugreifen. Interaktive Mini-Lectures boten den Teilnehmer*innen kurze Einblicke in die Themen, die in zweistündigen Workshops vertieft wurden.

Andreas Knoth und Christa Cocciole führten dabei durch die Welle der 5-Rythmen und dem menschlichen Pulsieren zwischen Komfortzone und Herausforderung. Josephine Ulrich und Golnar Tabib Zadeh verwandelten mit Art-Journaling besorgte Gesichter (oh mein Gott, ich „kann nicht malen“) in eine entspannte kindliche Freude („oh wie schön! Und was hast du gemalt?“). Rudi Piwko und Annette Piwko-Löffler arbeiteten mit allen Sinnen (von Klang bis Geschmack). Sie ermöglichten Begegnungen, wiesen neue Perspektiven auf, öffneten Augen und berührten Herzen. Ralph und Anne Piotrowski griffen die in der Pause gemachten Erfahrungen auf („Wie ging es mir? War ich allein, fühlte ich mich willkommen?) und vertieften das Thema, wie wir unseren emotionalen Rucksack auf die Schliche kommen und damit umgehen können. Und Bea Schramm sensibilisierte dafür, wie uns das Thema Ost-West noch immer bewegt, in dem sie alle im Raum bewegte. Mini-Lectures ermöglichen ein tolles Gruppengefühl, indem vieles auf verschiedenen Ebenen (Körper, Geist, Intellekt …) angeklungen und gemeinsam erlebt wird.

Dieses Gruppengefühl wurde von Thomas Kriegbaum und Christiane Gebhard mit einem „TaKeTiNa-Espresso“ zu einer gemeinsamen musikalischen Erfahrung vertieft. Unterstützt von Trommeln, Gesang und gemeinsamem Rhythmus konnte jede Person, eigene Lust, Grenze und Widerstände ausloten, sich mit einem größeren Rahmen zu synchronisieren und sich mit dem eigenen gelingenden und misslingenden Taktgefühl auseinandersetzen.

Das Ganze fand in der bezaubernden Atmosphäre der Old Smithy’s Dizzle statt, das durch die liebevolle Betreuung und detailorientierte Gestaltung, ein sehr geborgener Ort ist und erlaubt in einem sicheren Setting mit den eigenen Emotionen sein zu können.

Die Ergebnisse der Konferenz und das Harvesting, von Simon Mohn und Nicola Kriesel moderiert, wurde zudem von Robin Hotz in einem großen Graphic Facilitation Bild festgehalten, das Erkenntnisse und Begebenheiten zusammenfasste. Der Frage, wie wir einen gewinnbringenden Umgang mit Emotionen in Organisationen kultivieren, welche Strukturen hilfreich sind, um die hierfür notwendigen inneren Kompetenzen zu entwickeln, wird SOCIUS auch nach der Konferenz weiter beschäftigen und vielleicht zu einem neuen Schwerpunkt unserer Arbeit werden.

Interview Bettina Rollow – New Work needs Inner Work

Interview Bettina Rollow – New Work needs Inner Work

Bettina Rollow hat zusammen mit Joana Breitenbach das Buch „New Work needs Inner Work“ geschrieben. Das Buch gibt einen sehr praxisgeleiteten Einblick, wie Organisationen den Weg in Richtung Selbstorganisation einschlagen können, welche Rolle dabei emotionale Kompetenzen spielen und wie wir uns auf eine gemeinsame Reise begeben können, diese in uns zu stärken. Bettina (38) ist Organisationsentwicklerin und entwickelt neue Formen der Führung und Zusammenarbeit. Sie verfügt über langjährige Erfahrungen in der Corporate Welt und arbeitet viel mit gemeinnützigen Organisationen und Start-Ups zusammen.

Bettina ist die Schulfreundin von Ralphs Frau und die Patentante seines Sohnes, weswegen er sie mit besonderer Freude interviewte:

Ralph: Ihr sprecht viel von Prinzipien und flexibler Anpassung. Wie seid ihr auf eure Prinzipien gekommen?

Bettina: Ich empfinde Prinzipien als universeller und allumfassender als methodische Modelle und Regeln. Beide sind oft nur für ganz spezifische Situationen anwendbar, da sie oft auf Annahmen beruhen, die bestimmte Aspekte der heutigen Welt fixieren und damit Komplexität reduzieren. Prinzipien beschreiben für mich eine Bewegung und keinen Zustand. Damit können wir mehr Komplexität verarbeiten. In unserer heutigen Zeit, in der wir die aktuelle Komplexität nicht mehr kontrollieren, sondern nur navigieren können, sind Prinzipien für mich das ideale Navigationsinstrument.

Ralph: Wie helfen uns Prinzipien beim Navigieren?

Bettina: Prinzipien beschreiben eine Bewegung, die sich in verschiedenen Zuständen ausdrückt. Ein Beispiel ist: Alle Menschen pendeln zwischen einem Grundbedürfnis nach Sicherheit und einem Grundbedürfnis nach Wandel und Veränderung. Über dieses Prinzip lassen sich viele individuelle Verhaltensmuster erklären – und es erlaubt uns gleichzeitig in der Vielfalt eine gemeinsame Sprache zu finden. Damit können wir auch schwierige Dialoge leichter gemeinsam gestalten und nach Lösungen suchen – egal wie unterschiedlich wir Sicherheit und Wandel in unserem Leben ausprägen.

Ralph: Ich habe manchmal den Eindruck, dass Persönlichkeitsentwicklung bei New Work zu einer Art Zwang wird, die nächste Anforderung, der die „moderne Mitarbeiter*in“ gerecht werden soll. Teilst du diese Befürchtung?

Bettina: Ja, in dem Sinne, dass für mich jeder New Work Prozess ein Lern- und Entwicklungsprozess ist. Und in diesem müssen wir gemeinsam darauf achten, dass jede Mitarbeiterin Unterstützung bekommt und in ihrer Perspektive und ihrem Erleben ernst genommen wird. Gleichzeitig müssen wir aber auch offen bleiben für den Fakt, dass es Mitarbeiter geben wird, die sich im Prozess entscheiden, das New Work nichts für sie ist. In meiner Erfahrung verlassen 10 – 20 % der Mitarbeiter das Unternehmen, während oder nach Vollendung des New Work Prozesse. Mir ist hier immer wichtig, dies nicht als Scheitern der Personen zu sehen, sondern als Erfolg zu einer gemeinsamen Klarheit gekommen zu sein, ob New Work für mich passt oder nicht.

Ralph: Was sind wichtige Orientierungspunkte für die Frage, ob Organisationen den Weg zur Selbstorganisation einschlagen oder sich doch eher auf traditionelle Hierarchien verlassen sollten?

Bettina: Für mich ist der New Work Prozess, ein Prozess in dem wir als Organisation besser verstehen welche Werte und Bedürfnisse uns in Zusammenarbeit und Führung wichtig sind. Und daraus leite ich im letzten Drittel des Prozesses mit Teams neue Strukturen und Prozesse ab. Wenn wir feststellen, dass eine funktionale Hierarchie hier besser passt als Selbstorganisation – dann entwickelt wir diese. Für mich ist New Work, wenn wir leben was uns wichtig ist, dafür sorgen, dass wir zur Verfügung stellen was wir brauchen und gemeinsam die Kompetenzen entwickeln, die uns nachhaltig erfolgreich machen. Eine Kongruenz zwischen der äußeren und inneren Dimension der Zusammenarbeit.

Ralph: Und was ärgert dich an der aktuellen New-Work Debatte am meisten?

Bettina: Wenn New Work auf Kickertische, flexible Arbeitszeiten und den Bürohund reduziert wird. Oder wenn es so erscheint, als müssten wir einfach das nächste Zusammenarbeitsmodell uns überstülpen und schon klappt es. New Work ist für mich ein ganzheitlicher Entwicklungsprozess, der sich nicht alleine über äußere Veränderungen steuern und umsetzen lässt. New Work needs inner Work.

Ralph: Euer Buch wurde über Crowdfunding finanziert. Hast du Tipps für Nachahmer*innen?

Bettina: Ja – Netzwerke und Multiplikatorinnen gewinnen. Wir haben unseren Erfolg auch vor allem all denen zu verdanken, die uns unterstützt haben, indem sie unsere Kampagne geteilt haben. Für uns war dies der Schlüssel zum Erfolg. An dieser Stelle auch herzlichen Dank an SOCIUS und alle, die uns über diesen Weg unterstützt haben.

Ralph: Euer Buch ist sehr zugänglich und sympathisch geschrieben. Vielen Dank!

Ralph Piotrowski beschäftigt sich bei SOCIUS mit emotionalen Dynamiken in Teams und Organisationen, die sich auf den Weg zur Selbstorganisation befinden. Die Frage, wie wir einen guten Umgang mit unserem emotionalen Rucksack finden, ist zudem eine fruchtbare Schnittmenge zu seiner Arbeit als Paartherapeut.

Empathie und Neurowissenschaft: Was können wir für die Praxis lernen?

Empathie und Neurowissenschaft: Was können wir für die Praxis lernen?

Empathie hat viele Gesichter. Der Begriff wird schillernd und ist schwer fassbar. Empathisch zu sein – das wünscht sich doch jeder. Empathie suggeriert gute Menschenkenntnis und die Fähigkeit sich selbst und andere Menschen gut zu kennen zu verstehen. Doch welche unterschiedlichen Vorstellungen verbergen sich hinter dem Begriff? Und warum ist Empathie an unserem Arbeitsplatz wichtig?

(mehr …)

Visit Us On LinkedinVisit Us On FacebookVisit Us On InstagramVisit Us On Youtube