Führung braucht Rituale

Führung braucht Rituale

Hast du dich schon einmal gefragt, warum Rituale eine so kraftvolle Rolle in unserem Leben spielen? In einer Welt, die sich immer schneller dreht, bieten sie dir die Möglichkeit, innezuhalten, Altes loszulassen und Neues willkommen zu heißen. Rituale sind ein Gefäß, das dir hilft, Übergänge bewusst zu gestalten und dich wieder mit deiner Essenz zu verbinden.

„Ohne Rituale wird die Seele eines Menschen nicht wachsen.“ – Malidoma Patrice Somé

Was macht Rituale so besonders?

Rituale sind weit mehr als wiederkehrende Handlungen. Sie sind Momente der Verwandlung. Sie helfen dir, dich von alten Gewohnheiten zu lösen und dich für einen größeren Lebenszusammenhang zu öffnen. Es geht nicht darum, Bestehendes zu festigen, sondern darum, das Unbekannte zu umarmen und nach einer tiefgreifenden Erfahrung gewandelt in den Alltag zurückzukehren.

„Rituale helfen uns, die Welt in uns zu ordnen und neu zu gestalten. Sie sind das Medium, durch das wir unsere Visionen ins Leben bringen.“ – adrienne maree brown

Qualität und Ethik: Rituale mit Verantwortung gestalten

Rituale sind weit mehr als Relikte alter Zeiten oder esoterische Spielereien – sie sind tief in unserer menschlichen Kultur verwurzelt. Sie strukturieren Übergänge, geben Halt und schaffen Identität. Dass sie eine transformative Kraft besitzen, ist längst auch wissenschaftlich anerkannt. In der Managementforschung beispielsweise wird seit Jahren untersucht, wie Rituale Führung, Zusammenarbeit und Veränderungsprozesse unterstützen können – das Buch Führung braucht Rituale“ (Vahlen, 2011) ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, dass sie als wirksame Werkzeuge in der modernen Welt eine Rolle spielen.

Doch Rituale sind nicht per se gut oder heilsam – sie sind Räume der Transformation, in denen Sinn entsteht, aber auch vereinnahmt werden kann. Gerade in Deutschland haben wir die historische Verantwortung, Rituale kritisch zu betrachten. Im Nationalsozialismus wurden rituelle Bräuche gezielt eingesetzt, um Massen zu manipulieren, Gehorsam zu fördern und eine Ideologie zu verankern, die unermessliches Leid brachte. Rituale sind nicht neutral – ihre Wirkung hängt davon ab, wie und wofür sie gestaltet werden.

Gerade deshalb ist es uns wichtig, das ARLINA-Ritual weder dogmatisch noch ideologisch zu betrachten. Unser Zugang ist bewusst reflektiert, offen und zeitkritisch. Wir glauben, dass in einer Zeit der Polykrise – mit multiplen, sich überlagernden Krisen wie Klimawandel, gesellschaftlicher Spaltung, geopolitischen Konflikten und der wachsenden Erschöpfung vieler Menschen – eine bewusste, verantwortungsvolle Praxis von Ritualen eine essenzielle Ressource sein kann. Sie können helfen, mit Unsicherheit umzugehen, Sinn zu stiften und neue Formen des Miteinanders zu entwickeln.

Was uns fehlt – individuell wie gesellschaftlich – ist nicht noch mehr Kontrolle oder Perfektion, sondern eine lebendige Praxis des Wandels. Rituale bieten uns Räume, in denen Veränderung nicht nur gedacht, sondern auch erlebt wird. Sie ermöglichen Übergänge, stärken Resilienz und eröffnen neue Perspektiven. Nicht als starre Vorgaben, sondern als dynamische Prozesse, die uns helfen, eine Zukunft zu gestalten, die nicht von Angst, sondern von Bewusstheit, Verbundenheit und Gestaltungswillen geprägt ist.

Unser Anspruch ist es, Rituale mit Verantwortung zu gestalten: mit Bewusstsein für ihre Wirkung, mit Offenheit für unterschiedliche Zugänge und mit Respekt für die individuelle Erfahrung jedes Einzelnen. Rituale sind kein Selbstzweck – sie sind Werkzeuge für das, was wir gemeinsam schaffen wollen. 

Was dich erwartet: Rituale als Weg zur Transformation

Unsere Rituale sind bewusst gestaltet, um dich ganzheitlich anzusprechen – körperlich, geistig und seelisch. Hier bekommst du einen Einblick, was dich erwartet:

Körperorientiertes Arbeiten

Alles beginnt mit der Verbindung zu deinem eigenen Körper. Erforsche, was dich nährt, und entdecke eine liebevolle Beziehung zu dir selbst. Rituale schaffen Raum, um in dich hineinzuspüren und deine innere Weisheit wiederzuentdecken.

Feiern im Dunkeln

Was hält dich zurück, dein Licht strahlen zu lassen? Rituale laden dich ein, deine inneren Schatten zu erforschen, Kraftquellen zu entdecken und deine Visionen klarer zu sehen. Was möchtest du loslassen? Was braucht Raum, um zu wachsen?

Kreative Prozesse 

Unsere Kreativität ist ein Teil von uns, und Rituale helfen dir, sie neu zu beleben. Ob biografische Collagen, Storytelling, Tanz oder Musik – lass deiner Kreativität freien Lauf und finde deinen authentischen Ausdruck.

Integration in den Alltag

Das Besondere an unseren Ritualen ist ihre nachhaltige Wirkung. Mit Reflexion, Coaching und praktischen Übungen unterstützen wir dich dabei, die Veränderungen in deinen Alltag zu integrieren.

Mit allen Sinnen genießen 

Gemeinsam kochen, essen und feiern – regional, vegan-vegetarisch und mit viel Liebe und Genuss. Es geht nicht nur darum, deinen Körper zu nähren, sondern auch um eine bewusste Verbindung zu deinem Essen und zur Gemeinschaft.

Warum jetzt?

Rituale sind universell – sie begleiten uns Menschen seit jeher. Sie stärken uns, schaffen Gemeinschaft und helfen uns, die großen Fragen des Lebens zu beantworten. In unserer modernen Welt, die oft von Trennung und Geschwindigkeit geprägt ist, bieten Rituale dir die Chance, dich neu zu erden und mit deiner Essenz in Verbindung zu treten.

„Rituale schaffen Räume, in denen wir mit uns selbst, der Gemeinschaft und dem Universum im Dialog stehen.“ – adrienne maree brown

Bist du bereit, dein altes Selbst loszulassen und Raum für das Neue zu schaffen? 

Autorinnen Julia Hoffmann und Christa Cocciole

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oe-tag 2024 – Es war laut und rhythmisch

oe-tag 2024 – Es war laut und rhythmisch

Raus aus Ruhe und Abgeschiedenheit, rein in die Mitte der Großstadt. Dieses Jahr fand der oe-tag direkt neben dem Alexanderplatz im Haus der Statistik statt. Statt Weite und Sonnenschein überall war der Blick geprägt von Zweckbauten mit Waschbeton, statt drohender Ruhestörung, konkurrierten wir mit dem Verkehrslärm der Otto-Braun-Straße. 

Und trotzdem war es ein “typischer” oe-tag: 

  • es gab eine große Bandbreite sehr verschiedener Workshops, 
  • es gab viel Raum für Begegnung, Austausch und Gespräch – der auch intensiv genutzt wurde, 
  • wir haben viel gelacht. Alle zusammen schon zu Beginn (schonmal zu “Bruder Jakob” improvisiert?); irgendwo im Gespräch zwischen Wald, Bibliothek und Halle oder natürlich auch in den verschiedenen Workshops. 

“Playfulness”, das Spielerische wurde an diesem Tag gesucht; von “scheiter heiter” wurde vielfach gesprochen oder von körperlicher Resonanz auf eine kognitive Ausgangslage. “Improvisation” als das Handeln im nicht-Vorhersehbaren braucht dieses spielerische, das Aufweichen von “richtig” und “falsch” zugunsten einer gelebten Erfahrung und anschließender (wenn wir das wollen) Reflexion. Und in so vielen Momenten wird diese Fähigkeit zunehmend notwendig: in komplexen Situationen, in denen wir uns alle bewegen. Aber auch in der Selbstorganisation ist der Freiraum zum Experiment = Improvisation ein wesentlicher Moment und in kreativen Ideenentwicklungen sowieso. “Die zunehmende Spiel- und Experimentierfreude während des Workshops nehme ich als Ausdruck dafür, dass es den Teilnehmenden gefallen und zur Inspiration beigetragen hat.” So die zusammenfassende Rückmeldung eines Referenten. 

Hier steckte auch der inhaltliche Zugang zum diesjährigen oe-tag: aus kreativen Verfahren des Theaters, des Schreibens, Malens und der Musik wollten wir Anregung finden und lernen für Prozesse der Organisationsentwicklung und für offene Experimente. Und es machte Spaß! So viel gelacht wie an diesem oe-tag wurde nach meinem Eindruck noch nie. 

Seit über 15 Jahren ist der oe-tag: Tankstelle, Ort für Inspiration, Forum für Kennenlernen, Austausch und Wiedersehen. Besonders eindrücklich waren viele neue und junge Teilnehmende, die den Kreis der ca. 80 Personen bereichert hatten: “Mir ist aufgefallen dass es sehr viele junge Menschen waren und auch dadurch hatte das ganze so gar keine alte-Berater-in-Anzügen-Staubigkeit und ich habe mit Überraschung festgestellt, dass da eine ganze neue Generation da ist (und dass ich älter werde 😂)”, so eine wiederkehrende Teilnehmerin im Anschluss. Und eine weitere Rückmeldung, die die Bedeutung für die Community der sinnbezogenen Organisationsentwicklung beschreibt: “Ich war zum ersten Mal (beim oe-tag) dabei und fand es absolut großartig! Es tat gut zu sehen, dass es eine Gemeinschaft an gleichgesinnten Berater*innen gibt.”

 

Autor Christian Baier

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Strategische Improvisation  –  Der oe-tag als Spielplatz der Veränderung

Strategische Improvisation – Der oe-tag als Spielplatz der Veränderung

  • Trägt Otto Scharmer eine Clowns-Nase? Nein, aber er lädt uns ein, eine kreative oder kontemplative Praxis zu pflegen, die uns am unteren Ende des U die Tür öffnet.
  • Schreibt Karl Weick Poesie? Eher nicht, aber er lenkt den Blick auf die poetische Bedingtheit unserer Rationalität, bei der Sinn immer erst im Rückspiegel entsteht.
  • Stellt adrienne maree brown die Ästhetik der Emergenz über den Willen zur Gestaltung der Welt? Nein, aber sie weist uns darauf hin, dass strategische Wirkung nicht ohne den Respekt für die Schönheit von Eigenlogiken zu haben ist.

Organisationsentwicklung als Technik geplanter Veränderung in Systemen ist mehr oder weniger passé. Die Krise wird auch dadurch zur Krise, dass der Plan nicht mehr greift. Die Kunst der Stunde ist der kollektive Tanz mit dem Unplanbaren. Dass das nicht nur anstrengend und heavy sein muss, zeigt uns neben dem Kinderspiel nicht zuletzt die performative Praxis der Improvisation. 

Welche Tugenden der Improvisation sind für die OE unserer Zeit besonders relevant?

  • Handeln in Unsicherheit: Navigieren im Nebel, Experiment und Entdeckung.
  • Kollektive Kreativität: Co-Creation, Schöpferische Resonanz und spontane Kommunikation.
  • Minimale Strukturierung: Die Eleganz schlanker Regeln, Vertrauen in emergente Ordnungen, Loslassen, um gemeinsam handlungsfähig zu werden

 

Der oe-tag wirft das Scheinwerferlicht in diesem Jahr auf die Kunst der Improvisation: Welche Erfahrungen und Essenzen der künstlerischen und performativen Praxis können wir für die Organisationsentwicklung nutzbar machen? Welches Potential der Problemlösung und kollektiven Entwicklung steckt im Modus des Improvisierens? Welche Rahmen, Kompetenzen und Haltungen braucht es, damit Improvisation gelingt?

Dich erwarten im Haus der Statistik am 31.5.: 

  • eine Reihe kreativer Impulse und ungewöhnlicher Impro-Erfahrungen in Workshops am Vormittag. 
  • Einblicke und Austausche zum Transfer von Konzepten und Praktiken der Improvisation in die Organisationsentwicklung bei den Nachmittagsworkshops. 
  • Inspirierende Gespräche und neue Begegnungen dazwischen und zum Ausklang bei kühlen Drinks im Urban Forest.

Autor Andi Knoth

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SOCIUS forscht zusammen mit Euch zu Selbstorganisation und Leadership

SOCIUS forscht zusammen mit Euch zu Selbstorganisation und Leadership

Ende September haben wir die Türen zur ersten offenen Forschungswerkstatt rund um das Thema “Selbstorganisation und geteilte Führung” geöffnet.
In einen hybriden Format fanden sich 11 Personen mit ganz unterschiedlichen Perspektiven  zusammen: Von neugierig fragender Haltung ohne bereits persönliche Erfahrungen mit Selbstorganisation in der eigenen Organisation gemacht zu haben bis zu konkreten Fragen mitten im Umsetzungsprozess einer geteilt geführten Organisation war alles dabei.

  • Wie kann geteilte Führung im gesamten Team jenseits von Führung als Doppelspitze gelingen? Und was ist auch möglich, wenn ein einzelnes Team innerhalb einer hierarchischen Organisation mehr gemeinsame Verantwortung leben will?
  • Wie können wir uns mehr dem Thema Macht und Verantwortung in Selbstorganisationsprozessen widmen? Und wie kann das bewusste Übergeben von Verantwortung gut gelingen?
  • Wie überfordern wir neue Personen, die in unser auch persönlich voraussetzungsvolles Selbstorganisationsmodell kommen, nicht?
  • Wie können wir als Organisation zur persönlichen Entwicklung jede:r Einzelne beitragen, um notwendige persönliche Kompetenzen zu stärken, die es für Selbstorganisation braucht?

Diese und noch viele Fragen mehr waren im Raum, nachdem wir von SOCIUS als Einstiegsimpuls unsere Landkarte zur Navigation von geteilter Führungsarbeit vorgestellt haben, in der wir die aus unserer Sicht wesentlichen Themen und Entwicklungsfelder rund um das Thema Selbstorganisation sichtbar gemacht haben. 

Es gab sogar schon erste Impulse, wie wir diese Landkarte noch weiterentwickeln könnten! Das freut uns, denn auch für uns ist die Forschungswerkstatt ein willkommenes Format zum Weiterlernen. 

Wir haben uns sehr über die große Resonanz, die neugierig-fröhliche Stimmung und den bereichernden Austausch gefreut und sind hochmotiviert, am 10.11. und 15.12. in dieser community of practice weiterzuforschen und gemeinsam Möglichkeiten und Hindernisse auf der Wegstrecke zu Selbstorganisation zu beleuchten und uns kollegial dazu zu beraten.

Aktuell ist unsere kleine Forschungsgruppe noch offen und ihr seid herzlich eingeladen, euch uns anzuschließen! Spätestens ab dem kommenden Jahr werden wir die Gruppe in ein online und ein Präsenzformat aufteilen und dann als geschlossene Gruppen weiterführen, um intensiven und persönlichen Austausch in einem geschützten Raum zu ermöglichen.

Erforsche  gemeinsam mit uns ein neues Format, in dem wir anhand praktischer Fragestellungen derer, die da sind, dem Wandel von Führungskraft zu geteilter Führungsarbeit und Selbstorganisation auf den Grund gehen. 

 

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Socius change essentials

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Selbstorganisation heißt nicht Strukturlosigkeit

Selbstorganisation heißt nicht Strukturlosigkeit

Ein Interview mit Andreas Knoth im Rahmen der Konferenz Bildung Digitalisierung zu seiner dortigen Keynote

Die digitale Transformation verändert nicht nur das Rollenverständnis von Schulleitungen, sondern stellt auch alte Denkmuster infrage. Die Schulleiterin Nicole Stockmann und der Organisationsberater Andreas Knoth im Gespräch über die Frage, wie die Kultur der Digitalität ihr Denken prägt – und wie eine zeitgemäße Haltung aussehen könnte.

Aus welcher Haltung heraus wird aktuell im System Schule gearbeitet – und welche Haltung soll die Akteure in Zukunft antreiben? Das Thema Haltung war ein Schwerpunkt am zweiten Tag der Konferenz Bildung Digitalisierung 2022 im Cafe Moskau in Berlin. In seiner Keynote „Aufbruch zu Digital Leadership“ skizzierte der Organisationsberater Andreas Knoth, welches neue Selbstverständnis Akteure im Bildungskontext heute brauchen – und warum Exnovation ein wesentlicher Teil von Innovation werden muss, damit die Organisation Schule keinen Burn-out erleidet.

In der anschließenden Panel-Diskussion debattierte Andreas Knoth mit Eliane Burri von der Pädagogischen Hochschule Zürich, Gabriele Lonz vom Ministerium für Bildung in Rheinland-Pfalz und der Schulleiterin Nicole Stockmann unter dem Titel „Digital Leadership und Kultur des Teilens“, inwiefern neue Formen der Zusammenarbeit Führungskräfte an Schulen darin unterstützt, den Wandel an Schulen zu gestalten. Als Schulleiterin eines deutschlandweit einzigartigen Doppelgymnasiums ist Nicole Stockmann mit dem Thema Kooperation auf ganz besondere Art und Weise vertraut. Im Doppelinterview sprechen Andreas Knoth und Nicole Stockmann über ihren persönlichen Blick auf Digital Leadership und die Kultur des Teilens.

Weiter zum Interview.

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Keynote: Aufbruch zu Digital Leadership

Keynote: Aufbruch zu Digital Leadership

Kulturwandel hat immer auch mit Führung zu tun. Das gilt für wirtschaftliche Organisationen wie für das System Schule. Was hemmt und was fördert Musterwechsel im Führungshandeln? Welche Erfahrungen sind hilfreich, um die Transformation hin zu mehr Transformationsfähigkeit zu gestalten? Andreas Knoth, Psychologe bei der SOCIUS Organisationsberatung beobachtet in seiner Keynote, dass oft nicht das Erlernen und Annehmen neuer Praktiken und Rollenbilder Engpass bei der Hinwendung zu Digital Leadership sind, sondern das Loslassen und Verlernen alter Muster und Haltungen – Exnovation kommt vor Innovation.

Das Forum Bildung Digitalisierung veranstaltete vom 16. bis 17. November 2022 die siebte Konferenz Bildung Digitalisierung (KonfBD22). Die Leitkonferenz für gute Schule in der digitalen Welt im deutschsprachigen Raum macht Good Practices sichtbar, bietet allen Akteuren im System Schule eine Plattform für Austausch und Vernetzung und setzt wegweisende Impulse für die digitale Transformation im schulischen Bildungsbereich.

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Positive Führung für lebendige Organisation – Mit PERMA Lead 360°Feedback Prozesse gestalten

Positive Führung für lebendige Organisation – Mit PERMA Lead 360°Feedback Prozesse gestalten

Kurz vor Beginn der langen Sommerpause hatten wir ein spannendes Labor zum Thema „Positive Führung“. Carolin Gebel führte ein in ein Grundverständnis von Positiver Führung und den spezifischen Ansatz PERMALead, der von Markus Ebner entwickelt wurde, aufbauend auf den Erkenntnissen und Haltungen der Positiven Psychologie. 

Während klassische Ansätze von Therapie, Beratung und Coaching in der Regel eher darauf ausgerichtet sind, Probleme zu beseitigen und Leid zu mindern, fragt die von Martin Seligman begründete Positive Psychologie: Was braucht es an Bedingungen und Zutaten, dass Menschen aufblühen und ihr Potenzial entfalten können? Dem Menschenbild einer Pflanze, die wachstumsfördernde Bedingungen braucht, um sich optimal zu entwickeln und ganz zur Blüte zu kommen, stellte Carolin die Metapher von Organisationen als Ökosystem gegenüber, die eine inhärente Lebendigkeit besitzen, sich von innen heraus weiterzuentwickeln und ihr Potenzial zu entfalten. Stichworte, die auftauchten, ein solch lebendiges Organisationssystem zu beschreiben, waren Kooperation, Durchlässigkeit, Vielfalt der Beziehungen, Wechselwirkung, Feedback, Begrenzung und Selbstorganisation.

PERMALead ist ein spezifischer Ansatz der Führungskräfteentwicklung, der 360 Grad Feedback Prozesse nutzt, um Führungskräfte dafür zu sensibilisieren, mit welcher Haltung und Verhalten sie dazu beitragen, wachstums- und potenzialfördernde Bedingungen zu schaffen. Die sogenannten PERMA Prinzipien, entlang derer das Feedback aufgebaut ist, lauten: 

P = Positive Emotionen

E = Engagement

R = Relationships (im Deutschen: Tragfähige Beziehungen)

M = Meaning (im Deutschen: Sinn der Arbeit)

A = Accomplishments (im Deutschen: Kleine Erfolge)

Die Fragen dahinter lauten, inwieweit ermögliche ich als Führungskraft positive Emotionen bei meinen Mitarbeitenden? Wie fördere ich mit Blick auf die spezifischen Stärken individuelles Engagement? Wie schaffe ich tragfähige Beziehungen mit meinen Kolleginnen und Kollegen? Wie vermittle ich einen Sinn in der Arbeit und wie mache ich Erreichtes sichtbar beziehungsweise würdige ich auch kleine Erfolge? 

In einer ersten Austauschrunde wurde deutlich, dass eine positive Feedback Kultur als Lieferantin für Energie und wichtige Entwicklungsschritte erlebt wird, dass die Umsetzung aber mit mindestens genau so großen Herausforderungen und Hürden verbunden ist. So wurden einige Erfahrungen geteilt, wie sehr sich Mitarbeitende in der Regel ein ehrliches Feedback von Vorgesetzten wünschen, um Orientierung zu erhalten, ob sie an sie gesetzte Erwartungen erfüllen, aber auch, um dazulernen zu können. Gleichzeitig steht dieses in einem sensiblen Verhältnis zu den hierarchischen Ausprägungen in der Organisation. Schon Führungskräften fällt es oft schwer, hilfreiches und zugleich auch ehrliches Feedback zu geben. Die Forschung sagt inzwischen, dass es grundsätzliche ein Verhältnis 5:1 von positivem zu kritischem Feedback braucht, damit wir kritische Rückmeldungen gut annehmen können. Gleichzeitig kommen wir dem mechanistischen „Sandwich- Prinzip“ – saftige Rückmeldungen in eine weiche Ober- und Unterklappe zu verpacken, damit sie verdaulich werden – als sensible Beziehungswesen in der Regel schnell auf die Spur! Dies bedeutet, dass positive Rückkopplungen grundsätzlich nur wirksam sind, wenn sie echt und authentisch sind und eben einer grundsätzlich eher positiven und wertschätzenden Grundstimmung in der Organisation entsprechen. Um so herausfordernder wird dann ein verordnetes Upward Feedback: Anfänglich ist mit Zurückhaltung zu rechnen bis wir erleben, dass diese Einladung ernst gemeint ist. Gibt es dann einige Mitarbeitende, die sich trauen, auch kritisches Feedback zu geben, wird sehr genau wahrgenommen, ob die Führungskraft in der Lage ist, dieses gut anzunehmen (ganz zu schweigen von gefürchteten Bestrafungen an anderer Stelle). Gibt es leise Anzeichen, dass dies nicht der Fall sein könnte, ist die Folge in der Regel, dass Feedback weichgewaschen wird und man sich aus Selbstschutz in einer Harmoniesauce verliert. Das Fazit an dieser Stelle war: Feedback funktioniert nur, wenn es in eine Feedback Kultur eingebettet ist, eine Kultur des Gedeihens, die das Augenmerk darauflegt, was die Pflanzen im Ökosystem Organisation wirklich benötigen, um zu wachsen und zu erblühen: Nährstoffe, gute Nachbarschaft, Luft und Licht!

Der nächste Austausch zwischen den Teilnehmenden befasste sich vor allem mit der Frage: Wie mache ich das ganz konkret? Wie bekomme ich es zum Beispiel hin, mir wirklich eine positive Grundhaltung anzueignen und es nicht als eine auferlegte Floskel zu begreifen? Zu den Einsichten, die dabei auftauchten, gehörte, dass der Rückzug auf unverrückbare Persönlichkeitsmerkmale an dieser Stelle nicht hilfreich und stimmig ist. Denn die Dimensionen von Führungsarbeit und Selbstführung sind nicht automatisch gleichzusetzen. Selbst wenn ich selbst keine heillose Optimistin bin und mir selbst vielleicht nicht immer mit einer positiven Grundhaltung begegne, bin ich möglicherweise trotzdem gut darin, eine solche Atmosphäre im Team zu fördern. Um uns bewusster zu erlauben, dass Spaß dazu gehört und ein wichtiger Bestandteil von Arbeit ist, könnten wir in einem ersten Schritt versuchen, die Worte „aber“ und „müssen“ aus unserem Wortschatz zu streichen!

Kompetenter zu werden, tragfähige Beziehungen aufzubauen, wenn mir das nicht natürlicherweise in die Wiege gelegt wurde, gehört hier mit Sicherheit zu den größten Herausforderungen. Die Relevanz überzeugte die meisten Anwesenden: Als Führungskraft kann ich nicht von allen Mitarbeitenden geliebt werden. Aber letztendlich geht es darum, berechenbar zu sein. Für diese Einschätzung braucht es wiederum sichtbare und nachvollziehbare Emotionen. Verstecken diese sich dauerhaft hinter einer Maske der Professionalität, entstehen sehr schnell Phantasien über eine mögliche hidden agenda.

Die zentrale Überlegung, die dem PERMALead Ansatz zugrunde liegt, lautet: Inwieweit ist mein Selbstbild kohärent mit dem, wie ich von außen wahrgenommen werde? Und dabei steht nicht eine vermeintlich objektive Bewertung im Vordergrund, sondern die hilfreiche Frage: Finde ich, dass Dein Verhalten / das Verhalten meiner Führungskraft stimmig ist in ihrer und meiner Welt? Somit geht es um Rückmeldungen zu wahrgenommenem Verhalten und ein Kohärenzerleben, aber nicht um Rückmeldungen zur Persönlichkeit. Dafür braucht es gleichzeitig von Seiten der Führungskraft auch die Selbstmitteilung: Wie sehe ich mich eigentlich selbst in Bezug auf diese Prinzipien, die für mich einen Werte- und Zielrahmen darstellt? Und inwiefern bin ich mir meiner Kompetenzen bewusst und kann mich anderen gegenüber auch erklären – um hier nicht als möglicherweise arrogant rüberzukommen? 

360 Grad Feedback in Zusammenhang mit einem klar definierten Werterahmen ist jedoch allein noch kein Tool der Führungskräfteentwicklung. Letztendlich braucht es eine Begleitung über Coaching, um aus dem Abgleich von Wahrnehmungen zu einem individuellen Entwicklungsprozess zu kommen.

Und last but not least, erfuhren wir auch noch einiges über die Ergebnisse der Forschung. Denn der PERMALead Ansatz ist inzwischen sehr gut wissenschaftlich untersucht und liefert uns somit einiges an Erkenntnisse über die Auswirkungen positiver Führung. So lässt sich feststellen, dass sie

  • positiv chronischer Stressbelastung entgegen wirkt,
  • Resilienz im Team stärkt,
  • Motivation und Engagement von Mitarbeitenden beflügelt
  • Flexibilität und Veränderungsbereitschaft fördert
  • und Kreativität und somit den Erfolg von Organisationen voranbringt. 

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Regenerative Cultures – Ein Umriss

Regenerative Cultures – Ein Umriss

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile 

“We’re in a new spiral of fundamental change. It needs to happen because we have unsustainable ways of living. We need to learn new perceptions of life and to see life differently.”  Maria Scordialos 

„The major problems in the world are the result of the difference between how nature works and the way people think. There are times when I catch myself believing there is something which is separate from something else.“  Gregory Bateson 

Im SOCIUS-Team brodelt der Austausch zum Thema regenerativer Kulturen. Dieser Umriss skizziert die drei Begriffe “Living Systems”, “regenerative Kulturen” und “Regenerative Leadership”, die Diskurs und Praxis prägen. Dabei beschäftigt uns die Frage, welche Qualitäten wir in Systemen entwickeln wollen, inkl. unserem eigenen, ebenso wie diese Ansätze das Denken und Handeln in Ökosystemen und Communities prägen.  

Living Systems 

Das Paradigma lebender Systeme (“living systems”) ist grundlegend für eine Entwicklung hin zu regenerativen Arten des Seins und Wirkens mit uns selbst, miteinander, und in unseren Organisationen, Gemeinschaften und Projekten. Mit den Augen lebender System verstehen wir das Leben an sich als verbundenes System. Wir blicken auf Beziehungen, Muster, Kontext und mit Blick auf das große Ganze wenn wir uns Herausforderungen und Problemen stellen, die uns begegnen. Netzwerke sind die grundlegende Organisationsstruktur in diesem Paradigma. 

Ältere Paradigmen sind davon geprägt, das Leben vornehmlich in seinen einzelnen Elementen wahrzunehmen. Lange haben solch trennende Haltungen unsere Welt geprägt. Sie sind oft tief verankert in der Art und Weise, in der gesellschaftliche Systeme, z.B. Bildung-, Gesundheitssysteme oder Wirtschaftssysteme und auch unsere Organisationen kreiert wurden. 

Im Gegensatz dazu ist die Ganzheitlichkeit des Lebens (“Wholeness”) elementar in der Perspektive lebender Systeme. 

Es gibt mehr Beispiele und Forschung, die die Ganzheitlichkeit des Lebens als fundamental und grundsätzlich beschreiben. Als Menschen sind wir Teil des großen Ganzen, Teil der Natur und verbunden mit allen anderen lebenden Wesen – Fische, Bäume, Berge, Ozeane …. Mehr und mehr belegt auch die Forschung, dass der von Darwin geprägte Gedanke “der Stärkere setzt sich durch” nicht ausschließlich ist – und Evolution viel von Kollaboration geprägt ist. So belegte z.B. die Forstökologin Suzanne Simard in den letzten Jahrzehnten, dass Wälder kollaborative Ökosysteme sind und sich Bäume gegenseitig und mit anderen Spezien in ihrer Entwicklung unterstützen – und nicht wie über Jahrzehnte angenommen, dass die Bäume im Wettbewerb um das meiste Tageslicht stehen. Solche Formen von Kollaboration gehen einher mit Widerständen und kreativer Reibung durch die Neues entsteht. 

Dieses Paradigma bildet u.a. die Grundlage der Praxis des “Art of Hostings”. 

 

Regenerative Cultures 

Living Systems are regenerative systems. 

Fritjof Capra & Daniel Wahl (2020) 

Das Konzept regenerativer Kulturen  (“Regenerative Cultures”) beschreibt  Haltungen und Praktiken, die nicht nur nachhaltig sind, sondern darüber hinaus ihre jeweiligen Umwelten in eine positive Richtung transformieren. Geleitet von einer inneren Haltung der Fülle, geht es darum jetzt und dringlichst neue Fragen zu stellen, die systemisch auf die Rolle von Design, Technologie und Planung schauen – und deren Wirkung auf die planetare Gesundheit: 

„We need to design for human, ecosystems and planetary health. […] Let us ask ourselves: How do we create design, technology, planning and policy decisions that positively support human, community and environmental health?
[…] 
If we meet the challenge of decreasing demand and consumption globally while replenishing resources through regenerative design and technology, we have a chance of making it through the eye of the needle and creating a regenerative human civilization. This shift will entail a transformation of the material resource basis of our civilization, away from fossil resources and towards renewably regenerated biological resources, along with a radical increase in resource productivity and recycling.“
Daniel Wahl (2017): Sustainability is not enough – we need regenerative cultures. Medium.com 

Wie Wahl weiter schreibt, umfasst dies mehr als technische, ökonomische, ökologische oder soziale Shifts – die innere Haltung und das Verständnis, das wir von uns selbst und voneinander als Menschen und Natur haben, sind prägend für diese Veränderungen. 

An dieser Stelle lohnt sich ein Blick in den Begriff Regenerative Leadership. 

Regenerative Leadership

Laura Storm und Giles Hutchins beschreiben Regenerative Leadership in ihrem gleichnamigen Buch als gleichbedeutendem Dreiklang aus daraus, sich 1) selbst als “Living Systems Being” zu verstehen, 2) das Wissen von anderen lebenden Kulturen wie Permakultur, Soziologie oder Deep Ecology zu transferieren und zu integrieren (“Living Systems Culture”) und 3) unsere Interaktionen, Organisationen, Projekte, Communities usw.. auf Basis lebender Systeme zu gestalten (“Living System Design”).   

Storm und Hutchins betonen, dass die eigene innere Entwicklung, sich selbst als Living Systems Being zu verstehen, der zentrale Punkt und Beginn der gesellschaftlichen Transformation ist. Darunter verstehen sie Qualitäten wie im Rhythmus mit den Jahreszeiten zu leben, mit einer inneren Haltung von Fülle (“Abundance”) auf die Welt zu schauen und uns selbst als Boden für Entwicklung (“Deep Nutrient Soil”) zu verstehen, der gut und in Tiefe genährt sein will.  

Wir freuen uns auf weitere Erkundungen zu den vorgestellten Thematiken und Begriffen. Wer neugierig geworden ist, kann hier tiefer eintauchen:   

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