Das SOCIUS Pitchdeck in der Praxis

Das SOCIUS Pitchdeck in der Praxis

Laborbericht vom 21. März 2024

Wie entsteht kollektive Handlungsenergie?

Alignment ist eine delikate Angelegenheit. Der Korridor, in dem sich die gemeinsame Ausrichtung eines Teams abspielt, kann weiter oder enger gefasst sein. Wenn er zu eng wird, wird der Anspruch an verbindliche Gemeinsamkeit zum Korsett. Wenn er sehr weit ist, droht Beliebigkeit und Zerfall. Alignment bezeichnet dabei nicht unbedingt nur das Teilen von Werten und Zielen.  Es ist vor allem die Synchronisation von Handlungsenergie. Wie diese entsteht und was es braucht, um sie immer wieder herzustellen, ist für gelingende Selbstorganisation eine entscheidende Frage. 

Im Labor widmten wir uns unter anderem der Frage, welche Rollen in diesem diffizilen Spiel der Synchronisierungen von Handlungsenergie, kollektiver Navigation und Prozesskontinuität zu vergeben sind. Neben der Impulsgeber:in (showing up) erscheinen uns in selbstorganisierten Teams die persönliche Fähigkeit zwischen Führen und Folgen zu navigieren sowie die Möglichkeit beiseite zu treten und auch bei nicht 100% Überzeugung für das Vorhaben, den Weg frei zu machen, wesentlich. Hier ist Selbstnavigation in Hinblick auf innere Widerstände und Spannungen und ein reflektierter Umgang damit gefragt. Was nicht zuletzt auch dazu führen kann, einen schwerwiegenden Einwand zu formulieren und damit ein “Stopp”-Zeichen für das Vorhaben zu setzen. 

Im Labor gehen wir ihr in einer Fall-Simulation nach, unterstützt  mit dem von uns entwickelten Alignment Pitch Deck. Die Progression hat drei Runden: 1. Einbringen eines Impulses. 2. Austausch zur Bewertung des Vorhabens. 3. individuelle Commitments.

Einbringen von Impulsen 

Selbstorganisierte Teams leben von rollenbasierter Verantwortungsübernahme, aber auch von Momenten situativer Führung. Eine Person hat einen Impuls, legt ihn in die Mitte und andere schließen sich an, lassen das Vorhaben gewähren oder stellen sich dagegen. Dabei ist schon der Moment des Einbringens oft unklar. Ist es eine wilde Idee oder ein konkretes Vorhaben? Ist es eine Einladung zum Mitdenken, zum Mittun oder nur die Information über einen rollenden Zug? 

Das Pitchdeck gibt der impulsgebenden Person hierfür drei mögliche Optionen vor: Die „Greenlight”-Karte drückt den Wunsch nach schlichter Einwilligung aus, dass das Vorhaben durchgeführt werden kann. Aufschlussreich kann hier eine Reflexion sein, um welche knappe Ressource dabei verhandelt wird, die die Einwilligung der Anderen überhaupt erst erforderlich macht. Es könnte um Raum- und Budgetnutzung oder auch die Inanspruchnahme von Zeit, Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit gehen. 

Die zweite Alternative ist die „Einladungs”-Karte – ein Pitch, der die Tür zum gemeinsamen Handeln öffnet, ohne dass die Erwartung besteht, dass alle sich dem Impuls anschließen. Als dritte Option kann die „Appell“-Karte gespielt werden, mit der eine Aufforderung an das gesamte Team ausgesprochen wird, um sich einer Handlung anzuschließen. 

In einer anschließenden Informations- und Meinungsbildenden Runde können Fragen/ Meinungen geäußert werden. Dabei kann deutlich werden, dass es nicht immer hinreichend ist, dass die Einsortierung des Impulses ausschließlich durch die impulsgebende Person selbst erfolgt. Manches wird als Greenlight eingebracht, aber es bestehen Interessen und Ansprüche im Team zur aktiven Mitwirkung. Andersherum kann ein verbindlicher Appell auch zu einer Einladung heruntergestuft werden, wenn die Prämisse „alle oder keine:r“ stichhaltig hinterfragt wird.

Austausch zur Bewertung

In der zweiten Runde erfolgt eine Bewertung des Vorhabens anhand von zwei Sets von Feedback-Karten: Die strategische Bewertung gibt Rückmeldung zur Einschätzung des Potentials für das Team oder die Organisation im Ganzen – im Sinne einer Aufwands- und Ertragseinschätzung. Die persönliche Bewertung gibt Rückmeldung zum individuellen „Lustfaktor“ und zur Kapazität, die eine Mitwirkung ermöglicht oder verhindert. Die Karten werden in Runden ausgespielt und erläutert. Auf Grundlage dieser Rückmeldungen kann die impulsgebende Person ihren Vorschlag zurückziehen, modifizieren oder in die dritte Runde schicken.

Individuelle Commitments

Die dritte Runde besiegelt mit den Commitment-Karten das vorgestellte Vorhaben. Die Teammitglieder können sich dabei  wiederum zwischen drei Karten entscheiden:
A) Ich bin dabei und mache im Rahmen meiner Möglichkeiten mit. B) Ich gebe mein Einverständnis, dass das Vorhaben durchgeführt wird, aber ich bin nicht dabei (entweder weil ich keine Kapazitäten habe oder weil ich der Sache nicht im Wege stehen will, obwohl ich nicht 100% überzeugt bin. C) Ich habe einen schwerwiegenden Einwand und spreche mich dafür aus, dass das Vorhaben nicht umgesetzt wird.

Dass die Aushandlung von Impulsen auch mit dem Pitch Deck nicht reibungslos und schmerzfrei vonstatten geht, wird auch im Labor schnell klar. Deutlich wird aber auch, dass die Formatierung durch das Kartenset Klarheit und Transparenz schaffen kann, die den Prozess beschleunigt und im Kommunikationsverlauf Komplexität reduziert. 

Das Labor bringt noch eine weitere Erkenntnis: This is primal stuff. Die Annäherung an Alignment-Ability ist nicht allein Sache der Grosshirnrinde. Die Momente, in denen physisch erlebbar wird, dass eine gemeinsame Welle entsteht oder der Fluss blockiert ist, in denen eine eigene Positionierung eine emotionale Komponente hat – sei es in Körperübungen oder im achtsamen Wahrnehmen einer Auseinandersetzung – sind so mächtig und wesentlich, dass ein Training wie die Sieben Muskeln der Selbstorganisation auch hier nicht an der Verneigung vor dem somatischen Zugang zu kollektiver Entwicklung vorbeikommt.

Die Autor:innen

Andi Knoth

Lysan Escher

sinnvoll zusammen wirken

Socius change essentials

Entdecke praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

Melde dich an und erhalte zusätzlich den SOCIUS brief, unseren Newsletter mit spannenden Themen und Veranstaltungen.

Entspannt unter Spannung

Entspannt unter Spannung

Laborbericht: Selbstnavigation in rauen Gewässern, 23. Januar 2024

Spannung ist ein schillernder Begriff: auf der hellen Seite die spannende Geschichte, das gespannte Hinleben auf ein schönes Ereignis, die knisternde Spannung des Flirts mit der Welt… auf der dunkleren Seite die (Ver)Spannung bei Stress, die (An)Spannung bei Gefahr, die spannungsgeladene Stimmung vor dem Ausbrechen eines Konflikts. Spannung ist dabei vor allem eins: Energie. Ein System und ein Organismus ohne Spannungen ist tot

Im Kontext von Selbstorganisation wird Spannung oft als Veränderungskraft beschrieben, die sich aus der Lücke zwischen dem, was wir wahrnehmen und dem, was wir als Potential empfinden, speist. Die Bearbeitung von Spannungen ist in dieser Hinsicht ein notwendiger Akt von Entwicklung.

So richtig wohlig – das wird auch im Sieben Muskeln Labor deutlich – ist es uns in der Regel nicht, wenn Spannungen den Raum aufladen. Denn in jeder Spannung liegt auch Unsicherheit, und mit ihr die Wahrnehmung von Gefahr, die automatisierte Reaktionen wie Flucht, Kampf oder Erstarrung hervorruft. Wir können diese Unsicherheit nicht ausschalten, aber wir können lernen, das Unbehagen ihr gegenüber abzubauen. Und wir können trainieren, unsere automatischen Reaktionen unter Spannung durch bewusste Handlungen zu ersetzen. Das erfordert drei Schritte:

Wahrnehmen

Zunächst geht es darum, meine emotionalen und körperlichen Signale wahrzunehmen (Werde ich irgendwo eng? Geht mein Puls hoch? Fließt mein Atem noch? Schlägt mir etwas auf den Magen?). Wenn ich diese Signale frühzeitig aufnehme, habe ich die Chance, meinen Autopiloten zu unterbrechen – also nicht automatisch in eine Abwehr- oder Kampfhaltung zu gehen, sondern mich der Spannung neugierig hinzuwenden. Die Stärkung der Wahrnehmung innerer Signale funktioniert über Praktiken der Achtsamkeit – im Labor nutzen wir hierfür einen Bodyscan und eine somatische Übung zum „Auftauen“ erstarrter Haltungen.

Explorieren

Auf die Hinwendung folgt die Exploration. Um mit einer Spannung produktiv umzugehen, muss ich verstehen, wo sie herkommt, und was sie mir erzählt. Denkbar ist etwa, dass sie 

    • in mir durch widersprüchliche Ansprüche oder Impulse entsteht, die von aussen angestoßen werden, aber vor allem innen aufzulösen sind; 
    • in einer Beziehungskonstellation angelegt ist, in der Bedürfnisse oder Rollenanforderungen im Konflikt zueinander stehen, oder 
    • aus dem Feld kommt, etwa in Form struktureller Spannungen, die ich wahrnehme, die aber letztlich ihren Ursprung im System haben. 

Beitragen

Die Bewusstheit über die Natur der Spannung ermöglicht es mir, geklärt mit ihr umzugehen und effektiv zu ihrer Bearbeitung im Innen oder Aussen beizutragen. Wenn die Spannung primär in meinen inneren Widersprüchen liegt, können Coachingmethoden wie das Tetralemma oder Immunity to Change unterstützen. Wenn sie in einer Beziehungskonstellation verankert ist, sind Praktiken wie rollenbasiertes Tension Processing oder GFK hilfreich. Bei einer Spannungs-Übertragung aus dem Feld, muss ich mich entscheiden, ob ich mich der Spannung entziehe, oder meine Resonanz nutze, um ihre Ursachen im System zu bearbeiten.

Viele Menschen neigen dazu, innere Anspruchskonflikte nach außen zu projizieren und Feldspannungen als eigene Konflikte zu verinnerlichen. Die saubere Sortierung fällt dabei leichter, wenn ich zu diesen Deutungen mit Dritten in reflexiven Austausch gehen kann.

Der Dreischritt lässt sich als Grundlage gelingender Selbstnavigation verallgemeinern: Was spüre ich? Was bedeutet das? Was mache ich damit? In der Navigation rauer Gewässer (die oft schnelle und beherzte Reaktionen erfordert), ist er dabei besonders relevant und besonders herausfordernd. Das Einüben der Progression – so das Fazit des Labors –  ist ein Akt, der sich nicht im Rahmen eines Trainings, sondern über eine längere Zeit im achtsamen und reflektierten Alltagshandeln vollzieht.

Die Sieben Muskeln der Selbstorganisation (7M)

bilden die Eckpunkte eines Trainingskonzeptes zur Stärkung individueller Fähigkeiten und Haltungen für die Arbeit in selbstorganisierten Teams. Im Januar Labor wurden die beiden Muskeln Selbstnavigation und Souveränität im Umgang mit Spannungen beleuchtet. Im kommenden 7M labor geht es um die Handlungsfähigkeit in Komplexität und um Alignment Ability.

Autor Andi Knoth

sinnvoll zusammen wirken

Socius change essentials

Entdecke praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

Melde dich an und erhalte zusätzlich den SOCIUS brief, unseren Newsletter mit spannenden Themen und Veranstaltungen.

Brave New Work – Episode 143

Brave New Work – Episode 143

Mit Neuroleadership zur Geschenk-Idee 

Die Brave New Work Episode “How to think well at work” mit David Rock  

Alle Jahre wieder klopft so ungefähr um diese Zeit die spannende Frage an die Tür: Was schenke ich meinem Bruder zu Weihnachten? Ich bin Berater – ich sollte mit solchen Herausforderungen klar kommen. Ich grab mir eine Pausenloch zwischen zwei Calls, hol mir ein Stück Papier und lasse den Gedankensturm darauf los. Anything goes. Aber der Sturm bleibt ein Stürmchen, nichts Sinnvolles will sich zeigen. Ich werde nervös – ich will nichts Belangloses schenken und auch kein last Minute Dingsbums vom Grabbeltisch bei GIfts & Co. Mit dem gestählten Anspruch wird die Sache aber auch nicht besser, da ist eher noch mehr Blockade im Kopf. Die Pause ist vorbei. Ich geh vielleicht doch dann am Samstag nochmal bei Gifts & Co vorbei…

Dann fällt mir die Episode aus dem Brave New Work Podcast ein, die ich neulich beim Laufen gehört habe: Neuroleadership – How to think well at work“. Vielleicht hilft da was weiter?

Neuroleadership befasst sich damit, Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften für die Führungspraxis fruchtbar zu machen: Sie fragt etwa, wie wir die instinktive Abwehr in Feedbackprozessen umschiffen können, welche Anforderungen Veränderung an unser Nervensystem stellt oder wie sich Aufmerksamkeit wirkungsvoll fokussieren lässt; nicht zuletzt erkundet sie, wie wir Kreativität und Innovation befeuern können. 

Im Podcast erklärt David Rock, Berater und Vordenker im Neuroleadership Feld, wie wir mit der richtigen kognitiven Ergonomie von 1-2 Big Ideas im Monat zu 1-2 Big Ideas am Tag kommen können. Klassische Beraterverheißung, denke ich mir – aber nicht nur zur Weihnachtszeit eine recht attraktive. 

Laufen wir also ein Stück mit David Rock durchs Neuroland: Erkenntnisse (Insights), entstehen immer dann, wenn die weniger bewussten Areale unseres Hirns das Problem für uns lösen. Neuronale Ereignisse in diesen Arealen haben eine geringere elektrische Erregung, mit weniger beteiligten Hirnzellen in tieferen Schichten. Wenn wir sie „hören“ wollen, müssen wir sehr aufmerksam sein. Rock zählt auf vier einfache Regeln, die uns die leisen Signale aus der Tiefe besser hören lassen. Manche von ihnen sind eher intuitiv, andere recht spannend:

1. Sorge für eine geringe Bewusstseinsaktivierung. Denk-Aufgaben, fachliche Gespräche, Calls oder Emailbearbeitung direkt vor dem kreativen Prozess führen zu einem kognitiven Grundrauschen, das die leisten Signale übertönt. Am besten platziert ist Kreativität gleich morgens oder nach einer längeren Pause – am besten mit Bewegung oder frischer Luft.

3. Finde ein positives Framing: Wenn wir uns einem Problem gegenübersehen, ist unser Bewusstsein aktivierter (bzw. in dem Maße wie das Problem als Gefahr interpretiert wird auch alarmierter) und damit „lauter“, als wenn wir über Chancen und Möglichkeiten nachdenken. Ein positiver Frame lässt somit mehr schwache Signale ins Spiel.

2. Schaffe ein störungsfreies Umfeld. Externe Signale sind Störfaktoren, die unwillkürlich inneren Alarm-Bereitschaft auslösen. Akustische Reize und kommunikative Erreichbarkeit sollten nach Möglichkeit ausgeschaltet sein. 

Soweit so klar.

4. Fokussiere nicht direkt auf die Frage. Die besten Erkenntnisse warten an den Rändern unserer Aufmerksamkeit. Wenn wir anfangs einmal klar die Fragestellung fokussieren und dann um sie herum spazierdenken, sind die Chancen auf einen Fang höher, als wenn wir mit kristalliner Laserkraftkraft auf das Problem braten. „Brainstorming the hell out of a question does nothing“, mahnt David Rock.

Oh je Brüderchen, alles falsch gemacht! Die nächste Runde Geschenk-Brainstorming mach ich dann also morgens beim Spaziergang im Park. Ich denk nicht über Belanglosigkeit und Last Minute Panik nach, sondern über Dein freudiges Gesicht beim Auspacken. Und eigentlich denk ich überhaupt nicht nach, sondern summe ein Liedchen und lausche in mich hinein, ob irgendwo von ganz tief innen etwas Spannendes zurückschwappt. Ich bin gespannt!

Brave New Work Episode 143. How to think well at work w/ David Rock  

sinnvoll zusammen wirken

Socius change essentials

Entdecke praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

Melde dich an und erhalte zusätzlich den SOCIUS brief, unseren Newsletter mit spannenden Themen und Veranstaltungen.

SOCIUS forscht zusammen mit Euch zu Selbstorganisation und Leadership

SOCIUS forscht zusammen mit Euch zu Selbstorganisation und Leadership

Ende September haben wir die Türen zur ersten offenen Forschungswerkstatt rund um das Thema “Selbstorganisation und geteilte Führung” geöffnet.
In einen hybriden Format fanden sich 11 Personen mit ganz unterschiedlichen Perspektiven  zusammen: Von neugierig fragender Haltung ohne bereits persönliche Erfahrungen mit Selbstorganisation in der eigenen Organisation gemacht zu haben bis zu konkreten Fragen mitten im Umsetzungsprozess einer geteilt geführten Organisation war alles dabei.

  • Wie kann geteilte Führung im gesamten Team jenseits von Führung als Doppelspitze gelingen? Und was ist auch möglich, wenn ein einzelnes Team innerhalb einer hierarchischen Organisation mehr gemeinsame Verantwortung leben will?
  • Wie können wir uns mehr dem Thema Macht und Verantwortung in Selbstorganisationsprozessen widmen? Und wie kann das bewusste Übergeben von Verantwortung gut gelingen?
  • Wie überfordern wir neue Personen, die in unser auch persönlich voraussetzungsvolles Selbstorganisationsmodell kommen, nicht?
  • Wie können wir als Organisation zur persönlichen Entwicklung jede:r Einzelne beitragen, um notwendige persönliche Kompetenzen zu stärken, die es für Selbstorganisation braucht?

Diese und noch viele Fragen mehr waren im Raum, nachdem wir von SOCIUS als Einstiegsimpuls unsere Landkarte zur Navigation von geteilter Führungsarbeit vorgestellt haben, in der wir die aus unserer Sicht wesentlichen Themen und Entwicklungsfelder rund um das Thema Selbstorganisation sichtbar gemacht haben. 

Es gab sogar schon erste Impulse, wie wir diese Landkarte noch weiterentwickeln könnten! Das freut uns, denn auch für uns ist die Forschungswerkstatt ein willkommenes Format zum Weiterlernen. 

Wir haben uns sehr über die große Resonanz, die neugierig-fröhliche Stimmung und den bereichernden Austausch gefreut und sind hochmotiviert, am 10.11. und 15.12. in dieser community of practice weiterzuforschen und gemeinsam Möglichkeiten und Hindernisse auf der Wegstrecke zu Selbstorganisation zu beleuchten und uns kollegial dazu zu beraten.

Aktuell ist unsere kleine Forschungsgruppe noch offen und ihr seid herzlich eingeladen, euch uns anzuschließen! Spätestens ab dem kommenden Jahr werden wir die Gruppe in ein online und ein Präsenzformat aufteilen und dann als geschlossene Gruppen weiterführen, um intensiven und persönlichen Austausch in einem geschützten Raum zu ermöglichen.

Erforsche  gemeinsam mit uns ein neues Format, in dem wir anhand praktischer Fragestellungen derer, die da sind, dem Wandel von Führungskraft zu geteilter Führungsarbeit und Selbstorganisation auf den Grund gehen. 

 

sinnvoll zusammen wirken

Socius change essentials

Entdecke praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

Melde dich an und erhalte zusätzlich den SOCIUS brief, unseren Newsletter mit spannenden Themen und Veranstaltungen.

Crowdfunding für Monia Ben Larbis Buch „Einfach (nur) arbeiten“

Crowdfunding für Monia Ben Larbis Buch „Einfach (nur) arbeiten“

Unsere geschätzte Kollegin und SOCIUS Freundin Monia Ben Larbi will dieses Jahr ihr Buch veröffentlichen.

Sie erzählt darin die Geschichte von Mila, die mit Anfang 30 schwer erkrankt und sowohl von Ärzt*innen als auch Behörden empfohlen bekommt, sich verrenten zu lassen. Das kommt für Mila nicht in Frage. Sie sieht soviel Sinn in ihrer Arbeit als Mediatorin, Organisationsentwicklerin, Dozentin, dass sie ihre Leidenschaft für’s arbeiten auf gar keinen Fall aufgeben will. Sie sucht Wege, wie inklusives Arbeiten möglich ist. Immer wieder denkt – und sagt sie auch:

Ich habe doch meine Erfahrung und Expertise nicht verloren, nur weil ich nicht mehr so belastbar bin, dass ich 40 Stunden in der Woche arbeiten kann!

Monia Ben Larbi beschreibt in Milas Geschichte sehr deutlich, wie Selbstorganisation, die Ideen von New Work und Frederic Laloux‘ „Reinventing Organisations“ ihr Hoffnung und Anhaltspunkte geben, was nötig ist um diversitäts- und diskriminierungssensible Arbeitskontexte zu gestalten und welche Erfahrungen sie damit macht. Dabei nimmt sie uns mit in ihre sehr persönliche Geschichte von Willensstärke, Zuversicht, Überforderung und Mut.

Um das Buch zu veröffentlichen hat Nicola Kriesel eine Crowdfunding Kampagne bei Startnext gestartet, in der bis Ende Mai 4000,00€ gesammelt werden sollen, so dass dieses Buch publiziert werden kann.

Wir freuen uns auch, wenn Du den Link zu Startnext weiterteilst.

sinnvoll zusammen wirken

Die sieben Muskeln der Selbstorganisation

Die sieben Muskeln der Selbstorganisation

Selbstorganisation ist eher eine Praxis als ein Strukturmodell. Und während Modelle einfach übernommen werden können, ist der Weg zur Beherrschung einer Praxis die Praxis selbst: Studien gehen von 10.000 Stunden aus, um auf einem Feld Exzellenz zu erreichen (Malcom Gladwell (2009): Outliers). Um etwa ein „exzellenter“ Pianist zu werden, muss ich 10 Jahre lang täglich drei Stunden Klavier üben. Wie kommen wir also darauf, dass wir, um Selbstorganisation zu meistern, lediglich enthusiastisch Laloux lesen und unser Organigramm von Kästchen auf Kreise umstellen müssen? Nein, meine Freund:innen, wir müssen trainieren, und abhängig von unseren früheren Verstrickungen, ordentlich trainieren.

In einer der inspirierenden Break-Out-Sessions der großen Covid Networking Wolke hatte ich das Vergnügen, auf Trine Demant von „Democracy Fitness zu treffen. Mit ihrem Team hat sie eine Reihe von Kurzprogrammen entwickelt, in denen „Demokratie-Muskeln“ trainiert werden – im Alltag oft verschüttete persönliche Kompetenzen, die entscheidend für die aktive Gestaltung und Beteiligung an einer lebendigen Demokratie sind. Zu den Kompetenzen gehören etwa „Verbales Selbstvertrauen“, „Empathie“ oder „Mobilisierung“.

Die Trainings sind aktivierend und machen Spaß, sollen aber auch herausfordern: „Wenn es ein bisschen weh tut, ist das ein gutes Zeichen dafür, dass Du die Übungen richtig ausführst“, heißt es dazu im Einführungshandbuch. Erstaunlich ist dabei: Jedes Training dauert nur 30 Minuten. Hey, was ist mit den 10.000 Stunden? Nun ja, irgendwo muss man ja anfangen – das Training ist lediglich die Einführung in einen ungenutzten Teil unseres Potenzials. Mit den Worten von democracy fitness: „Wenn Du fertig bist, wirst Du Dich immer daran erinnern, dass Du und andere diesen Muskel haben“. 

Fasziniert von diesem Ansatz frage ich mich natürlich, wie er sich auf die Entwicklung von Selbstorganisation übertragen lässt? Wenn wir davon ausgehen, dass wir trainieren müssen, um erfolgreich neue Wege der Zusammenarbeit zu gehen, welche Teile unserer Fähigkeiten sollten wir dann kultivieren? Meine Vermutung ist, dass die Muskeln der Selbstorganisation nicht so weit von den Muskeln der Demokratie-Fitness entfernt sind. 

Wir haben über diese Frage bei unserer letzten SOCIUS Klausur an der Adriaküste nachgedacht. Die folgende Liste der Sieben Muskeln der Selbstorganisation ist ein erstes Ergebnis dieser Gespräche:

  1. Kultivierung von Vertrauen 
  2. Präsenz (im Führen und Folgen)
  3. Selbstnavigation 
  4. Souveränität in Rauen Gewässern
  5. Resonanz in Beziehungen
  6. Bewusstheit für Lebende Systeme 
  7. Einbindung im Groove 

Natürlich gibt es andere Versionen, sicher braucht es auch noch einige Überarbeitungsschleifen – aber es ist erstmal ein solider Ausgangspunkt. Schauen wir uns die Muskeln, ihre Bedeutung im Kontext von Selbstorganisation und die Möglichkeiten des Trainings etwas genauer an:

Kultivierung von Vertrauen 

(Dem Prozess vertrauen; Sich selbst und anderen vertrauen, dem Universum vertrauen, Geduld haben, optimistisch bleiben)

Einer der hartnäckigsten Vorbehalte gegenüber Praktiken der Selbstorganisation ist, dass sie zu zeitaufwändig sind. „In ruhigen Gewässern können wir uns den Luxus dezentralisierter Kontrolle leisten, aber wenn das Wetter rau wird und viel auf dem Spiel steht, sollten wir besser auf etwas Strafferes und Effizienteres zurückgreifen“. Sehen wir da mal etwas genauer hin: Selbstorganisation wird vor allem da langsam, wo Vertrauen fehlt. Wenn ich davon ausgehe, dass meine Teammitglieder inkompetent sind oder ihre Macht missbrauchen und in einer Weise handeln, die eher ihren eigenen Interessen als unserer gemeinsamen Sache dient, werde ich versuchen, sie zu kontrollieren. Ich sorge dafür, dass Reports und Entscheidungen im Plenum erfolgen und dass Genehmigungsschleifen und dreifache Kontrollsysteme installiert sind. All das macht Prozesse langsam und uninspirierend. Wenn ich dagegen darauf vertraue, dass meine Mitstreiter:innen die gemeinsame Sache im Blick haben und kompetent (oder zumindest nach bestem Wissen und Gewissen) handeln, kann ich mich auf ein handhabbares Minimum an Kontrolle einlassen und so ein Maximum an Dynamik ermöglichen. Die Zone dessen, was „sicher genug ist, um es zu versuchen“, wächst.

Kann man diese Art von Vertrauen trainieren? Ein grundlegender Baustein dazu ist ein Phänomen, das der Psychoanalytiker Erik Erikson „Urvertrauen“ nennt – eine tiefe und grundlegende Überzeugung, dass die Welt ein guter Ort ist, der mich nährt. Nach Eriksons Entwicklungstheorie wird Urvertrauen idealerweise in den ersten 1,5 Lebensjahren eines Kindes aufgebaut und bildet die Grundlage für spätere Vertrauenserfahrungen und eine zuversichtliche und optimistische Lebenseinstellung. Ein Aspekt dieses Optimismus ist „People Positivity“ – die Überzeugung, dass Menschen kompetent, fähig und – wenn nicht anders sozialisiert – bereit sind, zum Gemeinwohl beizutragen. 

Die Stärkung der Fähigkeit zu vertrauen beginnt bei der Frage: „Wann und wie fühle ich mich sicher“? Und dann konkreter: „Wann fühle ich mich sicher genug, um es zu wagen, meinen Kolleg:innen in ihren Rollen und Verantwortlichkeiten zu vertrauen?“. Je bewusster wir uns unserer Grundbedürfnisse sind, desto besser verstehen wir, wo sich das Handeln anderer an ihnen reibt, und können dem auf produktive Weise begegnen. 

Neben der individuellen Dimension hat Vertrauen auch eine soziale Qualität, die von selbstverstärkenden Feedbackschleifen geprägt ist: Vertrauen erzeugt Vertrauen; es beruht auf Commitments die eingelöst und auf Versprechen, die gehalten werden. Ohne solche Commitments gibt es keine Basis für den positiven Kreislauf des Vertrauens. Und ohne Vertrauensvorschüsse gibt es keine Initialzündung, die die Spirale positiver Erfahrungen in Gang setzt. Beides lässt sich kultvieren.

Präsenz (im Führen und Folgen)

(Dem Impuls folgen. Spüren, was passieren will. Unerschrocken voran gehen. Führen. Und: Folgen: eine gute Idee erkennen und unterstützen. Selbstlos mitgehen, Ja Sagen!)

Führen ist ein Balanceakt zwischen inneren und äußeren Impulsen. Die Bewusstheit fürs Innere, das Spüren und Vertrauen in unsere Intuition, steht dabei der Wahrnehmung und Deutung des sozialen Feldes gegenüber. Wenn wir den Kontakt zu einer der beiden Seiten verlieren, wenn die beiden Welten sich vermischen oder eine das Handeln dominiert, wird Führung schwierig. In selbstorganisierten Teams ist Führungsenergie zwar verteilter und dynamischer als in klassischen hierarchischen Organisationen, aber der Balanceakt zwischen inneren und äußeren Impulsen ist genauso delikat. Führungshandeln erfordert einen souveränen Umgang mit diesen Impulsen und die Fähigkeit, darin sinnvoll und unerschrocken zu handeln. 

Wie Führung beruht auch Gefolgschaft (Followership) im Kontext von Selbstorganisation auf beherztem Handeln. Es geht nicht darum, einer Person zu folgen, sondern darum, ihren Impuls zu verstärken. Die Kunst des Folgens besteht nicht darin, widerspruchslos jedes Spiel mitzuspielen, sondern darin, einen Impuls aufzunehmen und kreativ damit zu arbeiten. Derek Sievers bringt es auf den Punkt: „Uns wird gesagt, dass wir alle Führung übernehmen  sollen, aber das wäre extrem ineffektiv. Die beste Art, Bewegung in etwas zu bringen, was uns wirklich am Herzen liegt, ist, mutig zu folgen und anderen zu zeigen, wie das geht“.

Wie können wir diesen Muskel trainieren? Zunächst wollten wir uns daran erinnern, dass wir alle tiefgreifende Erfahrung im Führen und Folgen haben. Spielen ist ein fließender Tanz aus impulsieren und mitgehen. Kinder sind im Allgemeinen ebenso in der Lage, spontan eine Idee vorzubringen und umzusetzen, wie freudig einem Handlungsangebot zu folgen: „Hey, lass uns…“ – „Komm, wir…“. „Ja, und…“. Es gibt eine Reihe von Gründen, warum diese angeborene Fähigkeit, einem Impuls (oder vielleicht besser: uns selbst) zu folgen, im Jugend- und Erwachsenenalter oft verschüttet wird: Wir verbringen prägende Jahre in Bildungssystemen, die Impulskontrolle gegenüber Impulsivität bevorzugen; wir verbringen Zeit an mehr oder weniger regulierten Arbeitsplätzen, an denen impulsives Handeln mit Skepsis begegnet wird; und wir leben in einem sozialen Umfeld, das Führung glorifiziert und gleichzeitig Versagensängste und Gefühle von Hochstapelei nährt, sobald wir den Rahmen unseres formalen Rollenhaushalts überschreiten. Es ist, gelinde gesagt, verwirrend. Das Training der Fähigkeit, impulsiv zu handeln, beginnt damit, uns mit unserem spielerischen Selbst zu verbinden und die verinnerlichten Stimmen und Zwängen abzubauen, die den impulsiven Prozess unseres inneren Kindes begrenzen.

Selbstnavigation 

(Bereit sein, zu lernen und zu verlernen; Die Selbstwahrnehmung kultivieren. Reflexion zur Routine machen; die eigenen Grenzen kennen und respektieren)

Der Weg zur Selbstorganisation erfordert eine schrittweise Verlagerung von äußeren Strukturen hin zu innerer Kompetenz und persönlicher Entwicklung als Quellen von Stabilität. Der Muskel der Selbstnavigation ist dabei zugleich Voraussetzung und Produkt dieses Prozesses. Er fußt auf der Ortskenntnis unserer inneren Landschaft und bedingt die Fähigkeit, sich einzulassen und dabei zugleich die eigenen Grenzen zu respektieren. Während hierarchische Organisationen oft Belastungen durch Entfremdung und Fremdsteuerung mit sich bringen, besteht die Belastung im Kontext von Selbstorganisation häufig darin, ein gesundes Maß an Engagement zu finden, da wir nicht nur für uns selbst, sondern für das Große Ganze mitverantwortlich sind. 

Selbstnavigation lässt sich nicht aus dem Lehrbuch erlernen. Bücher können Ideen und Inspirationen liefern, neue Dinge auszuprobieren oder Altes loszulassen, aber die Karte ist nicht das Gebiet: Das wirkliche Wachstum geschieht im reflektierten Handeln. Mikropraktiken und Reflexionsroutinen sind dafür gute Container. Strukturelle Unterstützung für den Muskel der Selbstnavigation erfordert, ihnen Raum und Zeit zu widmen und sie gegen die gierigen Wellen des Tagesgeschäfts zu verteidigen.

Resonanz in Beziehungen

(Tief zuhören. Empathie und Neugierde kultivieren. Mit dem Herzen hören)

Die Bedeutung von Resonanz für jegliche soziale Praxis liegt auf der Hand. Für die Praxis der Selbstorganisation ist sie besonders relevant: Die adaptive Qualität von selbstorganisierenden Systemen zielt auf die laufende Anpassung an ihrer Umwelt. Zur Umwelt gehört dabei das externe Feld, aber auch die interne Dynamik, die die Mitglieder einbringen. Die wirklich spannenden Dinge in diesen beiden Bezugswelten liegen unsichtbar unterhalb der Wasserlinie. Auf kollektiver Ebene bedeutet Resonanz, solch verborgene Dynamiken zu erspüren.

Auf der Beziehungsebene liegt Resonanz nahe bei Empathie. Empathie ist die Fähigkeit, sich in eine andere Person einzufühlen und ihre emotionale Situation zu erleben. Sie kann zum Beispiel durch Perspektivenübernahme kultiviert werden: in die Schuhe des Gegenübers schlüpfen, Austausch und Feedback üben. Ein weiterer Weg ist das tiefe Zuhören, das etwa in der dialogischen Praxis und in der gewaltfreien Kommunikation verankert ist.

Souveränität in rauhen Gewässern

(Abweichende Meinungen vertreten; Die produktive Kraft von Spannungen genießen; Entschlossen verhandeln; Wo nötig Nein-Sagen)

Teams mit einem ausgeprägten Wertehintergrund der „People Positivity“ kultivieren oft ein Dogma der Harmonie: „Ich stelle deine Idee nicht in Frage und du stellst meine nicht in Frage“. Eine solche Harmonie verringert das Potenzial kollektiver Kreativität und führt zu Schwächen in der Entscheidungsfindung: Ideen und Beiträge werden einfach unter einem breiten Dach zusammengefasst, anstatt kritisch geprüft und ausgewählt oder zusammengeführt zu werden. Unterschiede in den Standpunkten und Interessen werden mit einer Decke der Wertschätzung überdeckt. Diese Art von Harmonie wird oft mit Alignment verwechselt: „Wenn wir uns nicht reiben, müssen wir wohl eine gemeinsame Ausrichtung haben“. 

Die Praxis der Selbstorganisation betrachtet Spannungen dagegen als notwendigen Treibstoff für Entwicklung. Holacracy definiert sie etwa als „Lücke zwischen der aktuellen Realität und einem wahrgenommenen Potenzial“. Die regelmäßige Bearbeitung von Spannungen hilft dabei auch, zu verhindern, dass sie zu manifesten Problemen und Konflikten eskalieren. 

Souveränität in Rauen Gewässern erfordert ein fruchtbares Maß der Einlassung auf solche Spannungen. Stell Dir vor, Du gehst spazieren und finden einen Haufen Schutt auf deinem Weg. Bei einem einmaligen Ausflug wirst Du den Haufen wahrscheinlich weder wegschaufeln noch über ihn hinwegklettern. Je nach Stimmung bleibst Du vielleicht kurz verwundert oder verärgert stehen und umrundest dann das Hindernis, um zu Deinem Ziel zu kommen. Handelt es sich hingegen um einen Weg, den Du täglich gehst, liegt es nahe, dass Du den Haufen wegräumst, um dauerhaft Zeit und Energie zu sparen. Mit Konflikten und Spannungen verhält es sich ähnlich: Die einmaligen Kleinigkeiten wie auch einige Spezial-Dramen können wir einfach umschiffen. Warum Energie auf etwas verschwenden, das uns von unserem Ziel ablenkt? Die Spannungen, die uns dagegen immer wieder in die Quere kommen, sollten wir angehen, ganz gleich, wie unbedeutend oder massiv sie sind. 

Der Weg zur Souveränität in Rauen Gewässern, ist schlicht, aber nicht einfach: Übe, mit Spannungen umzugehen, ohne Dich von ihnen verrückt machen zu lassen. Initiiere Spannung in einem sicheren sozialen Umfeld und bleib bei ihr, ohne sie zu entschärfen. Sei kritisch, sei wütend, sei unhöflich, wenn es sein muss. Übe Einspruch, sag Nein. Achte auf Deine Empfindungen, Deine körperlichen und geistigen Reaktionen. Mach Dir Notizen über Deine täglichen Workarounds und entscheide Dich, welchen dieser Umwege Du loswerden willst.  Und dann tu es einfach und sieh, wie das Leben danach weitergeht.

Bewusstheit fürs lebendige System 

(Muster erkennen und Dynamiken beobachten. Vereinfachungen misstrauen. Das große Ganze im Blick behalten. Verstehen, wie auch kleine Dinge den Purpose nähren. Aufmerksam sein für emergente Ordnungen)

Komplexitätsbewusstsein (Complexity Consciousness) ist eine der Metakompetenzen unserer Zeit. Sie bezeichnet die Anerkennung der nicht-linearen dynamischen Qualität sozialer Prozesse und die Fähigkeit, mit dieser Dynamik umzugehen, was wiederum Flexibilität, Geduld und Ambiguitätstoleranz erfordert. Die besondere Relevanz dieses Muskels für die Navigation selbstorganisierender Systeme hat mit deren spezifischer Mischung aus formellen und informellen Settings zu tun.

Bemühen wir hier eine weitere Analogie: Beim Autofahren steuern wir ein kompliziertes System, das auf einer Mechanik erster Ordnung mit einigen selbstregulierenden Rückkopplungsschleifen aufbaut. Natürlich braucht es eine gewisse Ausbildung, um Start- und Steuervorrichtungen zu bedienen, um den Unterschied zwischen Kupplung und Bremse zu kennen und um zu wissen, welche Anzeigen im Auge zu behalten sind. Wenn das Auto eine Panne hat, ist es gut zu wissen, welcher Mechaniker weiterhelfen kann. Das war’s eigentlich schon. Der wirklich knifflige Part ist nicht das Auto, sondern der Verkehr. Sich souverän durch dichten Verkehr zu bewegen, erfordert mehr als nur ein bisschen Training. Verkehr ist ein komplexes System, er ist lebendig und unberechenbar. Er besteht aus dynamischen Interferenzen und selbst-verstärkenden Rückkopplungsschleifen, die plötzliche Veränderungen bewirken können. Sich in diesem Umfeld zurechtzufinden, erfordert Erfahrung, Achtsamkeit und mitunter beherztes Handeln.

Organisationen vereinen diese beiden Qualitäten: Während Strukturen und Prozesse kompliziert sind, bilden die sozialen Interaktionen in ihnen eine komplexe zweite Realität ab. Je mehr wir den Schwerpunkt auf informelle Dynamik statt auf formale Strukturen und Prozesse legen, desto mehr müssen wir uns auf diese komplexe Natur der Organisation einstellen. Selbstorganisierende Systeme beruhen auf einem hohen Maß emergenter Dynamik – in dem Sinne ist in ihnen die Qualität des Verkehrs prägender, als die des Autos.

Wie lässt sich eine Bewusstheit fürs Lebende System aufbauen? Das Einlassen auf Komplexität erfordert zunächst eine spezielle Art des Sehens: Sie lebt vom fließenden Wechsel zwischen der konzentrierten Beobachtung von Details und der offenen Wahrnehmung von Mustern. Was gestern geschehen ist und was jetzt gerade geschieht, ist relevant. Seine Bedeutung erhält es aber vor allem durch dem Kontext dessen, was immer wieder geschieht. 

Schließlich ist es auch hilfreich, Klarheit über unsere Modelle zu bewahren. Der Komplexität unserer sozialen Welt gerecht zu werden, ist praktisch unmöglich: wir brauchen Modelle und Abkürzungen, um handlungsfähig zu bleiben. Wenn wir vergessen, dass wir diese kognitiven Hilfsmittel nutzen, verwechseln wir unsere Vereinfachungen mit der Realität.

Einbindung im Groove 

(Alignment entstehen lassen. Die kollektive Dynamik und die eigene Rolle darin spüren. Sich synchronisieren. Swing ins Spiel bringen)

Der letzte Muskel ist der kniffligste und umfassendste. „Groove“ ist ein nebulöses Konzept das schwer zu operationalisieren ist (können Algorithmen miteinander grooven?). Die erste Zutat zum Groove ist „Alignment“ – eine Qualität, die sich vielleicht am besten mit „gemeinsamer Ausrichtung“ übersetzen lässt; die zweite ist lebendige Dynamik, oder auch „Swing“.

Eine Lebendige Ausrichtung bedeutet nicht, dass alle in dieselbe Richtung schwimmen oder ein gemeinsames Ziel haben – es geht darum, dass das übergeordnete Ziel mit dem Ziel jedes Einzelnen zusammenpasst. Was genau ist der Unterschied? In manchen Kollektiven herrscht Nivellierung vor: Alle folgen einer gemeinsamen Richtung, denken, gleich, fühlen gleich – es gibt keine individuellen Absichten, da jede:r Einzelne seine/ihre Agenda ins Kollektiv projiziert. Im Gegensatz dazu müssen für gelingende Selbstorganisation die individuellen Agenden aufgeladen sein und dynamisch auf das gemeinsame Ziel ausgerichtet werden (Spotify hat hierfür den Begriff der „Aligned Autonomy“ geprägt). Die leichten Divergenzen zwischen der individuellen und der kollektiven Zielebene und die daraus entstehenden Spannungen sind Motor von Entwicklung. Wenn sie keinen Raum haben und nicht zelebriert werden, ist das System zwar ausgerichtet, aber nicht lebendig. 

Eine dynamische Einbindung in den Groove zu entwickeln, ist so anspruchsvoll, wie ein guter Jazzmusiker zu werden. Es erfordert ein feines Gehör, einen offenen Geist und eine Beherrschung den eigenen Rollen; in gewissem Sinne baut dieser Muskel auf den Vorhergehenden auf: auf der Fähigkeit zu Vertrauen, der Präsenz, der Selbstnavigation und allen anderen. Und wie alle Muskel wächst er vor allem mit der Erfahrung der Praxis.

Die Liste zeigt: Es gibt Dinge, zu denen wir fähig sind, die wir aber in unserem sozialen Alltag nicht praktizieren, so dass die entsprechenden Fähigkeiten verkümmern. Wenn wir diese Muskeln wieder entdecken, können wir sie trainieren und zurückerobern. Jeder Muskel hat dabei eine individuelle und eine kollektive Qualität. Ich muss lernen präsent zu sein und Impulsen zu folgen, und wir als Team müssen lernen, das Beste aus diesen Impulsen zu machen. Ich muss Praktiken der Selbstnavigation entwickeln, und wir als Team müssen Räume schaffen, die diese Praktiken unterstützen. Sowohl die individuelle als auch die kollektive Qualität kann durch ein Training initiiert werden, das die entsprechenden Muskeln anregt. SOCIUS arbeitet an der ersten Serie solcher Trainingseinheiten.

In diesem Sinne: Stay tuned, wir sehen uns im Fitnessstudio!

Sinnvoll zusammen wirken

Socius change essentials

Entdeckt praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

Meldet euch an und erhaltet zusätzlich den SOCIUS brief, unseren Newsletter mit spannenden Themen und Veranstaltungen.

Mutige und reflektierte Anstrengung

Mutige und reflektierte Anstrengung

Agile Führung und Intersektionalität

Agilität, Scrum, Holakratie, shared leadership und Diversity Management verfolgen den Anspruch, Organisationen zu helfen, mit neuen Herausforderungen umzugehen. Sie sollen ihnen strukturelle wie kulturelle Antworten auf Entwicklungen liefern, denen sie sich aktuell ausgesetzt sehen. Außerdem wird diesen Konzepten „nachgesagt“, dass sie die Machtverhältnisse in Unternehmen grundlegend transformieren könnten. (vgl. Bauer, Hohl und Zirkler, 2019). Welchen Beitrag eines dieser Konzepte, nämlich das der kollegialen Führung im Kontext agiler Organisationsentwicklung leisten kann, um tradierte Machtverhältnisse in Organisationen zu verändern, stand im Mittelpunkt unseres SOCIUS labors im März.
Am 17. März 2022 ließ uns unsere Kollegin Hannah Kalhorn im voll besetzten SOCIUS labor „Agile Führung und Intersektionalität“ hinter die Kulissen ihrer Forschungstätigkeit schauen. Anhand von Interviews mit Führungspersonen und Organisationsberater:innen, die sie im Rahmen ihrer Masterarbeit führte, erhielten wir einen Einblick, welche konzeptionellen Möglichkeiten die Einführung und Stärkung agiler, kollegialer Führung mit sich bringt, um auch einen diskriminierungskritischen Blick auf Macht zu schärfen.

Kollegiale Führung im Kontext agiler Organisationsentwicklung soll unter anderem dazu beitragen, tradierte Machtverhältnisse in Organisationen zu verändern. Gleichzeitig besteht im herkömmlichen organisationspraktischen Kontext wenig Übung darin, über Macht und ihre Wirkweisen so zu reflektieren, dass auch Machtverhältnisse basierend auf den Kategorien race, class und gender sowie ihre Verwobenheit (Intersektionalität) gesehen und besprochen werden.

Im Mittelpunkt dieses SOCIUS labors stand die Frage: „Welchen Beitrag können agile Veränderungsprozesse am Beispiel der Einführung kollegialer Führung auf die Transformation von Machtstrukturen in Hinblick auf Intersektionalität leisten?“

Um uns mit den Konzepten vertraut zu machen, auf deren Grundlage die präsentierten Erkenntnisse und Fragestellen dieses diskussions- und erkenntnisreichen Nachmittags fußten, erhielten wir einen Einblick in ein Konzept zu agiler Organisationsentwicklung nach Oestereich/Schröder und daran anknüpfend das der kollegialen Führung. Außerdem nahm uns Hannah in die Historie und politische Bedeutung des Konzeptes der Intersektionalität mit. Und anschließend natürlich in die Interviews und deren Schlussfolgerungen.

Vor dem Hintergrund der oben genannten Ansätze wurden Expert:innen befragt, welchen Beitrag das Konzept der kollegialen Führung in Bezug auf die mangelnde Repräsentation von Diversität auf verschiedenen Ebenen von Organisationen, leisten kann.

„Die nicht-repräsentative Befragung ausgewählter Expert:innen hat gezeigt, dass agile Entwicklungsprozesse und insbesondere die Einführung kollegialer Führung zu Irritationen und strukturellen, prozessualen und kulturellen Veränderungen in Organisationen führen […]. So die Beratenden aber nicht dezidiert darauf hinarbeiten, finden diese Veränderungen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in den Machtverhältnissen bezüglich Klasse, Geschlecht und race statt“, so Hannahs Zusammenfassung der Interviews und ihrer Auseinandersetzung damit.

Nicht das Konzept und deren Einführung, sondern „zusätzliche mutige und reflektierte Anstrengung, die aber von den Irritationen durch agile Veränderungsprozess profitieren können“, haben das Potential die Machtverhältnisse in Organisationen hinsichtlich intersektionaler Diskriminierung zu verändern. Es bedarf also der persönlichen Auseinandersetzung und „vor allem der professionellen Verknüpfung agiler und diskriminierungskritischer Organisationsentwicklung“ resümiert Hannah Kalhorn.

Diesem Resümee konnten wir, die Teilnehmer:innen dieses SOCIUS labors uns anschließen. Und so waren auch nicht die Antworten, sondern die Fragen, die sie und wir uns während dieses Labors stellten, die goldenen Staubkörnchen, die wir in Bezug auf Bewusst- und Sichtbarwerdung mitgenommen haben.

Breidenbach/Rollow (2019): New Work needs Inner Work. 22, https://www.betterplace-lab.org/tranformation-muss-ganzheitlich-sein

Besonders persönlich bereichernd und für den Austausch untereinander gewinnbringend war aus meiner Sicht, die methodische Verknüpfung des Themas mit dem AQAL-Modell (die Integrale Landkarte All Quadrants All Levels nach Ken Wilber) von Joana Breidenbach und Bettina Rollow (2019). Dies hat es uns als Teilnehmer:innen ermöglicht, noch einmal tief zu schürfen und ganz persönliche Erkenntnisse und Fragestellungen zur weiteren Auseinandersetzung mit der Thematik ermöglicht.
Herzlichen Dank dafür!

Hannah hat es in diesem SOCIUS labor vermocht, einen offenen Raum zu halten, in dem Selbstreflektion, einladendes Fühlen und Hinterfragen möglich wurde. „Einen Raum, in dem es nicht um schnelle Antworten, sondern das Ringen um Perspektiven, Möglichkeiten und Teilantworten gehen durfte“, wie es eine der anwesenden Personen so schön formuliert hat. Wir konnten die Erkenntnis mitnehmen, „dass wir uns immer und immer wieder mit dem Thema Intersektionalität und Machtverhältnisse beschäftigen dürfen und immer wieder neue Aspekte finden werden“ wie es eine andere Person am Ende dieser gut gefüllten vier Stunden zusammenfasste.

Doch neben all der Offenheit und dem Interesse am Thema Intersektionalität im Kontext agiler Führung blieb jedoch auch bei unserem Labor die Frage nach Zugängen marginalisierter Gruppen bestehen. Denn, wie es ebenfalls eine teilnehmende Person treffend bemerkte, war „es auch hier nochmal interessant zu schauen, wer vertreten ist“ und wer nicht, wie ich hinzufügen möchte.

Literaturverweis:
Breidenbach, J./ Rollow, B. (2019): New Work needs Inner Work. München: Verlag Franz Vahlen.

Kalhorn, Hannah (2020): Intersektionalität in agilen Entwicklungsprozessen – eine empirische Untersuchung zur Veränderung von Machtstrukturen am Beispiel kollegialer Führung. Hamburg: Masterarbeit an der Technische Universität Kaiserslautern.

Oestereich, B./ Schröder, C. (2019): Agile Organisationsentwicklung. Handbuch zum Aufbau anpassungsfähiger Organisationen. München: Verlag Franz Vahlen.

Sinnvoll zusammen wirken

Soziokratie – Potenziale und Hindernisse für moderne Organisationen

Soziokratie – Potenziale und Hindernisse für moderne Organisationen

Schon Anfang des Jahres 2017 habe ich dieses schriftliche Interview als Beitrag zur Masterarbeit von Christin Döhring zum Thema „Soziokratie – Potenziale und Hindernisse für moderne Organisationen“  gegeben. Sie hat mir 15 Fragen geschickt. Nun habe ich es wieder gefunden und beschlossen, es hier zu veröffentlichen , weil es auch andere interessieren könnte. Ich freu mich auch über Rückmeldungen.

  1. In welchem Rahmen sind Sie das erste Mal mit Soziokratie in Berührung gekommen?

Ich hab in brandeins 1/09 den Artikel „Die ideale Welt“ gelesen und wollte unbedingt mehr wissen. Ich bin dann auf das Soziokratische Zentrum Deutschland gestossen und habe im November 2009 ein Einführungsseminar Soziokratie bei Christian Rüther in München gemacht. 2012 habe ich dann das Intensivtraining „Creating workplaces where people can thrive“ bei Gregg Kendrick gemacht. Seitdem arbeite ich immer wieder gerne mit Christian Rüther zusammen und verbreite die Idee der Soziokratie wo es nur geht.

  1. Wie erklären Sie den geringen Bekanntheitsgrad der Soziokratie?

Meiner Beobachtung nach wird Soziokratie immer bekannter. Der eher langsame Prozess hat mE auch viel mit einer fehlenden Lobby zu tun. Die Aktivitäten der Soziokratischen Zentren DACH beugen sich offenbar nicht den Gesetzen eines Marketings des 21. Jahrhundert.

  1. Warum haben Sie sich für das Arbeiten in einer soziokratischen Organisation entschieden?

Mein Unternehmen würde ich nicht als soziokratisch nach allen Regeln der Kunst bezeichnen, und das wird es auch nicht werden, dazu ist es auch zu klein. Gleichzeitig teilen wir hier die soziokratischen Werte seit Gründung 1998: Selbstbestimmung, Transparenz, Beteiligung, gemeinsame Entscheidungen, Kontakt und Augenhöhe. [Edit 2021: Seit 2017 hat sich bei SOCIUS einiges getan: seit neuestem haben wir das Bekenntnis zur Konsent-Entscheidung in der Geschäftsordnung der SOCIUS eG verankert] [Edit 2023: und im Oktober 2022 haben wir bei der ersten deutschen Sociocracy for all Konferenz darüber gesprochen]

Soziokratie: Potenziale und Hindernisse

  1. Warum sollten aus Ihrer Sicht hierarchische Organisationkonzepte überholt werden?

Das sollten sie aus meiner Sicht gar nicht. Ich denke, dass es Organisationen oder Arbeitsbereiche gibt, in denen hierarchische Strukturen sehr sinnvoll sind. Z.B. bei der Feuerwehr im Einsatz. Oder im Flugzeug. D.h. nicht dass eine Gesamtstruktur immer hierarchisch sein muss , aber es gibt reichlich Situationen in denen ich froh bin über hierarchische Konzepte. Bei medizinischen Operationen z.B. auch.

  1. Welche Vorteile bietet die Soziokratie gegenüber einem hierarchisch geführten Unternehmen?

Soziokratie bietet dann Vorteile, wenn die oben genannten Werte geteilt werden. Und wenn Verantwortungsübernahme der einzelnen gewollt und gekonnt ist. Dazu brauchen Menschen oft Unterstützung. Unsere Gesellschaft ist nicht sehr darauf ausgelegt, dass Eigenverantwortung groß geschrieben wird. [Edit 2021: hierzu haben Bettina Rollow und Joana Breidenbach ein sehr gutes Buch geschrieben: New Work needs Inner Work]

  1. Wie löst man sich am besten von alten Paradigmen und gefestigten Strukturen um sich auf das Konzept einzulassen?

Ich denke es ist hilfreich, wenn man zunächst Verbündete findet im Unternehmen, die ähnliche Werte teilen und sich dort mit dem Konzept und der Kommunikation der Soziokratie  im kleinen Kreis vertraut macht. Anschließend kann man anfangen mit den Ideen der Soziokratie in eben diesem Kreis „zu spielen“ und Einzelheiten davon weiter zu tragen, z.B. in Meetings. Wenn man jemanden aus der Führungsebene findet, der:die interessiert ist, gilt es diese Person einzubinden und nicht zu verprellen.

  1. Soziokratie basiert zu großen Teilen auf Vertrauen. Wie schafft man es, dieses bedingungslos auszuüben und „Macht und Kontrolle“ abzugeben?

Das ist oft eine große Herausforderung. Entweder hat es in der Führungsebene schon intrapersonelle Prozesse gegeben, in denen die Leitung persönlich an diesen Themen gearbeitet hat, oder aber es wird sie noch geben müssen. Soziokratie ist mE nicht ohne Persönlichkeitsentwicklung zu etablieren.

  1. Soziokratie bedeutet auch, nicht gleich die perfekte Lösung zu finden – wie geht man damit um?

Die perfekte Lösung gibt es auch außerhalb der Soziokratie nicht, ich denke das die Suche nach einer machbaren Lösung, so wie es in der Soziokratie „propagiert“ wird realistischer ist. Die Loslösung vom Perfektionismus ist überfällig.

  1. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in dem „iterativen“ Lösungsprozess? Ist dieser Prozess der klassischen Zielfestlegung überlegen? Wenn ja, warum?

Ich denke, dass iterative Prozesse einer „natürlichen“ Entwicklung  sehr viel mehr entsprechen als klassische Zielsetzungen, die im Zweifel nicht erreicht werden, dafür aber Gefühle von Versagen hervorrufen, die nachweislich die Motivation und Kraft von Mitarbeitenden senken.

  1. Wie werden soziokratische Prinzipien bewahrt, wenn im Notfall schnell eine Entscheidung getroffen werden muss?

Schnelle Notfallentscheidungen können und sollen auch in soziokatischen Unternehmen top-down entschieden werden. Es geht darum Organisationen arbeitsfähig zu halten, zur möglichst großen Zufriedenheit.

  1. Funktioniert Soziokratie auch unabhängig von der Arbeitsumgebung und ließe sich ausschließlich mit modernen Kommunikationsmitteln, wie Online-Kommunikation umsetzen oder ist die persönliche Kommunikation ein essentieller Bestandteil?

Dazu kann ich leider nichts sagen. Ich vermute, dass Organisationen in denen die Menschen sich NIE sehen, es etwas schwieriger haben. Ich denke aber auch, dass Organisationen in denen Menschen sich NIE live und in Farbe sehen, es ohnehin etwas schwieriger haben.

  1. Gab es Situationen, in der die Soziokratie an ihre Grenzen gestoßen ist und Sie das Konzept in Frage gestellt haben?

In meiner Erfahrung sind eher Menschen an ihre Grenzen gestoßen als Konzepte.

Abschluss

  1. Worin sehen Sie die größten Hürden bei der Einführung von Soziokratie?

Im Willen und im Vertrauen. Auf Macht zu verzichten bedarf großer innerer Freiheit.

  1. In welchem Umfang besteht die Notwendigkeit des Erlernens von Methodenkompetenzen um soziokratisch arbeiten zu können?

Insbesondere die Art der Moderation der Kreise und des Konsents sollte mE von möglichst vielen Beteiligten geübt und gelernt werden. Dazu braucht es Bereitschaft, Gelegenheit und Unterstützung.

  1. Lässt sich Soziokratie in jedem Unternehmen problemlos umsetzten oder würden Sie einer bestimmten Branche, bzw. Unternehmensgröße davon abraten?

Ich glaube: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wenn der Fokus auf „problemlos“ liegt, würde ich wohl mit Nein antworten, wenn der Fokus auf „umsetzen“ liegt, würde ich eher mit Ja antworten.

Sinnvoll zusammen wirken

Selbstorganisation in der Praxis – das Rollenboard

Selbstorganisation in der Praxis – das Rollenboard

Selbstorganisation ist bekanntlich ein Prozess und kein Modell von der Stange. Umso schöner, dass es Tools und Formate gibt, die selbstorganisiertes Arbeiten in Teams griffig und erlebbar machen. Das Rollenboard sticht hier hervor: es bietet als Mischung aus kollektiver To Do Liste und fluidem Organigramm einen Rahmen zur dynamischen Verteilung von Verantwortlichkeiten. Für uns bei SOCIUS ist es nicht nur fester Teil des Beratungsrepertoires, sondern seit rund drei Jahren als Tool und Praktik treuer Begleiter auf unserer eigenen Reise zur Selbstorganisation. Warum also dieses schöne Tool nicht einmal in die Mitte legen und mit Gleichgesinnten daran laborieren?

Den Reagenzraum halten diesmal Ralph Piotrowski und Andreas Knoth. Das Interesse am Thema ist groß – innerhalb von Minuten nach der ersten Ankündigung trudeln Anmeldungen ein: Viele in der Runde haben eigene Erfahrungen in der Arbeit mit Rollenboards, andere wollen herausfinden, ob es etwas für sie ist. Irgendetwas Darunterliegendes fühlt sich sehr verbunden an – vielleicht die gemeinsame Haltung zum geteilten Verantwortung. Bei 25 Personen ziehen wir den Strich – im virtuellen geht ja eigentlich mehr, aber jenseits der 5×5 Bildkacheln, die auf eine Zoom Seite passen, ist eine kritische Grenze virtueller Gruppendynamik überschritten: Wir möchten in den Laboren gerne gewährleisten, dass wir uns zumindest alle in die Augen schauen können.

Am Anfang stehen wie oft in den Laboren Fragen aus der Runde: 

  • Wie können wir in einer wachsenden Organisation mehr Klarheit und Verantwortung bekommen?
  • Wie motiviere ich Menschen, die schon sehr lange in anderen Fahrwassern arbeiten und wie gebe ich Verantwortung ab?
  • Wie können wir als Team die Potentiale von Selbstorganisation und eigenem Gestaltungsspielraum nutzen und dennoch Verantwortung da klar verorten und einfordern, wo sie „hingehört“.

Am größten ist das Cluster an Fragen zu Übergängen: Wie kommen wir von hier nach da? Und wie verhindern wir dass der Stein wieder zurückrollt? 

Wir folgen Ralph in die Rahmung von Selbstorganisation im Zusammenfließen der Diskurse um Complex Systems Theory, Soziokratie/Holokratie , Reinventing Organisations und Agilität. In allen Kontexten schwenkt das Scheinwerferlicht letztendlich von der Struktur zur Haltung: Mit dem Wegfall äußerer Regulierung braucht es inneres Gerüst und Rüstzeug.  Hier winkt die Erkenntnis, dass das Rollenboard nicht nur Werkzeug, sondern auch Übungsraum ist – ein  Trimm-Dich-Pfad, auf dem die Mühen der Selbstorganisation spürbar und die entsprechenden „Muskeln“ nach und nach in der Praxis gestärkt werden: (Selbst)Verantwortung, Ownership & Agency, Loslassen & Vertrauen, Selbstregulierung, Transparenz sowie Feedback und Kontakt. Die Einführung des Rollenboards markiert schließlich oft einen Kultur- und Musterwechsel. 

Andreas gibt einen Blick in die Praxis von SOCIUS: Wie funktioniert das „Rollenboard“ überhaupt bei uns? Und – noch davor: Wie ist in diesem Zusammenhang das Konzept der „Rolle“ definiert? Eine Rolle ist eine temporäre Funktion einer Person im Organisationsgeschehen. Sie wird beschrieben durch ein Set von Zusammengehörenden Aufgaben (tasks:  „Was ist zu tun?“), Befugnissen (authority: Was kann eigenständig entschieden werden?) und Verantwortlichkeiten (accountabilities: Was soll erreicht/ abgeliefert werden?).  

Das Board bildet diese Funktionen (entweder analog oder digital – etwa auf Trello) in einer Reihe von „Schwimmbahnen“ ab: Jedes Teammitglied hat eine eigene Bahn, auf der seine langfristigen/wiederkehrenden und einmaligen Aufgaben als Kärtchen repräsentiert sind.  Je nach Spielart werden dabei nur Gemeinschaftsaufgaben oder alle Rollen-Verantwortlichkeiten der Person abgebildet. (Noch) nicht vergebene Aufgaben sind in einer eigenen Bahn gesammelt und werden von dort verteilt. Erledigte Aufgaben werden feierlich in den Müll-Eimer überführt. Zu jeder Rollenkarte entsteht im Idealfall eine kurze Gebrauchsanweisung mit den wichtigsten Informationen zur erfolgreichen Ausführung der Rolle.

Die kollektive Praxis des Rollenboards spielt sich in den regelmäßigen Reviews ab  – kurze Runden im Rahmen von Teamsitzungen, auf denen Reibungen und Absprachenbedarfe zu den einzelnen Rollen geklärt werden. 

Soweit so gut? Wer mehr wissen will, kann sich einlesen in der neuen SOCIUS Reihe New Work Essentials – einem kleinen Kanon von Tutorials, der es Organisationen und Teams ermöglicht, eigenständig in Richtung Selbstorganisation zu reisen.  https://newwork.socius.de/

Wer Interesse an einer Fortführung oder Wiederauflage des Labors hat, der melde sich unter fortbildung@socius.de! Bei ausreichender Nachfrage legen wir das Labor gerne wieder auf.

Sinnvoll zusammen wirken

BBE Newsletter: Herausforderungen gemeinnütziger Organisationen – und das Potential von Kollaboration in komplexen Zusammenhängen

BBE Newsletter: Herausforderungen gemeinnütziger Organisationen – und das Potential von Kollaboration in komplexen Zusammenhängen

Christian Baier und Nicola Kriesel haben für den Newsletter des Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement einen Artikel geschrieben über die Herausforderungen für (gemeinnützige) Organisationen in der VUKA Welt.

Dabei befassen sie sich u.a. mit Folgendem:

  • Kollaboration fördert Innovationsfähigkeit und Kreativität
  • Kollaboration unterstützt einen offenen Umgang in Momenten von Unsicherheit und Ambivalenz
  • Kollaboration ist die logische Konsequenz aus »flachen Hierarchien«
  • Ressource Zeit und Lust auf Dialog
  • Toleranz für Ambivalenz und Ambiguität
  • Ressource Vertrauen

„Halten wir fest:

  1. Äußere Rahmenbedingungen zeigen weitreichende und komplexe Änderungen, die sich auch auf die Gestaltung gemeinnütziger Organisationen auswirken. Gefragt sind Ansätze, die kreativ und flexibel auf entsprechende Herausforderungen reagieren.
  2. Nach innen wird Führung zunehmend flexibler, soll Diversität und Interessenreichtum der Mitarbeiter*innen aufgreifen und gemeinsam verbindliche Verabredungen einhalten, und innerhalb diesen Rahmens Raum für dezentrale Selbstverantwortungen zulassen.

Bei den beschriebenen Entwicklungen handelt es nicht um Prozesse, die irgendwann enden, sondern um kontinuierliche und iterativ stattfindende Veränderungen. Insofern ist umso bedeutender zu überlegen, wie gemeinnützige Organisationen in volatilen Herausforderungen eine eigene Rhythmisierung zwischen Veränderung, Entwicklungsarbeit, Stabilisierung und »Ernte« entwickeln.“

 

Sinnvoll zusammenwirken

New Work Essentials

New Work Essentials

Die New Work Essentials zeigen sich am Horizont!

Für alle, die sich mehr Selbstorganisation und Eigenverantwortung in ihrem Team wünschen.

Mit den New Work Essentials startet SOCIUS einen kleinen Kanon von Tutorials, der es Organisationen und Teams ermöglicht, eigenständig in Richtung Selbstorganisation zu reisen. Zudem können die einzelnen Module Organisationsentwicklungsprozesse unterstützen, indem sie asynchrones Lernen ermöglichen. Teamtage können effizienter gestaltet werden, indem mehr Zeit für gemeinsamen Austausch zu Verfügung steht und kollektive Wissens-Inputs ins Vorfeld verlagert werden. Und natürlich stehen die Kurse auch einzelnen Personen offen, die sich im Bereich Selbstorganisation fit machen und ihre professionellen Fähigkeiten ausweiten wollen.

Mit dem Ganzen experimentieren wir noch etwas. Was ihr sehen werdet, ist ein erster Prototyp. Weder haben wir uns für eine Preisstruktur entschieden, noch ist das Tutorial bereits mit allen Videos angereichert. Ihr erhaltet eine kostenlose Preview  unseres Work-in-Progress und wenn ihr euch erkenntlich zeigen möchtet, freuen wir uns sehr über – gerne auch kritische – Rückmeldungen.

 Was hat euch gefallen? Ist der Kurs übersichtlich? Was hat euch gefehlt? Am einfachsten an piotrowski@socius.de oder kriesel@socius.de.

Die Hauptseite der New Work Essentials lautet:

https://newwork.socius.de/

Die einzelnen Tutorials finden sich auf Unterseiten. Das Rollenboard Tutorial aktuell unter: https://newwork.socius.de/courses/rollenboard-tutorial/

 

Sinnvoll zusammen wirken

Interview Bettina Rollow – New Work needs Inner Work

Interview Bettina Rollow – New Work needs Inner Work

Bettina Rollow hat zusammen mit Joana Breitenbach das Buch „New Work needs Inner Work“ geschrieben. Das Buch gibt einen sehr praxisgeleiteten Einblick, wie Organisationen den Weg in Richtung Selbstorganisation einschlagen können, welche Rolle dabei emotionale Kompetenzen spielen und wie wir uns auf eine gemeinsame Reise begeben können, diese in uns zu stärken. Bettina (38) ist Organisationsentwicklerin und entwickelt neue Formen der Führung und Zusammenarbeit. Sie verfügt über langjährige Erfahrungen in der Corporate Welt und arbeitet viel mit gemeinnützigen Organisationen und Start-Ups zusammen.

Bettina ist die Schulfreundin von Ralphs Frau und die Patentante seines Sohnes, weswegen er sie mit besonderer Freude interviewte:

Ralph: Ihr sprecht viel von Prinzipien und flexibler Anpassung. Wie seid ihr auf eure Prinzipien gekommen?

Bettina: Ich empfinde Prinzipien als universeller und allumfassender als methodische Modelle und Regeln. Beide sind oft nur für ganz spezifische Situationen anwendbar, da sie oft auf Annahmen beruhen, die bestimmte Aspekte der heutigen Welt fixieren und damit Komplexität reduzieren. Prinzipien beschreiben für mich eine Bewegung und keinen Zustand. Damit können wir mehr Komplexität verarbeiten. In unserer heutigen Zeit, in der wir die aktuelle Komplexität nicht mehr kontrollieren, sondern nur navigieren können, sind Prinzipien für mich das ideale Navigationsinstrument.

Ralph: Wie helfen uns Prinzipien beim Navigieren?

Bettina: Prinzipien beschreiben eine Bewegung, die sich in verschiedenen Zuständen ausdrückt. Ein Beispiel ist: Alle Menschen pendeln zwischen einem Grundbedürfnis nach Sicherheit und einem Grundbedürfnis nach Wandel und Veränderung. Über dieses Prinzip lassen sich viele individuelle Verhaltensmuster erklären – und es erlaubt uns gleichzeitig in der Vielfalt eine gemeinsame Sprache zu finden. Damit können wir auch schwierige Dialoge leichter gemeinsam gestalten und nach Lösungen suchen – egal wie unterschiedlich wir Sicherheit und Wandel in unserem Leben ausprägen.

Ralph: Ich habe manchmal den Eindruck, dass Persönlichkeitsentwicklung bei New Work zu einer Art Zwang wird, die nächste Anforderung, der die „moderne Mitarbeiter*in“ gerecht werden soll. Teilst du diese Befürchtung?

Bettina: Ja, in dem Sinne, dass für mich jeder New Work Prozess ein Lern- und Entwicklungsprozess ist. Und in diesem müssen wir gemeinsam darauf achten, dass jede Mitarbeiterin Unterstützung bekommt und in ihrer Perspektive und ihrem Erleben ernst genommen wird. Gleichzeitig müssen wir aber auch offen bleiben für den Fakt, dass es Mitarbeiter geben wird, die sich im Prozess entscheiden, das New Work nichts für sie ist. In meiner Erfahrung verlassen 10 – 20 % der Mitarbeiter das Unternehmen, während oder nach Vollendung des New Work Prozesse. Mir ist hier immer wichtig, dies nicht als Scheitern der Personen zu sehen, sondern als Erfolg zu einer gemeinsamen Klarheit gekommen zu sein, ob New Work für mich passt oder nicht.

Ralph: Was sind wichtige Orientierungspunkte für die Frage, ob Organisationen den Weg zur Selbstorganisation einschlagen oder sich doch eher auf traditionelle Hierarchien verlassen sollten?

Bettina: Für mich ist der New Work Prozess, ein Prozess in dem wir als Organisation besser verstehen welche Werte und Bedürfnisse uns in Zusammenarbeit und Führung wichtig sind. Und daraus leite ich im letzten Drittel des Prozesses mit Teams neue Strukturen und Prozesse ab. Wenn wir feststellen, dass eine funktionale Hierarchie hier besser passt als Selbstorganisation – dann entwickelt wir diese. Für mich ist New Work, wenn wir leben was uns wichtig ist, dafür sorgen, dass wir zur Verfügung stellen was wir brauchen und gemeinsam die Kompetenzen entwickeln, die uns nachhaltig erfolgreich machen. Eine Kongruenz zwischen der äußeren und inneren Dimension der Zusammenarbeit.

Ralph: Und was ärgert dich an der aktuellen New-Work Debatte am meisten?

Bettina: Wenn New Work auf Kickertische, flexible Arbeitszeiten und den Bürohund reduziert wird. Oder wenn es so erscheint, als müssten wir einfach das nächste Zusammenarbeitsmodell uns überstülpen und schon klappt es. New Work ist für mich ein ganzheitlicher Entwicklungsprozess, der sich nicht alleine über äußere Veränderungen steuern und umsetzen lässt. New Work needs inner Work.

Ralph: Euer Buch wurde über Crowdfunding finanziert. Hast du Tipps für Nachahmer*innen?

Bettina: Ja – Netzwerke und Multiplikatorinnen gewinnen. Wir haben unseren Erfolg auch vor allem all denen zu verdanken, die uns unterstützt haben, indem sie unsere Kampagne geteilt haben. Für uns war dies der Schlüssel zum Erfolg. An dieser Stelle auch herzlichen Dank an SOCIUS und alle, die uns über diesen Weg unterstützt haben.

Ralph: Euer Buch ist sehr zugänglich und sympathisch geschrieben. Vielen Dank!

Ralph Piotrowski beschäftigt sich bei SOCIUS mit emotionalen Dynamiken in Teams und Organisationen, die sich auf den Weg zur Selbstorganisation befinden. Die Frage, wie wir einen guten Umgang mit unserem emotionalen Rucksack finden, ist zudem eine fruchtbare Schnittmenge zu seiner Arbeit als Paartherapeut.

Visit Us On LinkedinVisit Us On FacebookVisit Us On InstagramVisit Us On Youtube