Das SOCIUS Pitchdeck in der Praxis

Das SOCIUS Pitchdeck in der Praxis

Laborbericht vom 21. März 2024

Wie entsteht kollektive Handlungsenergie?

Alignment ist eine delikate Angelegenheit. Der Korridor, in dem sich die gemeinsame Ausrichtung eines Teams abspielt, kann weiter oder enger gefasst sein. Wenn er zu eng wird, wird der Anspruch an verbindliche Gemeinsamkeit zum Korsett. Wenn er sehr weit ist, droht Beliebigkeit und Zerfall. Alignment bezeichnet dabei nicht unbedingt nur das Teilen von Werten und Zielen.  Es ist vor allem die Synchronisation von Handlungsenergie. Wie diese entsteht und was es braucht, um sie immer wieder herzustellen, ist für gelingende Selbstorganisation eine entscheidende Frage. 

Im Labor widmten wir uns unter anderem der Frage, welche Rollen in diesem diffizilen Spiel der Synchronisierungen von Handlungsenergie, kollektiver Navigation und Prozesskontinuität zu vergeben sind. Neben der Impulsgeber:in (showing up) erscheinen uns in selbstorganisierten Teams die persönliche Fähigkeit zwischen Führen und Folgen zu navigieren sowie die Möglichkeit beiseite zu treten und auch bei nicht 100% Überzeugung für das Vorhaben, den Weg frei zu machen, wesentlich. Hier ist Selbstnavigation in Hinblick auf innere Widerstände und Spannungen und ein reflektierter Umgang damit gefragt. Was nicht zuletzt auch dazu führen kann, einen schwerwiegenden Einwand zu formulieren und damit ein “Stopp”-Zeichen für das Vorhaben zu setzen. 

Im Labor gehen wir ihr in einer Fall-Simulation nach, unterstützt  mit dem von uns entwickelten Alignment Pitch Deck. Die Progression hat drei Runden: 1. Einbringen eines Impulses. 2. Austausch zur Bewertung des Vorhabens. 3. individuelle Commitments.

Einbringen von Impulsen 

Selbstorganisierte Teams leben von rollenbasierter Verantwortungsübernahme, aber auch von Momenten situativer Führung. Eine Person hat einen Impuls, legt ihn in die Mitte und andere schließen sich an, lassen das Vorhaben gewähren oder stellen sich dagegen. Dabei ist schon der Moment des Einbringens oft unklar. Ist es eine wilde Idee oder ein konkretes Vorhaben? Ist es eine Einladung zum Mitdenken, zum Mittun oder nur die Information über einen rollenden Zug? 

Das Pitchdeck gibt der impulsgebenden Person hierfür drei mögliche Optionen vor: Die „Greenlight”-Karte drückt den Wunsch nach schlichter Einwilligung aus, dass das Vorhaben durchgeführt werden kann. Aufschlussreich kann hier eine Reflexion sein, um welche knappe Ressource dabei verhandelt wird, die die Einwilligung der Anderen überhaupt erst erforderlich macht. Es könnte um Raum- und Budgetnutzung oder auch die Inanspruchnahme von Zeit, Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit gehen. 

Die zweite Alternative ist die „Einladungs”-Karte – ein Pitch, der die Tür zum gemeinsamen Handeln öffnet, ohne dass die Erwartung besteht, dass alle sich dem Impuls anschließen. Als dritte Option kann die „Appell“-Karte gespielt werden, mit der eine Aufforderung an das gesamte Team ausgesprochen wird, um sich einer Handlung anzuschließen. 

In einer anschließenden Informations- und Meinungsbildenden Runde können Fragen/ Meinungen geäußert werden. Dabei kann deutlich werden, dass es nicht immer hinreichend ist, dass die Einsortierung des Impulses ausschließlich durch die impulsgebende Person selbst erfolgt. Manches wird als Greenlight eingebracht, aber es bestehen Interessen und Ansprüche im Team zur aktiven Mitwirkung. Andersherum kann ein verbindlicher Appell auch zu einer Einladung heruntergestuft werden, wenn die Prämisse „alle oder keine:r“ stichhaltig hinterfragt wird.

Austausch zur Bewertung

In der zweiten Runde erfolgt eine Bewertung des Vorhabens anhand von zwei Sets von Feedback-Karten: Die strategische Bewertung gibt Rückmeldung zur Einschätzung des Potentials für das Team oder die Organisation im Ganzen – im Sinne einer Aufwands- und Ertragseinschätzung. Die persönliche Bewertung gibt Rückmeldung zum individuellen „Lustfaktor“ und zur Kapazität, die eine Mitwirkung ermöglicht oder verhindert. Die Karten werden in Runden ausgespielt und erläutert. Auf Grundlage dieser Rückmeldungen kann die impulsgebende Person ihren Vorschlag zurückziehen, modifizieren oder in die dritte Runde schicken.

Individuelle Commitments

Die dritte Runde besiegelt mit den Commitment-Karten das vorgestellte Vorhaben. Die Teammitglieder können sich dabei  wiederum zwischen drei Karten entscheiden:
A) Ich bin dabei und mache im Rahmen meiner Möglichkeiten mit. B) Ich gebe mein Einverständnis, dass das Vorhaben durchgeführt wird, aber ich bin nicht dabei (entweder weil ich keine Kapazitäten habe oder weil ich der Sache nicht im Wege stehen will, obwohl ich nicht 100% überzeugt bin. C) Ich habe einen schwerwiegenden Einwand und spreche mich dafür aus, dass das Vorhaben nicht umgesetzt wird.

Dass die Aushandlung von Impulsen auch mit dem Pitch Deck nicht reibungslos und schmerzfrei vonstatten geht, wird auch im Labor schnell klar. Deutlich wird aber auch, dass die Formatierung durch das Kartenset Klarheit und Transparenz schaffen kann, die den Prozess beschleunigt und im Kommunikationsverlauf Komplexität reduziert. 

Das Labor bringt noch eine weitere Erkenntnis: This is primal stuff. Die Annäherung an Alignment-Ability ist nicht allein Sache der Grosshirnrinde. Die Momente, in denen physisch erlebbar wird, dass eine gemeinsame Welle entsteht oder der Fluss blockiert ist, in denen eine eigene Positionierung eine emotionale Komponente hat – sei es in Körperübungen oder im achtsamen Wahrnehmen einer Auseinandersetzung – sind so mächtig und wesentlich, dass ein Training wie die Sieben Muskeln der Selbstorganisation auch hier nicht an der Verneigung vor dem somatischen Zugang zu kollektiver Entwicklung vorbeikommt.

Die Autor:innen

Andi Knoth

Lysan Escher

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Entspannt unter Spannung

Entspannt unter Spannung

Laborbericht: Selbstnavigation in rauen Gewässern, 23. Januar 2024

Spannung ist ein schillernder Begriff: auf der hellen Seite die spannende Geschichte, das gespannte Hinleben auf ein schönes Ereignis, die knisternde Spannung des Flirts mit der Welt… auf der dunkleren Seite die (Ver)Spannung bei Stress, die (An)Spannung bei Gefahr, die spannungsgeladene Stimmung vor dem Ausbrechen eines Konflikts. Spannung ist dabei vor allem eins: Energie. Ein System und ein Organismus ohne Spannungen ist tot

Im Kontext von Selbstorganisation wird Spannung oft als Veränderungskraft beschrieben, die sich aus der Lücke zwischen dem, was wir wahrnehmen und dem, was wir als Potential empfinden, speist. Die Bearbeitung von Spannungen ist in dieser Hinsicht ein notwendiger Akt von Entwicklung.

So richtig wohlig – das wird auch im Sieben Muskeln Labor deutlich – ist es uns in der Regel nicht, wenn Spannungen den Raum aufladen. Denn in jeder Spannung liegt auch Unsicherheit, und mit ihr die Wahrnehmung von Gefahr, die automatisierte Reaktionen wie Flucht, Kampf oder Erstarrung hervorruft. Wir können diese Unsicherheit nicht ausschalten, aber wir können lernen, das Unbehagen ihr gegenüber abzubauen. Und wir können trainieren, unsere automatischen Reaktionen unter Spannung durch bewusste Handlungen zu ersetzen. Das erfordert drei Schritte:

Wahrnehmen

Zunächst geht es darum, meine emotionalen und körperlichen Signale wahrzunehmen (Werde ich irgendwo eng? Geht mein Puls hoch? Fließt mein Atem noch? Schlägt mir etwas auf den Magen?). Wenn ich diese Signale frühzeitig aufnehme, habe ich die Chance, meinen Autopiloten zu unterbrechen – also nicht automatisch in eine Abwehr- oder Kampfhaltung zu gehen, sondern mich der Spannung neugierig hinzuwenden. Die Stärkung der Wahrnehmung innerer Signale funktioniert über Praktiken der Achtsamkeit – im Labor nutzen wir hierfür einen Bodyscan und eine somatische Übung zum „Auftauen“ erstarrter Haltungen.

Explorieren

Auf die Hinwendung folgt die Exploration. Um mit einer Spannung produktiv umzugehen, muss ich verstehen, wo sie herkommt, und was sie mir erzählt. Denkbar ist etwa, dass sie 

    • in mir durch widersprüchliche Ansprüche oder Impulse entsteht, die von aussen angestoßen werden, aber vor allem innen aufzulösen sind; 
    • in einer Beziehungskonstellation angelegt ist, in der Bedürfnisse oder Rollenanforderungen im Konflikt zueinander stehen, oder 
    • aus dem Feld kommt, etwa in Form struktureller Spannungen, die ich wahrnehme, die aber letztlich ihren Ursprung im System haben. 

Beitragen

Die Bewusstheit über die Natur der Spannung ermöglicht es mir, geklärt mit ihr umzugehen und effektiv zu ihrer Bearbeitung im Innen oder Aussen beizutragen. Wenn die Spannung primär in meinen inneren Widersprüchen liegt, können Coachingmethoden wie das Tetralemma oder Immunity to Change unterstützen. Wenn sie in einer Beziehungskonstellation verankert ist, sind Praktiken wie rollenbasiertes Tension Processing oder GFK hilfreich. Bei einer Spannungs-Übertragung aus dem Feld, muss ich mich entscheiden, ob ich mich der Spannung entziehe, oder meine Resonanz nutze, um ihre Ursachen im System zu bearbeiten.

Viele Menschen neigen dazu, innere Anspruchskonflikte nach außen zu projizieren und Feldspannungen als eigene Konflikte zu verinnerlichen. Die saubere Sortierung fällt dabei leichter, wenn ich zu diesen Deutungen mit Dritten in reflexiven Austausch gehen kann.

Der Dreischritt lässt sich als Grundlage gelingender Selbstnavigation verallgemeinern: Was spüre ich? Was bedeutet das? Was mache ich damit? In der Navigation rauer Gewässer (die oft schnelle und beherzte Reaktionen erfordert), ist er dabei besonders relevant und besonders herausfordernd. Das Einüben der Progression – so das Fazit des Labors –  ist ein Akt, der sich nicht im Rahmen eines Trainings, sondern über eine längere Zeit im achtsamen und reflektierten Alltagshandeln vollzieht.

Die Sieben Muskeln der Selbstorganisation (7M)

bilden die Eckpunkte eines Trainingskonzeptes zur Stärkung individueller Fähigkeiten und Haltungen für die Arbeit in selbstorganisierten Teams. Im Januar Labor wurden die beiden Muskeln Selbstnavigation und Souveränität im Umgang mit Spannungen beleuchtet. Im kommenden 7M labor geht es um die Handlungsfähigkeit in Komplexität und um Alignment Ability.

Autor Andi Knoth

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Die sieben Muskeln der Selbstorganisation – Next Steps!

Die sieben Muskeln der Selbstorganisation – Next Steps!

Save the date für die SOCIUS labore am 11. Januar, 21. März und 16. Mai 2024

Wenn sich eins gezeigt hat in den Monaten, die wir nun schon an den Sieben Muskeln der Selbstorganisation laborieren, ist es dies: Die Idee hat eine Menge Potential. Und da Potential mitunter eine feine Ausrede dafür ist, nicht zu früh zu viel festzuklopfen, müssen wir uns selbst immer wieder auf die Schiene setzen. Es geht also weiter mit den 7 Muskeln, nicht zuletzt in einer Laborreihe von Januar bis Mai 2024. 

Was hat es auf sich mit den Muskeln?

Die Praxis der Selbstorganisation, die uns in unserer Arbeit viel umtreibt, erfordert nicht nur smarte Tools und Modelle, sondern auch und vor allem persönliche Skills und Haltungen. Für diese nutzen wir das Bild der Muskeln. Sie können verkürzt oder verkümmert sein, lassen sich aber individuell wie auch gemeinsam trainieren und aufbauen. Die Auswahl der aus unserer Sicht relevantesten persönlichen Qualitäten für die Praxis der Selbstorganisation haben wir wie folgt benannt:

  • Showing Up – Präsenz in geteilter Führung
  • Resonanz in Beziehungen
  • Selbstnavigation – Bewusstheit für den eigenen Innenraum
  • Kultivierung von Vertrauen
  • Systemischer Blick – Handlungsfähigkeit in Komplexität
  • Alignment Ability – Sensibilität für Impulsdynamik
  • Rough Waters – Souveränität im Umgang mit Spannungen

Das Training dieser Muskeln wird durch erfahrungsbasierte Team-Workshops angestoßen, die in der Regel etwa einen halben Tag dauern. Anhand individueller „Hausaufgaben“ entwickeln Teilnehmende daraufhin in ihrem Arbeitsalltag Schritt für Schritt neue Fähigkeiten und Routinen. Wo sinnvoll, gibt ihnen das 7 Muskeln Programm dazu auch konkrete Werkzeuge und Praktiken an die Hand. Ein solches Tool aus dem Alignment Modul ist das Impuls Pitchdeck.

Selbstorganisations-Tools: Das Impuls Pitchdeck

Selbstorganisation läuft nicht immer rund. Manchmal rumpelt es, Impulse und Commitments bleiben unklar oder überlagern sich. Im besten Fall lernen wir daraus, im schlechtesten, sind wir frustriert, ziehen uns zurück und die Dinge versanden. Das SOCIUS Impuls Pitchdeck ist ein Kartenset zum Einspeisen von Ideen und zur Aushandlung von Commitments in selbstorganisierten Teams. 

 Die Nutzung des Decks funktioniert so: Eine Person teilt ihren Vorschlag bzw. Entwicklungsimpuls und spielt dabei eine Karte aus, die bezeichnet, ob sie sich in diesem Zusammenhang einfache Rückendeckung, einzelne Mitstreitende oder sogar ein Commitment aller Beteiligten in der Runde wünscht. Die Teamkolleg:innen spielen daraufhin Karten aus, die anzeigen wie hoch sie das Potential der Idee und ihre aktuelle eigene Beteiligungsmöglichkeit einschätzen. Aus dem Abgleich der gelegten Karten ergibt sich ein schneller Eindruck, welche Resonanz und Chancen auf Realisierung der Impuls hat, und was es braucht, um ihn gut zu versorgen. Sobald sich über die Karten ein gemeinsames Vokabular und eine Rückmeldungsroutine schärft, braucht es u.U. das Tool selbst gar nicht mehr.

Neugierig geworden? Dann sprich uns an und werde „Pitchdeck Prototypen Tester:in“

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Die sieben Muskeln der Selbstorganisation – Next Steps!

Im Fitness-Studio der Selbstorganisation

Selbstorganisation gehört zu regenerativem Arbeiten wie Kurkuma und Chili in ein gutes Curry. Doch während Gewürze unproblematisch dosierbar sind, kann man den Grad der Selbstorganisation von Teams nicht nach Belieben hochschrauben. Zu Selbstorganisation gehören Strukturen und Fähigkeiten, die Organisationen, Teams und die Menschen in der Organisation einüben müssen.

Diese Fähigkeiten können trainiert werden.

SOCIUS hat sieben Kernkompetenzen identifiziert, über die selbstorganisierte Teams verfügen müssen, und mit den Sieben Muskeln der Selbstorganisation ein erfahrungsbasiertes Trainingsprogramm entworfen, an dem wir ständig feilen und es gemeinsam mit unseren Kund:innen weiterentwickeln.

Eine dieser Gelegenheiten bot sich uns Anfang Mai in unserem SOCIUS labor zu den Sieben Muskeln der Selbstorganisation:

  • Kultivierung von Vertrauen.
  • Showing up: Präsenz (im Führen und Folgen)
  • Selbstnavigation.
  • Souveränität in rauen Gewässern.
  • Resonanz in Beziehungen.
  • Bewusstheit für lebende Systeme.
  • Einbindung im Groove.

Zunächst identifizierten die Teilnehmenden, welcher Muskel bei ihnen schon besonders gut ausgeprägt ist und welcher Muskel noch besonders trainiert werden sollte.

Gemeinsam haben wir dann unser Fitnesstool für „Showing up – Präsenz im Führen und Folgen“ getestet und verfeinert. Für Selbstorganisation ist es wichtig, dass jede Person selbstverständlicher Teil des Ganzen ist, sich in ihren Bedürfnissen, ihrem Wollen und ihrem Beitrag zeigt und auch bereit ist, den Impulsen anderer zu folgen. Showing up ist die Fähigkeit, innere und äußere Impulse wahrzunehmen und bewusste Entscheidungen zu treffen, welchen Impulsen wir folgen.

Bei dem diesbezüglichen Trainingstool handelt es sich um eine Übung in drei Schritten:

Schritt 1: Individuelle Reflexion und gegenseitiges Interview. Für was sind wir die Quelle? Unter Quelle (Source) verstehen wir dabei etwas, das wir ins Leben gebracht haben, etwas, das es ohne uns nicht geben würde (angelehnt an Peter König). Daraus leiteten wir ab, was uns im Leben besonders wichtig ist, etwas, für das wir stehen. Am Ende kondensierten sich Sätze wie „Ich bringe Lebensfreude in die Welt“, „Ich stehe dafür, sich dem Leben zu öffnen“ oder „Ich bringe Menschen zusammen“.

Im Schritt 2 ging es darum, diese Aussagen zu verkörpern, sich auf ein Podest vor die anderen Personen zu stellen und einzuüben, uns mit dem, was uns wichtig ist, unerschrocken zu zeigen.

Im Schritt 3 gaben die anderen Personen Resonanz und teilten, was sie erlebt haben.

Wir waren selbst erstaunt, wie schnell und tief die Übung die innersten Überzeugungen der Menschen berührt hat. Was als spielerischer Impuls gedacht war, entwickelte sich rasch zu tiefgreifenden Gesprächen, in denen wir uns dem Kern unseres Wollens in der Welt näherten. So kamen wir alle berührt und bereichert aus der Übung.

Gleichzeitig bot sich aber auch die Gelegenheit, an der Übung weiter zu feilen. Zwei Impulse waren:

Der erste betraf die Rolle der interviewenden Person in Schritt Eins: Sie war angehalten, nicht in vorschnelles „Ja, ich verstehe dich“ abzutauchen, sondern einen Zustand der unwissenden Neugier aufrechtzuerhalten, die immer wieder Fragen stellt, wie: „Das verstehe ich noch nicht ganz, kannst du das nochmal erläutern.“ Der erwünschte Effekt, dass sich durch diese Art des Fragens die interviewte Person immer weiter exploriert, wurde nicht erreicht und die meisten Gesprächspaare wichen daher von der vorgeschlagenen Formatierung ab.

Der zweite Impuls zur Weiterentwicklung betrifft die Rückmeldung der Gruppe nach der Showing-Up Übung. Auch wenn sie stets positiv waren, fühlten sie sich mitunter nach Lob und Bewertung an. Alternativen hierzu sind vielleicht ein ritualisiertes Bezeugen, wie „Ich sehe dich“ oder im Anschluss an die Übung erneut mit der Person in Resonanz zu gehen, mit der das Interview in Schritt 1 geführt wurde. Wir werden weiter feilen.

Wenn ihr beim nächsten Muskel dabei sein wollt, lest aufmerksam den SOCIUS brief. Es wird weitere Muskellabore geben.

In diesem Sinne: Bleibt dran, wir sehen uns im Fitnessstudio!

Ralph Piotrowski und Andreas Knoth waren diesmal die Fitnesstrainer im Labor. Trainiert werden, kann aber mit dem gesamten SOCIUS Team.

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KI selbstbestimmt nutzen

KI selbstbestimmt nutzen

Burkhard Pahl und Ralph Piotrowski haben ebenfalls im Mai zu einem weiteren SOCIUS labor eingeladen, indem wir einen Überblick über die aktuelle Landschaft der Künstlichen Intelligenzen gegeben haben und gemeinsam mit den Teilnehmenden die Möglichkeiten und Herausforderungen von KI erforschten.

Setz die Schutzbrille auf, mach’ dich bereit. Hier kommen die wesentlichen Erkenntnisse aus dem KI Labor:

KI als Chance für NGOs – Vertrauen wird die neue Währung

Die Zeiten digitalbasierter Verifikationsmechanismen sind bald vorüber. Vielleicht in diesem Jahr oder vielleicht auch erst im nächsten. Aber selbst Expert:innen könnten bald nicht mehr in der Lage sein „deep fakes“ zu erkennen und beispielsweise einzuschätzen, ob bei einem Film etwas real passiertes abgelichtet wurde oder ob dieser mit wenigen Befehlen an und von Computern generiert wurde. Es braucht wenig Phantasie, um sich die Auswirkungen vorzustellen. Nicht nur für Post-Ident Verfahren, Fotos in Zeitungsberichten, „neu entdeckte“ Filme aus vermeintlich historischen Archiven oder wenn der Enkeltrick über einen Zoomcall erfolgt, bei dem wir computergenerierte Bilder in unserer Aufregung nicht mehr von unseren Liebsten unterscheiden vermögen. Im digitalen Raum werden wir unseren Augen und Ohren nicht mehr trauen können.
Das Szenario, in dem Vertrauen eine neue zentrale Rolle bekommen wird, scheint daher plausibel: Zukünftig können wir nicht mehr auf das Medium vertrauen und unsere Fähigkeit, die Qualität des Materials einzuschätzen, zukünftig werden wir vor allem den Absender:innen vertrauen müssen. Und hier kommen NGOs ins Spiel, insbesondere diejenigen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten gesellschaftliches Vertrauen erarbeitet haben. Wir werden zwar nicht sicher sein können, ob sich ein Anschlag oder Erdbeben wirklich ereignet hat – aber wenn auch etwa “Ärzte ohne Grenzen” davon berichtet, wird es keinen Grund geben daran zu zweifeln. Durch ihr Vertrauenskapital werden sich für NGOs die Möglichkeit auftun eine neue gesellschaftliche Relevanz zu entfalten.

Umgang mit der dunklen Seite von KI

Zum Nutzen von KI kommen wir gleich. Sie bieten phänomenale Möglichkeiten. Eine Herausforderung besteht allerdings darin, KIs selbstbestimmt zu nutzen und sie auf eine Art ein- und aufzusetzen, die der Gesellschaft dient. Und hier gibt es viele Stolpersteine und Alternativszenarien, die Kopfschmerzen bereiten können:

  • Zum einen bringt die KI-Wirtschaft die Probleme unserer herkömmlichen Art des Wirtschaftens mit sich: Seien es Arbeitsbedingungen im globalen Süden (von Menschen, die der KI im Hintergrund zur Hand gehen) oder der immense Strom- und Ressourcenverbrauch, der mit KI einhergeht.
  • Zum anderen gibt es neue Formen gesellschaftlicher Herausforderungen. Wir werden der KI alle möglichen Dinge aus unserem Leben anvertrauen, oftmals nicht in dem Bewusstsein, dass wir gerade unsere intimsten Gedanken in die Datenbanken privatwirtschaftlicher Unternehmen einspeisen. Der Grat zwischen Nutzen oder Ausnutzen ist hier erkennbar schmal.
  • Der Umgang mit KI wirkt sich auf individueller Ebene auf unser Selbstbild aus. Schaffen wir es KI so einzusetzen, dass sie unsere Selbstwirksamkeit erhöht und wir sie selbstbestimmt nutzen? Oder werden wir uns permanent unterlegen fühlen – oder noch schlimmer – unterlegen sein und manipuliert werden, ohne es zu merken? Ein entscheidender Vorteil der KI liegt in ihrer Fähigkeit, eine große Anzahl von Antwortpermutationen zu generieren. Durch das Durchspielen verschiedener Szenarien kann die KI diejenige Antwort identifizieren, die mit höchster Wahrscheinlichkeit die gewünschten Effekte erzielen – z.B. den potenziellen Kund:innen zum Kauf eines Produktes zu animieren und gleichzeitig den Käufer:innen das Gefühl zu geben, selbstbestimmt gehandelt zu haben.

Selbstbestimmter Umgang mit KI wird eine neue Kernkompetenz in der zukünftigen Gesellschaft sein. KI wird die individuellen Möglichkeiten von Menschen, sich in die Gesellschaft kreativ einzubringen, exponentiell erhöhen. Die Gefahr, dass KIs dazu genutzt werden, aus Menschen eine Herde eher passiver Konsumenten:innen zu machen, ist aber ebenso real.

Die Verheißung und der Nutzen

Der wahre Nutzen von KI zeichnet sich gerade erst am Horizont ab. Die heutigen KI-Anwendungen sind oftmals noch wie das erste iPhone. Das Potential war deutlich erkennbar, aber die Bedienung hakte, es gab keine Apps und der Akku war nach einigen Stunden leer. Aber der erste Schritt ist gemacht, wir befinden uns bei KI in der Phase der iterativen Verbesserung und diese geht vermutlich wesentlich schneller als gedacht.

Und schon jetzt gibt es, Einsatzmöglichkeiten, die unsere tägliche Arbeit wesentlich vereinfachen:

  • Eine KI wie ChatGPT vermag uns sprachübergreifend bei jeglicher Form der Texterstellung zu unterstützen und wird zunehmend in andere Programme wie Emailclients oder Textverarbeitungsprogramme wie Word automatisch integriert.
  • Eine KI kann programmieren oder von uns erstellen Programmcodes korrigieren und optimieren.
  • KIs können uns unterstützen, Bücher zu schreiben. Sie schlagen ein Inhaltsverzeichnis vor – und auch wenn die Erstellung eines ganzen Buches noch nicht automatisch erfolgt, kann man die einzelnen Kapitel und Absätze durch Nachfragen erstellen lassen.
  • KI hilft uns bei der kreativen Gestaltung. Sie erzeugen Bilder, Videos, 3D-Ansichten. In Kürze müssen wir nicht mehr lernen, wie komplexe Programme wie Photoshop zu bedienen sind, sondern können dem Computer direkt anweisen, was er wie verändern soll bzw. wählen nur noch aus den Vorschlägen der KI aus.
  • KI hat das Potential, das erste tatsächlich funktionierende Wissensmanagement Tool einer Organisation zu werden. Wenn die organisationseigene KI mit dem spezifischen Datensatz der Organisation gespeist wird (fine tuning), könnte sie automatisch Vorlagen und Best Practices identifizieren, diese uns während unseres Arbeitsprozesses vorschlagen und bei Bedarf die entsprechende Vorlage auch gleich ausfüllen. Schon jetzt kann man mit KI z.B. sehr überzeugende Angebote für die unterschiedlichsten Dienstleistungen schreiben. Diese sind jedoch noch generisch und nicht auf die Organisation angepasst.

Diese Anwendungen und noch viel mehr sind jetzt schon möglich. Wie wir diese Möglichkeiten am besten in unseren Arbeitsalltag integrieren, werden wir in zukünftigen Laboren eruieren.

Szenarien: Wo geht die Reise nun hin?

Ganz ehrlich? Niemand weiß es genau. Es gibt sehr gute Argumente, dass wir gerade am Anfang einer sich in sich beschleunigenden Revolution stehen. Und sehr gute Argumente, warum das eben nicht so ist. Warten wir es ab und behalten unterschiedliche Entwicklungen im Auge. Fakt ist: Bisher wurde die Geschwindigkeit der Entwicklung von den meisten Menschen im KI Feld dramatisch unterschätzt. Andererseits gab es auch einen großen Hype um autonomes Fahren, der zumindest vorerst etwas desillusioniert abgeklungen ist.

Wenn du Interesse an unseren zukünftigen KI Laboren und Crashkursen hast, schreibe eine kurze Mail an info@socius.de und wir laden dich persönlich ein.

Ralph Piotrowski und Burkhard Pahl versuchen in ihrem Arbeitsalltag praxistaugliche Anwendungen von KI zu finden, einen selsbtbestimmten Umgang mit KI einzuüben und dabei auch die gesellschaftlichen Auswirkungen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Meldet euch zum SOCIUS brief an, wenn ihr zusammen mit uns die Möglichkeiten von KI weiter erforschen wollt.

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Selbstführung und berufliches Ärger-Management

Selbstführung und berufliches Ärger-Management

Künstliche Intelligenz meets Psychologie

Den Karren gegen die Wand fahren, sich selbst das Grab schaufeln, die Sprache kennt viele Metaphern dafür, wie wir Opfer unserer eigenen Verhaltensmuster werden. Oftmals ist der emotionale Treibstoff dieser Muster unser Ärger. Wir ärgern uns über die vermeintliche Inkompetenz unserer Kolleg:innen, Mitarbeitenden oder Vorgesetzten. Wir fühlen uns ignoriert oder befürchten, nicht die Anerkennung zu bekommen, die uns zusteht. 

Meist weiß ein Teil von uns, wie wenig dienlich dieser Ärger ist. Gerne wären wir emotional unabhängiger. Doch es will uns nicht gelingen. Selbst wenn wir uns immer wieder vornehmen, gelassener zu werden und neugierig zu bleiben, gewinnt die Empörung die Oberhand. Der Ärger platzt in uns auf wie eine Wasserbombe, die an einer Hauswand zerbirst. Und hat sich dieser Ärger erst einmal voll entfaltet, scheint er uns zu beherrschen. 

Credit: Dieses Bild wurde von der künstlichen Intelligenz DALL·E 2 für diesen Artikel generiert.

Uns Menschen fällt es schwer, in diesen Situationen das Steuer in der Hand zu behalten. Was also tun? Vielleicht naht Rettung ja von Seiten der generativen künstlichen Intelligenzen, die aktuell die Welt begeistern beziehungsweise tief verunsichern – je nach Blickrichtung. Fragen wir also Chat GTP.

Gedacht, getan: Ich frage Chat GTP Folgendes: „Ich ärgere mich auf Arbeit oft über meine Kolleg:innen. Und wenn ich mich ärgere, sage und mache ich Dinge, über die ich mich später noch mehr ärgere. Was kann ich tun, um gelassener zu werden und angemessener reagieren zu können?

Chat GTP antwortet unverzüglich:

Es ist normal, dass man sich manchmal über Kollegen aufregt, aber es ist wichtig, dass Sie lernen, Ihre Reaktionen zu kontrollieren, um professionell zu bleiben und keine unangemessenen Verhaltensweisen an den Tag zu legen. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen können:

  • Tief durchatmen: Wenn Sie merken, dass Sie sich ärgerlich oder frustriert fühlen, nehmen Sie sich eine kurze Pause und atmen Sie tief durch. Versuchen Sie, Ihre Gedanken zu beruhigen und sich zu entspannen, bevor Sie reagieren.
  • Reflektieren Sie Ihre Gedanken und Gefühle: Fragen Sie sich, was genau Sie verärgert hat und warum. Versuchen Sie, Ihre eigenen Emotionen und die Gründe für Ihre Reaktionen zu verstehen.
  • Überlegen Sie, wie Sie reagieren möchten: Statt impulsiv zu handeln, überlegen Sie sich, wie Sie angemessen auf die Situation reagieren können. Bedenken Sie, dass Sie sich in einer professionellen Umgebung befinden und versuchen Sie, respektvoll und sachlich zu bleiben.
  • Kommunizieren Sie auf eine konstruktive Art und Weise: Wenn Sie mit jemandem sprechen müssen, um die Situation zu klären, tun Sie dies in einer höflichen und konstruktiven Art und Weise. Versuchen Sie, Ihre Bedenken ruhig und klar zu äußern und hören Sie auch aktiv zu, was der andere zu sagen hat.
  • Suchen Sie nach einer Lösung: Versuchen Sie, gemeinsam mit Ihren Kollegen eine Lösung zu finden, anstatt sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben. Wenn Sie sich zusammen auf eine Lösung konzentrieren, können Sie eine bessere Arbeitsbeziehung aufbauen.

Letztendlich geht es darum, die Kontrolle über Ihre Emotionen zu behalten und respektvoll zu bleiben. Mit der Zeit werden Sie feststellen, dass es einfacher wird, auf eine angemessene Art und Weise zu reagieren und konstruktive Beziehungen zu Ihren Kollegen aufzubauen.

Hmm, nun ja, ganz nett, wusste ich aber schon und genau das, was die KI empfiehlt, fällt mir ja gerade so schwer. Ich hake also nach: „Aber wie behalte ich die Kontrolle über meine Emotionen? Genau das fällt mir ja gerade nicht leicht. Ich will doch auf eine konstruktive Art und Weise kommunizieren. Nur gelingt es mir nicht immer.“ Und Chat GTP antwortet ganz einfühlsam:

Das ist verständlich. Es kann schwierig sein, unsere Emotionen zu kontrollieren, besonders wenn wir frustriert oder verärgert sind. Hier sind einige weitere Tipps, die Ihnen helfen können, Ihre Emotionen zu kontrollieren:

  • Üben Sie Achtsamkeit: Durch Achtsamkeitsübungen wie Meditation oder Atemübungen können Sie lernen, im Moment zu bleiben und Ihre Gedanken und Emotionen zu beobachten, ohne auf sie zu reagieren. Dies kann helfen, Sie ruhiger und gelassener zu machen.
  • Reframing: Versuchen Sie, die Situation aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Überlegen Sie, wie eine neutralere Person die Situation sehen würde und welche Handlungsoptionen sich aus dieser Perspektive ergeben.
  • Benennen Sie Ihre Emotionen: Wenn Sie sich aufgeregt oder wütend fühlen, benennen Sie Ihre Emotionen. Zum Beispiel könnten Sie sagen: „Ich fühle mich frustriert“, anstatt zu sagen oder zu tun, was Ihre Emotionen verstärkt.
  • Nehmen Sie sich Zeit: Nehmen Sie sich etwas Zeit, um sich zu beruhigen, bevor Sie reagieren. Gehen Sie eine Runde spazieren oder machen Sie eine Pause, bevor Sie auf die Situation reagieren. Wenn Sie sich wieder beruhigt haben, können Sie besser auf die Situation eingehen.
  • Visualisieren Sie eine positive Reaktion: Stellen Sie sich vor, wie Sie in einer ähnlichen Situation auf eine konstruktive Art und Weise reagieren. Visualisieren Sie, wie Sie ruhig und sachlich bleiben und wie Sie eine Lösung für das Problem finden.

Letztendlich geht es darum, Ihre Emotionen zu erkennen, sich Zeit zu nehmen, um sich zu beruhigen, und dann bewusst zu entscheiden, wie Sie auf die Situation reagieren möchten. Wenn Sie diese Techniken regelmäßig üben, werden Sie mit der Zeit in der Lage sein, Ihre Emotionen besser zu kontrollieren und auf eine konstruktive Art und Weise zu kommunizieren.

Das geht doch jetzt schon in eine konkretere Richtung mit umsetzbaren Tipps, wunderbar. Und als erster Ansatzpunkt gar nicht übel. Wenn ich diese Tipps mit meinen Erfahrungen beim Coaching mit Führungskräften, meiner psychotherapeutischen Praxis und nicht zuletzt meiner inneren Erlebenswelt abgleiche, springen mir vor allem die Worte „anstatt zu sagen oder zu tun, was Ihre Emotionen verstärkt“ ins Auge. 

Eine der Kernfähigkeiten bei Selbstführung ist, das Anbahnen der Emotionen wahrzunehmen, die eigenen Impulse und Handlungstendenzen abzuwägen und rechtzeitig entscheiden zu können, in welche Richtung die emotionale Fahrt Schwung aufnehmen soll. Denn nicht die äußeren Umstände, sondern unsere inneren Verarbeitungsprozesse bestimmen unsere Emotionen. Und wenn die emotionale Wasserbombe des Ärgers schon geplatzt ist, ist es wesentlich aufwendiger sich zu regulieren, als bereits die ersten Spannungen wahrzunehmen, diese ernst zu nehmen und sie in konstruktivere Bahnen zu lenken. Denn Emotionen sind meist selbstgemacht, selbst wenn sie sich nicht so anfühlen. Einer der hilfreichsten Tipps für Selbstführung ist meines Erachtens deshalb:

 

 

Ralphs Schwerpunkt ist es, mit Menschen Meta-Kompetenzen wie Selbstnavigation zu entwickeln. Diese Kompetenzen erweitern die eigene Handlungsfähigkeit und stärken die Wirksamkeit von selbstorganisierten Teams.

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Selbstorganisation in der Praxis – das Rollenboard

Selbstorganisation in der Praxis – das Rollenboard

Selbstorganisation ist bekanntlich ein Prozess und kein Modell von der Stange. Umso schöner, dass es Tools und Formate gibt, die selbstorganisiertes Arbeiten in Teams griffig und erlebbar machen. Das Rollenboard sticht hier hervor: es bietet als Mischung aus kollektiver To Do Liste und fluidem Organigramm einen Rahmen zur dynamischen Verteilung von Verantwortlichkeiten. Für uns bei SOCIUS ist es nicht nur fester Teil des Beratungsrepertoires, sondern seit rund drei Jahren als Tool und Praktik treuer Begleiter auf unserer eigenen Reise zur Selbstorganisation. Warum also dieses schöne Tool nicht einmal in die Mitte legen und mit Gleichgesinnten daran laborieren?

Den Reagenzraum halten diesmal Ralph Piotrowski und Andreas Knoth. Das Interesse am Thema ist groß – innerhalb von Minuten nach der ersten Ankündigung trudeln Anmeldungen ein: Viele in der Runde haben eigene Erfahrungen in der Arbeit mit Rollenboards, andere wollen herausfinden, ob es etwas für sie ist. Irgendetwas Darunterliegendes fühlt sich sehr verbunden an – vielleicht die gemeinsame Haltung zum geteilten Verantwortung. Bei 25 Personen ziehen wir den Strich – im virtuellen geht ja eigentlich mehr, aber jenseits der 5×5 Bildkacheln, die auf eine Zoom Seite passen, ist eine kritische Grenze virtueller Gruppendynamik überschritten: Wir möchten in den Laboren gerne gewährleisten, dass wir uns zumindest alle in die Augen schauen können.

Am Anfang stehen wie oft in den Laboren Fragen aus der Runde: 

  • Wie können wir in einer wachsenden Organisation mehr Klarheit und Verantwortung bekommen?
  • Wie motiviere ich Menschen, die schon sehr lange in anderen Fahrwassern arbeiten und wie gebe ich Verantwortung ab?
  • Wie können wir als Team die Potentiale von Selbstorganisation und eigenem Gestaltungsspielraum nutzen und dennoch Verantwortung da klar verorten und einfordern, wo sie „hingehört“.

Am größten ist das Cluster an Fragen zu Übergängen: Wie kommen wir von hier nach da? Und wie verhindern wir dass der Stein wieder zurückrollt? 

Wir folgen Ralph in die Rahmung von Selbstorganisation im Zusammenfließen der Diskurse um Complex Systems Theory, Soziokratie/Holokratie , Reinventing Organisations und Agilität. In allen Kontexten schwenkt das Scheinwerferlicht letztendlich von der Struktur zur Haltung: Mit dem Wegfall äußerer Regulierung braucht es inneres Gerüst und Rüstzeug.  Hier winkt die Erkenntnis, dass das Rollenboard nicht nur Werkzeug, sondern auch Übungsraum ist – ein  Trimm-Dich-Pfad, auf dem die Mühen der Selbstorganisation spürbar und die entsprechenden „Muskeln“ nach und nach in der Praxis gestärkt werden: (Selbst)Verantwortung, Ownership & Agency, Loslassen & Vertrauen, Selbstregulierung, Transparenz sowie Feedback und Kontakt. Die Einführung des Rollenboards markiert schließlich oft einen Kultur- und Musterwechsel. 

Andreas gibt einen Blick in die Praxis von SOCIUS: Wie funktioniert das „Rollenboard“ überhaupt bei uns? Und – noch davor: Wie ist in diesem Zusammenhang das Konzept der „Rolle“ definiert? Eine Rolle ist eine temporäre Funktion einer Person im Organisationsgeschehen. Sie wird beschrieben durch ein Set von Zusammengehörenden Aufgaben (tasks:  „Was ist zu tun?“), Befugnissen (authority: Was kann eigenständig entschieden werden?) und Verantwortlichkeiten (accountabilities: Was soll erreicht/ abgeliefert werden?).  

Das Board bildet diese Funktionen (entweder analog oder digital – etwa auf Trello) in einer Reihe von „Schwimmbahnen“ ab: Jedes Teammitglied hat eine eigene Bahn, auf der seine langfristigen/wiederkehrenden und einmaligen Aufgaben als Kärtchen repräsentiert sind.  Je nach Spielart werden dabei nur Gemeinschaftsaufgaben oder alle Rollen-Verantwortlichkeiten der Person abgebildet. (Noch) nicht vergebene Aufgaben sind in einer eigenen Bahn gesammelt und werden von dort verteilt. Erledigte Aufgaben werden feierlich in den Müll-Eimer überführt. Zu jeder Rollenkarte entsteht im Idealfall eine kurze Gebrauchsanweisung mit den wichtigsten Informationen zur erfolgreichen Ausführung der Rolle.

Die kollektive Praxis des Rollenboards spielt sich in den regelmäßigen Reviews ab  – kurze Runden im Rahmen von Teamsitzungen, auf denen Reibungen und Absprachenbedarfe zu den einzelnen Rollen geklärt werden. 

Soweit so gut? Wer mehr wissen will, kann sich einlesen in der neuen SOCIUS Reihe New Work Essentials – einem kleinen Kanon von Tutorials, der es Organisationen und Teams ermöglicht, eigenständig in Richtung Selbstorganisation zu reisen.  https://newwork.socius.de/

Wer Interesse an einer Fortführung oder Wiederauflage des Labors hat, der melde sich unter fortbildung@socius.de! Bei ausreichender Nachfrage legen wir das Labor gerne wieder auf.

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New Work Essentials

New Work Essentials

Die New Work Essentials zeigen sich am Horizont!

Für alle, die sich mehr Selbstorganisation und Eigenverantwortung in ihrem Team wünschen.

Mit den New Work Essentials startet SOCIUS einen kleinen Kanon von Tutorials, der es Organisationen und Teams ermöglicht, eigenständig in Richtung Selbstorganisation zu reisen. Zudem können die einzelnen Module Organisationsentwicklungsprozesse unterstützen, indem sie asynchrones Lernen ermöglichen. Teamtage können effizienter gestaltet werden, indem mehr Zeit für gemeinsamen Austausch zu Verfügung steht und kollektive Wissens-Inputs ins Vorfeld verlagert werden. Und natürlich stehen die Kurse auch einzelnen Personen offen, die sich im Bereich Selbstorganisation fit machen und ihre professionellen Fähigkeiten ausweiten wollen.

Mit dem Ganzen experimentieren wir noch etwas. Was ihr sehen werdet, ist ein erster Prototyp. Weder haben wir uns für eine Preisstruktur entschieden, noch ist das Tutorial bereits mit allen Videos angereichert. Ihr erhaltet eine kostenlose Preview  unseres Work-in-Progress und wenn ihr euch erkenntlich zeigen möchtet, freuen wir uns sehr über – gerne auch kritische – Rückmeldungen.

 Was hat euch gefallen? Ist der Kurs übersichtlich? Was hat euch gefehlt? Am einfachsten an piotrowski@socius.de oder kriesel@socius.de.

Die Hauptseite der New Work Essentials lautet:

https://newwork.socius.de/

Die einzelnen Tutorials finden sich auf Unterseiten. Das Rollenboard Tutorial aktuell unter: https://newwork.socius.de/courses/rollenboard-tutorial/

 

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SOCIUS Fundstück – empathy@work

SOCIUS Fundstück – empathy@work

Manchmal will gut Ding Weile haben und es dauert bis wir es schaffen, Euch an unseren Gedanken und unserer Arbeit teilhaben zu lassen.

Gerade sind uns zwei SOCIUS Fundstücke wieder begegnet, die schon seit Jahren auf ihre Veröffentlichung warten.

 

Ralph Piotrowski hat 2016 einen Vortrag zum Thema „Professionelle Nähe“ vor Mitarbeitenden einer Wohlfahrtsorganisation gehalten, den wir nun endlich als Audiodatei veröffentlichen. Er stellt darin unseren Führungskompass vor und erklärt warum es wichtig ist, sich auch in Arbeitskontexten emotional und verletzlich zu zeigen.

 

 

 

 

 

Schon 2015 hat Hendrike Schoof ihre Masterarbeit zum Thema „Gewaltfreie Kommunikation am Arbeitsplatz“ geschrieben. Im Zuge dessen hat sie Nicola Kriesel zu ihren Erfahrungen in der Praxis interviewt, sie nach Herausforderungen in Organisationen gefragt und wie sie mit Führungskräften mit gewaltfreier Kommunikation arbeitet.

 

 

 

SOCIUS Kaminabend mit Dami Charf

SOCIUS Kaminabend mit Dami Charf

Unsere Kaminabende bei SOCIUS sind feine Runden, die intime Einblick in die persönliche und professionelle Entwicklung von Menschen, die uns beeindruckt haben, gewähren. Am Montag, den 2. Dezember 2019 besuchte uns Dami Charf, die seit über 20 Jahren mit körperorientierte Psychotherapie arbeitet, sich intensiv mit Trauma beschäftigt, ihre eigene Methode der somatischen-emotionalen Integration – SEI© entwickelte und eine äußerst erfolgreiche Ausbildungs- und Selbsthilfe Plattform zur Heilung von Trauma betreibt (www.traumaheilung.de). Letztes Jahr erschien ihr Buch „Auch alte Wunden können heilen“, welches es auf Anhieb in die Spiegelbestsellerliste schaffte.

Eingeladen wurde Dami von unserer Kollegin Nicola Kriesel – die auf ihre wunderbar authentische Art durch den Kaminabend führte. Vor 28 Jahren besuchte Nicola ihren ersten Kurs bei Dami, bei dem es damals darum ging, wie Frauen für sich einstehen können: Selbstverteidigung war das Thema, recht handfest mit Wendo – den „Weg der Frauen“. Diese Kampfkunst zeigt effektive Möglichkeiten der Selbstbehauptung und Selbstverteidigung auf. Damis Arbeit blieb körperbezogen und ihr eigener Weg führte sie in die Welt der körperorientierten Psychotherapie, auf dem sie sich auf Traumaheilung spezialisierte. Und über zwanzig Jahre später schrieb sich Nicola wieder bei einem Kurs von Dami ein. Diesmal in Damis Ausbildung zur SEI Traumatherapeutin. Auch zwischendurch hatten die beiden immer mal wieder Kontakt.

Traumata – so Dami Charfs Überzeugung – liegen den meisten psychischen Krankheiten zugrunde. Trauma beeinträchtigt unsere grundlegenden Regulierungsfähigkeit, erschwert den Prozess der Homöostase, also die Fähigkeit unseres Organismus in den Gleichgewichtszustand zu kommen. Das Merkmal einer gesunden Selbstregulation ist der fluide Wechsel zwischen unterschiedlichen emotionalen und physiologischen Zuständen.

Traumatisierten Personen fällt dieser Wechsel nicht leicht. Sie erleben ihre Umwelt schnell als bedrohlich und der Körper verharrt in einem permanenten Zustand der Unter- oder Überregulierung. In dieser Schutzhaltung fällt Öffnung – und damit Verletzlichkeit – schwer. Wir bleiben verschlossen und erfahren uns mit der Welt wenig verbunden. Erst wenn wir Vertrauen entwickeln uns schützen oder mit unvermeidlichen Schmerzen umgehen zu können, fällt es uns leichter uns zu öffnen und Nähe und Verbundenheit zu lassen zu können.

Dami Charf besitzt die große Fähigkeit Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen, und diese so zu benennen, dass sich neue Perspektiven eröffnen: Wie entstehen beispielsweise Gefühle und wie unschuldig – oder eben gerade nicht – sind unsere Gedanken? Im Alltag unserer Gesellschaft erleben wir Gefühle häufig als etwas, von außen Gemachtes. Im Sinne von: „Ich fühle mich schlecht, weil du nicht freundlich zu mir warst.“ Viele Methoden und Haltungen wie z. B. die Gewaltfreie Kommunikation legen nahe, dass Gefühle als etwas selbst Gemachtes zu verstehen seien: „Ich fühle mich, weil ich denke, dass…“. Verfechter*innen dieser Methoden weisen gerne darauf hin, dass man selber für seine Gefühle verantwortlich ist. Das klingt irgendwie gut, hinterlässt aber auch schnell den Eindruck, mal wieder versagt zu haben, wenn die eigene Regulation der Gefühle nicht wie gewünscht gelingt. Dami legt hier einen etwas anderen Schwerpunkt. Ihre Überzeugung ist: Emotionale Ansteckung ist natürlich und wir übernehmen automatisch Gefühle, die uns unsere Umwelt nahelegt. Dieser Mechanismus ist menschlich und evolutionär bedingt. Nicht bestimmte Gefühle zu vermeiden wird damit zum Ziel, sondern vor allem mitzubekommen, wenn Gefühle auf uns überspringen, die nicht primär unsere eigenen sind. Sobald wir diese Gefühlsübertragungen mitbekommen agieren wir diese Gefühle auch weniger aus und können sie besser modulieren.

Hilfreich ist auch ihre Sicht auf Empathie. Sie beschreibt Empathie als die Fähigkeit andere Menschen wahrzunehmen, ohne den Impuls zu verspüren, das Erlebte persönlich zu nehmen. „Ich fühle, was in dir ist, ohne es in Bezug auf mich selber zu setzen.“ In diesem Zustand sind wir sensibel für das Erleben des anderen. Dies ist übrigens eine ganz andere Sache als sensibel auf das zu reagieren, was uns in der Welt entgegentritt. Letzteres passiert insbesondere dann, wenn unser Nervengerüst durch traumatische Erfahrung ständig darauf getrimmt ist, die Umwelt nach potentiellen Gefahren abzuscannen.

Die Erzählungen von Dami Charf waren sehr persönlich. Die Beschreibung ihres Weges, ihre eigenen Schwierigkeiten, und ihre Einsicht, dass auch sie sich insbesondere dafür interessiert und das lehrt, was ihr ursprünglich selber schwergefallen ist. Sie berichte von ihrer Öffnung zu mehr Verletzlichkeit und Verbundenheit mit so einer Energie, dass wir am Ende alle erstaunt waren, wie schnell zwei Stunden verstreichen können.

 

 

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