
oe-tag 2025 in Halle/Saale
13. Juni 2025, 9:30 - 18:30
€195

35 Jahre nach dem Mauerfall trägt die deutsche Wiedervereinigung viele Gesichter. Manche sind sichtbar – in Zahlen, Strukturen, Privilegien. Andere liegen verborgen in Biografien, Haltungen, Sprachmustern. Und wieder andere zeigen sich erst im feinen Moment des Nichtverstehens oder der Irritation im beruflichen Alltag.
In Organisationen begegnen wir diesen Erfahrungen häufig: als unausgesprochene Unterschiede in Führungsstilen, als Spannungen in Teams, als stille Fragen nach Zugehörigkeit, Gesehenwerden oder Macht.
Was bedeutet es, mit einer Ost- oder Westbiografie durch die Welt und durch Organisationen zu gehen? Welche Spuren haben Brüche, Transformationen und unterschiedliche Startbedingungen hinterlassen – in unserem Selbstbild, in unseren Kommunikationsformen, in dem, was als „normal“ gilt?

oe-tag 2025
Der oe-tag 2025 lädt ein zu einer gemeinsamen Spurensuche:
🌿 Ein Tag, an dem persönliche Geschichten Raum bekommen.
🎧 Ein Tag, um feinen Unterschieden nachzuspüren – oder um Verbindungen zu entdecken, wo wir mit Unterschieden gerechnet haben
🧭 Ein Tag, an dem wir der Komplexität von Herkunft, Zugehörigkeit und Wandel mit Offenheit und Respekt begegnen.
Gemeinsam erkunden wir, was es braucht, damit Organisationen zu Orten werden, an denen Verschiedenheit nicht trennt, sondern verbindet. Und was wir – aus der Vielfalt ost- und westdeutscher Erfahrungen – für die Zukunft eines solidarischen Miteinanders lernen können.
Workshops
Diese Rubrik wird in den nächsten Tagen und Wochen stetig wachsen – es lohnt sich immer mal wieder vorbei zu schauen.
„Generation Z(ukunft) Ost – Neue Perspektiven auf ostdeutsche Identitäten“
Wie erleben junge Menschen Ostdeutschland heute?
In diesem Workshop richten wir den Blick auf die Perspektiven der Generation Z: Welche Erfahrungen prägen sie? Warum rücken Fragen nach Herkunft, Identität und Zugehörigkeit wieder in den Fokus?
Gemeinsam öffnen wir einen Raum für Austausch über Generationen hinweg – und schaffen Verbindung zwischen verschiedenen ostdeutschen Lebensrealitäten und Selbstverständnissen.

Lisa Trebs
Lisa Trebs (*1997) geboren und aufgewachsen südlich von Leipzig, wohnt heute in Bonn. Sie studierte Kulturwissenschaften und Internationale Politik (BA) sowie Entwicklungsstudien (MA) in Dänemark, Frankreich, Südkorea und Großbritannien. Ihre ostdeutsche Identität hat sie erst durch Erfahrungen außerhalb des Ostens entdeckt und daraus den Wunsch entwickelt, andere Perspektiven auf den Osten zu prägen. Gemeinsam mit Vanessa Beyer hat sie „(K)Einheit“ im Jahr 2022 als Filmprojekt ins Leben gerufen. Inzwischen setzt sie sich mit der Initiative dafür ein, junge ostdeutsche Stimmen sichtbar zu machen.
Heimat ist mehr als ein Ort: Kindheitswelten zwischen Ost und West
Wie haben wir Heimat – oder Heimatlosigkeit – erlebt?
In diesem Workshop erkunden wir, wie ideologische Systeme, Erziehung und Zeitgeist unser Aufwachsen im Osten oder Westen geprägt haben. Welche Werte begleiten uns bis heute? Welche Strukturen haben unser Denken und Fühlen geformt?
Mit Methoden des Psychodramas tauchen wir bewegend und lebendig in persönliche Erinnerungen ein. Im Dialog über Prägungen, Brüche und Wandlungen entsteht Raum für neue Einsichten und Verbindung – zwischen Geschichten, Generationen und Erfahrungen.

Lykke Langer
Was sind die Geschichten hinter den Geschichten, die wir uns erzählen? Das, was nicht ausgesprochen wird, vielleicht nicht ausgesprochen werden kann? Lykke Langers Arbeit dreht sich um die behutsame Offenlegung dieser feinen Essenz, um Kommunikation und Verständigung möglich zu machen. Sie kommt aus Leipzig und arbeitet als Performerin, Regisseurin und Autorin für Theater und Hörfunk, zuletzt entstand die Produktion „WINTERKIND – Made in GDR“., in der sie von ihrem Aufwachsen in der DDR erzählt. In den letzten Jahren hat Lykke die spielerische, lebendige und tiefe Arbeit mit Gruppen lieben gelernt, hier verbinden sich ihre Erfahrungen aus Theater und Gewaltfreier Kommunikation mit ihrer Psychodrama-Arbeit.
Ost-West-Dialog – ein gemeinsamer Schreibversuch
Welche Spuren der Teilung wirken bis heute – in unserer Biografie, in Teams, in Organisationskulturen?
In diesem Schreibworkshop nähern wir uns persönlichen und kollektiven Erfahrungen aus Ost und West. Durch angeleitete Schreibimpulse und Austausch erkunden wir, wie Geschichte weiterwirkt – in Haltungen, Mustern, Perspektiven.
Ob mit vielen oder wenigen Berührungspunkten: Das Schreiben schafft einen Raum für Reflexion, Verbindung und neue Einsichten – kreativ, achtsam und dialogisch.

Jasmin Brückner
Jasmin Brückner lebt, schreibt und arbeitet in Halle an der Saale. Dort ist sie freischaffende Spoken Word Künstlerin, Texterin und Workshopleiterin für Biografisches und Kreatives Schreiben. Seit 2017 steht sie auf Kleinkunst- und Poetry Slam Bühnen und teilt Spoken Word Texte über Großartiges und Feinfühliges, Weltschmerz und die eigene Unfähigkeit, einen Eimer Wandfarbe auf einem Fahrradgepäckträger transportieren zu können.
Dass sie ostdeutsch ist, hat sie erst mit ihrem ersten großen Umzug in den „Westen“ festgestellt. Seitdem beschäftigt sie nochmal ein anderer Blick auf ihre Herkunft und die Biografien der Menschen dort. Nebenbei engagiert sie sich in der Jugendarbeit im Erzgebirge, indem sie junge Menschen in Workshops in den Bereichen Kreatives Schreiben und Spoken Word unterrichtet.
Ost und West in Führung und Organisation – Muster, Dynamiken und Dialogräume gestalten
Wie wirken ost- und westdeutsche Prägungen in Organisationen – besonders in Führung, Entscheidungen und Zusammenarbeit?
In diesem Workshop reflektieren wir, wie tief liegende Erfahrungen unsere Beratungspraxis und den organisationalen Alltag beeinflussen. Mit dem Dialogformat „Sprechen und Zuhören“ öffnen wir einen Raum, in dem Erfahrungswissen geteilt und neue Verständigung möglich wird.
Die Teilnehmenden erleben das Format praktisch, erkunden dessen Potenzial für ihre Arbeit – und erhalten Impulse, um sensible Themen und verborgene Dynamiken in Teams und Führung sichtbar zu machen.

Katharina Göring
Katharina Göring erforscht seit Jahren sichtbare und unsichtbare Ost-West-Dynamiken in unserer Gesellschaft. Als Wendekind und Mitgründerin des Vereins „3te Generation Ost“ engagiert sie sich für den Dialog über Prägungen der Teilung und Wiedervereinigung. In Leipzig gründete sie die Initiative OSTWES(T)RÄUME, die individuelle und kollektive Erfahrungen aufarbeitet.
Als systemische Organisationsberaterin begleitet sie Teams und Führungskräfte in Veränderungsprozessen, oft im Kontext digitaler Transformation. Sie setzt auf dialogische Methoden, um Verständigung und neue Perspektiven zu ermöglichen. In diesem Workshop verbindet sie ihre Beratungserfahrung mit der Einladung, Ost-West-Dynamiken analytisch und dialogisch zu erkunden
Interdisziplinäres Workshoplabor: Nachwendekinder im Dialog
Ohne vielperspektivische Herkunft keine Zukunft.
Die Künstler:innen Karolin Benker und Veronika Riedel laden ein zu einem performativen Workshop, der mit Mitteln aus Theater, Körperarbeit und autobiografischer Reflexion Fragen der Nachwendekinder-Generation nachspürt: persönlich, politisch, poetisch.
Der Workshop lädt ein, aus der Vereinzelung in die Begegnung zu treten – und Geschichte nicht nur zu erzählen, sondern zu verkörpern. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie wirkt Geschichte in Körpern, Stimmen, Erinnerungen – und was heißt das für uns heute?

Karolin Benker & Veronika Riedel
Karolin Benker ist freie Theaterregisseurin und Mitbegründerin des queer-feministischen Theaterhaus Ost in Halle (Saale). https://www.theapolis.de/de/profil/karolin-benker-1
Veronika Riedel, Bachelor oA. Kultur- und Medienpädagogik/Theaterpädagogin BuT. Lebt und arbeitet in Magdeburg seit 2018, erst am Stadttheater, dann frei. Auseinandersetzung mit dem Theater der Unterdrückten seit 2016. Neben ihrer theaterpädagogischen Arbeit ist Vero als Illustratorin tätig.
Wenn Gespräche nicht mehr möglich scheinen – viel-deutsche (und auch nicht-deutsche) Perspektiven im Austausch
Was tun, wenn Verständigung scheitert, Sprache fehlt und Perspektiven einander nicht mehr erreichen?
Aus vieldeutschen und nicht-deutschen Blickwinkeln erkunden wir, wie Herkunft, Sprache, Machtverhältnisse und Sozialisation unsere Gesprächskultur prägen.
In einem geschützten Raum machen wir Unterschiedlichkeit sichtbar, hören einander zu – und suchen nach Wegen, sprechfähig zu bleiben, auch wenn es schwierig wird.
Nicht um Konflikte zu lösen, sondern um Räume zu schaffen, in denen Differenz nicht spaltet, sondern verbindet und zur Ressource wird.

Agnes Sander & Sabine Ayeni
Agnes gestaltet Prozesse mit Menschen und Organisationen in herausfordernden und konflikthaften Situationen. Der Kern ihrer Arbeit besteht darin, vorhandene Ressourcen sichtbar zu machen und konstruktive – manchmal auch überraschende – Wege der Konfliktbearbeitung aufzutun. www.agnes-sander.com
Sabine begleitet Teams und Organisationen – oft auch Schulen, in ihren Transformationsprozessen. Gemeinsam Wege finden, wie eine Veränderung Spaß macht und voranbringt, das treibt sie an. Visionen mit Lego bauen oder agile Spiele zur Entdeckung von Potentialen – Sabine nutzt, was einem Team hilft, sich zu entwicklen. www.gruen-gelb-tuerkis.de
Neue Geschichten erzählen – Biografiearbeit mit Erinnerungsgegenständen
Menschen interpretieren das, was sie erleben, auf der Basis der für ihre Identität wichtigen Geschichten. Unsere Selbsterzählungen sind der Rahmen dafür, wie wir Erfahrungen einordnen, wie wir die Welt verstehen und wie wir uns darin sehen – auch als Ost- und/oder Westdeutsche. Auf die Geschichten, die andere über uns erzählen, haben wir wenig Einfluss. Unsere Selbsterzählungen können wir verändern. Dabei können wir uns gegenseitig unterstützen, indem wir einander aufmerksam zuhören und unsere Resonanz zur Verfügung stellen.
Könnten so auch neue Süd-Nord-West-Ost-Geschichten entstehen? Im Workshop wollen wir das anhand einer narrativen Methode ausprobieren: Wir nehmen Erinnerungsgegenstände in die Hand – und lassen uns von ihnen an die Hand nehmen fürs Erzählen neuer Geschichten.

Irene Sperfeld
Irene Sperfeld wurde in Jena geboren und ist im „Wendejahr“ 14 geworden. In Halle und Leipzig hat sie Sprechwissenschaft und Deutsch als Fremdsprache studiert und anschließend für ein paar Jahre in Polen gelebt und gearbeitet. Seit 2010 ist Dresden ihre Wahlheimat. Dort leitet sie an einer Hochschule Projekte im Kontext Migration und berät internationale Studierende. Seit 2023 ist sie „Mentorin für systemische Biografiearbeit“. Irene liebt es, Erzähl- und Zuhörräume zu gestalten und Menschen dabei zu begleiten, sich selbst und einander ihre Lebensgeschichte(n) neu zu erzählen.
Was Literatur kann: Vom Schweigen reden …
Die Umbruchserfahrungen in Ostdeutschland führen auch zum Schweigen zwischen den Generationen. Impulse, dieses Schweigen aufzubrechen, gehen auch von der Literatur aus. Insbesondere Stimmen der jüngeren Generation bearbeiten in den letzten Jahren das Schweigen zwischen den Generationen.
Der Fokus liegt oft auf dem Erzählen der eigenen Geschichte, worin sich gleichermaßen eine Aufkündigung des Schweigens offenbart und sich das Potential für Veränderungen entfaltet.
Ausgehend von literarischen Beispielen lädt der Workshop dazu ein, über das Schweigen zu sprechen, einerseits anhand fiktionaler Geschichten, um so Möglichkeitsräume des Sprechens zu eröffnen und andererseits geht es darum, von eigenen Schweigeerfahrungen zu erzählen.

Sandra Koch
Sandra Koch ist in Ostdeutschland geboren und aufgewachsen, sie lebt in Halle und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hildesheim am Institut Erziehungswissenschaft. Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich mit Kinderbüchern, insbesondere auch mit jenen Kinderbüchern aus der ehemaligen DDR, die heute nur noch in Archiven zu finden oder zumeist vergessen sind. Daneben liest sie viel und gerne und freut sich in diesem Sinne über die zahlreichen literarischen Neuerscheinungen zu Ostdeutschland sowie zu Ost und West.
Jeopardy – The Foresight Edition
Nach einem kurzen Impuls aus Strukturwandelprozessen in Ost und Westdeutschland, werden wir die 35 Jahre nach dem Mauerfall nicht nur Revue passieren lassen, sondern vielmehr diese in spielerischen Frage- / Antwortsessions nach vorne denken: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf behördliche Entscheidungsprozesse? Wie artikulieren wir Sorgen, Ängste und Hoffnungen in organisatorischen Umfeldern? Das sind einige Fragen, mit denen wir einen Blick in die Zukünfte ost-westdeutscher Beziehungen im Jahre 2060 werfen wollen.

Christian Schoon
Christian Schoon ist Zukunftsforscher M.A. und hat im Bachelor Humangeographie und Erziehungswissenschaften studiert. Für die Prognos AG begleitet er Projekte zum Strukturwandel in Ost- und Westdeutschland, u.a. den Bürgerbeirats für den Strukturwandel in Sachsen-Anhalt.
Christian Schoon | LinkedIn und Kommunikation & Beteiligung | Prognos
Ticketpreise
Standard 195,00 €
Ermäßigt 140,00 €
Soli-Ticket 260,00 €
Der Ticketverkauf geht über Eventbrite.
Ort
Bildungshaus Riesenklein, Hoher Weg 4, 06120 Halle/Saale


Kinderbetreuung
Wenn du Bedarf an Kinderbetreuung für den Tag hast, lass es uns bitte wissen und wir finden eine gemeinsame Lösung.

Open-Air-Café - Coffee on Fire
“Wir sind eine kleine Gruppe mit viel Interesse an Menschen und großer Freude an gutem Kaffee – und einem alten Feuerwehr-LKW, den wir zu einem rollenden Open-Air-Café umgebaut haben. Mit an Bord: eine wunderschöne alte Siebträgermaschine, eine kleine Auswahl an Spielen und Literatur sowie ein Sortiment feiner Kaffee-Spezialitäten und Heißgetränke.
Wenn wir auftauchen, entsteht ein Raum zum Verweilen und Austauschen – mit offenen Gesprächen und solidarischer Stimmung. Unser Kaffee ist nicht nur wachmachend, sondern auch politisch: Wir unterstützen mit euren Spenden linke Projekte, soziale Bewegungen und antifaschistische Arbeit.
Kommt vorbei, trinkt mit uns einen Espresso, Latte oder Tee – und macht euch selbst ein Bild. Kaffee ist nicht neutral – und das ist auch gut so.
Alle weiteren Infos zum Programm werden hier im Laufe der Zeit ergänzt und sind auch über den SOCIUS brief zu erhalten.