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SOCIUS labor: Fremdheit, Begegnung und Resonanz
6. September 2018, 14:00 - 18:00
Fremdheit, Begegnung und Resonanz
SOCIUS labor: 6.9.2018, 14-18h, Joana Ebbinghaus
Die Bezeichnung ‚fremd‘ ist in der Erfahrungswelt vieler Menschen negativ belegt, da sie verbunden ist mit Unsicherheit und Orientierungslosigkeit. Die Begegnung mit uns fremden Menschen und Kulturen fordert uns heraus, uns innerhalb kurzer Zeit in einem unbekannten Kontext zu verorten, um gelingende Beziehungen aufzubauen.
In unserer Suche nach Leitplanken für angemessenes Verhalten pendeln wir zumeist zwischen dem Aufspüren von Unterschieden und der Suche nach Gemeinsamkeiten. Das binäre Denken im Sinne von Ich versus „das Andere“, das vor allem Differenzen zur eigenen Identität und dem uns Vertrauten in den Blick nimmt, hilft uns beim Erlernen kultureller Codes. Dies entspricht in der Regel dem Bedürfnis, sich geschmeidig anzupassen, nicht aufzufallen oder gar anzuecken. Auf der anderen Seite helfen auch die Gemeinsamkeiten, sich zu verorten und dienen als Andockfläche für Kontakt und Beziehung.
Ausgehend von den Erfahrungen aus transkulturellen Begegnungen wollen wir in diesem Labor zunächst gemeinsam reflektieren, inwieweit das Erleben von uns wenig bekannten Sozialsystemen auch auf Begegnungen innerhalb der eigenen Gesellschaft übertragen werden kann, zum Beispiel im Kontakt mit uns nicht bekannten Organisationskulturen oder kollektiven Identitäten. Wir wollen dabei der Frage nachgehen, was entstehen kann, wenn wir nicht dem ersten Impuls nach Anpassung und dem Wunsch, alles ‚richtig‘ zu machen, nachgeben. Auf welchen unterschiedlichen Ebenen entsteht Begegnung und Kontakt, wenn nicht der Anspruch besteht, den neuen Kontext zu kartographieren und zu verstehen, um sich möglichst passgenau zu verhalten? Können wir überhaupt bewertungsfrei in Kontakt treten, sei es in Abgrenzung oder ‚Verbrüderung‘? In kleinen Übungen werden wir versuchen, Resonanz zu erspüren, welche auch das Erleben von Fremdheit bzw. Unterschiedlichkeit und andererseits das Bleiben bei sich selbst voraussetzt. Ähnlich dem Erleben von Resonanzphänomen in der Musik, experimentieren wir mit dem ‚Mitschwingen‘ und erkunden das, was dialogisch neu im Miteinander entstehen kann. Wir erkunden, inwieweit ohne Wertung und Schubladendenken in Resonanz zu gehen, möglicherweise Begegnungen auf anderen Ebenen ermöglicht und jenseits von Konventionen neue Handlungsspielräume eröffnen kann.
Joana Ebbinghaus ist seit 2015 Teil von SOCIUS. Davor lebte sie 13 Jahre in Asien, wo sie im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit arbeitete. Das Thema dieses Labors entstand aus der wiederkehrenden Auseinandersetzung mit dem Erlebten: Auf der einen Seite der Suche nach einer adäquaten Beschreibung der persönlichen Lernerfahrungen und nach Beantwortung der Frage, welche Spuren die Zeit in anderen kulturellen Kontexten hinterlassen hat. Auf der anderen Seite aus dem Ringen mit schablonenhaften Konzepten interkulturellen Lernens, die vor allem den Wissenserwerb über kulturelle Unterschiede im Sinne unterschiedlicher „mentaler Programmierung“ in den Vordergrund stellt und uns Handlungsanweisungen vorgibt.
Eingeladen sind BeraterInnen und Mitarbeitende sowie Führungskräfte aus gemeinnützigen Organisationen.
Die Kosten: Die Höhe seines/ihres Teilnahmebeitrages bestimmt jede/r Teilnehmende am Ende der Veranstaltung selbst.
Wir freuen uns über Ihre Anmeldung über fortbildung@socius.de.
SOCIUS lounge – anschließend an das Labor am 06.09.2018, ab circa 18 Uhr mit excellentem Süppchen, Getränken und Gesprächen am Kaminfeuer.