Seit 2 Wochen findet die allermeiste Arbeit plötzlich online statt. Menschen bleiben zu Hause, klappen morgens ihren Laptop auf und fangen an zu arbeiten. Auch all jene, die sonst Gruppen moderieren, Schüler*innen oder Student*innen unterrichten, supervidieren, coachen oder andere Formen von Kontakt mit Klient*innen oder Kolleg*innen haben.
Pause machen
Uns bei SOCIUS geht es da nicht anders und wir tauschen uns sowohl untereinander als auch mit Kolleg*innen und Klient*innen darüber aus, was bei Online-Meetings besonders zu beachten ist:
- Wir haben festgestellt dass Videomeetings nach spätestens 90 Minuten eine Pause brauchen. Im Entwurf zu diesem Artikel wollte ich schreiben, dass diese Pause mindestens 15 Minuten sein sollte. Die Autokorrektur oder mein Unterbewusstsein hat 115 Minuten geschrieben. Ich frage mich seit dem ob das vielleicht viel richtiger ist? Aber bleiben wir mal bei der Empfehlung: nach 90 Minuten mindestens 15 Minuten Pause – besser 20 bis 30 Minuten.
- In dieser Pause gilt die dringende Empfehlung aufzustehen. Bewegt Euch! Macht nicht was anderes am Rechner (Mails checken/Facebook/Instragram) Steht auf! Reckt Euch, streckt euch. Trinkt was. Geht auf die Toilette. Ich hab letztens diese 20 Minuten genutzt um das Badezimmer zu putzen. Ihr könnt auch Blumen giessen. Irgendwie sowas.
- Wenn du ein online meeting leitest/moderierst, dann kannst du die Teilnehmenden auch währenddessen aktiv einladen sich zu recken und zu strecken. Mit stummgeschalteten Mikros kann man auch gähnen und grummeln oder andere Töne von sich geben.
- Außerdem ist es wie sonst auch hilfreich den Ablauf des Meetings zu visualisieren. Das kann man mit shared docs machen und der Möglichkeit Bildschirme freizugeben für die Teilnehmenden. Das bietet Orientierung.
- Für Teams die gewohnt sind im Kreis zu sprechen, hat sich als hilfreich erwiesen dem Alphabet der Namen zu folgen, um eine vorhersehbare Kreisstruktur zu entwickeln.
- In Check-in-Runden kann es schön sein, wenn die jeweils nächste Person von der die gerade gesprochen hat, gefragt wird: wie geht es dir? wie fühlst du dich? was beschäftigt dich?
- Chat-Funktionen bei Videokonferenzen können genutzt werden zur Dokumentation der Ergebnisse. Oder es werden shared docs genutzt.
Arbeit definieren
Was uns auch hilfreich erscheint ist die folgenden Fragen zu klären:
- was definieren wir als Arbeit?
- Ist es nur Arbeit wenn ich am Rechner sitze und was schreibe oder mit Kolleg*innen/Kund*innen in Austausch bin?
- Oder ist es auch Arbeit wenn ich auf dem Balkon stehe, die Blumen giesse und dabei über die neue Strategie für xy nachdenke?
- Muss ich 8 Stunden am Tag erreichbar sein für meine Kolleg*innen?
- Oder darf ich Stillarbeitszeit haben?
- Müssen die 8 Stunden zwischen 8 und 17h sein?
- Oder kann ich meine Arbeitszeit mit meinen heimischen Bedingungen anpassen?
Verbindung halten und Neues ausprobieren
Was wir bei SOCIUS sofort eingerichtet haben ist eine Daily Stand up Meeting. Wir treffen uns jeden Morgen für 30 Minuten zum Check-in. Dabei sind die die können. Es sind mindestens immer 5 Leute da. Wir sind alle mit Kaffee oder Tee ausgerüstet. Erzählen kurz reihum wie‘s geht, schauen ob es was organisatorisches für SOCIUS zu klären gibt, berichten von Tages-Vorhaben oder stellen zu klärende Fragen und wünschen uns einen guten Tag.
Das ist ermutigend, verbindend und bringt Struktur in Tagesanfang. Ich glaube Verbindung ist das wichtigste was wir gerade halten können.
Führungskräfte sind aktuell gefragt, emotionale Herausforderungen ihrer Mitarbeiter*innen zu begleiten.
Viele Kolleg*innen haben große Sorgen, dass sie ihre Wochenarbeitsstunden nicht voll bekommen mit der online-Konzept-Bildschirmarbeit und der Kinderbetreuung zu Hause. Sie wollen auch keine Minusstunden machen. Führungskräfte können hier für Entspannung sorgen, indem sie z.B. erlauben oder gar auffordern großzügig zu sein mit der Dokumentation von Arbeitsstunden,
Strukturhilfe
Im Homeoffice ist es wichtig für Bewegung zu sorgen. Ich nutze z.B. einen Fokus-Timer, d.h. ich sortiere meine Tagesaufgaben morgens in 5-Minuten-Aufgaben und andere. Dann priorisiere ich die anderen und fange an zu arbeiten. 25 Minuten. Dann mache ich 5 Minuten Pause. Stehe auf. Geh auf die Toilette. Koche Tee. Tanze. Wasauchimmer. Dann wieder 25 Minuten. 5 Minuten Pause. Das Ganze noch 2 Mal. Dann 15 – 20 Minuten Pause. Wenn ich in einem 25 Minuten Turnus mit einer Aufgabe fertig werde, aber keine Lust/Zeit habe eine andere größere Aufgabe anzufangen, erledige ich eine der identifizierten 5-minuten Aufgaben.
Dieses Vorgehen hilft mir sehr.
Sicher gibt es noch sehr viel mehr Tipps und Empfehlungen für die Arbeit in diesen Zeiten. Diese Aufzählung hat selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern ist als erste Sammlung von Eindrücken aus den ersten zwei Wochen Homeoffice für alle gedacht.
Weitere werden folgen.
Sinnvoll zusammen wirken
Ein toller Beitrag!
Ich bin ja nun schon viele Jahre im „Homeoffice“und habe unterschiedlichste Methoden für mich ausprobiert. Während der regulären Arbeitszeiten klingelt ein Wecker alle 90 Minuten und erinnert mich an eine kleine Pause. Für mich persönlich ist eine „Kernarbeitszeit“ wichtig. Das gibt mir ein Gefühl von Struktur, die ich pychologisch sehr schätze. Alles drumherum ist nice-to-have.
Zudem habe ich einen Hund – Raya erzählt mir dann schon wann es Zeit für ne Runde im Wald ist 😉 Ich genieße auch die kleinen Hausarbeiten zwischendurch… Geschirrspüler, Waschmaschine bedienen, mal eben schnell die Toilette säubern usw.
Momentan halte ich zusätzlich viele Webinare und Onlineschulungen im Webbereich. Auch meine Kunden schätzen regelmäßige Pausen, um auf andere Gedanken zu kommen und sich mal auszustrecken und einen frischen Kaffee zu holen. Das ist nicht zu unterschätzen für die Konzentration und das Wohlbefinden der Teilnehmenden.
Schön, dass ihr diese schwierige Zeit in euer Portfolio aufgenommen habt. Ich hoffe, viele eurer Klienten können da partizipieren. Bleibt gesund und fröhlich! Christiane