SOCIUS.Blog

Lisa Trebs ist 1997 südlich von Leipzig geboren und aufgewachsen, heute lebt sie in Bonn. Ihre ostdeutsche Identität hat sie durch Erfahrungen außerhalb des Ostens entdeckt und daraus den Wunsch entwickelt, andere Perspektiven auf den Osten zu prägen. Auf dem oe-tag will sie den Blick besonders auf Perspektiven der Generation Z richten. 

„Noch längst nicht alles gesagt“ – Was ist aus Deiner Perspektive offen und Thema zum oe-tag zwischen Ost und West?

Oft wird der Osten nicht differenziert dargestellt. In einem Raum, der von Umbruch geprägt ist, wird die Ambivalenz, mit der junge Menschen aus Ostdeutschland aufwachsen, häufig übersehen: –  zwischen Erinnerungen der Familie zur DDR- und (Nach-)Wendezeit, gesamtdeutschen Erzählungen und den eigenen Erfahrungen zu den Folgen der Nachwendezeit, konkret auch zwischen rechten Strukturen und  demokratischem Engagement, Perspektivlosigkeit und dem Willen etwas zu ändern, zwischen Bleiben und Gehen. 

Die Vielfalt ostdeutscher Lebensrealitäten ist längst noch nicht im gesamtdeutschen Diskurs angekommen. Gleichzeitig wird auch im Osten der Westen häufig homogenisiert. Das muss sich ändern – dafür ist auch der oe-tag eine tolle Möglichkeit.

Was ist Voraussetzung, um zu diesem Thema gut miteinander ins Gespräch zu kommen?

Gegenseitiges Zuhören, Offenheit und Neugierde! Die Workshops beim oe-Tag sind ein guter Ausgangspunkt für „Unlearning“ – also sich von Kenntnissen und Verhaltensweisen, die als Norm wahrgenommen werden, zu lösen und Platz für neue Perspektiven und Erkenntnisse zu schaffen. Das ist besonders bei Themen, wie der deutschen Teilung, Einheit und Nachwirkungen der DDR- und Wendezeit relevant, bei denenm eigene Geschichten und Emotionen eine wichtige Rolle spielen.

Du bist im Landkreis Leipzig geboren, wohnst heute in Bonn und hast internationale Studien- und Berufserfahrung gesammelt. Wo nimmst Du wahr, dass unterschiedliche Prägungen von „Ost“ und „West“ heute noch in Organisationen eine Rolle spielen?

Das Herkunftsmilieu und Netzwerke bestimmen in vielen Teilen unseren Werdegang und welche Chancen wir haben – und dementsprechend auch wo wir arbeiten oder uns engagieren. Ungleiche Startchancen schlagen sich letztendlich auch in der Repräsentation in Organisationen wieder. 

So sind Ostdeutsche in Führungs- und Spitzenpositionen noch immer unterrepräsentiert. Das setzt sich bei jüngeren Generationen fort, als nachhaltige Folge des Elitentransfers der 1990er Jahre in Ostdeutschland wie eine Studie der Uni Leipzig zeigt. 

Die Stiftungsdichte – nur 7% sind in Ostdeutschland angesiedelt – beeinflusst, ob sich (freiwilliges) Engagement entwickeln und langfristig halten kann. Ostdeutsche Vereine erleben bereits einen Rückgang von Mitgliedern. 

Außerdem sind wir es gewohnt den Westen als Norm zu betrachten – in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Akteuren im deutschen, genauso wie im europäischen Kontext. Das schließt bestimmte Perspektiven aus. Wir wollen das mit (K)Einheit aufbrechen, beispielsweise in dem wir Akteure aus Polen und Tschechien in unsere Awareness Raising-Arbeit einbeziehen – ohne dabei den Vergleichsstab Westeuropas anzulegen.

Was wünscht Du Dir vom oe-tag?

Interessierten Austausch und viele Aha-Momente! Und dass wir aus den Workshops Kraft und Motivation für ein solidarisches Miteinander generieren. 

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