Wheatley empfiehlt, dieses Buch langsam zu lesen, es wirken zu lassen wie einen alten Whiskey. Es ist ein eindringliches Mosaik aus kurzen Texten, Zitaten, Bildern und Gedichten, die sich mit der Frage auseinandersetzen, wie integre Führung im Angesicht von Zerfall und Chaos aussehen kann. Verwurzelt im Ansatz der Living Systems und getragen von tiefem Interesse an den spirituellen Grundlagen unseres Daseins, denkt Weatley hier die Erkenntnisse ihres 2006 erschienenem Klassikers „Leadership and the New Science“ einen Schritt radikaler.
Den düsteren Hintergrund bildet dabei die Feststellung, dass unsere Zivilisation – wie so viele zuvor – unrettbar am Ende ist (10 Generationen, rund 250 Jahre, dauert es, bis sich eine Kultur von der Pionierphase bis in die Phase der Dekadenz und des folgenden Zerfalls entwickelt). Anstatt diesen Untergang aufhalten zu wollen, plädiert Wheatley für die Schaffung von „Islands of Sanity“, Rettungsinseln, die zu Keimorten einer neuen Kultur werden können.
Das Buch lebt von einem dichten Netz an Bezügen – Erkenntnissen aus der Neurobiologie, der Informationstechnologie und der Quantenphysik, vor allem aber von Geschichten, mit denen sie Lektionen über lernende und selbst-organisierende Systeme aus dem Militär, aus Terrorzellen, aus Unternehmen, Klöstern und Sozialen Bewegungen transportiert. Zuvorderst legt Wheatley dabei den Finger in die Wunde unserer eigenen Haltung und Rolle: Who do we choose to be? In diesem Sinne ist das Buch ein Weckruf, der uns ermahnt, die transformative Herausforderung unserer Zeit anzunehmen und „Warriors of the Human Spirit“ zu werden. Ein sonderbares, inspirierendes Werk von einer bemerkenswerten Frau.
Gelesen hat Who Do We Choose to Be? für Euch Andreas Knoth.
Margaret Wheatley, Who Do We Choose to Be?
Facing Reality, Claiming Leadership, Restoring Sanity. Sprache: Englisch.
336 Seiten, Verlag: Berrett-Koehler Publishers