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Die Dynamik der Zerstörung – oder was wir über die Eskalation des Ukraine Krieges nicht hören wollen.

Fritz Glasls Webinar zur Konflikteskalation und sein „Aufruf an verantwortungsbewusste Menschen in Politik und Zivilgesellschaft zum Beenden des Ukraine-Kriegs“

Wer seinen Blick auf die Entstehung des Krieges in der Ukraine weiten will und eine differenzierte Analyse sucht, wird sich über dieses Webinar freuen. Fritz Glasl gilt als einer der renommiertesten Friedens- und Konfliktforscher. In diesem Webinar durchbricht er das mediale Einerlei, indem er differenziert die Eskalation des Ukraine Krieges anhand seines bekannten Konflikteskalationsmodells nachzeichnet.

Die aktuell vorherrschende Narration zeichnet Putin als einen skrupellosen Kriegsverbrecher, der vor wenig zurückschreckt, wenn es um die Erreichung militärischer Ziele geht. Und vor allem als Geheimdienstler alter Schule, der eigentlich schon immer auf militärische Aggression aus war und nur die Sprache der Härte versteht.

Während Glasl die Grauen des Krieges in der Ukraine nicht in Zweifel zieht, lässt seine Darstellung Zweifel an der Einschätzung aufkommen, die militärisch expansive Politik Russlands sei unter einem Putin unvermeidlich und die Auswirkungen der Eskalation vorhersehbar und von Russland schon immer so geplant gewesen.

Vielmehr zeigt Glasl auf, wie sich auch dieser Krieg die neun Stufen des Eskalationsmodells hochhangelt (wobei aktuell die letzten Stufen noch nicht erklommen sind). Und wie bei anderen Konflikten zeichnen sich auch hier alle Parteien dafür verantwortlich, dass Grenzen zur jeweils nächsten Konfliktstufe überschritten, anstatt Wege zur Deeskalation beschritten werden. Dabei ist beinahe schon erschreckend, wie präzise die Marker der jeweiligen Konfliktstufe nachgezeichnet werden können, etwa die mediale Etikettierung Putins als bösen Menschen inklusive des notorischen Vergleiches mit Adolf Hitler. Und wie damit Chancen auf Deeskalation verspielt werden.

Natürlich sind solche affektgeleiteten Reflexe angesichts der Bilder aus der Ukraine verständlich. Nur – sie helfen nicht. Die empirische Konfliktforschung spricht hier eine deutliche Sprache: erfolgversprechend ist nur, Grenzen zu wahren, ohne dabei den Übergang zur nächsten Eskalationsstufe zu vollziehen. Und zur Eskalation zählen Maßnahmen wie massive Aufrüstung, die Stationierung von Truppen oder die Beendigung des Dialogs – alles Dinge, die im aktuellen Diskurs allgegenwärtig sind.

Glasl zeigt hierzu Alternativen auf, etwa die direkte Kommunikation niemals zu verlassen, Zugänge zu russischen Entscheidern offen zu halten und vorhandene Institutionen wie die OSZE aktiver zu nutzen. Wer Glasls Einschätzung folgt, muss vielleicht einige seiner liebgewonnenen Gewissheiten, wie z. B. die Bewertung des Handelns von Gerhard Schröder aufweichen. Den vollständigen Aufruf Glasls findet Ihr hier. Wie weit diese teils selbstverständlich anmutenden Maßnahmen von der aktuellen Realität entfernt sind, erschließt sich einem vielleicht jedoch erst, wenn man die zwei sehr lohnenswerten Stunden in das Webinar investiert. Wer darauf neugierig ist, findet hier den Link hier.

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