Mutige und reflektierte Anstrengung

Mutige und reflektierte Anstrengung

Agile Führung und Intersektionalität

Agilität, Scrum, Holakratie, shared leadership und Diversity Management verfolgen den Anspruch, Organisationen zu helfen, mit neuen Herausforderungen umzugehen. Sie sollen ihnen strukturelle wie kulturelle Antworten auf Entwicklungen liefern, denen sie sich aktuell ausgesetzt sehen. Außerdem wird diesen Konzepten „nachgesagt“, dass sie die Machtverhältnisse in Unternehmen grundlegend transformieren könnten. (vgl. Bauer, Hohl und Zirkler, 2019). Welchen Beitrag eines dieser Konzepte, nämlich das der kollegialen Führung im Kontext agiler Organisationsentwicklung leisten kann, um tradierte Machtverhältnisse in Organisationen zu verändern, stand im Mittelpunkt unseres SOCIUS labors im März.
Am 17. März 2022 ließ uns unsere Kollegin Hannah Kalhorn im voll besetzten SOCIUS labor „Agile Führung und Intersektionalität“ hinter die Kulissen ihrer Forschungstätigkeit schauen. Anhand von Interviews mit Führungspersonen und Organisationsberater:innen, die sie im Rahmen ihrer Masterarbeit führte, erhielten wir einen Einblick, welche konzeptionellen Möglichkeiten die Einführung und Stärkung agiler, kollegialer Führung mit sich bringt, um auch einen diskriminierungskritischen Blick auf Macht zu schärfen.

Kollegiale Führung im Kontext agiler Organisationsentwicklung soll unter anderem dazu beitragen, tradierte Machtverhältnisse in Organisationen zu verändern. Gleichzeitig besteht im herkömmlichen organisationspraktischen Kontext wenig Übung darin, über Macht und ihre Wirkweisen so zu reflektieren, dass auch Machtverhältnisse basierend auf den Kategorien race, class und gender sowie ihre Verwobenheit (Intersektionalität) gesehen und besprochen werden.

Im Mittelpunkt dieses SOCIUS labors stand die Frage: „Welchen Beitrag können agile Veränderungsprozesse am Beispiel der Einführung kollegialer Führung auf die Transformation von Machtstrukturen in Hinblick auf Intersektionalität leisten?“

Um uns mit den Konzepten vertraut zu machen, auf deren Grundlage die präsentierten Erkenntnisse und Fragestellen dieses diskussions- und erkenntnisreichen Nachmittags fußten, erhielten wir einen Einblick in ein Konzept zu agiler Organisationsentwicklung nach Oestereich/Schröder und daran anknüpfend das der kollegialen Führung. Außerdem nahm uns Hannah in die Historie und politische Bedeutung des Konzeptes der Intersektionalität mit. Und anschließend natürlich in die Interviews und deren Schlussfolgerungen.

Vor dem Hintergrund der oben genannten Ansätze wurden Expert:innen befragt, welchen Beitrag das Konzept der kollegialen Führung in Bezug auf die mangelnde Repräsentation von Diversität auf verschiedenen Ebenen von Organisationen, leisten kann.

„Die nicht-repräsentative Befragung ausgewählter Expert:innen hat gezeigt, dass agile Entwicklungsprozesse und insbesondere die Einführung kollegialer Führung zu Irritationen und strukturellen, prozessualen und kulturellen Veränderungen in Organisationen führen […]. So die Beratenden aber nicht dezidiert darauf hinarbeiten, finden diese Veränderungen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in den Machtverhältnissen bezüglich Klasse, Geschlecht und race statt“, so Hannahs Zusammenfassung der Interviews und ihrer Auseinandersetzung damit.

Nicht das Konzept und deren Einführung, sondern „zusätzliche mutige und reflektierte Anstrengung, die aber von den Irritationen durch agile Veränderungsprozess profitieren können“, haben das Potential die Machtverhältnisse in Organisationen hinsichtlich intersektionaler Diskriminierung zu verändern. Es bedarf also der persönlichen Auseinandersetzung und „vor allem der professionellen Verknüpfung agiler und diskriminierungskritischer Organisationsentwicklung“ resümiert Hannah Kalhorn.

Diesem Resümee konnten wir, die Teilnehmer:innen dieses SOCIUS labors uns anschließen. Und so waren auch nicht die Antworten, sondern die Fragen, die sie und wir uns während dieses Labors stellten, die goldenen Staubkörnchen, die wir in Bezug auf Bewusst- und Sichtbarwerdung mitgenommen haben.

Breidenbach/Rollow (2019): New Work needs Inner Work. 22, https://www.betterplace-lab.org/tranformation-muss-ganzheitlich-sein

Besonders persönlich bereichernd und für den Austausch untereinander gewinnbringend war aus meiner Sicht, die methodische Verknüpfung des Themas mit dem AQAL-Modell (die Integrale Landkarte All Quadrants All Levels nach Ken Wilber) von Joana Breidenbach und Bettina Rollow (2019). Dies hat es uns als Teilnehmer:innen ermöglicht, noch einmal tief zu schürfen und ganz persönliche Erkenntnisse und Fragestellungen zur weiteren Auseinandersetzung mit der Thematik ermöglicht.
Herzlichen Dank dafür!

Hannah hat es in diesem SOCIUS labor vermocht, einen offenen Raum zu halten, in dem Selbstreflektion, einladendes Fühlen und Hinterfragen möglich wurde. „Einen Raum, in dem es nicht um schnelle Antworten, sondern das Ringen um Perspektiven, Möglichkeiten und Teilantworten gehen durfte“, wie es eine der anwesenden Personen so schön formuliert hat. Wir konnten die Erkenntnis mitnehmen, „dass wir uns immer und immer wieder mit dem Thema Intersektionalität und Machtverhältnisse beschäftigen dürfen und immer wieder neue Aspekte finden werden“ wie es eine andere Person am Ende dieser gut gefüllten vier Stunden zusammenfasste.

Doch neben all der Offenheit und dem Interesse am Thema Intersektionalität im Kontext agiler Führung blieb jedoch auch bei unserem Labor die Frage nach Zugängen marginalisierter Gruppen bestehen. Denn, wie es ebenfalls eine teilnehmende Person treffend bemerkte, war „es auch hier nochmal interessant zu schauen, wer vertreten ist“ und wer nicht, wie ich hinzufügen möchte.

Literaturverweis:
Breidenbach, J./ Rollow, B. (2019): New Work needs Inner Work. München: Verlag Franz Vahlen.

Kalhorn, Hannah (2020): Intersektionalität in agilen Entwicklungsprozessen – eine empirische Untersuchung zur Veränderung von Machtstrukturen am Beispiel kollegialer Führung. Hamburg: Masterarbeit an der Technische Universität Kaiserslautern.

Oestereich, B./ Schröder, C. (2019): Agile Organisationsentwicklung. Handbuch zum Aufbau anpassungsfähiger Organisationen. München: Verlag Franz Vahlen.

Sinnvoll zusammen wirken

SOCIUS Seminar: Agile Arbeitsweisen für NGOs

SOCIUS Seminar: Agile Arbeitsweisen für NGOs

Mit den einhergehenden Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung und Neuen Arbeitswelten versuchen Organisationen das Potential ihrer Mitarbeiter*innen freizusetzen anstatt es durch abgegrenzte Prozesse und hierarchische Strukturen einzuschränken. Agile Arbeitsweisen sind dabei eine Bewegung – bisher vorwiegend in der freien Marktwirtschaft – die es zu schaffen scheint, wirtschaftlichen Erfolg mit Mitarbeiter*innenorientierung synergetisch zu verbinden. Es wird also der Balanceakt versucht, die Potentiale von sowohl Organisation als auch den Mitarbeiter*innen gleichzeitig zu entwickeln. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Agilität lediglich ein Oberbegriff ist, unter dem ganz unterschiedliche Ausprägungen von Mindsets, Werten, Prinzipien, Vorgehensweisen, Methoden und Tools liegen. Um tiefer zu schauen, welche davon für NGOs und Körperschaften sinnvoll und hilfreich sind, möchten wir Euch zu diesem Konzepttag einladen.

Dieser Einladung zu folgen lohnt sich für Euch, wenn Ihr…

_einen Überblick über Agile Arbeitsweisen, ihre Wirkprinzipien und ihren differenzierten Einsatz in Organisationen erhalten möchtet.

_eine methodisch angeleitete Diagnose der möglichen Entwicklungsschritte Eurer Organisation in der Polarität zwischen Identität/Mission und gesellschaftlichen Anforderungen erarbeiten möchtet

_Mitarbeiter*Innen aus anderen NGOS und Körperschaften kennenlernen und Euch in einem geschützten Raum mit ihnen über Herausforderungen einer neuen Strukturierung von Arbeit austauschen möchtet

 

Was sind unsere Beweggründe für die Einladung?

SOCIUS ist eine gemeinnützige Organisationsberatung (gGmbH), die sich auf die Unterstützung von Organisationen im non-profit Bereich spezialisiert hat, damit diese in ihrer jeweils gesellschaftlichen Mission wirksamer werden können.

Unsere bisherigen Erfahrungen lassen uns vermuten, dass agile Arbeitsweise relevante Problemlöser und Potentialgeber für NGOs und Körperschaften sein können. Zu diesem Seminar haben wir dafür Kai Splittgerber eingeladen, der intensiv zu agilen Methoden berät und möchten gemeinsam mit Euch herausfinden, ob und welchen organisatorischen Bedarf es bei NGOs und Körperschaften dazu gibt. Ziel ist es, gemeinsam auf Augenhöhe zu lernen und Kompetenzen zusammenzubringen.

Die eingesetzten Methoden stellen wir Euch im Nachgang zum Seminar Anleitung für Eure Zwecke zur Verfügung.

 

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Die Kosten

Wir bitten um einen Beitrag von 40,- € für Aufwand, Abendessen und Getränke.

 

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Anmeldung

Wir freuen uns über Ihre Anmeldung (unter Angabe der Rechnungsadresse) über fortbildung@socius.de.

Kai Splittgerber, Scrum Master und Organisationsentwickler, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Potentialen und Herausforderungen der agilen Transition, u.a. auch für Hochschulen, operativ tätige Stiftungen und Körperschaften. Zudem bildet er ehrenamtlich Scrum Master an der FU Berlin aus.

Sinnvoll zusammenwirken

SOCIUS Seminar: Agilität mit Sinn – von der Methode zur Haltung

SOCIUS Seminar: Agilität mit Sinn – von der Methode zur Haltung

Agilität verstehen und kulturverträglich einsetzen

 

Eine anwendungsorientierte Fortbildung für Mitarbeitende in gemeinnützigen Organisationen

 

Technische und kulturelle Neuerungen verlangen in der heutigen vernetzten Arbeitswelt rasches Handeln. Statt Hetzerei braucht es jedoch vielmehr ein gesundes Maß an Anpassungsfähigkeit, als Mensch und als Gruppe. Agiles Arbeiten verspricht positive Antworten auf viele Zukunftsfragen und wird als Methode aktuell vor allem in Technologiefirmen angewandt.

Thomas Zimmermann wird hier die Details vermitteln zu agilen Team- und Führungsmodellen wie Scrum, Kanban, Management 3.0 und Co. Danach wird Rudi Piwko die Erarbeitung anleiten, unter welchen Voraussetzungen die Methoden nicht nur in der profit-orientierten Wirtschaft effektiv sind, sondern auch in gemeinnützigen und gemeinwohlorientierten Organisationen sinnvoll wirken können.

Gerade aus den Fehlversuchen in der IT bei der Einführung von agilen Methoden wurde klar, dass die Identifikation mit der gemeinsamen Vision und die Bereitschaft zur/Ermöglichung von Mitbestimmung nicht vernachlässigt werden dürfen. Die reine Imitation von agilen Rollen und Ritualen scheitert. Die Köpfe der agilen Bewegung beschwören daher ein „agiles Mindset“ komplementär zu den agilen Methoden, z.B. die intrinsische Sinn-Motivation des ganzen Teams zum Projekt. Im gemeinnützigen Bereich beobachten wir vielfach eben jene Motivation, die geradezu für agiles Arbeiten zu prädestinieren scheint.

Eingeladen zur Teilnahme…

… sind Mitarbeitende in gemeinnützigen Organisationen, die über Anwendungsmöglichkeiten für und Lust auf agiles Arbeiten verfügen.
Die Teilnehmendenzahl ist auf 12 begrenzt.

 

 

Leitung der Fortbildung

In der dialogischen Fortbildung vertritt Thomas Zimmermann (links im Bild) von swapwork das Feld der IT bzw. Softwareentwicklung, in dem er als Scrum Master und Agile Coach agile Modelle als überaus hilfreich erlebt und anwendet, z.B. im Kontext von Blockchain-Prototpyen bei den T-Labs (F&E Deutsche Telekom).

Er wird begleitet von Dr. Rudi Piwko, der als langjähriger Berater im gemeinnützigen Bereich und Gründer von socius über das erprobte, traditionelle Repertoire der Organisationsentwicklung verfügt und interessante Schnittmengen und Übergänge zu den neuen Feldern agilen Arbeitens anbieten kann.

Termin und Ort

12. und 13. November 2018
Montag 11.00 bis 19.00 Uhr, Dienstag 9.00 bis 17.00 Uhr
In unseren Räumen Tempelhofer Ufer 21, 10963 Berlin.

Kontakt und Anmeldung

Wenn Sie Interesse an der Fortbildung haben, rufen Sie uns an oder senden Sie uns Ihre Kontaktdaten (und vielleicht einige Zeilen zu Ihrem Hintergrund?) an: Rudi Piwko,  030-4030102-22 fortbildung@socius.de. Wir melden uns mit einer Anmeldebestätigung bei Ihnen.

Preis

390 Euro, Frühbucherrabatt bis 15. September: 345 Euro,
drei Plätze stehen für TN zur Verfügung, die nur einen geringeren Beitrag zahlen können. Ein Rücktritt ist kostenfrei bis
15. Oktober möglich.

Die Fortbildung ist gemäß §11 Abs. 1 BiUrlG als Bildungsveranstaltung (Bildungsurlaub) anerkannt.

Video / Flyer

Eine Video Einladung von Thomas Zimmermann und Rudi Piwko mit weiteren Infos (1.30′) findet sich hier.
Der Flyer zur Fortbildung findet sich hier.

SOCIUS labor: Scrum & Organisationsentwicklung

SOCIUS labor: Scrum & Organisationsentwicklung

Donnerstag 9. November 2017, 14 bis 18 Uhr
Scrum & OE
Selbstdiagnose: Wie agil sind wir wirklich?

Viele Unternehmen befinden sich heute im Wandel hin zur agilen Organisation, u.a. um zukunftsfähig zu bleiben. Das betrifft mitunter nicht nur einzelne Software-Teams, sondern die gesamte Organisation.
Allerdings ist besonders organisationsweite Agilität schwer zu fassen: Wo stehen wir, wie agil sind wir wirklich, was fehlt uns? Für diese Fragen wurde ein Selbstdiagnose-Instrument entwickelt, das hier von Thomas Zimmermann vorgestellt und erprobt werden soll.
Wir wollen damit gemeinsam einen kurzen Überblick gewinnen, welche Reifegrade in den Kernaspekten der Agilität bekannt sind und wo wir uns jeweils dort einordnen können. Jede/r Teilnehmer/in erhält zum Schluss einen Kurzbericht zum Stand der Agilität in der eigenen Organisation.
Thomas Zimmermann ist praktizierender Scrum Master in Berlin, forscht im Bereich Scrum, Agilität und Organisationstheorie und berät Unternehmen in der agilen Transformation bei swapwork UG.
Seine akademischen Wurzeln liegen in der Visuellen Kommunikation, Soziologie und Organisationsentwicklung (Angewandte Sozialwissenschaften).

maximale Teilnehmerzahl: 14
anmelden: fortbildung@socius.de oder Tel. 030-40301020
Ort: 10963 Berlin,Tempelhofer Ufer 21 (direkt U Bhf Möckernbrücke)

Do. 9.11.2017, 14-18 Uhr

Einladung als pdf

SOCIUS – sinnvoll zusammen wirken

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