Kollektives Harvesting

Kollektives Harvesting

Erfahrungen aus der Begleitung eines Großgruppentags mit 800 Teilnehmenden

Ob wir als Facilitator:innen, Berater:innen, Führungskräfte oder engagierte Bürger:innen zusammenkommen – wir brauchen Gespräche, die über individuelle Perspektiven hinausreichen. Gerade in einer Zeit, in der sich soziale, ökologische, politische und existenzielle Krisen überlagern, braucht es Räume, die mehr ermöglichen als den Austausch von Information: Räume, in denen gemeinsames Erkennen und tieferes Verstehen entstehen kann.

Gerade in großen Settings, wie einer eintägigen Konferenz mit 800 Menschen, mag es zunächst ambitioniert – oder gar unmöglich – erscheinen, kollektive Intelligenz tatsächlich hörbar und sichtbar werden zu lassen. Und doch braucht es gerade in solchen Momenten eine tiefere Form des Zuhörens.

Viele Menschen sitzen an Tischen in einem weiß gehaltenen Raum

Denn in dynamischen, komplexen Zusammenhängen stoßen Sprache und Analyse allein schnell an ihre Grenzen.
Wir spüren: Da ist etwas im Raum – aber wir können es (noch) nicht benennen.
Wir ahnen Bedeutung – doch sie entzieht sich dem linearen Denken.
Und wir sind keine außenstehenden Beobachter:innen. Wir sind Mitgestalter:innen dessen, was entstehen will.

Das sind die Qualitäten liminaler Räume – Schwellenräume zwischen dem, was nicht mehr trägt, und dem, was noch nicht sichtbar oder sagbar ist. In solchen Situationen geht es nicht um schnelle Antworten. Es geht darum, gemeinsam hinzuhören: Was will sich zeigen?

Kollektives Harvesting ist in diesem Kontext mehr als das Festhalten von Notizen. Es ist eine Praxis der tiefen Aufmerksamkeit – ein aufmerksames Sichtbarmachen jener unsichtbaren Fäden, die Einzelne zu einem größeren Ganzen verbinden. Es ist eine Einladung an die Intelligenz der Gruppe, sich auszudrücken – auch wenn niemand allein das ganze Bild kennt.
Es geht darum, kollektive Erkenntnis denkbar zu machen. Gemeinsam.

Was Harvesting in komplexen Situationen möglich macht

Wenn wir mit großen Gruppen arbeiten – wie bei der eingangs erwähnten Konferenz mit 800 Teilnehmenden – kann leicht aus dem Blick geraten, was eigentlich wichtig ist. Die Menge an Worten, Eindrücken, Meinungen und Emotionen kann schnell überwältigend wirken.

Doch unter der Oberfläche jeder Gruppeninteraktion – ob groß oder klein – verlaufen tiefere Fäden: Bedeutungsmuster, Momente der Klarheit, leise Einsichten, die darauf warten, wahrgenommen zu werden.

Zu ernten heißt, anders zuzuhören. Nicht nur das Gesagte festzuhalten, sondern sich einzustimmen auf das, was sich zeigen will.
Es ist eine Praxis kollektiver Sinngebung – nicht das Extrahieren von Antworten, sondern das feine Mitgehen mit dem sich entfaltenden Sinn.

Gerade in komplexen und dynamischen Kontexten ist das zentral. Denn Komplexität lässt sich nicht „lösen“ – sie lädt ein, anders zu sehen.
Anders zu spüren, was präsent ist.
Und dem Form zu geben, was noch gestaltlos ist.

Ein hangeschriebenes Plakat mit dem Text "listen together for deeper insights & questions" hängt am Eingang zu einem Raum, in dem sich viele Menschen befinden

Vom Rauschen zur Resonanz – mit Absicht zuhören

Unser Briefing mit dem zwölfköpfigen Konferenzteam begann mit einer geteilten Erkenntnis und Grundannahme:

„Wenn wir mit Gruppen, Teams oder Organisationen arbeiten, begegnen wir oft vielschichtigen Prozessen, für die es (noch) keine klaren Worte gibt.“

Harvesting – ob durch Sprache, Visualisierung, Poesie, Musik oder andere Ausdrucksformen – ist eine mögliche Antwort auf diese Herausforderung. Es versucht nicht, Komplexität zu vereinfachen. Sondern sie bewohnbar zu machen.

Indem wir dem, was wir spüren, eine Form geben – und indem wir aus dem Rauschen des Gesprächs das herausfiltern, was wirklich resoniert – schaffen wir gemeinsame Bezugspunkte: kollektive Anker für Sinn und Bedeutung.

Eine rechte Hand hält einen dicken Stift, als Schrift ist zu lesen "Collective"

Harvesting-Briefing – Aufmerksamkeit für das Wesentliche

So haben wir das Konferenz-Team des Tages ins Zuhören und Ernten eingeladen:
  1. Essenzen aus Vorträgen festhalten
    Was ist die Kernbotschaft hinter den Worten?
    Welcher Satz, welches Bild, welches Gefühl bleibt bei dir?
    Nicht mitschreiben – destillieren. Drei bis fünf Stichpunkte reichen oft.
  2. Fein zuhören im kollektiven Gespräch
    Was wird in den Raum gesprochen?
    Worum geht es den Menschen – nicht nur im Inhalt, sondern auch im Ton, in der Dringlichkeit?
    Halte kurze, lebendige Formulierungen oder Themen fest. Bleib leicht, bleib echt.
  3. Wenn jemand den Raum mit einem Abschlussimpuls bündelt
    Was ist das Spürfeld im Raum, während sie oder er spricht?
    Welche Fäden oder Bilder werden miteinander verwoben?
    Notiere die Essenz – nicht die Zusammenfassung.
  4. Achte auf POA: Patterns – Outliers – Absences
    Was zeigt sich immer wieder?
    Was überrascht oder bringt einen Funken ins Spiel?
    Was wird nicht ausgesprochen – könnte aber bedeutsam sein?

Drei Personen aus dem Team begleiteten das Geschehen über den Tag hinweg und hielten zentrale Beiträge schriftlich fest. Diese Notizen und Eindrücke flossen später in eine visuelle Ernte ein, die zu verschiedenen Momenten mit den Teilnehmenden geteilt wurde – als Spiegel, als Einladung zum Weiterdenken, als kollektive Momentaufnahme.

Ein handgeschriebnes Plakat zum Thema "Leveraging opportunities for farmers" von einer Veranstaltung der European Commission

Mehr als eine Methode – eine innere Haltung

Harvesting ist nicht bloß eine Methode. Es ist eine Haltung und eine Praxis. Es braucht Neugier, Präsenz und ein feines Gespür für das, was zwischen den Zeilen lebt. Es lädt uns ein, aus dem Drang herauszutreten, Dinge sofort „verstehen“ zu müssen – und stattdessen Fragen zu stellen wie:

  • Was möchte hier gesehen werden?
  • Was wissen wir gemeinsam – das keine:r von uns allein weiß?
  • Welche Bedeutung entsteht leise zwischen uns?
  • Was ermöglicht klügeres, stimmigeres Handeln – gerade aus dieser Gruppe heraus?

So wird kollektives Ernten zu einer Form gemeinsamer Forschung – zu einer Praxis des Hineinhörens ins Mögliche. Es hilft Gruppen, sich in der Komplexität zu orientieren – nicht durch Vereinfachung, sondern durch Bilder, Muster und Sprache, die sie halten können.

Zuhören, das Zukunft ermöglicht

In meiner Rolle als Lead Harvesterin – im Nachspüren der Praxis dieses Tages – kam immer wieder ein Gedanke zurück:

Kollektives Harvesting löst Unsicherheit nicht auf – aber es macht sie bewohnbar.

Was wäre, wenn es genau das ist, was wir in diesen Zeiten mehr brauchen?
Nicht die Illusion von perfekter Klarheit – sondern gemeinsame Orientierung.
Nicht schnelle Lösungen – sondern ein tieferes Zuhören. Eines, das es ermöglicht, dass Antworten zwischen uns Gestalt annehmen – getragen von dem, was wir gemeinsam spüren, wissen, erkennen und gestalten.

Und wie ist das bei dir?
Wo und wie praktizierst du kollektives Zuhören oder Harvesting – bewusst oder eher intuitiv? Was hilft dir, in komplexen Gruppenprozessen das Wesentliche sichtbar zu machen?

Bei Fragen oder Lust auf Austausch freut sich Julia über eine Nachricht.

Julia Hoffmann lächelt in die Kamera, sie hat einen Stift in der Hand. Vor ihr ist ein Blatt Papier auf dem sie gemalt hat.

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„Was hat Dich dazu gebracht, heute genau hier in dieser Fortbildung zu sein?“

„Was hat Dich dazu gebracht, heute genau hier in dieser Fortbildung zu sein?“

Claudia Fix ist Beraterin auf Zeit (BaZ) für Fundraising und Kommunikation in der Entwicklungszusammenarbeit, gelegentlich ist sie auch freiberuflich tätig. 2021 hat sie bei unserer Fortbildung „gOe! – gemeinnützige Organisationen entwickeln“ teilgenommen. Drei Jahre später haben wir sie interviewt: 

Was war für Dich ausschlaggebend, dass Du Dich für gOe! entschieden hast?

Ich hatte schon länger eine Weiterbildung in Organisationsentwicklung gesucht, weil ich einerseits ohne viele theoretische Grundlagen bereits in diesem Bereich gearbeitet habe und andererseits an neuen Perspektiven auf meine Arbeit interessiert war. Es gab dazu aber deutlich weniger interessante Fortbildungsangebote als im Bereich Coaching. Empfohlen hat mir Socius dann eine Freundin, deren Kollege an gOe teilgenommen hatte und sehr zufrieden war. Ich fand die Inhalte des Kurses interessant, das Format mit den vier Wochenenden innerhalb eines halben Jahres gut machbar und den Preis sehr fair (mit Frühbucherrabatt und Bildungsgutschein auch noch potentiell reduzierbar). Die beiden Referent*innen, Joana Ebbinghaus und Christian Baier, wirkten sowohl kompetent als auch sympathisch. Joana hat sich vorab noch fast zwei Stunden Zeit für ein persönliches Gespräch genommen, manches genauer erklärt und meine letzten Bedenken ausgeräumt, bei denen es um die Bezüge zur Gestalttherapie ging. Dass wir beide lange in der Entwicklungszusammenarbeit arbeiten, hat natürlich auch gleich eine Verbindung geschaffen.

Was war für Dich „das Highlight“ in der Fortbildung?

Das ist eine schwierige Frage, weil es eigentlich an jedem Wochenende mehrere Highlights gab. Ein echter Aha-Moment war die Einheit zu „Organisationskultur“: Wie sie definiert ist, wie man sie beschreiben kann und eine praktische Übung dazu. Ich hatte schon häufiger die Organisationskultur unterschiedlicher NRO analysiert, ohne jedoch eine klare Vorstellung des theoretischen Rahmens zu haben. Das hat mir sehr geholfen, meine eigenen Erfahrungen nachträglich einzuordnen und die Analysen, die ich nach gOe gemacht habe, zu schärfen.

Ein anderes Highlight war definitiv eine biografische Arbeit unter der Fragestellung „Was hat Dich dazu gebracht, heute genau hier in dieser Fortbildung zu sein?“ Wir haben das mit unterschiedlichen Materialien, mit Figuren, Knete, Stoffen, Fäden und noch einigem mehr, auf einem Brett visualisiert. Faszinierend fand ich nicht nur, dass mein eigener Berufsweg bis zu dem Punkt über diese Methode sehr viel klarer wurde, sondern auch, dass die Bretter sooooo unterschiedlich aussahen. Bis heute, also fast drei Jahre später, kann ich mich an die einzelnen Gestaltungen und viele Einzelheiten erinnern, die andere Teilnehmende zu ihren Lebenswegen erzählt haben.

Wirklich aufregend war natürlich auch das Praxisprojekt, das ich bei einer Berliner NRO gemacht habe, die ich vorher nur dem Namen nach kannte. Das Team gab uns ein sehr positives Feedback und hat mich zwei Jahren später angefragt, um eine Vorstandsklausur zu gestalten und zu moderieren.

Wie profitierst Du – hoffentlich – anschließend davon?

Ich profitiere ganz deutlich bei meiner Arbeit davon, auch wenn diese nur teilweise mit Organisationsentwicklung zu tun hat. Insgesamt ist mir sehr viel klarer, was für Organisationen wichtig ist, wie sie strukturiert sind, welches die häufigsten Fragestellungen und möglichen Konflikte sind.

Rund fünf Monate nach gOe hat ein Netzwerk, das ich schon kannte, mich gebeten, die dreitägige Klausurtagung zur Jahresplanung zu moderieren. Das war ziemlich anspruchsvoll, mit verschiedenen Konflikten auf unterschiedlichen Ebenen, aber am Ende waren wir alle mit dem Ergebnis zufrieden. Diese Gruppe war sehr dankbar für die verschiedenen Methoden, die sie vorher nicht genutzt hatte und die einige festgefahrene Diskussionen auf neue Gleise brachte. Die große Vielfalt an Methoden, die wir bei gOe zusätzlich zu den Inhalten gelernt haben, ist auf jeden Fall eine große Bereicherung für meine Arbeit. Leider habe ich im Moment zu wenig Zeit, um meine neuen Kenntnisse häufiger freiberuflich zu nutzen, aber ich hätte große Lust dazu.

Wem würdest Du gOe! empfehlen und warum?

Ich würde gOe zuallererst allen empfehlen, die in der Organisationsentwicklung arbeiten und auf der Suche nach neuen Erkenntnissen, Methoden und Inspirationen sind. Oder denen, die gerne in diesem Bereich arbeiten möchten, und ein solides Grundwissen brauchen. Ich halte gOe auch für Menschen in Leitungsfunktionen von gemeinnützigen Organisationen für sinnvoll, wenn sie neue Perspektiven auf die betriebliche Situation gewinnen möchten. Nicht zuletzt kann ich mir vorstellen, dass gOe auch für Ehrenamtliche in Vereinen eine gute Sache ist, gerade wenn es um Team-Entwicklung geht.

In unserer Achtergruppe kamen die Teilnehmer*innen aus ganz unterschiedlichen Arbeitssituationen – Freiberuflerinnen mit viel Erfahrung oder bei den ersten Schritten in die Selbstständigkeit, Angestellte mit und ohne Leitungsfunktion, ehemalige Geschäftsführende in einer beruflichen Umorientierung – und soweit ich weiß, waren wir alle sehr zufrieden mit den Inhalten von gOe.

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Mini-Beratung – wie kann das funktionieren?

Mini-Beratung – wie kann das funktionieren?

Erfahrungsauswertung der Pro Bono Beratungen 2023

Im September 2023 hatten wir unter der Überschrift „Neues im Team anschieben“ drei 4-stündige Pro Bono Beratungen ausgeschrieben. Wir hatten bereits im Vorjahr erste Erfahrungen sammeln können, wie eine zeitlich sehr begrenzte Online-Beratung unter Zuhilfenahme der Online-Module unserer Change Essentials funktionieren kann.

Auch 2023 stieß dieses Angebot auf reges Interesse, so dass wir uns dafür entschieden, vier Beratungen umzusetzen. Die ausgewählten Teams waren ein Personalentwicklungs-Team in der Internationalen Zusammenarbeit, ein Geschäftsstellenteam einer bundesweiten Interessenvertretung, ein ehrenamtlicher Vorstand eines großen Jugendverbandes sowie ein Leitungskreis eines sozialen Vereins. Thematisch spannte sich das Feld zwischen Themen von Führung und Selbstführung, Resilienz, Kultur des Miteinanders bis hin zu Rollen- und Aufgabenverteilung in einem stark selbstorganisierten Team. Nach einem kurzen Vorgespräch bereiteten sich die Teams auf die Beratung dahingehend vor, dass sie eine vorgeschlagene Auswahl an Videos individuell oder zum Teil sogar gemeinschaftlich anschauten, im Nachgang noch miteinander über die Inhalte und ihre Relevanz für sie selbst ins Gespräch kamen und zum Teil erste Reflektionsaufgaben eigenständig ausführten. 

In der anschließenden online Beratung gab es die Möglichkeit, Sichtweisen auszutauschen, grundsätzliche Aspekte der Rollenverteilung neu zu diskutieren und zu vereinbaren, neue Ideen und Impulse aufzugreifen und vor allem auf eine Art ins Gespräch zu kommen, für die im Alltag, insbesondere ohne externe Begleitung, oft wenig Raum ist. So führte zum Beispiel der Austausch über Fragen wie: „Was hilft mir besonders als individuelle Praxis, aber auch in unserem Miteinander im Umgang mit Stress und Belastung?“ oder die Frage nach besonderen Energiefressern selbst in diesem begrenzten Rahmen zu Momenten von tieferem Kontakt, Begegnung und Erstaunen über bisheriges Nichtwissen oder offensichtlich nie überprüfte, implizite Annahmen.

Zum Teil wurde die Beratung auch als eine sehr willkommene Beratung in einer akuten Thematik oder Auseinandersetzung und konnte für unmittelbare Entspannung sorgen. Gleichzeitig war natürlich nicht jeder fachliche Input oder Beratungsimpuls gänzlich neu in Teams, die sich in der Regel bereits länger mit ihrer Selbstfindung und weiteren Entwicklung auseinandersetzen. Aber auch in diesen Fällen wurde die externe Rückspiegelung als hilfreiche Bestätigung aufgenommen. 

Insgesamt ernteten wir viel Respekt und auch Dankbarkeit dafür, dass die SOCIUS change essentials gemeinsam mit der Beratung den Teams wichtige Anstöße geben konnten zu wesentlichen und für sie relevanten Themen. Und wenn ein 4-stündiger online Termin auch keine längerfristige Beratung ersetzt, so konnten wir unserem Eindruck nach einerseits wesentliche Gespräche anstoßen in Teams, die nicht unbedingt in der Position und Lage sind, sich jederzeit Beratungsunterstützung zu suchen. Andererseits löste die Begleitung auch den deutlichen Wunsch nach „mehr“ aus. „Jetzt mit einer regelmäßigen Supervision weiterzumachen, wäre toll!“, lautete das Fazit in einer der vier Schlussrunden. Und eine Organisation konnten wir dahingehend bestärken, sich nun um die Finanzierung einer längerfristigen Beratung über das INQA Coaching  zu bewerben!

Autorin Joana Ebbinghaus

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Webseiten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erstellen

Webseiten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erstellen

Eine gute Website ist wichtig – das spürt man spätestens beim zähen Navigieren auf komplizierten Webseiten oder wenn man einfach nicht findet, wonach man auf einer Webseite sucht.

Gute Webseiten zu bauen ist allerdings auch nicht gerade einfach. Deshalb gibt es dafür vollkommen zurecht eine eigene Branche.

Neue Tools auf Basis von künstlicher Intelligenz (KI) können die Arbeit beim Erstellen von Webseiten sowohl auf professioneller Ebene als auch für self-made Webseiten sinnvoll unterstützen.

Wie das geht, haben Ralph Piotrowski und ich uns im dritten Teil unserer Crashkurs-Reihe angeschaut. Einige Tipps und Workflows beschreiben wir euch in diesem Blogbeitrag.

3 Möglichkeiten, KI für Webseiten einzusetzen

Im Bereich der Texterstellung für Webseiten sind u.a. folgende Punkte hervorzuheben:

  • Textgenerierung
  • Textzusammenfassung (z.B. für Teaser oder auf Übersichtsseiten)
  • Inhalts-Optimierung:
    • Grammatik- und Rechtschreibprüfung
    • Stilistische Verbesserungsvorschläge (z.B. einfachere und klarere Sätze)
    • SEO-Anreicherung: KI-basierte Tipps tragen dazu bei, Texte suchmaschinenfreundlicher zu gestalten und somit die Online-Sichtbarkeit zu verbessern (siehe unten)

Tipp: mehr dazu kannst du auch im Blogbeitrag zum Crashkurs KI in der Texterstellung nachlesen.

Auch die Integration von KI in Design, Bilder und Layoutprozesse ermöglicht Verbesserungen und Vereinfachungen:

  • Individuelle Logos erstellen (z.B. Looka.com, logomakerr.ai)
  • Bilder und Grafiken (z.B. DALL-E 3, Adobe Firefly)
  • Designvorschläge mittels integrierter KI in Canva Magic Studio oder Adobe Sensei
  • Layoutkonzepte (z.B. ChatGPT danach fragen, wie eine Website für ein beliebiges Thema aufgebaut sein sollte)

Tipp: mehr dazu kannst du auch im Blogbeitrag zum Crashkurs KI in der Bilderstellung nachlesen.

Kund*innen-Support ist wichtig und auch hier kann KI eine Rolle spielen:

  • Sofortiger Support: KI-Chatbots und virtuelle Assistenten bieten unmittelbare Hilfestellung bei Anfragen
  • Die Implementierung ist mittels Plattformen wie Dialogflow oder Microsoft Bot Framework möglich
  • Wie das genau geht? Lass dir z.B. von ChatGPT eine Schritt-für-Schritt Anleitung geben, die auf deine Bedürfnisse und deine Vorstellungen zugeschnitten ist.

Zugänglichkeit und Inklusivität von Webseiten mit KI erhöhen

Wichtig ist für Webseiten, dass sie gut bedienbar sind und Informationen leicht zugänglich machen. Dazu gehören die Aspekte:

  • Leistung: Wie kann die Ladegeschwindigkeit der Seite verringert werden?
  • Zugänglichkeit: Wie hoch ist die Benutzer*innenfreundlichkeit der Webseite (z.B. ausreichende hohe Kontraste, Schriftgrößen, etc.)?
  • Suchmaschinen-Optimierung (SEO): Wie gut wird die Webseite aufgefunden (durch Suchmaschinen wie Google oder Ecosia)

Diese Fragen lassen sich mithilfe des Analyse-Tools “Google Lighthouse” (kostenlos, keine KI) beantworten. Sollte sich daraus Verbesserungsbedarf ergeben, kann eine KI wie ChatGPT befragt werden, wo Einspar-Potenzial bei der Ladezeit zu finden ist (Leistung) oder bspw. welche Farbpalette für mehr Lesbarkeit und höhere Kontraste sorgt (Zugänglichkeit).

Möglichkeiten, wo KI für die Webseiten-Gestaltung eingesetzt werden kann

Möglichkeiten, wie KI für die Webseiten-Gestaltung eingesetzt werden kann

SEO erhöhen oder wie Webseiten besser auffindbar werden

SEO ist wie das präzise Beschriften eines Buchrückens in einer riesigen Bibliothek, damit Leser*innen genau das Buch finden können, das sie suchen, sobald sie den Katalog durchstöbern.

Die „Beschriftung des Buchrückens“ kann für eine  Website vorgenommen werden, indem:

  • Überschriften und Zwischenüberschriften aussagekräftig sind,
  • Schlagwörter in Texten und Überschriften enthalten sind,
  • Bilder aussagekräftige Titel, Beschreibungen, Unterschriften und “Alt Text” (was angezeigt wird, wenn das Bild nicht angeschaut oder geladen werden kann) erhalten und die richtige Größe haben,
  • Meta-Beschreibungen einer Webseite hinzugefügt werden.

Dabei kann KI unterstützen und Arbeit abnehmen: 

  • erforderliche Texte an SEO angepasst erstellen
  • Kontext (Text und Bild-Input) kann hochgeladen werden (z.B. mit GPT 4.0), um bessere Ergebnisse zu erzielen
  • Feedback geben lassen: “Sind Überschriften, Titel, Beschriftungen usw. für hohe Auffindbarkeit von Suchmaschinen noch zu verbessern?”

Webseiten individualisieren mit KI-generiertem Code

Mit neuen KI-Tools gibt es nun auch die Möglichkeit, eine Website selbst zu programmieren oder um Code zu ergänzen, mit dem sich individuelle Vorstellungen umsetzen lassen. Auch wenn Code, also die Regeln und Algorithmen, die im Hintergrund dafür sorgen, dass ein Programm funktioniert oder eine Webseite Funktionen und Gestalt hat, technisch klingen mag – mit KI braucht dieser Code weder geschrieben noch verstanden werden, um ihn nutzen zu können.

Soll für eine Webseite beispielsweise ein Button oder ein Inhaltsverzeichnis erstellt werden und dabei bestimmte Vorstellungen berücksichtigt werden, dann kann hierfür etwa ChatGPT für den entsprechenden Code verwendet werden. Die KI wird darum gebeten, den Code zu generieren, der den zu formulierenden inhaltlichen und äußerlichen Vorgaben entspricht. Daraufhin wird html-Code (Inhalt und Funktion) und CSS-Code (Erscheinungsbild) ausgegeben. Es handelt sich dabei um zwei unterschiedliche Programmiersprachen. Beide werden anschließend auf der Webseite eingefügt (z.B. als “neues Modul” bei WordPress). Gegebenenfalls sind Anpassungen, bzw. Iterationen des Prozesses nötig, um das Ergebnis zu optimieren.

KI-Komplettlösungen für Webseiten

Für die Website-Erstellung gibt es auch KI-gestützte Komplettlösungen wie sitekick.ai oder mixo.io.

Unsere Empfehlung diesbezüglich lautet, für sich abzuwägen zwischen mehreren KIs mit spezifischen Funktionen (meist in kostenpflichtigen Abos), dafür aber als bequeme Komplettlösungen oder einem (zahlungspflichtigen) Abo für einen der KI-Allrounder wie GPT 4, dafür allerdings mit Mehrarbeit durch Hin- und Herkopieren zwischen KI-Tool und Zielort.

Vielfalt und tolle Ergebnisse treffen auf bestehende Herausforderungen

Abschließend sind wir einerseits überrascht von der Vielfalt der Möglichkeiten, wo KI bereits sinnvoll und effektiv eingesetzt werden kann, um Workflows in der Website-Erstellung zu verbessern und zu beschleunigen und begeistert davon, wie gut teilweise die Ergebnisse sind. Andererseits sind uns auch noch einige Schwachstellen aufgefallen und offene Probleme (z.B. KI-Komplettlösungen). Allerdings ist auch da vermutlich nicht die Frage, ob auf diesen Feldern noch eine Lösung gefunden wird, sondern vielmehr, wie lange es noch bis zur Lösung dauert.

On the other hand

Für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Künstliche Intelligenz, den Implikationen und sozialen sowie ökologischen Konsequenzen von KI haben wir eine Seite eingerichtet, die verschiedene weiterführende Ressourcen bereitstellt: https://agency-in-ai.org/on-the-other-hand/

 

Auch zu den vergangenen Crashkursen (KI in der Texterstellung und KI in der Bilderstellung) findest du eine Zusammenfassung auf dem socius Blog:

Texterstellung:

https://socius.de/gedanken-ki-text/

Bilddarstellung:

https://socius.de/crashkurs-bilderstellung-ki/

 

Die Aufzeichnung vom Crashkurs kann weiterhin erworben werden für 50€ pro Crashkurs, bzw. 120€ für alle drei Crashkurse zusammen. Weitere Infos findet ihr hier: https://agency-in-ai.org/ki-crashkurse/

Fragen oder Anmerkungen? Schreib Ralph und Burkhard per hello@agency-in-ai.org

Bildquellen: pexels.com & midjourney

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Wie geht Bilderstellung mit Künstlicher Intelligenz? Drei Levels, die weiterhelfen

Wie geht Bilderstellung mit Künstlicher Intelligenz? Drei Levels, die weiterhelfen

Ein Foto schießen, eine Zeichnung anfertigen oder ein Bild nachbearbeiten lassen – das sind nur drei Funktionen von vielen, die mittlerweile mit künstlicher Intelligenz (KI) ausgeführt werden können.

In unserem zweiten Crashkurs am 17. Oktober stand die Bilderstellung im Fokus. Der Kurs orientierte sich dabei an 3 “Levels” der Bildgestaltung.

1. Level: Wie können Bilder mit KI generiert werden?

In den letzten Monaten gab es zahlreiche Neu- und Weiterentwicklungen im Bereich der KI-Bildgeneratoren. Firmen wie Adobe, Canva, OpenAI und Google haben regelmäßig neue Versionen ihrer Anwendungen vorgestellt. Aktuell kann man über die Suchmaschine Bing kostenlos auf das DALLE-3-Modell von OpenAI zugreifen, dem Unternehmen, das auch ChatGPT entwickelt hat (www.bing.com/create).

Damit können schnell und einfach Ergebnisse produziert werden, die zwar schon gut aussehen und etwas darstellen, aber noch nicht unbedingt das zeigen, was ich mir als Nutzer*in vorgestellt habe.

Hier der erste Versuch, ein Bild mit DALLE-3 zu produzieren. Ziel ist es, ein möglichst authentisches Bild von einem Workshop mit ca. 10 Personen zu erstellen, wovon hier noch keine Rede sein kann.

2. Level: Wie kann ich Bilder bewusst gestalten und eine bestimmte Bildidee umsetzen?

Um optimale Ergebnisse von KI-Bildgeneratoren zu erzielen, sind Anpassungen an den Prompts nötig. Wie bei der Texterstellung mit KI können auch hier zwei Grundsätze formuliert werden:

  • Prompts (die Aufforderungen, mit denen ich die KI starte) sollten klar, präzise und kompakt sein.
  • Detailreichtum verbessert das Resultat.

Aber was sind nun Details, die ich in einen Prompt einfließen lasse? Zu berücksichtigende Details lassen sich in vier Kategorien einteilen: 

  • Medium
    • z.B. Foto, Gemälde, Zeichnung, Icon, etc.
  • Stile und Effekte
    • z.B. animierter Stil, Stil einer bestimmten Künstlerin, etc.
    • z.B. Lichtquelle von oben, seitlich; Lichtstimmung nachmittags, herbstlich; Farbpalette aus Blautönen, warmen Farben
    • z.B. 3D-Effekt, schwarz-weiß Filter, Bokeh-Effekt, Tilt-Shift (“Miniatureffekt”)
  • Inhalt:
    • z.B. Subjekte, Objekte, Hintergrund, Haarfarbe, Alter etc.
    • z.B. Aktionen von Personen und Interaktionen mit Objekten (“hält Vase in der Hand”)
    • z.B. gemütliche, ruhige Atmosphäre
  • Technik:
    • z.B. Kamerawinkel (Weitwinkel, Vogelperspektive, Nahaufnahme),
    • z.B. Brennweite, Kameratyp (analoge Kamera oder Spiegelreflexkamera)

Nicht alle der genannten Details sind notwendig, um ein qualitatives Bild zu kreieren. Sie bieten jedoch eine Orientierung und zeigen die Vielfalt an Informationen, die berücksichtigt werden können, um das KI-Bild den eigenen Wünschen entsprechend anzupassen.

Besonders wichtig ist bei der KI-Bilderstellung auch, dass Iterationen zum Prozess dazugehören. Oft lässt das erste Ergebnis erkennen, was noch nicht wie gewünscht aussieht und dementsprechend im Prompt präzisiert werden könnte.

3. Level: Wie kann ich einen einheitlichen Stil über unterschiedliche graphische Elemente hinweg entwickeln?

Nach der detaillierten Anleitung zur Erstellung eines guten KI-Bildes konzentrierte sich das darauffolgende Kapitel des Crashkurses auf die konsistente Erstellung mehrerer Bilder, beispielsweise für ein Corporate Design.

Dafür haben wir einen spezifischen Workflow entwickelt, der von KI-generierten Visualisierungsvorschlägen für Icons, über Prompt-Ideen bis zur Feinabstimmung von Ergebnissen reicht.

Und obwohl die KI einen Großteil der Arbeit übernimmt, bleibt die Kreativität der Nutzenden bei der Auswahl und manuellen Anpassung von Vorschlägen essenziell.

Für die Anpassung kann dann wiederum die um KI-ergänzte Design-Software von Canva Magic Studio oder Adobe Firefly zur Anwendung kommen.

 

Mit DALLE-3 erstelltes Bild eines Workshops mit mehreren Details im Prompt und einigen Iterationen.

DALLE 3 Crashkurs

Zu gut, um wahr zu sein?

Vor allem die KI-gestützte Bilderstellung stellt uns als Gesellschaft vor eine Reihe komplexer, ungeklärter und wichtiger Fragen. Um nur einige zu nennen: 

  • Welche Bilder dürfen zum Training der KI-Modelle verwendet werden?
  • Wem gehören die Bilder, die mit KI generiert werden?
  • Wie viele Ressourcen werden verbraucht (Wasser für die Kühlung & Strom für den Betrieb der Rechen- bzw. Serverzentren)
  • Wie viele Ressourcen werden verbraucht, um das technische Gerät hinter KI-Anwendungen herzustellen (z.B. Chips) und wie sind die Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette?

Auf einer Website sammeln wir kontinuierlich Ressourcen, die sich mit kritischen Themen rund um KI auseinandersetzen: https://agency-in-ai.org/on-the-other-hand/

Unser Fazit

In den letzten Monaten gab es beeindruckende Entwicklungen im Bereich der visuellen KI-Anwendungen. Trotzdem entsprechen manche Anwendungen nicht der Qualität, die in Marketing-Kampagnen wünschenswert wäre. Dabei bleibt offen, ob diese Qualitätsunterschiede dauerhaft oder nur vorübergehend sind.

Kritische Themen wie Urheberrechtsfragen finden zwar erste Lösungsansätze, z.B. bei Adobe. Dennoch wirkt es so, als rückten Ressourcen- und Lieferkettenprobleme aufgrund der Begeisterung für neue Technologien in den Hintergrund und blieben damit unbeantwortet.

Wie geht es weiter?

Allen Teilnehmenden wurden am Ende die Folien des Crashkurses, die Aufzeichnung der Veranstaltung sowie eine kleine Ressourcensammlung mit weiterführenden Links und den vorgestellten Workflow als Grafik zur Verfügung gestellt.

Der nächste und vorerst letzte Termin in unserer Crashkurs-Reihe findet schon bald statt:

Vielen Dank an alle Teilnehmenden und bis zum nächsten Mal!

Alle Bilder wurden mit DALLE-3 erstellt.

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SOCIUS forscht zusammen mit Euch zu Selbstorganisation und Leadership

SOCIUS forscht zusammen mit Euch zu Selbstorganisation und Leadership

Ende September haben wir die Türen zur ersten offenen Forschungswerkstatt rund um das Thema “Selbstorganisation und geteilte Führung” geöffnet.
In einen hybriden Format fanden sich 11 Personen mit ganz unterschiedlichen Perspektiven  zusammen: Von neugierig fragender Haltung ohne bereits persönliche Erfahrungen mit Selbstorganisation in der eigenen Organisation gemacht zu haben bis zu konkreten Fragen mitten im Umsetzungsprozess einer geteilt geführten Organisation war alles dabei.

  • Wie kann geteilte Führung im gesamten Team jenseits von Führung als Doppelspitze gelingen? Und was ist auch möglich, wenn ein einzelnes Team innerhalb einer hierarchischen Organisation mehr gemeinsame Verantwortung leben will?
  • Wie können wir uns mehr dem Thema Macht und Verantwortung in Selbstorganisationsprozessen widmen? Und wie kann das bewusste Übergeben von Verantwortung gut gelingen?
  • Wie überfordern wir neue Personen, die in unser auch persönlich voraussetzungsvolles Selbstorganisationsmodell kommen, nicht?
  • Wie können wir als Organisation zur persönlichen Entwicklung jede:r Einzelne beitragen, um notwendige persönliche Kompetenzen zu stärken, die es für Selbstorganisation braucht?

Diese und noch viele Fragen mehr waren im Raum, nachdem wir von SOCIUS als Einstiegsimpuls unsere Landkarte zur Navigation von geteilter Führungsarbeit vorgestellt haben, in der wir die aus unserer Sicht wesentlichen Themen und Entwicklungsfelder rund um das Thema Selbstorganisation sichtbar gemacht haben. 

Es gab sogar schon erste Impulse, wie wir diese Landkarte noch weiterentwickeln könnten! Das freut uns, denn auch für uns ist die Forschungswerkstatt ein willkommenes Format zum Weiterlernen. 

Wir haben uns sehr über die große Resonanz, die neugierig-fröhliche Stimmung und den bereichernden Austausch gefreut und sind hochmotiviert, am 10.11. und 15.12. in dieser community of practice weiterzuforschen und gemeinsam Möglichkeiten und Hindernisse auf der Wegstrecke zu Selbstorganisation zu beleuchten und uns kollegial dazu zu beraten.

Aktuell ist unsere kleine Forschungsgruppe noch offen und ihr seid herzlich eingeladen, euch uns anzuschließen! Spätestens ab dem kommenden Jahr werden wir die Gruppe in ein online und ein Präsenzformat aufteilen und dann als geschlossene Gruppen weiterführen, um intensiven und persönlichen Austausch in einem geschützten Raum zu ermöglichen.

Erforsche  gemeinsam mit uns ein neues Format, in dem wir anhand praktischer Fragestellungen derer, die da sind, dem Wandel von Führungskraft zu geteilter Führungsarbeit und Selbstorganisation auf den Grund gehen. 

 

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Vom Gedanken – über die KI – bis zum fertigen Text

Vom Gedanken – über die KI – bis zum fertigen Text

Rückblick auf den Crashkurs Texterstellung mit Künstlicher Intelligenz September 2023

Es kann eine Menge von Gründen geben, warum es uns schwerfällt, einen umfangreichen Text zu schreiben. Mit text-generierenden KI-Tools wird es uns da etwas leichter gemacht. Aber wie genau funktioniert das?

In sechs Schritten, haben wir uns dieser Frage in einem Online-Crashkurs gewidmet. Ziel dabei war es, neben dem Teilen praxisnaher Anleitungen auch ein gemeinsames Verständnis der Grenzen dieser Technologie zu entwickeln – beides Voraussetzungen für einen selbstbestimmten Umgang mit Künstlicher Intelligenz.

1. Schritt: Den Workflow verstehen

Um sich einer Aufgabe, bzw. dem Schreiben eines Textes zu nähern, kann es praktisch sein, einen Workflow zu entwickeln. Dieser hilft dann dabei, sich immer wieder zu orientieren und strukturiert vorzugehen.

2. Schritt: Anleitung zu guten Prompts

Prompts sind die Aufforderungen, die KIs zum Arbeiten bringen, also die Auslöser, die ein Ergebnis anfordern. Dabei kommt es darauf an, wie diese formuliert werden. Denn auch vom Prompt hängt ab, wie gut das Ergebnis der KI wird. Daher haben wir uns im zweiten Schritt genau angesehen, was es zu beachten gilt, um gute Prompts zu formulieren.

3. Schritt: Ergebnis checken, Tipps und Tricks

Einige Risiken wie die sogenannten Halluzinationen (z.B. falsche Fakten) sind bei KI-generierten Texten besonders wichtig zu erwähnen. Daher haben wir uns diesen Punkt einmal genauer angeschaut. Dazu gab es Tipps, wie effektive Prompts zeiteffizient eingesetzt werden können, sodass am Ende der KI-Einsatz eine Zeitersparnis bedeutet und nicht mehr Zeit verbraucht, als den Text ohne KI zu verfassen.

4. Schritt: Ab in die Praxis per Hands-On Demo

In Kleingruppen haben wir uns anschließend mit zwei konkreten Fällen beschäftigt. Wie gehe ich vor, um ein Buchkapitel mit KI zu schreiben? Und wie gehe ich vor, um einen Blogbeitrag mit KI zu verfassen?

5. Schritt: Den eigenen Stil integrieren

Um die Texte, die mit Hilfe von KI verfasst wurden, zu verbessern, gibt es die Möglichkeit, Stile zu integrieren (z.B. den eigenen Schreibstil). Auch hierfür haben wir einen kleinen Workflow entwickelt, mit dem etwa der Ton oder die Wortwahl  des eigenen Stils bei KI-generierten Texten berücksichtigt wird.

6. Schritt: Viel Input? Sense-making!

Nach dem Input zur Texterstellung galt es zum Schluss einmal in Kleingruppen anzuhalten und zurückzublicken:

  • Was war neu für mich?
  • Wo gibt es noch Fragen?
  • Wie kann ich das Gelernte in meinen (Arbeits-) Alltag integrieren?

Das Schreiben umfangreicher Texte kann eine Herausforderung sein, aber mit einem klaren Workflow, dem Verständnis von Prompts und einigen bewährten Tipps kann es eine bereichernde Erfahrung werden und entlasten – zumindest dort, wo man den Einsatz von KI in der Texterstellung für sinnvoll und verantwortungsvoll hält.

Allen Teilnehmenden wurden am Ende die Folien des Crashkurses, die Aufzeichnung der Veranstaltung sowie eine kleine Ressourcensammlung mit weiterführenden Links zur Verfügung gestellt.

Hier ein kurzer Zusammenschnitt aus dem ersten Crashkurs im September.

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Socius change essentials

Entdecke praxisnahe Tipps für selbstorganisiertes Arbeiten in unserem gratis Onlinekurs, den SOCIUS change essentials. Mit über 30 Videos bietet der Kurs hilfreiche Selbstorganisations-Tools wie Konsentmoderation und Rollenboard-Tutorial.

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Einblicke in die Jahresfortbildung „Führen mit Haltung“

Einblicke in die Jahresfortbildung „Führen mit Haltung“

Vor kurzem hat das zweite Modul unserer Jahresfortbildung „Führen mit Haltung” im wunderschön gelegenen Kloster Volkenroda in Thüringen stattgefunden. Es waren drei intensive Tage, in denen wir uns gemeinsam mit meiner Kollegin Hanna Kunze ganz dem Thema “Wertorientierte Führung” gewidmet haben.

Was sind Werte, welche davon prägen mein persönliches Führungshandeln und wie stehen diese im Kontext der Werte, die meine Organisation – vielleicht im Leitbild oder aber auch einfach im Alltag – repräsentiert?

 

Wir haben uns in Anlehnung an Spiral Dynamics und Reinventing organizations dem Thema „Selbstorganisation und Führung“ genähert und uns Fragen gestellt, wie: “Wo würde ich meine Organisation mit ihrem Führungsverständnis und Strukturmodell verorten?“ – “Rot, blau, orange, grün, gelb,…bunt?”, “Wo sehe ich meine Präferenz im eigenen Führungshandeln?” und “In welchen Bereichen würde ich mich gern als Führungsperson entwickeln?”

Eine meiner Lieblingsübungen im Führungsmodul ist die “Stabübung”. Die Dynamik während der Übung hat mich dieses Mal besonders beeindruckt und hat uns viele Impulse gegeben, zum Austausch über den eigenen Umgang mit Macht und Verantwortung, Konkurrenz und Kollaboration, Vertrauen und Kontrolle auszutauschen. Und uns eingeladen, sich mit dem persönlichen Zugang zu Gefühlen im eigenen Führungshandeln zu beschäftigen.

In diesem Modul haben wir auch die Intervisionsgruppen eingeführt. Mit der klassischen Methode der kollegialen Fallberatung können die Teilnehmer:innen so zwischen den sieben mal drei Seminartagen und darüber hinaus im Kontakt bleiben und Themen und Probleme, die ihnen im Führungsalltag begegnen mit Kolleg:innen teilen können und neue Ideen für schwierige Situationen bekommen.
Nachdem die Teilnehmer:innen die Methode das erste Mal ausprobiert haben, habe ich in fröhlich erstaunte Gesichter geblickt, die dankbar waren für ganz neue Erkenntnisse und kreative Impulse, für schon lang und ausweglos scheinende Probleme im Führungsalltag. Manchmal kommt mir die Kollegiale Fallberatung ein bisschen vor, wie zaubern können!

Ich freue mich schon auf das kommende Modul im November, wo wir uns drei Tage lang intensiv dem Thema Kommunikation und Führung mit meiner wunderbaren Kollegin Ulrike Jaeger widmen werden. 

Im nächsten Jahr findet dann bereits das dritte Mal unsere Jahresfortbildung “Führen mit Haltung” statt. Im September 2024 geht es los. Wieder an zwei schönen regenerativen Orten: dem Augustiner Kloster in Erfurt und dem Zinzendorfhaus in Neudietendorf bei Erfurt. 

Für die ganz schnell Entschlossenen, die sich noch dieses Jahr anmelden, gibt es einen schönen Rabatt auf den Teilnahmebeitrag von regulär 4.100,00 €.

Schau dir gerne die ausführliche Beschreibung an, wende dich gern bei Fragen zur Fortbildung an mich (Lysan) und nimm dir die Zeit in Ruhe zu entscheiden,  ob das für dich als Führungsperson eine gewinnbringende Fortbildung sein könnte.

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Socius change essentials

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Die sieben Muskeln der Selbstorganisation – Next Steps!

Die sieben Muskeln der Selbstorganisation – Next Steps!

Save the date für die SOCIUS labore am 11. Januar, 21. März und 16. Mai 2024

Wenn sich eins gezeigt hat in den Monaten, die wir nun schon an den Sieben Muskeln der Selbstorganisation laborieren, ist es dies: Die Idee hat eine Menge Potential. Und da Potential mitunter eine feine Ausrede dafür ist, nicht zu früh zu viel festzuklopfen, müssen wir uns selbst immer wieder auf die Schiene setzen. Es geht also weiter mit den 7 Muskeln, nicht zuletzt in einer Laborreihe von Januar bis Mai 2024. 

Was hat es auf sich mit den Muskeln?

Die Praxis der Selbstorganisation, die uns in unserer Arbeit viel umtreibt, erfordert nicht nur smarte Tools und Modelle, sondern auch und vor allem persönliche Skills und Haltungen. Für diese nutzen wir das Bild der Muskeln. Sie können verkürzt oder verkümmert sein, lassen sich aber individuell wie auch gemeinsam trainieren und aufbauen. Die Auswahl der aus unserer Sicht relevantesten persönlichen Qualitäten für die Praxis der Selbstorganisation haben wir wie folgt benannt:

  • Showing Up – Präsenz in geteilter Führung
  • Resonanz in Beziehungen
  • Selbstnavigation – Bewusstheit für den eigenen Innenraum
  • Kultivierung von Vertrauen
  • Systemischer Blick – Handlungsfähigkeit in Komplexität
  • Alignment Ability – Sensibilität für Impulsdynamik
  • Rough Waters – Souveränität im Umgang mit Spannungen

Das Training dieser Muskeln wird durch erfahrungsbasierte Team-Workshops angestoßen, die in der Regel etwa einen halben Tag dauern. Anhand individueller „Hausaufgaben“ entwickeln Teilnehmende daraufhin in ihrem Arbeitsalltag Schritt für Schritt neue Fähigkeiten und Routinen. Wo sinnvoll, gibt ihnen das 7 Muskeln Programm dazu auch konkrete Werkzeuge und Praktiken an die Hand. Ein solches Tool aus dem Alignment Modul ist das Impuls Pitchdeck.

Selbstorganisations-Tools: Das Impuls Pitchdeck

Selbstorganisation läuft nicht immer rund. Manchmal rumpelt es, Impulse und Commitments bleiben unklar oder überlagern sich. Im besten Fall lernen wir daraus, im schlechtesten, sind wir frustriert, ziehen uns zurück und die Dinge versanden. Das SOCIUS Impuls Pitchdeck ist ein Kartenset zum Einspeisen von Ideen und zur Aushandlung von Commitments in selbstorganisierten Teams. 

 Die Nutzung des Decks funktioniert so: Eine Person teilt ihren Vorschlag bzw. Entwicklungsimpuls und spielt dabei eine Karte aus, die bezeichnet, ob sie sich in diesem Zusammenhang einfache Rückendeckung, einzelne Mitstreitende oder sogar ein Commitment aller Beteiligten in der Runde wünscht. Die Teamkolleg:innen spielen daraufhin Karten aus, die anzeigen wie hoch sie das Potential der Idee und ihre aktuelle eigene Beteiligungsmöglichkeit einschätzen. Aus dem Abgleich der gelegten Karten ergibt sich ein schneller Eindruck, welche Resonanz und Chancen auf Realisierung der Impuls hat, und was es braucht, um ihn gut zu versorgen. Sobald sich über die Karten ein gemeinsames Vokabular und eine Rückmeldungsroutine schärft, braucht es u.U. das Tool selbst gar nicht mehr.

Neugierig geworden? Dann sprich uns an und werde „Pitchdeck Prototypen Tester:in“

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Selbstorganisation heißt nicht Strukturlosigkeit

Selbstorganisation heißt nicht Strukturlosigkeit

Ein Interview mit Andreas Knoth im Rahmen der Konferenz Bildung Digitalisierung zu seiner dortigen Keynote

Die digitale Transformation verändert nicht nur das Rollenverständnis von Schulleitungen, sondern stellt auch alte Denkmuster infrage. Die Schulleiterin Nicole Stockmann und der Organisationsberater Andreas Knoth im Gespräch über die Frage, wie die Kultur der Digitalität ihr Denken prägt – und wie eine zeitgemäße Haltung aussehen könnte.

Aus welcher Haltung heraus wird aktuell im System Schule gearbeitet – und welche Haltung soll die Akteure in Zukunft antreiben? Das Thema Haltung war ein Schwerpunkt am zweiten Tag der Konferenz Bildung Digitalisierung 2022 im Cafe Moskau in Berlin. In seiner Keynote „Aufbruch zu Digital Leadership“ skizzierte der Organisationsberater Andreas Knoth, welches neue Selbstverständnis Akteure im Bildungskontext heute brauchen – und warum Exnovation ein wesentlicher Teil von Innovation werden muss, damit die Organisation Schule keinen Burn-out erleidet.

In der anschließenden Panel-Diskussion debattierte Andreas Knoth mit Eliane Burri von der Pädagogischen Hochschule Zürich, Gabriele Lonz vom Ministerium für Bildung in Rheinland-Pfalz und der Schulleiterin Nicole Stockmann unter dem Titel „Digital Leadership und Kultur des Teilens“, inwiefern neue Formen der Zusammenarbeit Führungskräfte an Schulen darin unterstützt, den Wandel an Schulen zu gestalten. Als Schulleiterin eines deutschlandweit einzigartigen Doppelgymnasiums ist Nicole Stockmann mit dem Thema Kooperation auf ganz besondere Art und Weise vertraut. Im Doppelinterview sprechen Andreas Knoth und Nicole Stockmann über ihren persönlichen Blick auf Digital Leadership und die Kultur des Teilens.

Weiter zum Interview.

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Teamresilienz stärken

Teamresilienz stärken

Anfang November hatten Hannah und ich zusammen das Vergnügen für 16 Personen einen Teamtag zu gestalten zum Thema „Stress, Resilienz und Regeneration“. Im Rahmen unseres durch die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt geförderten Projektes CLEE (Community Learning für Ehrenamtliche und Entscheidungsträger*innen) war es naheliegend, dass wir  das vierte Modul unseres kostenlosen Onlinekurses SOCIUS change essentials – Neue Wege der Organisationsentwicklung in den Fokus der Vorbereitung setzten. Wir luden die Teilnehmenden ein, die Videos des Moduls Resilienz vorab zu schauen, so dass wir beim Start um 9h schon eine gemeinsame Wissensbasis zum Thema hatten.

Wir starteten den Tag mit einem bewegten Einstieg – aufstehen, räkeln, strecken, schütteln und dann OMG – orient | move | ground –

🔦 orientiere dich: wo bist du im Raum? Wer ist da noch? Wer ist in deiner Nähe? Wer ist weit weg?

💃 beweg dich – das kann eine kleine Mikrobewegung sein, oder ein paar Schritte durch den Raum, du kannst rennen, oder tanzen, schreiten oder schleichen. Beweg dich.

🌳 verbinde dich mit dem Platz auf dem du stehst. Spüre deine Füße auf dem Boden. Nimm ein paar tiefe Atemzüge.

Und dann gerne noch 1 bis 2 mal: OMG!

Im Anschluss an einen verbalen Check-in ist das Team in Triaden spazieren gegangen und hatte von uns den Auftrag darüber zu reden:

  • 🥳 Was gibt es zu feiern?
  • ✅ Was wurde gemeinsam vollbracht?
  • 😁 Was gelingt richtig gut ?

Unsere Idee war im Anschluss aus jeder Gruppe eine (1) Geschichte zu hören und aufzuschreiben, aber das Team hatte so viele Geschichten des Gelingens, des Vollbrachten und des Feierns zu erzählen, dass wir über 20 runde Moderationskarten als Riesenkonfetti an die Wand kleben konnten.

Danach gönnten wir uns eine Pause – die ist ja bekanntermassen wichtig für die Regeneration – und dann eine kleine Auffrischung in Sachen Resilienzfaktoren.

Den Rest des Tages widmeten wir uns in einem Wechsel von Pausen, Bewegung, Plenum und Kleingruppenarbeit zuvor vom Team identifizierten Stressoren mit der Brille 👓 der Resilienzfaktoren.

Statt auf die Entstehung von Problemen und Herausforderungen zu schauen und zu versuchen herauszufinden wie es dazu kommen konnte, arbeite das Team mit den Fragestellungen: Was braucht es für die Zukunft? Woran merkst du, dass es besser geworden ist? Wenn du einen Resilienzfaktor auf das Problem „anwendest“ – wie verändert es sich dann?

Dieser Perspektivwechsel führte zu überraschenden Einsichten und Erkenntnissen und machte Platz für neue Gedanken und Lösungsansätze um mit alten Stressfaktoren einen anderen Umgang zu finden.

Mein Lieblingssatz des Tages von einem Teammitglied war: „Eigentlich ist Stress und Resilienz gar nicht so mein Thema. Ich hab nicht viel Stress und bin ziemlich resilient. Aber dann hab ich die Videos geguckt und gedacht: oh, da kann man doch immer noch was machen und entwickeln. Vor allem auch im Team und in der Organisation. Und das haben wir heute gemacht und ich hab jetzt sogar zwei Buddys für mein Thema.“

Das hat mich berührt und erfreut.

Was macht Ihr in Euren Teams zur Resilienzstärkung und Regeneration?

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Keynote: Aufbruch zu Digital Leadership

Keynote: Aufbruch zu Digital Leadership

Kulturwandel hat immer auch mit Führung zu tun. Das gilt für wirtschaftliche Organisationen wie für das System Schule. Was hemmt und was fördert Musterwechsel im Führungshandeln? Welche Erfahrungen sind hilfreich, um die Transformation hin zu mehr Transformationsfähigkeit zu gestalten? Andreas Knoth, Psychologe bei der SOCIUS Organisationsberatung beobachtet in seiner Keynote, dass oft nicht das Erlernen und Annehmen neuer Praktiken und Rollenbilder Engpass bei der Hinwendung zu Digital Leadership sind, sondern das Loslassen und Verlernen alter Muster und Haltungen – Exnovation kommt vor Innovation.

Das Forum Bildung Digitalisierung veranstaltete vom 16. bis 17. November 2022 die siebte Konferenz Bildung Digitalisierung (KonfBD22). Die Leitkonferenz für gute Schule in der digitalen Welt im deutschsprachigen Raum macht Good Practices sichtbar, bietet allen Akteuren im System Schule eine Plattform für Austausch und Vernetzung und setzt wegweisende Impulse für die digitale Transformation im schulischen Bildungsbereich.

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SOCIUS bei Sociocracy for all

SOCIUS bei Sociocracy for all

Am 13. Oktober 2022 waren Nicola Kriesel, Lysan Escher und Andreas Knoth bei der „Every voice matters“ online Konferenz von Sociocracy For All und haben über unseren eigenen Transformationsprozess gesprochen:

Wie wir uns in einer anhaltenden Entwicklung von einem heroisch geführten Unternehmen mit großem Herz und dem Willen zur Arbeit im Team über eine post-heroische Phase, in der wir auch viel Unsicherheit erlebt haben und Entscheidungen die im ganzen Team getroffen wurden die scheinbar besten, auf jeden Fall sichersten waren, hin zu einem pan-heroischen Team, in dem wir alle glänzen dürfen und vertrauen in die Fähigkeiten der anderen gute Entscheidungen für alle zu treffen.
Um die Fähigkeit zu vertrauen ging es dann auch in dem anschließenden Gespräch und wie wir hörten, scheint das ein Thema gewesen zu sein, dass sich durch die gesamte Konferenz zog.

Wenn wir Soziokratie als eine Praxis von Selbstorganisation verstehen, dann können KonsenTentscheidungen einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau von Vertrauen in der Organisation leisten. Nicht nur ihr ritueller Ablauf, der eine verabredete Vorhersehbarkeit mit sich bringt, sondern auch die Sicherheit auf jeden Fall gehört zu werden mit der eigenen Meinung und sich darauf verlassen zu können, dass es keine Ausgrenzungserfahrungen gibt, wenn ein schwerwiegender Einwand mit Hinblick auf das gemeinsame Ziel vorgebracht wird, trägt zur Vertrauensbildung bei.
Gleichwohl ist es unserer Erfahrung nach nicht damit getan im Kreis zu sprechen (obwohl das auf jeden Fall ein guter Anfang ist!), sondern auch den Mut zu haben für sich, die eigene Meinung, die eigene Erfahrung und die eigenen Argumente einzustehen und sich dem Team damit zu zeigen. Oft klingt das leichter als es in Wirklichkeit ist.
Und auch wenn wir bei SOCIUS seit letztem Jahr die KonsenTentscheidung gemeinsam mit der beratenen Entscheidung in unserer Satzung manifestiert haben, gibt es immer wieder Situationen in den wir uns aktiv gegenseitig an unsere Vereinbarungen erinnern müssen, um sie lebendig zu halten.
Das machen wir dann gerne und in großem Vertrauen auf die verabredeten Vorgehensweisen.

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Sneak Preview: Change Essentials – Neue Wege der Organisationsentwicklung

Sneak Preview: Change Essentials – Neue Wege der Organisationsentwicklung

Der Vorhang wird vorsichtig angehoben

Zu sehen ist eine Bordküche, in der ordentlich geschnippelt, gebrutzelt und gerührt wird. Wie schon im vorletzten SOCIUS brief angekündigt, haben wir uns auf ein multimediales Abenteuer begeben. Hiermit wollen wir den Leser:innen ein wenig Appetit machen auf das, was auf euch wartet. Das fertige Gericht wird dann im Juni serviert. 

 

 

Soviel können wir schon verraten. Es gibt: 

* Eine Kanutour, erfahrene Reiseleitungen und einiges an praktischen Ausrüstungsgegenständen und Navigationsinstrumenten für eure Organisationen

* Eine Menge Holz und zündende Ideen

* 6 inhaltliche Module und 1 Spielleitungsmodul

* Viele Gedanken und Anregungen zum Thema Führung. Rollen und Aufgaben. Entscheidungen. Resilienz. Strategie. Kollaboration

* 42 Filme (sic!) – um den Antworten auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest so nahe wie möglich zu kommen!

* Mindestens 30 Arbeitsblätter zum Download

* Unterschiedlichstes Terrain, aber immer sehr nass

* Fast alle Gesichter von SOCIUS in Nahaufnahme. 

Und stellt euch vor, das alles ist gratis für euch Dank der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE). Aber mehr verraten wir wirklich noch nicht. Wir wünschen euch und uns weiterhin viel Vorfreude!

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SOCIUS startet in ein multimediales Abenteuer

SOCIUS startet in ein multimediales Abenteuer

Drei Monate bevor unser Onlinekurs für Euch zur Verfügung stehen wird, fangen wir an Euch ein paar Einblicke hinter die Kulissen zu geben… Für uns waren die Dreharbeiten aufregend und die Erstellung der Inhalte ein großer Spaß.

The making of…. 

… es werden Euch erwarten: 6 Lernpfade mit je 4 bis 5 Videos und weiteren Materialien rund um die Themen: Führung, Rollen und Aufgaben, gemeinsam Entscheidungen treffen, Resilienz in Teams, kollaborative Entwicklung und Strategie. Sowie eine „Spielanleitung“ zur Nutzung des Kurses. 

 

 

Auf die Plätze….
…fertig….. loooooos
Joana testet den Telepromter – das sieht schon gut aus 
Unseren Seminarraum haben wir kurzerhand in ein Filmstudio verwandelt 
Unser Videomeister Stefan Marks von Filming for change setzt uns gut in Szene 
Der technische Workflow ist noch etwas neu und manchmal überwältigend
Und wir wussten vorher nicht, dass ein iPad auch ein Teleprompter sein kann
Wir freuen uns darauf, bald unsere Videos mit Euch zu teilen
Unser Video-Team Hannes und Stefan sind einfach toll 
Erste Woche geschafft! 

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Willkommen im SOCIUS Team!

Willkommen im SOCIUS Team!

Seit Januar 2022 bereichern Hannah Kalhorn aus Hamburg  und Lysan Escher aus Halle an der Saale uns auch ganz offiziell im SOCIUS Team. Wir haben ihnen ein paar Fragen gestellt und sind dankbar für die Antworten.

Wir freuen uns sehr, dass Ihr an Bord seid, Lysan und Hannah!

Hannah, Du kennst SOCIUS schon länger. Was hat Dich bewogen, Teil des Teams werden zu wollen? 

Im Rückblick fühlt es sich wie eine lange Reise bis vor die SOCIUS-Tür an. Irgendwann während meines Studiums und über den damaligen Berliner Balkan-Klüngel erschien SOCIUS an meinem Horizont – als eine Ansammlung cooler Leute, die schon sehr viel von dem taten, was ich mir für mich noch erträumte. Glücklicherweise kreuzten sich unsere Wege durch Beratungsaufträge, Veranstaltungen und Fortbildungen immer wieder. Über verschiedene Pfade sprang ich vor kurzem dann auch auf die Route „Selbständigkeit“. Bis dahin hatte ich schon so viele Kreise um diese Ansammlung cooler Leute gezogen, dass es fast keine Frage mehr war, vor dieser Tür Halt zu machen.

…und was hat sich möglicherweise schon mit dem jüngeren “Blick von innen” verändert? 

Womöglich ist es die sich ändernde Rolle, die den Blick verändert. So wie es früher auch einen Unterschied gemacht hat, ob ich Gast in einer WG oder Teil einer WG bin – von dem sich immer wieder stapelnden Geschirr, dem von wem anders aufgebrauchten Lieblingslippenstift oder der zu lauten Musik während der Prüfungsphase bekomme ich bei der Einladung zum Abendessen wenig mit. Und nun stehe ich mit in der Küche, teile und horte meine Lieblingssachen, bin mal zu laut und mal zu leise in dieser Arbeitsgemeinschaft von Menschen, die mir sehr lieb sind und ziemlich viel Erfahrung haben im Gestalten von Gemeinschaft.

Was macht für Dich “gute Beratung” aus? 

Zu guter Beratung ließe sich wohl alles und nichts sagen – wenn ich mein Ohr etwas länger an diesen Resonanzraum halte, höre ich unter anderem, dass gute Beratung vor allem zu mehr Selbstwirksamkeit beiträgt und Räume schafft, in denen sich durch die Erfahrung und Expertise aller Beteiligten neue Handlungs- und Haltungsoptionen zeigen können.

Wenn ich Teil von Teamentwicklung oder Prozessbegleitung war, habe ich die Beratung immer dann als gut empfunden, wenn ich im Prozess mehr verstanden, mehr gesehen, mehr wahrgenommen habe von dem Umfeld und den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Diese Erfahrung ist für mich ein immenser Antrieb, selbst zu einer „guten“ Begleiterin für Veränderungen und Entwicklungen zu werden.

Welche Wünsche hegst Du – für Dich und / oder für SOCIUS – für 2022? 

Mein Eindruck ist, dass sowohl SOCIUS als auch ich einen intensiven Veränderungsprozess durchlaufen. Ich wünsche uns, dass wir vor allem an den ruckelnden Stellen dieser Achterbahnfahrt, dort wo alles ein bisschen Kopf steht, in bestem Selbstvertrauen auf unsere tiefen Erfahrungsschätze zurückgreifen und den Herausforderungen mit großer Zuversicht und Mitgefühl begegnen – um dann ausgelassen Etappenziele zu feiern!

Lysan, Du kennst SOCIUS auch schon länger. Was hat Dich bewogen, Teil des Teams zu werden? 

Angefangen hat alles mit gOE. Ich war 2013 auf der Suche nach einer OE-Ausbildung, die explizit für Menschen ist, die im sozialen Bereich tätig sind und da bin ich über SOCIUS „gestolpert“. Der erste Tag meiner gOE Ausbildung war mein „bonding Erlebnis“ mit SOCIUS. Ich weiß noch, dass ich mit vielen Fragezeichen im Haus Sonneck bei Naumburg angereist bin: „Ist das das Richtige für mich? Mit welcher Kultur und Haltung wird hier gearbeitet?“ Und dann saß ich nach der biographischen Vorstellungsrunde da und wurde gefragt, wie es mir jetzt geht. In mir hat alles gejubelt. Ich hatte das Gefühl, genau richtig zu sein und sowas wie eine kleine neue Arbeitsheimat gefunden zu haben. Dieses Gefühl von Heimat bei SOCIUS hat mich nicht mehr losgelassen. Als ich dann 2019 den Schritt in die Selbstständigkeit gemacht habe, kam parallel die Anfrage von SOCIUS, ob ich zum NextWerk gehören möchte. „Na klar, was sonst!“ Wieder hat in mir alles gejubelt. Und nach einem Jahr der Zusammenarbeit unter Coronabedingungen und neuen digitalen Vorzeichen, stand die Frage im Raum, ob aus der Liebelei auch eine festere Beziehung werden könnte …

…und was hat sich möglicherweise schon mit dem jüngeren “Blick von innen” verändert? 

Wie das eben mit Beziehungen so ist, wenn wir ernsthaft anfangen, uns kennen zu lernen, verflüchtigt sich das „rosarote Brillen Gefühl“ und es wird deutlich: Eine gute Beziehung bedeutet viel Arbeit! Aber da das keine neue Erkenntnis in meinem Leben ist, bin ich guter Dinge und freue mich darauf!

Was macht für dich “gute Beratung” aus? 

Ich gehe davon aus, dass es keine Standardantworten darauf gibt, wie Prozesse in Organisationen gut funktionieren. Aber als Beraterin kann ich meine Perspektive und Erfahrungen einbringen und den Rahmen für einen gelingenden Organisationsprozess halten.

Menschen verbringen viel Zeit ihres Lebens in ihren Arbeitskontexten. Als Beraterin möchte ich dazu beitragen, dass sie sich dort wohlfühlen, sich entfalten und selbstwirksam sein können, um ihren besten Beitrag zum Gelingen der gemeinsamen „höheren“ Ziele und Vision der Organisation zu leisten.

Welche Wünsche hegst Du – für Dich und / oder für SOCIUS – für 2022? 

Ich wünsche mir Leichtigkeit, Offenheit und Neugier auf neue Ideen und unerprobte Wege, um die Herausforderungen zu meistern, denen wir auch in diesem neuen Jahr sowohl persönlich, beruflich als auch gesellschaftlich begegnen werden. Diese Offenheit und Neugier auf unerprobte Wege wünsche ich mir auch für uns als neues SOCIUS Team. 

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Inside Out

Inside Out

Wirkungsfelder persönlicher Entwicklung im Projektmanagement

von Gudrun Zipper und Andreas Knoth

Projekte bestehen nicht nur aus Konzepten, Plänen und Häkchen hinter Meilensteinen: jede Zielformulierung gründet auf eine Balanceakt zwischen eigenen und äußeren Ansprüchen; jeder Plan beinhaltet den atemberaubenden Sprung ins Nicht-Planbare; im Untergrund jeder verantwortlichen Rolle lauern Fantasien von Versagen und Heldentum.
In dem Maße, wie Projekte persönlich werden, haben sie das Potential, Spielfeld persönlicher Entwicklung zu sein.

Dieses im Sommer erschienene Buch beleuchtet die Schnittstelle von persönlicher und professioneller Entwicklung im Projektmanagement aus der Perspektive der Begleitung im Training und Coaching. Grundlage dafür bildet die langjährige Tätigkeit von Gudrun Zipper und Andreas Knoth im Lektorenprogramm der Robert Bosch Stiftung.

Die 125 seitige Publikation kann als Hardcopy über den Verlag von MitOst bezogen werden und ist auch im Download verfügbar: https://www.mitost.org/publications/

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Soziokratie – Potenziale und Hindernisse für moderne Organisationen

Soziokratie – Potenziale und Hindernisse für moderne Organisationen

Schon Anfang des Jahres 2017 habe ich dieses schriftliche Interview als Beitrag zur Masterarbeit von Christin Döhring zum Thema „Soziokratie – Potenziale und Hindernisse für moderne Organisationen“  gegeben. Sie hat mir 15 Fragen geschickt. Nun habe ich es wieder gefunden und beschlossen, es hier zu veröffentlichen , weil es auch andere interessieren könnte. Ich freu mich auch über Rückmeldungen.

  1. In welchem Rahmen sind Sie das erste Mal mit Soziokratie in Berührung gekommen?

Ich hab in brandeins 1/09 den Artikel „Die ideale Welt“ gelesen und wollte unbedingt mehr wissen. Ich bin dann auf das Soziokratische Zentrum Deutschland gestossen und habe im November 2009 ein Einführungsseminar Soziokratie bei Christian Rüther in München gemacht. 2012 habe ich dann das Intensivtraining „Creating workplaces where people can thrive“ bei Gregg Kendrick gemacht. Seitdem arbeite ich immer wieder gerne mit Christian Rüther zusammen und verbreite die Idee der Soziokratie wo es nur geht.

  1. Wie erklären Sie den geringen Bekanntheitsgrad der Soziokratie?

Meiner Beobachtung nach wird Soziokratie immer bekannter. Der eher langsame Prozess hat mE auch viel mit einer fehlenden Lobby zu tun. Die Aktivitäten der Soziokratischen Zentren DACH beugen sich offenbar nicht den Gesetzen eines Marketings des 21. Jahrhundert.

  1. Warum haben Sie sich für das Arbeiten in einer soziokratischen Organisation entschieden?

Mein Unternehmen würde ich nicht als soziokratisch nach allen Regeln der Kunst bezeichnen, und das wird es auch nicht werden, dazu ist es auch zu klein. Gleichzeitig teilen wir hier die soziokratischen Werte seit Gründung 1998: Selbstbestimmung, Transparenz, Beteiligung, gemeinsame Entscheidungen, Kontakt und Augenhöhe. [Edit 2021: Seit 2017 hat sich bei SOCIUS einiges getan: seit neuestem haben wir das Bekenntnis zur Konsent-Entscheidung in der Geschäftsordnung der SOCIUS eG verankert] [Edit 2023: und im Oktober 2022 haben wir bei der ersten deutschen Sociocracy for all Konferenz darüber gesprochen]

Soziokratie: Potenziale und Hindernisse

  1. Warum sollten aus Ihrer Sicht hierarchische Organisationkonzepte überholt werden?

Das sollten sie aus meiner Sicht gar nicht. Ich denke, dass es Organisationen oder Arbeitsbereiche gibt, in denen hierarchische Strukturen sehr sinnvoll sind. Z.B. bei der Feuerwehr im Einsatz. Oder im Flugzeug. D.h. nicht dass eine Gesamtstruktur immer hierarchisch sein muss , aber es gibt reichlich Situationen in denen ich froh bin über hierarchische Konzepte. Bei medizinischen Operationen z.B. auch.

  1. Welche Vorteile bietet die Soziokratie gegenüber einem hierarchisch geführten Unternehmen?

Soziokratie bietet dann Vorteile, wenn die oben genannten Werte geteilt werden. Und wenn Verantwortungsübernahme der einzelnen gewollt und gekonnt ist. Dazu brauchen Menschen oft Unterstützung. Unsere Gesellschaft ist nicht sehr darauf ausgelegt, dass Eigenverantwortung groß geschrieben wird. [Edit 2021: hierzu haben Bettina Rollow und Joana Breidenbach ein sehr gutes Buch geschrieben: New Work needs Inner Work]

  1. Wie löst man sich am besten von alten Paradigmen und gefestigten Strukturen um sich auf das Konzept einzulassen?

Ich denke es ist hilfreich, wenn man zunächst Verbündete findet im Unternehmen, die ähnliche Werte teilen und sich dort mit dem Konzept und der Kommunikation der Soziokratie  im kleinen Kreis vertraut macht. Anschließend kann man anfangen mit den Ideen der Soziokratie in eben diesem Kreis „zu spielen“ und Einzelheiten davon weiter zu tragen, z.B. in Meetings. Wenn man jemanden aus der Führungsebene findet, der:die interessiert ist, gilt es diese Person einzubinden und nicht zu verprellen.

  1. Soziokratie basiert zu großen Teilen auf Vertrauen. Wie schafft man es, dieses bedingungslos auszuüben und „Macht und Kontrolle“ abzugeben?

Das ist oft eine große Herausforderung. Entweder hat es in der Führungsebene schon intrapersonelle Prozesse gegeben, in denen die Leitung persönlich an diesen Themen gearbeitet hat, oder aber es wird sie noch geben müssen. Soziokratie ist mE nicht ohne Persönlichkeitsentwicklung zu etablieren.

  1. Soziokratie bedeutet auch, nicht gleich die perfekte Lösung zu finden – wie geht man damit um?

Die perfekte Lösung gibt es auch außerhalb der Soziokratie nicht, ich denke das die Suche nach einer machbaren Lösung, so wie es in der Soziokratie „propagiert“ wird realistischer ist. Die Loslösung vom Perfektionismus ist überfällig.

  1. Welche Vor- und Nachteile sehen Sie in dem „iterativen“ Lösungsprozess? Ist dieser Prozess der klassischen Zielfestlegung überlegen? Wenn ja, warum?

Ich denke, dass iterative Prozesse einer „natürlichen“ Entwicklung  sehr viel mehr entsprechen als klassische Zielsetzungen, die im Zweifel nicht erreicht werden, dafür aber Gefühle von Versagen hervorrufen, die nachweislich die Motivation und Kraft von Mitarbeitenden senken.

  1. Wie werden soziokratische Prinzipien bewahrt, wenn im Notfall schnell eine Entscheidung getroffen werden muss?

Schnelle Notfallentscheidungen können und sollen auch in soziokatischen Unternehmen top-down entschieden werden. Es geht darum Organisationen arbeitsfähig zu halten, zur möglichst großen Zufriedenheit.

  1. Funktioniert Soziokratie auch unabhängig von der Arbeitsumgebung und ließe sich ausschließlich mit modernen Kommunikationsmitteln, wie Online-Kommunikation umsetzen oder ist die persönliche Kommunikation ein essentieller Bestandteil?

Dazu kann ich leider nichts sagen. Ich vermute, dass Organisationen in denen die Menschen sich NIE sehen, es etwas schwieriger haben. Ich denke aber auch, dass Organisationen in denen Menschen sich NIE live und in Farbe sehen, es ohnehin etwas schwieriger haben.

  1. Gab es Situationen, in der die Soziokratie an ihre Grenzen gestoßen ist und Sie das Konzept in Frage gestellt haben?

In meiner Erfahrung sind eher Menschen an ihre Grenzen gestoßen als Konzepte.

Abschluss

  1. Worin sehen Sie die größten Hürden bei der Einführung von Soziokratie?

Im Willen und im Vertrauen. Auf Macht zu verzichten bedarf großer innerer Freiheit.

  1. In welchem Umfang besteht die Notwendigkeit des Erlernens von Methodenkompetenzen um soziokratisch arbeiten zu können?

Insbesondere die Art der Moderation der Kreise und des Konsents sollte mE von möglichst vielen Beteiligten geübt und gelernt werden. Dazu braucht es Bereitschaft, Gelegenheit und Unterstützung.

  1. Lässt sich Soziokratie in jedem Unternehmen problemlos umsetzten oder würden Sie einer bestimmten Branche, bzw. Unternehmensgröße davon abraten?

Ich glaube: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wenn der Fokus auf „problemlos“ liegt, würde ich wohl mit Nein antworten, wenn der Fokus auf „umsetzen“ liegt, würde ich eher mit Ja antworten.

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„Ich entschied: Ich engagiere mich im Prozess.“

„Ich entschied: Ich engagiere mich im Prozess.“

Dokumentation des OE-Prozesses bei pro familia Landesverband Berlin e.V.

 

„Nicht alle haben sich an den Gruppenprozessen, die dann zu den Entscheidungen führten, beteiligt, aber ein relevanter Teil. Von dem anderen Teil gab es die Erlaubnis, die Entscheidungen zu treffen.“ (2018)

„Die Probleme sind teilweise gelöst.“ (2019)

„Wir sind gerade dran … Bereich Digitalisierung. Mit allem anderen bin ich rund zufrieden.“ (2021) –

So lauten einige Stellungnahmen von Prozessbeteiligten für diese Dokumentation. Eine Dokumentation, die zugleich eine Evaluation darstellt und aufzeigt, was die Beteiligten als gelungen und als schwierig beurteilen.

Der Anlass

Große Unzufriedenheit, vielfältige Konflikte bis hin zu Mobbingvorwürfen und Arbeitsgerichtsprozessen und schließlich ein hoher Krankenstand unter den Mitarbeitenden – das war die Ausgangslage, als Rudi Piwko und ich für den OE-Prozess engagiert wurden. Der Prozess, teilweise gefördert von unternehmens-wert:Mensch, begann 2017 und endete mit einer Überprüfung 2019. 2021 erfolgte ein kurzer Rückblick seitens der Geschäftsführung.

Es war ein schwieriger, alle Beteiligte herausfordernder Prozess, der von Beginn an stark auf Partizipation und Gestaltung durch die Mitarbeitenden setzte. Sämtliche Beschäftigte inklusive der Leitungskräfte sowie der komplette ehrenamtliche Vorstand waren eingebunden. Nicht alle konnten dem Prozess und dem Ergebnis etwas abgewinnen; aber die große Mehrheit nutzte die Möglichkeiten und engagierte sich bei der Entwicklung einer neuen Leitungs- und Kommunikationsstruktur. Am Ende entschieden sich die Beteiligten deutlich für das Modell von Shared Leadership und verlagerten die zentralen Entscheidungskompetenzen in eine Steuerungsgruppe. Die Geschäftsführung ist fester Bestandteil der Steuerungsgruppe, die übrigen Mitglieder können wechseln und repräsentieren verschiedene Bereiche der Organisation, die ebenfalls wechseln können. Das Modell lebt vom Engagement der Beschäftigten, ihrer Kompetenz im Aushandeln auch schwieriger Fragen und Situationen sowie ihrer Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

Die Leitungsebene

Besonders viel abverlangt wurde den vormaligen Leitungskräften: Die mittlere Leitungsebene wurde komplett abgeschafft und zahlreiche alleinige Entscheidungsbefugnisse der Geschäftsführung eingeschränkt. Das bedeutete Macht- und Einflussverlust, zum Teil auch Statusverlust gegenüber Außenstehenden. Aber auch andere Machtpositionen, die sich einzelne im informellen Rahmen erobert hatten, wurden durch das neue Modell in Frage gestellt bzw. minimiert. Und schließlich können und mögen sich nicht alle Mitarbeitenden bei der internen Organisation engagieren oder Verantwortung dafür übernehmen. Während des gesamten Prozesses gab es daher immer wieder Widerstand und Rückzug, offen oder verdeckt. Dieser Widerstand, auch Rückzüge, konnten manchmal aufgelöst, manchmal aber auch schlicht nur akzeptiert werden.

Erfolgsfaktoren

Insgesamt war der Prozess erfolgreich. Folgende Faktoren haben wesentlich dazu beigetragen:

* Geschäftsführung und ehrenamtlicher Vorstand unterstützten den Prozess über den gesamten Zeitraum, die Vorständ*innen nahmen an allen wesentlichen Klausuren und Gruppentreffen teil, sofern es ihnen beruflich möglich war. Auch gegenwärtig ist jemand vom Vorstand an der Steuerungsgruppe beteiligt, wenn es beruflich machbar ist.

* Wir Berater*innen arbeiteten zu zweit und gemischtgeschlechtlich, verfügten dadurch über viel Kraft und boten den Beteiligten durch unsere verschiedenen Persönlichkeiten und manchmal auch differierenden Herangehensweisen unterschiedliche Andockflächen.

* Der Leidensdruck der Beschäftigten einerseits und die Bereitschaft zur Mitgestaltung andererseits war so hoch, dass von Beginn an wesentliche Teile der Beschäftigten ein großes Engagement zeigten.

* Die Beteiligten erarbeiteten sich das neue Leitungs- und Kommunikationsmodell selbst und entschieden sich dafür im Konsentverfahren – dadurch besteht eine hohe Identifikation mit dem Modell.

* Die meisten Beteiligten verfügen über das Bewusstsein, dass das gewählte Modell immer wieder zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen ist.

* Und schließlich nimmt die Geschäftsführung Supervision in Anspruch, wenn sie eine distanzierende Reflexion benötigt.

Die gesamte Dokumentation

Wer mehr über den Prozess mit seinen Höhen und Tiefen erfahren und mehr über die verschiedenen Einschätzungen der Befragten wissen möchte, kann hier die gesamte autorisierte Dokumentation lesen.

Für mich und meinen Kollegen Rudi Piwko war es jedenfalls ein spannender und sehr lehrreicher Prozess, der uns so manches Mal Kopfschmerzen bereitete, aber auch immer wieder große Freude.

Kerstin Engelhardt

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Die New Work Essentials zeigen sich am Horizont!

Für alle, die sich mehr Selbstorganisation und Eigenverantwortung in ihrem Team wünschen.

Mit den New Work Essentials startet SOCIUS einen kleinen Kanon von Tutorials, der es Organisationen und Teams ermöglicht, eigenständig in Richtung Selbstorganisation zu reisen. Zudem können die einzelnen Module Organisationsentwicklungsprozesse unterstützen, indem sie asynchrones Lernen ermöglichen. Teamtage können effizienter gestaltet werden, indem mehr Zeit für gemeinsamen Austausch zu Verfügung steht und kollektive Wissens-Inputs ins Vorfeld verlagert werden. Und natürlich stehen die Kurse auch einzelnen Personen offen, die sich im Bereich Selbstorganisation fit machen und ihre professionellen Fähigkeiten ausweiten wollen.

Mit dem Ganzen experimentieren wir noch etwas. Was ihr sehen werdet, ist ein erster Prototyp. Weder haben wir uns für eine Preisstruktur entschieden, noch ist das Tutorial bereits mit allen Videos angereichert. Ihr erhaltet eine kostenlose Preview  unseres Work-in-Progress und wenn ihr euch erkenntlich zeigen möchtet, freuen wir uns sehr über – gerne auch kritische – Rückmeldungen.

 Was hat euch gefallen? Ist der Kurs übersichtlich? Was hat euch gefehlt? Am einfachsten an piotrowski@socius.de oder kriesel@socius.de.

Die Hauptseite der New Work Essentials lautet:

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Die einzelnen Tutorials finden sich auf Unterseiten. Das Rollenboard Tutorial aktuell unter: https://newwork.socius.de/courses/rollenboard-tutorial/

 

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